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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Fischerei. Forstwirtschaft)

(16 auf 100 ha) viel bedeutender als in den Departements der Alpen und in Savoyen. Während F. früher viel mehr Pferde einführen mußte, als es ausführen konnte, stand 1890 und 1891 der Einfuhr von 14257 und 16012 eine Ausfuhr von 28418 und 24111 gegenüber. Die Hauptplätze für den Pferdehandel (besonders mit Deutschland, Belgien und England) sind Fécamp und Fauville-en-Caux. In den gebirgigen Departements werden besonders Esel und Maultiere gehalten, doch nimmt ihre Zahl ab. Während 1840 beim Ackerbau noch 413500 Esel und 373800 Maultiere verwendet wurden, gab es 1891 nur noch 364887 bez. 230877. Von letztern ist die Ausfuhr (13886 im Werte von 9,72 Mill. Frs.) besonders nach Spanien bedeutend.

Die Rindviehzucht wird am stärksten im Nordwesten betrieben (Finistère 59 Rinder auf 100 ha, Morbihan 57, Mayenne 54) sowie zwischen Vogesen, Jura und Centralfrankreich, zwischen Belfort und Limoges, am schwächsten in der Mittelmeergegend. 1891 wurden 13661533 Stück (1912475 Ochsen, 6557632 Kühe, 333988 Stiere, 4856938 Kälber) gezählt. 1888-91 wurden ausgeführt: 92750, 88846, 59130 und 47340 Stück, eingeführt aus Italien, Algerien und Belgien: 74310, 81325, 99546 und 82733 Stück. Durch die Milchwirtschaft besonders im Norden wird viel Butter erzeugt, und damit besonders England versorgt (Einfuhr 1892 für 10,5 Mill., Ausfuhr hingegen für 81,5 Mill. Frs.). Käse wurde für 8,58 Mill. Frs. ein- und für 18,58 Mill. Frs. ausgeführt. Margarine kam im Werte von 9,18 Mill. Frs. zur Ausfuhr.

Die Schafzucht ist so bedeutend, daß durchschnittlich 45 Stück auf 100 ha und 63 auf 100 E. kommen. Gleichwohl hat sich (wie in den meisten europ. Ländern) die Gesamtzahl vermindert und zwar von 29,5 Mill. im J. 1862 auf 23,8 Mill. im J. 1882 und 21,79 Mill. im J. 1891. Von den Schafen gehören, trotz den Bemühungen der staatlichen Merinoschäfereien zu Perpignan und Rambouillet, nur 13,2 Proz. zu veredelten Rassen. 1891 wurden 1150861 Stück (aus Algerien, Deutschland und Österreich) eingeführt. An Wolle wurden gewonnen: 579088 Doppelcentner im Werte von 87 Mill. Frs.

Die Zahl der Schweine beträgt 6096232. Bei dem sehr reichlichen Genusse von Schweinefleisch (420 Mill. kg, gegenüber 358 Mill. kg Rindfleisch, 145 Mill. kg Kalb- und 127 Mill. kg Schöpsenfleisch) wurden immer mehr Tiere ein- als ausgeführt (1877-86 durchschnittlich die doppelte Zahl), seit 1888 hat sich jedoch das Verhältnis bedeutend geändert. Die Pyrenäen- und Champagnerasse sind die geschätztesten. Die Zahl der Ziegen wird 1891 auf 1480229 angegeben, d. i. 4 auf 100 E. Sehr verbreitet ist die Zucht von Kaninchen (12872000), deren Fleisch als Speise beliebt ist.

Federvieh bildet einen Ausfuhrartikel. Die bekanntesten Arten sind die von Caux, La Flèche, Crèvecoeur und die Cochinchina- und Brahmaputrahühner. Die Eier werden besonders nach England verkauft. Die Ausfuhr (240203 Doppelcentner) übertraf die Einfuhr um mehr als das Doppelte.

Die Bienenzucht ist in manchen Gegenden bedeutend. 1891 gab es 1634897 Bienenstöcke, welche 6753325 kg Honig und 2097783 kg Wachs im Werte von 14,04 Mill. Frs. lieferten. Berühmt ist besonders der Honig von Narbonne und Crèvecoeur.

Die Seidenzucht, vorzugsweise an den ins Mittelmeer gehenden Flüssen sowie an der Küste der Provence, liefert der Industrie ein vortreffliches und so reiches Material, daß ihr wohl ein Zehntel der gesamten Seidenproduktion der Erde zufällt und daß F. in dieser Beziehung nur von Italien übertroffen wird. Infolge von Krankheiten des Maulbeerbaums und der Seidenraupen ging der Gesamtertrag der Cocons zurück; er betrug 1854: 26, 1865: 5,5, 1882-91: 9,7, 7,7, 6,2, 6,6, 8,3, 8,6, 9,5, 7,4, 7,7 und 6,8 Mill. kg. 1892 erzielten 141487 Züchter 7,68 Mill. kg. Am ertragreichsten waren Gard (2,26 Mill.), Ardèche (1,6), Drôme (1,1) und Vaucluse (1,0 Mill. kg Cocons). - Vgl. Settegast, Die Viehzucht F.s (Berl. 1879).

Fischerei. Die Seefischerei ist bedeutend. Sie beschäftigte 1888: 143375 Menschen (88528 davon auf Schiffen) mit 25443 Schiffen von 193162 t, welche einen ungefähren Wert von 45 Mill. Frs. hatten. Von dem Ertrage von 86,97 Mill. Frs. kamen auf die Häfen von Boulogne 12, Fécamp 14, La Croisic 4,6, Dünkirchen 3, Douarnenez 1,2, Trouville 2,07, St. Malo 8,8, Granville 2,6, Auray 2,6, Les Sables d'Olonne 1,9, Cette 2,0, Paimpol 1,7, Quimper 1,3 Mill. Frs. Im Dienste des Großen Fischfangs (la grande pêche), der sich jetzt nur noch auf den Kabeljaufang beschränkt, standen (1893) 617 Schiffe, die zumeist nach Neufundland (die kleinen franz. Inseln St. Pierre und Miquelon) und nach Island fuhren. Sie hatten 11127 Mann Besatzung und brachten insgesamt 44,31 Mill. kg frischen Kabeljau heim. Bei Island wurden auch gegen 500000 Hummern gefangen. Sehr gute Erträge hat der Sardinenfang, dessen Gebiet von der Bretagne bis zum Biscayischen Meerbusen reicht; man erbeutete 1886: 367,1, 1888: 1157,7 Mill. Stück Fische. Der Heringsfang brachte 1890: 42,7 Mill. kg (1886: 32,8 Mill.) im Werte von 9,8 Mill. Frs., außerdem wurden gefangen: an Anchovis 0,8 Mill. kg (1886: 6,3 Mill. kg), an Makrelen 17,5 Mill. kg im Werte von 3 Mill. Frs., an Austern 130,2 Mill. Stück (1886: 151,2), an Miesmuscheln 605620 hl, an Krabben 1,5 Mill. kg; ferner Thunfische, Steinbutt, Seezungen, Barben, Lachse und Rochen. Sehr bedeutend ist die künstliche Austernzucht, die ungefähr 10000 Männer, 15100 Frauen und 1300 Kinder beschäftigt und (1888) einen Ertrag von 607 Mill. Stück lieferte. Die Gebirgsbäche der Alpen und Pyrenäen sind reich an Forellen; die Rhône liefert Barben und Hechte, sonst giebt es noch Karpfen, Aale und Weißfische.

Forstwirtschaft. Etwa ein Sechstel des Landes ist bewaldet. Schon 1827 suchte die Regierung der Abholzung und ihren Folgen zu steuern. Auch unter Ludwig Philipp und besonders unter Napoleon beschäftigte man sich mit der Frage der Aufforstung und 1870 waren schon 100000 ha neu bepflanzt und seitdem ist der Waldbestand um 200000 ha gewachsen. Während die Ackerbaustatistik für 1873: 8357000 ha, für 1882: 9455255 ha (25 a auf 1 E.) angiebt, findet man in andern Quellen für 1888: 9388000 ha verzeichnet. Das Depart. Landes gehört zu den waldreichsten (47 Proz. des Bodens), dann kommen Var (42 Proz.), Vogesen (35 Proz.), Belfort (34 Proz.), Gironde (34 Proz.), Ariège und Jura (33 Proz.); die waldärmsten sind: Seine (2 Proz.), Manche (3 Proz.), Vendée (4 Proz.), Finistère (5 Proz.) und Calvados (7 Proz.). Bekannte Waldbezirke sind der Wald von Fontainebleau (17000 ha), der von Compiègne und der von Orléans (37000 ha). Staatseigentum sind (1889) nur