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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Revolutionskriege
Schlacht bei Wattignics 15. bis 16. Okt. unent-
schieden blieb.
Während dies im Norden geschah, hatte 26. März
ein 63 000 Mann starkes .Heer (Preußen und 9000
Hessen) bei Vacharach den Rhein überschritten,
.'N.März Mainz eingeschlossen und Ni.Iunidie förm-
liche Belagerung der Festung eröffnet, die 22. Juli
kapitulierte. Der Herzog von Braunschweig schlug
hierauf die frauz. Rhcinarmee 14. Sept. bei Pir-
mascns (s. d.) und 28. bis 30. Nov. bei Kaiserslau-
tern (s. d.) und schloß im Oktober Landau ein; doch
mußte die Belagerung dieser Festung aufgehoben
werden, nachdem das östcrr. Hilf^korps, das sich
unter Wurmser auf eigene Faust im Elsaß vorge-
schoben hatte, 26. Dez. bei Weißenburg von der
franz. Moselarmee unter Hoche geschlagen worden
war. Der Herzog von Braunschweig führte darauf
sein Heer auf das rechte Rheinufer zurück, ebenfo
Wurmser das seinigc, und die franz. Rheinarmec
unter Pichegru rückte vor Mainz. Im südl. Frank-
reich war der Kriegshafen Toulon 29. Aug. durch
die Royalisten an die Engländer übergeben worden;
doch erschien alsbald ein franz. Heer vor dem Platze,
der nach längerer Belagerung 18. Dez. kapitulieren
mußte; bei dieser Belagerung zeichnete sich der
Artillerieoffizier Bonaparte (s. Napoleon I.) hervor-
ragend aus und lenkte zuerst die Aufmerksamkeit
der leitenden Kreise auf seine außergewöhnliche
militär. Begabung. Frankreich hatte 7. März an
Spanien Krieg erklärt und 30 000 Mann unter
Servan bei Bayonne, Perpignan und Toulouse auf-
gestellt. Aus Catalonien, Aragon und Navarra
drangen span. Truppen (30 000 Mann unter Antonio
Ricardo, Prinz Castelfranco und Don Ventura Caro)
in den Pyrenäen vor und schlugen die Franzosen
in vielen kleinen Gefechten. An der ital. Grenze hatten
in diesem Jahre 30000 Franzosen unter Kellermann
in Savoyen und 20 000 Mann unter Biron in Nizza
gestanden, ihnen gegenüber bei Avita, Suea und
(^aluzzo ein sardinisches, durch österr. Truppen ver-
stärktes Heer. Entscheidende Kämpfe fanden auch auf
diesem Kriegstheatcr nicht statt. Kcllermann mußte
einen Teil seinerTruppen zur Unterdrückung des Auf-
standes nach der Provence entsenden. Die Verbün-
deten rückten im Juni in Savoyen ein, gingen jedoch,
als Kellermann wiedergekehrt war, nach den Pässen
des Mont- Cenis und St. Bernhard zurück.
Bivher hatten die franz. Heere aus Linientruppcn
und Freiwilligen bestanden, doch hatten sich die aus
(einjährigen) Freiwilligen gebildeten Truppen allent-
halben als wenig brauchbar für den Feldkrieg er-
wiesen. Das machte eine Armeereform dringend
nötig, und die drakonische Energie des jakobinischen
Wohlfahrtsausschusses erklärte durch ein Gesetz
vom 20. Aug. 1703 die Wehrpflicht für allgemein.
Dann vereinfachte man das Eadresystem, indem
man die alten Regimenter auflöste und aus drei
Bataillonen und vier Eskadrons die Halbbrigadc
als taktische Einheit bildete. Die neuen Aufhebun-
gen ergaben Ende 1793 ein Heer von 650 000, im
Juni darauf von 730000 Mann verfügbarer Feld-
ttuppen. An der franz. Nordgrenze standen 270000
Mann unter Pichegru, davon 27000 Mann unter
Charbonnier in den Aroennen, gegen 140000 Ver-
bündete (Österreicher, Engländer, Holländer). Oster-
reich stellte in den Niederlanden und am Rhein
überhaupt 200000 Mann aus, Preußen (mit engl.
und Holland. Subsidien) 62 400, England 26 000,
Hannover 18000, Hessen 12000, Braunschweig
2000; die hannov., Hess. und braunschw. Truppen
sowie einige Emigrantcnkorps wurden von England
besoldet. Kaiser Franz II. tras Anfang April 1794
beim Heere in Belgien ein, worauf der Vormarsch
gegen die franz. Festung Landrecies begann. Das
verschanzte Lager bei Eateau wurde 17. April er-
obert und am folgenden Tage die Belagerung er-
öffnet, worauf die Festung 30. April kapitulierte.
Aber auch jetzt wurde zu langsam vorgegangen.
Die Verbündeten erlitten bei Tourcoing 18. Mai
Verluste, die sie allerdings durch eine siegreiche Ak-
tion beiTournay 22.Mai wieder wettmachten; aöcr
unterdessen war Jourdan mit einer Armee von der
Mosel gegen die Tambre herangerückt, und 26. Juni
verlor Eoburg die Schlacht bei Fleurus. Er mußte
hinter die Maas und bald nachher hinter die Roer
zurück. Bisher hatten sich die Franzosen mehr in
der Defensive gehalten, nun ergriffen sie die Offen-
sive. Jourdan konnte mit 60000 Mann Brügge und
Mons erobern, und als Elerfayt, an den Coburg
das Kommando abgegeben hatte, im Oktober über
den Rhein zurückging, auch ganz Belgien und die
nördl. Partie des linken Rheinufers mit Köln, Bonn
und Koblenz in seine Gewalt bringen. Am 4. Nov.
siel Mastricht in seine Hände. Pichegru dagegen
war nordwärts marschierend dem Herzog von 'Zork,
der das engl. HilfsHeer befehligte, gefolgt, hatte
Erevecoeur, Herzogenbusch und Venloo genommen,
sich 3. Nov. der Festung Nimwegen bemächtigt und
das ganze Land bis zur Waal besetzt. Der Herzog
von Zork stand zwischen Waal und Leck, glaubte
den Feldzug beendigt und begab sich nach England,
das Kommando dem hannoo. General Walmoden
überlassend. Da übernahm Moreau den Oberbefehl
über die franz. Nordarmee an Stelle des erkrankten
Pichegru und setzte die Operationen weiter fort.
Zwar wurde 12. Dez. sein Angriff auf die Insel
Bommel abgewiesen, doch nahm Pichegru 27. Dez.
die Insel, nachdem Waal und Leck auf dem Eise
überschritten waren, und sprengte die Holland. Trup-
pen auseinander. Am 10. Jan. 1795 führte Wal-
moden das anf 23000 Mann herabgekommene Heer
über den Leck und zog dann über die Ems nach
Deutschland. Pichegru eroberte ohne Widerstand
ganz Holland; die bei Terel von Eis umschlossene
Holland. Flotte ergab sich der franz. Kavallerie.
Im Mai 1794 hatte, als Jourdan nach Belgien
zog, Morcau den Befehl über die 30 000 Mann
starke Moselarmee übernommen, und am Rhein
standen 36000 Mann unter Michaud. Die Ver-
bündeten hatten die Rheinlinie von Basel bis
Mannheim mit 85000 Österreichern, Reichstrup-
pen und Emigranten unter dem Herzog Albrecht
von Sachsen-Teschen besetzt; bei Mainz stand Ield-
marschall Möllendorf mit 50000 Preußen und 5000
wachsen, bei Trier Feldmarschalllieutenant Vlan-
kenstein mit 9000 Österreichern. Möllendorf griff
23. Mai an und drängte die Franzosen bei Kaisers-
lautern zurück, wies auch ihre Angriffe 2. und
3. Juni ab, zog sich jedoch wieder zurück, als 12.
und 13. Juni ueue Vorstöße erfolgten, und stellte
sich, verstärkt durch 10000 Österreicher, vor Mainz
auf. Inzwischen hatte Blankenstein auch Trier auf-
gegeben. In der zweiten Hälfte des September drang
Möllendorf im Hunsrück vor, mußte jedoch wieder
zurückgehen, da Elerfayt auf das rechte Rheinufer
zurückgewichen war, und ging ebenfalls über den
Strom. Am 2. Nov. nahmen die Franzosen den
Rheinfels und 25. Dez. den Brückenkopf von Malm-