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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französisch-Österreichischer Krieg von 1805

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Französisch-Österreichischer Krieg von 1805'

Neapel geschafft werden, die Franzosen aus Unteritalien vertreiben und nach der Lombardei vorrücken. Das österr. Heer sollte von der Etsch her Mantua und Peschiera angreifen und nach Eroberung dieser Plätze in die Schweiz einrücken, wohin gleichzeitig andere Korps aus Tirol und Vorarlberg vordringen sollten; diese in der Schweiz vereinigten österr. Streitkräfte waren sodann für einen Einfall in die Franche-Comte bestimmt, bei dem man auf die Mitwirkung der sardin. und neapolit. Truppen rechnete. Die in Bayern einrückenden österr. Korps sollten über die Iller hinausdringen, um sich der Truppen des Kurfürsten Max Joseph zu versichern, im übrigen aber keine Aktion vor Eintreffen des russ. Heers wagen, sondern vorher sich lediglich auf die Verteidigung des Donauthals beschränken. Ein anderes russ. Heer sollte durch Pommern gegen Hannover vorgehen und unterwegs durch die 15000 bei Stralsund gelandeten Schweden verstärkt werden.

Zu Anfang September standen von den Österreichern an der Etsch 64000 Mann unter dem Erzherzog Karl, in Venedig 4200 Mann, in Südtirol unter Feldmarschalllieutenant Hiller 17000 Mann, die dem Erzherzog Karl ebenfalls zugewiesen waren; ferner in Nordtirol und Vorarlberg 24000 Mann, die später noch verstärkt wurden, unter Erzherzog Johann, in Süddeutschland 70000 Mann bei Wels unter Befehl des Kaisers Franz II., denen noch 20000 Mann aus dem Innern des Reichs zuzogen. Das in Deutschland stehende Heer ging Mitte September bei Braunau und Schärding über den Inn, rückte über München und Landshut gegen die Iller vor und erreichte gegen Ende September Ingolstadt, Burgau, Ulm, Dietmannsried, Kempten und Kaufbeuren, das Nordufer des Bodensees und die Gegend von Sigmaringen; das Hauptquartier befand sich in Mindelheim. Kaiser Franz II. begab sich 26. Sept. nach Wien zurück und übergab dem Erzherzog Ferdinand den Oberbefehl, jedoch mit großen Einschränkungen zu Gunsten des Generalquartiermeisters Freiherrn Mack. Dieser erwartete den Anmarsch der Franzosen durch den Schwarzwald in nur geringer Stärke und wollte in der für das nur 60000 Mann starke Heer viel zu ausgedehnten Stellung bis zum Eintreffen der Russen verbleiben.

Ende August brach Napoleon von Boulogne mit den am Kanal stehenden, ursprünglich gegen England bestimmt gewesenen Truppen in Eilmärschen nach Deutschland auf. Die Korps von Marmont und Bernadotte vereinigten sich, von der holländ. Küste und aus Hannover kommend, zu Anfang Oktober bei Würzburg, die Korps von Davout, Soult, Lannes und Ney, die Reservekavallerie unter Murat, die Garden unter Mortier und Bessières trafen vom Kanal her bereits vom 20. bis 24. Sept. bei Mannheim, Landau und Straßburg am Rhein ein und fanden dort das bayr. Korps unter Deroy und Wrede vor. Napoleon verfügte sonach zu Anfang Oktober in Süddeutschland über 167000 Mann Infanterie und 33000 Reiter, und zwar waren dies die Kerntruppen Frankreichs. Am 23. Sept. erfolgte die Kriegserklärung an Österreich, am 25. überschritt die franz. Hauptarmee den Rhein, 6. Okt. standen bereits Ney bei Giengen, Soult, Lannes, Murat nebst den Garden bei Nördlingen, Davout bei Öttingen, Bernadotte, unter Verletzung der preuß. Neutralität, mit Marmont bei Gunzenhausen und Spalt. Bei Donauwörth, Ingolstadt und ↔ Neuburg gingen franz. Kolonnen über die Donau, nachdem das Korps Kienmayer dort zurückgeworfen und vom österr. Hauptheere abgedrängt war, besetzten Augsburg und München, schnitten der zwischen Ulm und Günzburg stehenden österr. Armee die Verbindung nach dem Inn ab und rückten von Osten her in einem großen Umgehungsmanöver gegen die bei Ulm gesammelte österr. Armee. Im österr. Hauptquartier fehlten durchaus nicht alle Nachrichten über die Bewegungen des feindlichen Korps, aber Mack deutete sie auf einen Rückmarsch Napoleons nach dem angeblich aufständischen Frankreich. Jedoch am 8. Okt. wurde die Division Auffenberg bei Wertingen während des Marsches von Murats Reiterei und der Grenadierdivision Oudinot angegriffen und erlitt schwere Verluste, tags darauf nahmen die Franzosen die Brücke von Günzburg durch Überfall. Auf beiden Stromufern wurde das österr. Heer eingeschlossen, während Bernadotte und das bayr. Korps nach München, Marmont und die Garden nach Augsburg vorrückten. Am 11. Okt. errangen die Österreicher unter Schwarzenberg nördlich von Ulm bei Haßlach und Jungingen einige Vorteile, das Korps Jellachich gelangte am 13. auf dem rechten Donauufer bis Ochsenhausen, das Korps Werneck rückte mit der Reserveartillerie nach Heidenheim ab und das Korps Riesch auf der grundlosen Uferstraße nach Elchingen. Das letztere wurde 14. Okt. von Ney bei Elchingen (s. d.) mit großem Verluste geschlagen. Die franz. Garden und Nansoutys Kürassiere rückten hierauf nach Burgau, Marmont nach Illertissen, Soult nach Memmingen; die Division Dupont nach Albeck: Napoleons Hauptquartier wurde nach Oberelchingen verlegt. Die Einschließung des österr. Heers war somit am Abend des 14. Okt. vollendet, doch entkam der Erzherzog Ferdinand an der Spitze von 11 Schwadronen und 2 Bataillonen noch über Geislingen. Am 15. erstürmten die Franzosen den Michaelsberg und warfen die Österreicher nach Ulm hinein; am 17. Okt. kapitulierte Mack dort mit noch 24000 Mann, ebenso ergab sich die Besatzung von Memmingen an Soult. Das Korps Jellachich gelangte von der Iller glücklich nach Vorarlberg, dagegen wurde das Korps Werneck mit der Reserveartillerie nach mehrern Gefechten am 18. bei Trochtelfingen sowie der Armeetrain bei Bopfingen gefangen genommen. Nach der Kapitulation von Ulm sendete Napoleon unverzüglich das Korps Soult gegen den Inn und ließ den Erzherzog Ferdinand durch die Divisionen Oudinot und Nansouty verfolgen; doch zog der Erzherzog Teile des Korps Werneck und von Bopfingen entkommene Artillerie an sich, lieferte der franz. Kavallerie bei Wallerstein am 17. ein glückliches Gefecht und erreichte nach einem weitern Gefechte bei Eschenau 23. Okt. die böhm. Grenze bei Eger.

Der üble Ausgang des Feldzugs in Süddeutschland bestimmte den Erzherzog Karl, seine befestigte Stellung an der Etsch aufzugeben. Dieser Rückzug wurde durch einen glücklichen Schlag gegen Masséna wesentlich erleichtert. Am 29. Okt. überschritt dieser die Etsch bei Castelvecchio und Pescantina, griff den österr. rechten Flügel an, wurde jedoch in dreitägiger Schlacht bei Caldiero (s. d.) besiegt und zog nach Verona ab. Erzherzog Karl zog sich darauf über die Brenta, Piave, Tagliamento und Isonzo unter Gefecht zurück und vereinigte sich 26. Nov. bei Gonobitz und Windisch-Feistritz mit den unter Erzher-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 211.