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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französisch-Österreichischer Krieg von 1809

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Französisch-Österreichischer Krieg von 1809'

Wien und besetzten die Praterinsel, worauf die österr. Besatzung nach dem Marchfelde abzog und die Hauptstadt kapitulierte. Am 16. Mai vereinigten sich beide seit dem 20. April getrennten Teile des österr. Hauptheers, das in der Stellung Stammersdorf-Lang-Enzersdorf lagerte und die Donau bei Stadlau, Stockerau und Krems beobachtete. Napoleon ließ die franz. Armee über die Insel Lobau auf das linke Donauufer übergehen, wurde jedoch 21. und 22. Mai vom Erzherzog Karl bei Aspern und Eßling (s. d.) geschlagen und zum Rückzug auf die Insel und das rechte Stromufer gezwungen.

Das Korps Masséna blieb in der Lobau, das Korps Davout besetzte Wien, und die übrigen Korps lagerten in der Nähe der Hauptstadt, während das österr. Hauptheer bei Aspern und Breitenlee stehen blieb. Beide Heere zogen Verstärkungen an sich und rüsteten sich zu neuen Kämpfen; doch war der Vorteil auf der Seite Napoleons, der zu Anfang Juli bei Wien über 180000 Mann verfügte, während Erzherzog Karl nur 130000 Mann hatte. Die Franzosen hatten die Lobau verschanzt und mit schwerem Geschütz besetzt, auch bei Kaiser-Ebersdorf die Brücke wiederhergestellt und durch vorgeschobene Werke gesichert. Auch Erzherzog Karl hatte bei Aspern, Eßling und Enzersdorf Schanzen erbauen lassen und sie durch das Korps Klenau besetzt; der bei Preßburg stehende Erzherzog Johann erhielt die Weisung, heranzurücken. Erzherzog Karl hatte sein Heer hinter dem Rußbach zwischen Deutsch-Wagram und Markgraf-Neusiedl aufgestellt, davor ein Korps am Bisamberge zur Beobachtung der Donau, die Reservekavallerie bei Breitenlee und Aderklaa. Napoleon wollte die feindlichen Verschanzungen umgehen und über Enzersdorf und Rutzendorf angreifen, ließ 30. Juni abends bei Aspern eine Brücke schlagen, auf der sogleich eine Brigade überging, und tags darauf eine zweite Brücke dort herstellen. Am 4. Juli sammelten sich in der Lobau große Heeresmassen, die zwar von der österr. Artillerie heftig beschossen wurden, jedoch mehrere Brücken nach dem linken Stromufer erbauten, sodaß bis zum Morgen des 5. Juli bereits 90000 Franzosen über die Donau gehen konnten. Die übrigen Korps folgten, und es begann die Schlacht bei Wagram (s. d.), die am Nachmittag des 6. Juli mit der Bewältigung des österr. linken Flügels endigte und den Ausgang des Krieges entschied. Erzherzog Johann war von Preßburg her zu spät gekommen, um noch teil an dem Kampf nehmen zu können. Erzherzog Karl führte sein Heer in guter Ordnung nach Znaim, das Korps des Fürsten Rosenberg nach Laa; die zur Verfolgung nachgesendeten Korps Davout, Marmont und Masséna hatten hartnäckige Gefechte mit der österr. Nachhut zu bestehen, namentlich bei Znaim 10. und 11. Juli. Am folgenden Tage wurde ein Waffenstillstand geschlossen und 15. Juli ein Demarkationsvertrag unterzeichnet, wonach die Österreicher die adriatischen Küsten, Innerösterreich, einen großen Teil von Ungarn und Mähren mit Brünn, Preßburg, Raab, Tirol und Vorarlberg räumen, in Polen jedoch die beiderseitigen Heere in ihren Stellungen verbleiben sollten.

Inzwischen hatte in Innerösterreich Erzherzog Johann 42000 Mann gesammelt und nach Italien geführt, Chasteler war nach Tirol, die Brigade Stoichevich nach Dalmatien eingedrungen, während der Erzherzog Karl in Bayern operierte; doch trafen die österr. Heeresabteilungen auf sehr überlegene ↔ feindliche Streitkräfte. In Italien standen unter dem Vicekönig Eugen (s. Leuchtenberg) und Macdonald 70000 Mann, in Dalmatien unter Marmont 11000, in Tirol 9000 Mann. Erzherzog Johann sammelte sein Heer 8. April bei Tarvis, ging 10. über den Predil und erreichte 12. April Cividale; eine Seitenkolonne ging über Ponteba und schlug am 11. bei Venzone eine franz. Division, eine andere Kolonne überschritt bei Görz den Isonzo und besetzte Udine, wo sich 13. das ganze Heer vereinigte. Die Franzosen gingen vom Tagliamento hinter die Livenza zurück, wurden jedoch 15. April bei Pordenone sowie tags darauf bei Sacile und Fontanafredda vom Erzherzog Johann geschlagen. Die ungünstigen Nachrichten aus Süddeutschland bestimmten den Sieger jedoch dazu, sein Heer über die Piave zurückzuführen, wo es 8. Mai angegriffen und zum Abmarsch nach Kärnten veranlaßt wurde. Am 13. Mai stand das Heer des Erzherzogs Johann wieder bei Tarvis und Pontafel, das Korps Jellachich hielt noch Salzburg, zog sich jedoch nach Steiermark. Die Franzosen nahmen die Sperrforts Malborghetto und Predil sowie die Schanzen bei Tarvis und auf dem Prewald. Am 12. Mai erschien der Banus Graf Gyulay mit einem Korps in Krain, zog sich jedoch beim Anrücken der Franzosen von Laibach nach Agram zurück und sammelte dort ein Heer von 32000 Mann (meistens Grenzern). Jellachich vereinigte sich nach einem heftigen Kampfe bei St. Michael (25. Mai) bei Graz mit dem Heere des Erzherzogs, der nach Ungarn abzog und 1. Juni bei Körmend lagerte. Der Vicekönig Eugen marschierte auf Wien zu, drängte den Erzherzog Johann jedoch zunächst nach Raab und schlug ihn sowie die mit ihm vereinigten Truppen der ungar. «Insurrektion» dort 14. Juni mit großem Verluste. Erzherzog Johann ging nach Komorn zurück, führte sein noch immer gegen 30000 Mann starkes Heer nach Preßburg und wies dort 26. Juni einen Angriff des Vicekönigs Eugen zurück, worauf dieser mit den meisten Truppen nach Wien markierte und sich mit dem Heere Napoleons vereinigte.

In Tirol standen dem im Pusterthale vordringenden, 10000 Mann starken Korps Chasteler zu Anfang April unter Bisson 9000 Franzosen und Bayern gegenüber. Die Bevölkerung hatte sich bereits erhoben, 12. April Innsbruck genommen, wobei die bayr. Besatzung unter Kinkel gefangen wurde, und tags darauf auf dem Berge Isel eine franz.-bayr. Kolonne unter Bisson gezwungen, die Waffen zu strecken; der Paß Scharnitz ward vom Landsturm besetzt und Kufstein eingeschlossen. Der Vicekönig Eugen ließ den linken Flügel des ital. Heers unter Baraguay d‘Hilliers von Süden her in Tirol einrücken, doch wurde derselbe durch 12000 Tiroler zu Trient und Roveredo aufgehalten und nach mehrern Gefechten zum Rückzüge nach Calliano genötigt. Am 22. April traf Chasteler bei Trient ein, worauf Baraguay d'Hilliers nach Gefechten bei Calliano und Volano am 27. bis an die Chiusa veneta zurückwich. Inzwischen war Lefebvre von Norden her in Salzburg eingerückt und marschierte, eine Division vor Jellachich bei Radstadt stehen lassend, mit zwei Divisionen ins nördl. Tirol; Chasteler stellte sich bei Wörgl auf, um ihn aufzuhalten, wurde jedoch 13. Mai nach Volders bei Hall zurückgedrängt, nachdem tags zuvor die Bayern Kufstein entsetzt und den Paß Strub genommen hatten. Die in Südtirol und dem Pusterthale stehenden

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 214.