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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friederikenbad - Friedland (Bezirkshauptmannschaft in Böhmen)
innerung an die Entdeckung Amerikas" (2 Bde.
1892). F. gehört zu den Vorkämpfern einer deutschen
überseeischen Politik.
Friedewald, Flecken im Kreis Hersfeld des
preuß. Reg.-Vez. Cassel, 11 km im NO. von Hers-
feld, im Seulinaswalde, in 381 m Hohe, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Cassel) und einer Ober-
försterei, hat (1890) 1020 evang. E., Post, Tele-
graph, Darlehnskassenverein, Basalt-, Kalkstein- und
Sandsteinbrüche. Im obern Teile die Ruine der
1472 erbauten und 1762 zerstörten Burg F. mit
vier Ecktürmen; 5. Okt. 1551 wurde hier der Ver-
trag zwischen Frankreich und den schmalkaldischcn
Fürsten zur Befreiung des Landgrafen Philipp von
Hessen aus kaiserl. Gefangenschaft geschlossen.
Friedheim, poln. Ni^tec^ko, Stadt im Kreis
Wirsitz des preuft. Reg.-Vez. Vromberg, 20 km von
Schneidemühl, am Netzebruch und an der Linie
Schneidemühl-Thorn der Preuß. Staatsbahnen, hat
(1890) 932 E., darunter 313 Katholiken und 57
Israeliten, infolge einer Gebietserweiterung 1023 E.,
Post, Telegraph, eine evang. und eine kath. Kirche
sowie Braunkohlengruben.
Friedhof (ursprünglich nicht von "Friede" her-
stammend, sondern umgedeutet aus althochd. lritliof,
mittelhochd. vi-itkot', d. i. ein umfriedigter oder ein-
gehegter, Schutz gewährender Platz), auch Gottes-
acker, in neuerer Zeit der allgemeine Name für den
öffentlichen Vegräbnisplatz (s.Bestattung der Toten).
Friedland. 1) Kreis (Landratsamt in Dom-
nau) im preuß. Neg.-Bez. Königsberg, hat 880,5i
ykm, (1890) 42 708 (19 998 männl., 22 710 weibl.) E.,
4 Städte, 80 Landgemeinden und 118 Gutsbezirke.
- 2) F. in Ostpreußen, Stadt im Kreis F.,
43 km im SO. von Königsberg, an der zum Pregel
gehenden Alle, ^itz eines Amtsgerichts (Landgericht
Bartenstein), Hauptsteueramtes und einer Reichs-
bankstelle, hat (1890) 2609 meist evang. E., darunter
39 Israeliten, Post, Telegraph, Bürgerschule und
ist 1312 vom Hochmeister Beffart von Trier erbaut.
- In der Schlacht von F. siegte Napoleon I.
14. Juni 1807 mit über 70000 Mann über die
etwa 55000 Mann starken Nüssen unter Vennigsen.
Dieser, nach der Schlacht bei Heilsberg (s. d.) im
Rückzug auf Königsberg begriffen, fand F. am
Abend des 13. von den Franzofen besetzt, ließ sie
vertreiben, stieß aber vor der Stadt auf das Korps
Lannes und zog deshalb noch mehr Truppen auf
das linke Nfer der Alle. Napoleon ließ F. am Mor-
gen des 14. durch Lannes angreifen, der jedoch bis
gegen Abend nur ein hinhaltendes Gefecht führte,
um die andern Korps abzuwarten. Erst gegen 6 Uhr
abends befahl der Kaifer den Angriff Neys gegen
F., der jedoch an dem verheerenden Feuer der Nüssen
scheiterte. Sodann warf Vagration Neys Korps in
vollständiger Auflösung zurück. Napoleon ließ das
Korps Victor und die Division Dupont vom Korps
Bern ad otte nebst derKavalleriedivisionLatour-Mau-
bourg vorrücken, wodurch die Nüssen zum Stehen
gebracht wurden. Da führte General Se'narmont
die Artillerie des 1. Korps, in zwei große Batterien
zusammengestellt, an die Russen heran. Nnter der
Wirkung des furchtbaren Kartätfchenfeuers wichen
die Rusfen. Victor ließ die Dragoner Latour-Mau-
bourgs zur Unterstützung Eenarmonts vorrücken;
Ney hatte seine beiden Divisionen unterdessen ge-
sammelt und vorgeführt. Nun rückte se'narmont
bis auf 80 Schritte heran und wies einen Reiter-
angriff erfolgreich zurück, wodurch die Schlacht ent-
fchieden wurde. Die Russen traten teils den Rück-
zug durch die brennende Stadt an, wobei sie schwere
Verluste erlitten, teils durchschritten sie die Alle bei
Kloschehnen unter Zurücklassung eines großen Teils
ihrer Artillerie. Der Verlust des franz. Heers
betrug 7000 Mann, darunter 7 Generale, der des
russischen 16000 Mann und 80 Geschütze. Am
21. Juni ward Waffenstillstand geschlossen, dem der
Friede von Tilsit folgte. - 3) F. in Mecklen-
burg, Stadt im Grohherzogtum Mecklenburg-
Strelitz, 24 Km im NO. von Ncubrandenburg, in
15 m Höhe, rechts an der Datze und an der Neu-
brandenburg-Friedländer Eisenbahn (Nebenbahn,
25,6 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neu-
strclitz), hat (1890) 5046 meist evang. E., Post
zweiter Klaffe, Telegraph, zwei luth. Kirchen, städti-
sches Gymnasium, 1429 gegründet (Direktor Nbbe-
lohde, 10 Lehrer, 6 Klassen und Vorschule, 147
Schüler),Bürgerschule, höhere und unUleieMädchen-
schule; Zuckerfabrik, Eisengießerei, Dampfmühle,
Acker- und Tabakbau sowie Viehzucht. F. erhielt
1244 Stendalsches Recht. - 4) F. in Schlesien,
Stadt im Kreis Waldenburg des preuß. Reg.-Vez.
Vreslau, in 503 m Höhe, am Steinefluß und an der
Linie Breslau-Halbstadt der Preuft. Staatsbahnen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schweidnitz),
hat (1890) 2528 E., darunter 934 Katholiken, Post,
Telegraph, Meteorolog. Station, evang. und kath.
Kirche, großes Stadthaus, 1 Rouleaux- und 2 Pa-
pierfabriken, 4 mechan. Webereien, Garnbleiche. -
5) F. in Oberschlesien, Stadt im Kreis Falken-
berg des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, 22 km im SW.
von Falkenberg, an der rechts zur Neisse gehenden
Steinau, in 446 m Höhe, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Ncisse), hat (1890) 2144 E., darunter
243 Evangelische, Post, Telegraph, Vorschußverein,
städtische Sparkasse; 3 Kirchen, 2 Schulen, evang.
Knabenrettungshaus, evang. Mädchenstift, Mal-
tefer-Krankenhausund Siechenhaus; Landwirtschaft.
Nahebei das Rittergut Schloß F. des Grafen Pück-
ler-Burghaus mit altertümlichem Schlosse und Park.
- 6) F. in der Niederlausitz, Stadt im Kreis
Lübben des preuft. Neg.-Bez. Frankfurt, 31 Km im
NO. von Lübben, 4 Km vom rechten Spreeufer, am
Schwielochfee, hat (1890) 1109 evang. E., Post,
Telegraph. - 7) Stadt im Kreis Deutfch-Krone
des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, s. Märkisch-
Friedland. - 8) Stadtim Kreis Schlochaudes preuß.
Reg.-Vez. Marienwerder, s. Preußisch-Friedland.
Friedland. 1) Bezirkshauptmannschaft und
Gerichtsbezirk in Böhmen, hat 401,09 ykm und
(1890) 45701 (22180 männl., 23575 weibl.) E.,
darunter 2759 Evangelische, 42890 Katholiken und
73 Israeliten, 44356 Deutsche, 148 Czechen, 7370
bewohnte Gebäude und 10 916 Haushaltungen in
37 Gemeinden mit 51 Ortschaften. F. hieß das
Herzogtum in Böhmen, welches einst Wallenstein
besaß. Nachdem dieser teils durch das Vermächtnis
eines reichen Oheims, der ihm 14 Güter und Herr-
schaften hinterlieh, teils durch den aus dem Ver-
mögen seiner ersten Gemahlin in den I. 1621-23
für mehr als 7 Mill. Fl. gemachten Ankauf von
infolge der Unterwerfung Böhmens konfiszierten
Gütern, die an Wert wohl 20 Mill. Fl. betrugen,
einen bedeutenden Grundbesitz und Ländereien er-
worben, wurde er für seine gegen den Kaiser Fer-
dinand II. bewiesene Anhänglichkeit 1623 von diesem
zum Neichsfürsten und Herzog von F. erhoben.
Das Herzogtum F. umfaßte 8 Städte, nämlich