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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich III. (deutscher König) - Friedrich IV. (deutscher König)
Friedrich III., dcr Schöne, deutscher
König (1314-30), Gegenkönig Ludwigs IV. (s.d.)
von Bayern, geb. um 1286, Sohn König Albrechts I.,
übernahm, nachdem sein älterer Bruder, Rudolf
der Sanftmütige, 1307 gestorben und sein Vater
1308 ermordet worden war, die Regierung des .Her-
zogtums Osterreich für sich und seine jüngern Brü-
der. Als sich die minderjährigen niederbayr. Her-
zöge der Vormundschaft Ludwigs des Bayern ent-
zogen und sich an Friedrich anschlössen, kam es
Zwischen den beiden Jugendfreunden zum Kampfe,
in dem F. von Ludwig bei Gamelsdorf 1313 ge-
schlagen wurde, worauf er auf die Vormundschaft
verzichtete. Nach dem Tode Heinrichs VII. 1313
machte F. auf die Krone seines Vaters Anspruch.
Aber auch jetzt wie 1308 arbeitete der Mainzer Erz-
bischof Peter von Aspelt dem Habsburg. Haufe
entgegen und wählte mit Trier, Johann von Böh-
men, Waldemar von Brandenburg und Johann
von Sachsen-Lauenburg Ludwig den Bayern
zum König, während für F. nur Köln, Pfalz und,
sehr anfechtbar, der nicht als böhm. König aner-
kannte Heinrich von Kärnten (für Böhmen) stimm-
ten. F. wurde vom Kölner Erzbischof in Bann ge-
than, Ludwig vom Mainzer in Aachen gekrönt. In
dem neubeginnenden Bürgerkriege neigte sich der
Sieg immer mehr auf die Seite F.s, der an seinem
Bruder Leopold eine mächtige Hilfe hatte; aber im
achten Iabre wurde F., der die heranziehende Ver-
stärkung seines Bruders nicht erwartete, bei Mühl-
dorf auf der Ampfinger Heide 28. Sept. 1322 völlig
geschlagen und nebst 1300 der Vornehmsten vom
osterr. und salzburgischen Adel gefangen.
Drei Iabre lang hielt ihn Ludwig auf der Burg
Trausnitz bei Nabburg in ritterlicher Haft, und
weder die Thränen feiner Gemahlin Elisabeth von
Aragonicn, die den Chronisten zufolge sich blind
weinte, noch ein Rettungsversuch seines Bruders
Leopold, der sogar mit einigen andern Fürsten dem
Könige von Frankreich die deutsche Krone anbot, ver-
mochten ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Als
aber Ludwig, der vom Papste gebannt war, sab, daß
er nur durch eine Versöhnung mit der Habsburg.
Partei zum sichern Besitze der Krone gelangen könne,
entließ er 1325 F. aus seiner Gefangenschaft gegen
das Versprechen, ihn als Kaiser anzuerkennen und die
Seinigen zu gleicher Anerkennung zu bewegen, wenn
dies ihm aber unmöglich sei, sich freiwillig wieder
als Gefangener zu stellen. F.s Bemühungen schei-
terten an seinem Bruder Leopold, der, im Einver-
ständnisse mit dem Papst, sich zur Erfüllung der
Bedingungen nicht verstehen wollte. Freiwillig kehrte
F. daher, seinem Eide trcn, obgleich ihn der Papst
desselben entband, nach München zu Ludwig als
Gefangener zurück. Ludwig nahm ihn freundlich
aus, erneuerte das alte Freundschaftsverhältnis und
soll mit ihm Wohnung, Tisch und Bett wie in den
Iugendtagcn geteilt haben. Er übertrug ihm sogar
die Verwaltung seiner Lande für den Fall seiner
Abwesenheit und schloß mit ihm 5. Aug. 1325 einen
geheimen Vertrag über gemeinschaftliche Negierung
des Reichs; ja 7. Jan. 1326 trat er ihm in einem
zweiten Vertrage die röm. Königskrone ab, wenn
der Papst ihn bestätigen würde, woran aber nicht
zu denken war. Beide handelten nun als Könige,
aber zum Unglück F.s starb bald darauf sein that-
kräftigerer Bruder Leopold, und nun fchob ihn Lnd-
wig bald beiseite. F. beschränkte sich fortan auf die
Verwaltung feiner Erblande und starb 13. Jan.
1330 auf Schloß Gutenstein. Er wurde zu Mauer-
bach in dem von ihm gestifteten Kloster begraben;
1783 brachte man seine Überreste in den Stephans-
dom zu Wien. - Vgl. F. Kurz, Österreich unter Kaiser
F. dem Schönen (2 Bde., Linz 1818); I. E. Kopp,
Geschichte der eidgenössischen Bünde, Bd. 4,2. Abteil,
und Bd. 5,1. Abteil.: Die Gegenkönige F. und Lud-
wig und ihre Zeit (Luzern 1856; Verl. 1858); Döb-
ner, Die Auseinandersetzung zwischen Ludwig IV.
dem Bayer und F. dem Schönen von Österreich
(Gott. 1875); Friedensburg, Ludwig IV. der Bayer
und F. von Österreich vom Vertrage zu Trausnitz
bis zur Zusammenkunft in Innsbruck (ebd. 1877);
Lindner, Deutsche Geschichte unter den Habsburgern
und Luxemburgern, Bd. 1 (Stuttg. 1890).
Friedrich IV., deutscher König (1440-93),
als römischer Kaiser Friedrich III., der Sohn
Herzog Ernsts des Eisernen von Oster.rei.ch und der
masovischen Cimburgis, geb. 21. Sept. 1415 zu Inns-
bruck, trat 1435 nebst seinem Bruder Albrecht dem
Verschwender die Regierung seiner Länder (Steier-
mark, Kärnten, Krain) an und wnrde Vormund für
seine Vettern, Sigmund von Tirol und Ladislaus
PostHumus von Niederösterreich, Ungarn und Böh-
men. Nach König Albrechts II. Tode wurde F.
2. Febr. 1440 einstimmig zum König gewählt, kam
aber erst zwei Jahre später ins Reich und ließ sich
zu Aachen krönen. Gleich im Anfange seiner Re-
gierung geriet er in einen unglücklichen Krieg mit
seinem Bruder Albrecht, der in Vorderösterreich
regierte; hierauf brachen die Ungarn unter Johan-
nes Hunyadi, um F. zur Auslieferung des von ihnen
zum König gewählten Prinzen Ladislaus zu zwingen,
1445 verheerend in Österreich ein und belagerten
Wienerisch-Neustadt, erlangten aber erst 1453 die
Rückgabe ihres Königs. Ebensowenig unternahm
F. etwas Ernstliches gegen Mailand, als sich dort
nach Erlöschen des Mannsstammes der Visconti
1447 der Usnrpator Sforza des mailändischen
Staates, eines deutschen Lehns, bemächtigte. Um die
dem Hause Österreich entrissenen Krongüter wieder
zu erlangen, mischte sich F. in die Angelegenheiten
der uneinigen Schweizerkantone und war schuld
daran, daß die sog. Armagnaken (s. d.) aus Frank-
reich herbei kamen und auch, nachdem sie 1444 bei
St. Jakob an der Virs von den Schweizern schwere
Verluste erlitten hatten, namentlich das Elsaß noch
lange entsetzlich verwüsteten. Als man F. auf dem
Nürnberger Tage dieses vorhielt, entfloh er und
besuchte 27 Jahre lang keinen Reichstag mehr.
In der pfälz. Erbfolge 1449 verfeindete sich F.
mit Friedrich dem Siegreichen, dcr Mainz, Trier
und mehrere andere deutsche Fürsten auf seine
Seite brachte, die den Beschluß faßten, den un-
fähigen König abzusetzen und an seine Stelle
den Böhmen Georg Podiebrad zu wählen, was
jedoch nicht zur Ausführung kam. Dem Baseler
Konzil war F. anfänglich geneigt, ließ sich aber
von seinem Ratgeber und Sekretär Äneas Syl-
vius, dem nachmaligen Papst Pius II., durch große
pekuniäre Begünstigungen für den Papst gewinnen.
Der kluge Aneas wußte den Rat der Fürsten so zu
teilen, daß sie sich einzeln in den: sog. Fürstenkon-
kordat dem sterbenden Papst Eugen 1447 unterwar-
fen und endlich in dem sog. Wiener Konkordat von
1448, das der König erst allein mit dem Papste
schloß und dem die Reichsfürsten nachher gleichfalls
einzeln beitraten, alle Beschlüsse des Baseler Konzils,
die sich auf Einschränkung Päpstl. Mißbräuche be-