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Frustrieren - Fryxell
Frustrieren (vom lat. lruätra, vergebens), ver-
eiteln, täuschen-, Frustration, Täuschung.
Frute, sagenhafter dän. König, s. Frothe.
Frutlgen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern,
hat 480,9 <i1<m, (1888) 10 775 meist evang. E. in
6 Gemeinden, erstreckt sich vom Hauptkamm der
Verneralpen an der Grenze von Wallis, links von
der Niesen-, rechts von der Echilthorntctte einge-
schlossen, bis zum Thunersee' hinab, und unifaßt
das obere und mittlere Kanderthal (Frutigtbal),
das Adclboden- oder Engstligen- und das Kien
thal. - 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirks
F., 15 kni südlich von Thun, in 828 in Höbe, auf
dem linken Ufer des Engstligenbachs, nahe bei des-
sen Mündung in die Kander, am Ostfufte der Nie-
senkette, nach den großen Bränden von 1460,1726
und 1827 teilweise stadtartig wiederhergestellt, hat
(1888) 4021 cvang. E., Post, Telegraph, eine 1727
erbaute Kirche, ein Amt^gebäude, mehrere Gast-
Höfe: Fabrikation von Tüchern und Zündhölzchen
(8 Fabriken), Spitzenklöppelei, Alpenwirtschaft,
Schafzucht und Ausbeutung der Schicfergruben in
der Niesenkctte. An der Vereinigung des obern Kan-
dcrthals und des Adelbodenthalc> und am nördl.
Zugänge zum Gemmipah (s. Gemmi) gelegen, mit
Thun, ^piez, Adclboocn und Kandersteg durch
Poftstraßen verbunden, hat F. lebhaften Fremden-
und Warenverkehr, und fciue Jahrmärkte sind
besonders sür den Viehhandel wichtig. Im Ge-
meindebezirk befinden sich mehrere Sckwcfel- und
Mineralquellen und damit verbundene Kuranstalten.
- Im 13. und 14. Jahrh, gehörte das Frutigthal
den Freiherren vom Thurm aus dem Wallis und tam
1400 an Bern, dessen Kastellane auf der Tellen-
burg, später Gefängnis und Armenhaus, residier-
ten, die sich 1^/., km südlich von F. auf einem Hügel
über der Kander erbob, 1885 aber abgebrannt ist.
brutto (ital.), Frucht, Obst, Ertrag; 1^-ntti äi
mÄi-6, eßbare Gegenstände des Aleers, Muscheln
u. s. w. 'Intti tiutti, s. 4'utti.
ssry (spr. frei), Elisabeth, bekannt durch ihre Be-
mühungen um Verbesserung der cngl. Gefängnisse,
geb. 21. Mai 1780 auf Earlham-Hall (Grasschaft
Norfolk), Tochter des Gutsbesitzers und Quäkers
John Gurney, stiftete selbst eine Freischule für arme
verwaiste Mädchen, die sie nach ihrer Verheiratung
mit dem Londoner Kaufmann Iofeph F. 1800 er-
weiterte. Später errichtete sie in London eine Schule
für die Kinder der Gefangenen in Newgate, fowie
1819 unter dem Namen des Newgatcr Vereins eine
von einer Vorsteherin und 12 Frauen geleitete
Gefangenen in Amerika, Frankreick und Deutsch-
land unternommenen Reifen. Sie starb 12. Okt.
1845 in Namsgate. Die "^Icinon-g of t^6 M" ot'
15. 1<" (2 Bde.,' Lond. 1847; 2. Aufl. 1848-, in deut-
scher Bearbeitung als Heft 2 der "Lebensbilder aus
der innern Mifsion", Hamb. 1850) wurden von ihren
Töchtern herausgegeben. - Vgl. Susannab Corder,
I.il" ot'^Ii-8. 1''. (Lond. 1853); Pitman, ^li^I^tn
1'. (ebd. 1884).
Fry (spr. frei), James B., amcrik. General uud
Militärorganisator, geb. 22. Febr. 1827 zu Carroll-
ton in Illinois, trat nach dem Besuche der Militär-
akademie von Westpoint 1847 in das Heer der Ver-
einigten Staaten von Amerika und nahm an dem
Feldzuge gegen Mexiko teil, wurde sodann Lehrer
an der Militärakademie zu Nestpoint und focht
1861 - 63 in dem Bürgerkriege gegen die Süd-
staaten. Als Generalprofoh siel ihm 1863 die Auf-
gabe zu, die Konskription auf Grund des Gefetzes
von 1863 durchzuführen und dem Heere den nöti-
gen Erfatz zu fchaffen. F. hob bis 1866 1120621
Rekruten aus, ließ 76562 Fahnenflüchtige einbrin-
gen und hatte beim Abschlüsse des Bürgerkrieges noch
2254063 Militärpflichtige in seinen Musterrollen,
^ein Bureau wurde durch Gesetz vom 28. Aug. 1866
aufgelöst. Er schrieb: "I^inai i-eport 0t' tQ6 onoi^-
tioN3 ol tN6 1'i'()V03t>l31'8N3,I^61i6I'Äi ot'tli6 I^nitecl
^tateä" (1863 - 66) und "lli^tm'ical auä lozai
(H'ect. of di'Lvetg in tno llimiog ok Oro^t Lritaiu
llnä tlio I^niteä 8tlltL8" (Neuyork 1877).
Frysztak (spr. früsch-), Markt in der österr. Ve-
zirkvbauptmannschast Iaslo in Westgalizien, links
am Wi^loks'luß und an der Linie Iaslo-Rzcszöw der
Österr. Staatsbahncn, hat (1890) 1398 poln. E., Post,
Bezirksgericht (240,83 ^m, 33 Gemeinden, 74 Ort-
schaften, 23391 meist poln. C'. ^1199 Ruthenen^).
Fryxell, Anders, schwed. Historiker, geb. 7. Febr.
1795 zu Cdsleskog in Dalslano, studierte in Upsala,
wurde 1822 Lehrer und 1828 Rektor an der Ma-
rienschule zu Stockholm, 1833 Professor, 1835
Vfarrcr in Sunne und 1836 Propst über das nördl.
Wcrmland. Letzteres Amt legte er, seit 1840 Mit-
glied der Schwedischen Akademie, 1846 nieder, um
sich ganz histor. Studien widmen zu können. Schon
seit 1831 hatte er mehrmals die Archive feines Vater-
landes durchforscht und 1834-35 unternahm er eine
Reise nach Preußen, Polen, Österreich, Belgien, Hol-
land und Dänemark, hauptsächlich mit der Absicht,
die in den Zeiten Gustavs 1. nach Polen abgeführ-
ten schwed. Urkuuden auszusuchen, von denen aber
keine ^pur sich mehr vorfand. In Kopenhagen und
Wien benntzte er die Gelegenheit, die in Archiven
aufbewahrten Gesandtfchastsberichte der 1640-97
am Hofe zu Stockholm accreditierten Minister ab-
zuschreiben, die er nach seiner Rückkehr u. d. T.
"IlanälinFiii- voranäe ^V6ii^63 liistoria" (4 Bde.,
Stoäh. 1836-13) herausgab, ^'lhulicheForschungs-
reifen machte er seitdem beinahe alljährlich. F. starb
21. März 1881 zu Stockholm, feinen Ruf als Histo-
riker begrüudete er durch seine "LeiÄtteiLki' ur-
3von?Iv^ ni3wri6n" (Bd. 1 - 46, Stockh. 1823-
79), deren erste Bände durch getreue Ausfafsung,
biogr. Details und naive und lebendige Darstel-
lung zum wahren Volksbuch geworden sind. Die
ersten 20 Bände dieses fchwed. Nationalwerkes, das
im 46. Bande bis 1771 reicht, sind in wiederholten
Auflagen erschienen und mehrere von ihnen fast in
alle europ. Sprachen übersetzt worden. So erschien
verdeutscht von Homberg die "Geschichte Schwedens
bis zum Tode Erichs XIV." (2 Tle., Stockh. u. Lpz.
1843) und die "Gefchichte Gustav Adolfs" (2 Tle.,
Lpz.1842-43); letztere auch von einem Ungenannten
(edd.1852) in der "Histor. Hausbibliothet"; von(5ten-
dahl die "Geschichte Gustav Wasas" (Neust. a. 0.0.
1831). F.s "li^ialctoiiätilc ui' tiäen ocn ds ut-
inln'ktH lianclilinäo p6i'30N6i'N3. i ^v^i'i^s 1592-
1600" wurde 1830 der höchste Preis der Schwedi-
schen Akademie znteil. Ein anderes Werk, "Om aii-
8t0lvI'iN-t'01'(1i)lNHN(l6t i 3v6NLiiH niztoi'ion" (4 Tle.^
Upsala 1845-50), war gegen Geijer gerichtet und
hatte nicht nur einen heftigen Streit mit letzterm
und dessen Schülern, sondern mit der ganzen demo-
kratisch-liberalen Partei in Schweden zur Folge.
F.s "Zicli'a^ ti!1 Hvorigez I.ittei'ciUii'-IiiZtm'iH"