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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fulda (Ludwig) - Fulgentius
des Bischofs, die Stadtpfarrkirche im Iesuitenstil,
1770-85 erbaut, mit zwei Türmen (der nördliche
ans dem 15. Jahrh.); die spätgot.Nonnenkirche, 1870
restauriert; das ehemalige fürstbischöfl. Schloß mit
großem Garten, Eigentum des Landgrafen von
Hessen-Rumpenheim, davor das 1842 errichtete
bronzene Standbild des heil. Vonifatius (von Hen-
schel); das Priesterseminar, ehemals Venediktiner-
tloster, das Rathans, die neue Post und die snldaische
Landesbibliothek (70000 Bände). Die Industrie
erstreckt sich auf Leinen-, Sackleinen-, Woll- und
Baumwollwebereien, Kammgarnspinnerei, Färbe-
reien, Gerbereien, Bierbrauereien sowie auf die
Fabrikation von Plüsch, Schuhstoff (Vereinigte
^chuhstofffabriken), Emaille- und Metallwaren,
Lampen, landwirtschaftlichen Maschinen, Bronze-
und Galanteriewaren, musikalischen Instrumenten,
Filztuch (2 Fabriken), Wachswaren (2), Seife (3),
Thonwaren und Efsig. Außerdem bestehen Getreide-
und Viehhandel, wöchentliche Schweinemärkte und
jährlich 11 bedeutende Viehmärkte sowie Pferde-
und Bullenmärkte.
Im NW. der Stadt der basaltische Frauen-
berg mit Kloster, dahinter der Kalvarienberg
(333m), an dessen Fnße das Dorf .horas, wo der
Sage nach der heil. Bonifatius die kleinen Tages-
zeiten (Koras) zu beten pflegte, mit neuer got.Voni-
fatiuskirche. 6 km östlich der Stadt der weithin
sichtbare Petersberg (400 m) mit seiner alten, im
18. Jahrh, umgebauten Kirche (Krypta aus dem
9. Jahrh.); 71<m südöstlich das vormalige bischöfl.
Lustschloß Fasanerie, jetzt Adolfs eck genannt, und
unweit desselben das Dorf Vronnzell (f.d.). -
Vgl. Schneider, Führer durch die Stadt F. und ihre
nächste Umgebung (2. Aufl., Fulda 1890).
Das Bistum Fulda entstand ans der 744 von
Vonifatius durch dessen Schüler Sturm im Walde
Buocl)unna in der Landschaft Grapfeld gestifteten
Abtei, welche 751, von aller bifchofl. Oberaufsicht
befreit, unmittelbar dem röm. Stuhle untergeben
wnrde. Bald darauf erhob sich dieselbe noch mehr,
teils durch die mit dem Kloster verbundene ausge-
zeichnete Gelehrtenschnle, an welcher der berühmte
Hrabanus Maurus (s.d.) eine Zeit lang wirkte, teils
dadurch, daß sie 968 den Primat vor allen an-
dern Abteien Deutschlands und Frankreichs erhielt.
Auch in der Folge wußten die Abte von F., die
seit Kaiser Karl IV. zugleich die C'rzkanzlerwürde
bei der Kaiserin bekleideten, doch durch alle Stürme
der Reformation hindurch ihr kirchliches und reichs-
fürstl. Ansehen zu behaupten, sodaß F. 1752 zn
einem Bistum erhoben wurde. Durch den Reicks-
deputationshauptfchluß wurde dasselbe 1803 säku-
larisiert und dem Hause Nassau-Oranien als Für-
stentum eingeräumt, doch bald wioder dem Fürsten
Nilhelm, der gegen Napoleon die Waffen ergrif-
fen hatte, entrissen und zu Berg, 1810 aber zum
Großherzogtum Frankfurt gefchlagen, mit welchem
es bis zu dessen Auflöfung (Ende 1813) vereinigt
blieb. 1815 von Preußen besetzt, wurde es bald dar-
auf teils an Bayern (Hammelburg, Brückenau,
Hilders, Weyhers), größtenteils aber an Kurhessen
abgetreten und mit diesem 1866 von Preußen in
Besitz genommen. Die ehemals ebenfalls fuldaischen,
jetzt Weimar. Amter Geisa und Dermbach, sämt-
liche kath. Pfarreien im Grohherzogtum Weimar
sowie die im Neg.-Vez. Cassel zerstreuten kath. Pa-
rochien bilden das gegenwärtige Bistum F., welches
1829 errichtet wurde und zur Oberrheinischen Kirchen-
provinz gehört. 1734-1803 bestand zu F. eine Uni-
versität. In F. fanden neuerdings östers Versamm-
lungen der kath. Bischöfe Deutschlands statt. - Vgl.
^oäex äiplomaticn8 I^iläsugiZ (hg. von Dronke,
Cassel 1847-50); Arnd, Geschichte des Hochstifts
ß. (Fulda 1860); Gegenbaur, Das Kloster F. im
Karolinger Zeitalter (2 Tle., ebd. 1872-74).
Mulda, Ludwig, Schriftsteller, geb. 15. Juli 1862
in Frankfurt a. M., studierte feit Ostern 1880 in
Heidelberg, Berlin und Leipzig german. Sprachen,
Litteratur und Philosophie. Seit 1884 lebte er in
München, seit 1887 in Frankfurt a. M., seit 1888 in
Berlin. Sein Einakter in Verfen "Die Aufrich-
tigen" (Heidelb. 1883), erhielt 1882 den Preis in
einer Lustspielkonkurrenz. Am begabtesten zeigte sich
F. im Lustspiel: "Das Recht der Frau" (1885),
"Unter vier Augen" (1886), "Frühling im Winter"
(1887), "Ein Meteor" (1887), "Die wilde Jagd"
(1888) waren erfolgreich. Nachdem er sich der gemäßig-
ten Berliner Richtung der Realisten angeschlossen
hatte, schrieb F. die Schauspiele "Das verlorene Pa-
radies" (1890), "Die Sklavin" (1891), das dramat.
Märchen in Versen "Der Talisman" (1892), für das
ihm 1893 der Schillerpreis von der Jury zuerkannt
wurde, was aber nicht die Bestätigung des Kaisers
fand, und das Lustspiel "Die Kameraden" (1894).
Seine Verse sind namentlich da bemerkenswert, wo
seine reiche epigrammatische Ader zurGeltung kommt:
"Satura. Grillen und Schwanke" (Lpz. 1884), "Neue
Jugend. Novelle in Versen" (Franks. a.M. 1887),
"Sinngedichte" (Dresd. 1888), "Gedichte" (Berl.
1890). Vorzüglich sind feine Übertragungen: "Meier
Helmbrecht von Wernher dem Gärtner" (Halle
1889), und in Reimen "Molieres Meisterwerke"
(Stuttg. 1892). Für Kürschners "Deutsche National-
litteratur') gab F. die "Gegner der zweiten Schle-
sischen Schule" (2 Bde., ebd. 1883) heraus.
Fuldisch, s. Deutsche Mundarten (Bd. 5, S.31K).
Fülek, Groß-Gemeinde und Hauptort des Stuhl-
bezirks F. (41534 E.) im ungar. Komitat Neögräd,
in reizender Gegend, an den Linien Budapest-Ruttek
und F.-Miskolcz (95 km) der Ungar. Staatsbah-
nen, in 198 m Höhe, hat (1890) 1904 magyarische
meist kath. E., darunter 175 Israeliten, Post, Tele-
graph, ein großes Franziskanerkloster, Sauerbrun-
nen, Steinbrüche und vortrefflichen Obstbau. Der
Ort war ehemals ein befestigter Platz und der Wohn-
sitz zahlreicher Adelsfamilien. Die auf hohem Felsen
gelegene, jetzt verfallene Burg bildete namentlich
während der Türkenherrfchaft in Ungarn (bis 1686)
eine wichtige Schutzwehr für die nahen Vergstädte.
Fulgent (fulgid, lat.), leuchtend, blendend;
Fulgenz, Glanz, Schimmer.
Fulgentius, Fabius Planciades, röm. Gram-
matiker, lebte gegen Ende des 5. und Anfang des
6. Jahrh, in Afrika und verfaßte eine größere An-
zahl von Schriften, von welchen vier erhalten sind.
In der Schrift "NMMo^ieoQ lidii trss" sucht F.
nach einer dem Martianus Capella nachgeahmten
Einleitung den tiefern physikalischen und moralifchen
Sinn von einer Anzahl Mythen anzugeben und
bringt dabei die unsinnigsten Erklärungen vor. Die
"Uxpoßitio Vir^iliHNHs coiitiii6ntiH6" ist eine alle-
gorische Erklärung der Ane'is in Form eines Dia-
logs zwischen F. und Virgil, welchen F. ebenfalls
ganz sinnlose Erläuterungen vortragen läßt. Auch
eine dritte Schrift "De adZtrusig sermonidiiL"
(oder "Nxpoäitio 861-mouum antihuoi'um ") ist
reich an Mißverständnissen. Namentlich in dieser