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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fürstenberg (westfäl. und rheinländisches Geschlecht) - Fürstenbund
des Gesamthauses F. ist jetzt Karl Egon Fürst zu
F. (geb. 25. Aug. 1852), Sohn des 1892 gestorbenen
Fürsten Karl Egon, seit 1893 Mitglied des Deut'
schen Reichstags; Haupt der böhm. Linie zu Pürg-
litz ist Fürst Max Egon (geb. 13. Okt. 1863).
Den erwähnten land gräflichen Zweig zu
Weitra in Niederösterreich stiftete Graf Ludwig
August Egon von F. (geb. 4. Febr. 1705, gest.
10. Nov. 1759 als Reichs-Generalfeldzengmeister).
Derselbe hinterließ zwei Söhne, den jüngern, Land-
grasen Friedrich Joseph von F. (geb. 24. April
1751, gest. 1. Juli 1814), dessen Nachkommen-
schaft mit seinem zweiten Sohne, dem Landgrafen
Friedrich von F. (geb. 29. ^ept. 1793), österr. Ge-
neral der Kavallerie, 22. Mai 1866 erlosch, und
den ältern, Landgrafen Joachim Egon von F.,
geb. 22. Dez. 1749, gest. 26. Jan. 1828 (der unter
anderm in der Herrschaft Pürglitz das große Hüt-
tenwerk Neujoachimsthal anlegte). Seine Enkel
sind: Landgraf Johann Egon von F., geb.
21. März 1802, erbliches Mitglied des österr. Her-
renhauses, gest. 10. Jan. 1879, und Landgraf
Friedrich Egon von F., geb. 8. Okt. 1813, Fürst-
Erzbischof von Olmütz (seit 1853) und Kardinal
iseit 1879), gest. 20. Aug. 1892. Das Haupt dieses
Zweiges ist gegenwärtig Landgraf Eduard, geb.
5. Nov. 1843, Sobn des Landgrafen Johann Egon
von F. - Vgl. Münch, Geschichte des Hauses und
Landes F. (4 Bde., Aachen 1829-47); Riczler, Ge-
schichte des fürstl. Hauses F. (Tüb. 1883); Fürsten-
bergisches Urkundenbuch (7 Bde., ebd. 1877-91).
Fürstenberg, ein in Westfalen und dem Nhein-
lande begütertes Geschlecht, dessen Stammsitz das
gleichnamige Schloß an der Ruhr ist und als dessen
ältester Stammvater Hermann von F. 1219 ur-
kundlich erscheint. Viele Glieder dieses Stammes
kämpften als Deutsche Ordensritter inLivland, un-
ter ibnen auch Wilhelm von F., der sich als
Heermeister des Ordens die größten Verdienste er-
warb. Ferner ist zu nennen der gelehrte Ferdi-
nand von F. (geb. 21. Okt. 1626, gest. 26. Juni
1683), der 1655 in Rom päpstl. Geheimkämmerer
und 1661 Bischof von Paderborn wurde, seit 1678
auch Koadjutor von Münster war. Er gab u. a. die
tt^Ioiiuin6iit3, ?H<l6l1)0rQon8ia." (Amsterd. 1672)
beraus und hat sich auch als lat. Dickter bekannt
gemacht. In Kurland, wo die F. um die Mitte des
16. Jahrh, auf Medden und Schwentenfee ansässig
waren, ist das Geschlecht 1780 erloschen; in seiner
Heimat blüht es noch jetzt, seit 1660 in den Reicks-
freiherrenstand erhoben, in zwei Linien fort. Gemein-
schaftlicher Stammvater dieser Linien ist Freiherr
Lothar Clemens von F., gest. 26. Juni 1791 als tur-
kölnischer Geheimrat, Bruder von Franz Friedrich
Wilhelm von Fürstenberg (s. d.) und Franz Egon
vonF. (geb. 10. Mai 1737), der als Fürstbischof von
Hildesheim und Paderborn 11. Aug. 1825 starb.
Von den beiden Söhnen Lothar Clemens' wurde
Friedrich Leopold (gest. 1835) Stifter der ältern oder
westfälischen und Theodor (gest. 1828) Begründer
der jüngern ooerrheinländischen Linie. Das gegen-
wärtige Haupt der Westfälischen Linie, Graf
F ranz E gon Lud w ig von Fürstenbcrg - Her -
dringen, geb. 15. Aug. 1818, wurde 16.Jan. 1843
für den jedesmaligen Besitzer von Herdringen in den
preuß. Grafenstand erhoben und ist seit 26. Mai
1855, gleichfalls an das Fideikommiß Herdringen
geknüpft, erbliches Mitglied des preutz. Herrenhau-
ses. Der Sohn des Stifters der Rheinländi-
schen Linie, der 15. Okt. 1840 ebenfalls für
den Besitz des Fideikommisses Stammheim in den
preuß. Grafen stand erhobene Franz Egon von
F., geb. 24. März 1797 zu Herdringen bei Arns-
berg, macbte sich als warmer Freund der Kunst so-
wie durch seine Teilnahme an den polit. Fragen der
Zeit bekannt. Wie schon als eifriger Beförderer
des Kölner Dombaues, hat er seine Kunstliebe na-
mentlich durch die Erbauung der Apollinariskirche
bei Remagen bethätigt. Nachdem er schon einigen
Provinziallanotagen und auch den Vereinigten
Landtagen von 1847 und 1848 beigewohnt, trat er
1849 in die Erste Kammer. Aufsehen erregte F.s
Erklärung wegen seiner Nichtbeteiligung an der
Wahl zum Provinziallandtage vom 25. Aug. 1851
sowie auch sein Auftreten in den Debatten über die
Bildung der Ersten Kammer in Preußen und über
die Petitionen um Beseitigung der ganzen Verfas-
sung und die Entbindung des Königs vom Eide.
später zum Mitglied des preuß. Herrenhauses auf
Lebenszeit ernannt, geborte er hier der feudalen
Fraktion unter Stahls und Kleist-Netzows Leitung
an. Er starb 20. Dez. 1859. Gegenwärtiges Haupt
dieser Linie ist dessen Sohn Graf Gisbert von
Fürstenberg-^>tammheim, geb. 29. März
1836, Kammerherr und lebenslängliches Mitglied
des preuß. Herrenhauses. - Vgl. "NouninkiM
?Hcl"r1)0rn^ii8iH)) (4. Ausg., Lemgo 1714).
Fürstenberg, Franz Friedrich Wilbelm, Frei-
herr von, geb. 1729, zeichnete sich als Mitglied der
Ritterschaft und des Domkapitels zu Münster vor-
züglick während des Siebenjährigen Krieges in ge-
meinnütziger Weise aus. Nach dem Frieden er-
nannte ihn Marinülian Friedrich, der Kurfürst von
Kö.ln und Fürstbischof von Münster, zu seinem Mi-
nister und übertrug ihm die Regierung des gänzlich
erschöpften und mit Schulden belasteten münsterschen
Landes. F. stellte den Kredit wieder her, förderte
Ackerbau und Gewerbe, besonders den Leinwand-
bandel, gestaltete die Justizverwaltung um, sicherte
die Ordnung durch eine treffliche Polizei, organi-
sierte das Militärwesen, ermunterte die Geistlichkeit
nach einer höhern Bildung zu streben, und ging mit
der Verbesserung der Schulen im Hochstifte Münster
allen kath. Staaten Deutschlands voran. F. legte
1780 seine Ministerstelle nieder, fuhr aber als Ge-
neralvikar noch fort, für das Wohl des Landes zu
sorgen. Er starb 16. Sept. 1810 in Münster. -
Vgl. Esch, Franz von F. Sein Leben und seine
Schriften (in Bd. 4 der "Bibliothek der kath. Päoa-
gogit", Freib. i. Br. 1891); Ernesti, Franz von F.s
Leben und Schriften über Erziehung und Unterricht
(Paderb. 1892).
Fürstenbund hieß die Verbindung deutscher
Neichsfürsten, die Friedrich d. Gr. 1785 gegen die
Übergriffe Josephs 11. zu stände brachte. Im Mai
1784 hatte Joseph die Kaiserin Katharina II. von
Rußland für das Projekt gewonnen, daß Osterreich
Bayern gegen die Niederlande eintauschen sollte.
Der damalige Kurfürst von Bayern, Karl Theodor,
hatte eingewilligt, statt seines Kurhutes die burgund.
Krone anzunehmen. Als nun der russ. Gesandte
Romanzow dem erbberechtigten Agnaten Karl
Theodors, dem Herzoge Karl von Zweibrücken, den
Plan eröffnete und gebieterisch seine Zustimmung
forderte, wandte sich Karl mit der Bitte um Schutz
an Friedrich II. von Preußen. Da auch Frankreich
den Kaisermächten geneigt war, so sah Friedrich
Preußen und das Reich von drei Seiten aufs