Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gallien'
ganz Oberitalien ausgedehnt. In den angegebenen Grenzen des eigentlichen Cisalpinischen G., welches wahrscheinlich 81 v.Chr. als röm. «Provinz» eingerichtet
wurde, wohnten jenseit des Po, in Gilda Transpadana, ungefähr vom Fluß Sessites (Sesia) bis zum Addua (Adda) die
Insubrer, welche Mediolanum (Mailand) gegründet hatten, und südlich vom Lacus Benacus (Gardasee) die Cenomanen,
mit den alten Städten Verona und dem ursprünglich etrusk. Mantua. Neben diesen kelt. Stämmen hatten sich am obern Po noch ligurische, namentlich die
Tauriner in der Gegend des jetzigen Turin (Augusta Taurinorum) und Salasser in dem Thale der
Dora Baltea erhalten. In der nördl. Alpenkette saßen teils rhätische, teils ligur. Völkerschaften, wie die Lepontier
nordwestlich vom Lacus Verbanus (Lago-Maggiore), die Camuner nordöstlich vom
Lacus Sebinus (Iseosee) und nordöstlich vom Lacus Benacus (Gardasee) die
Euganeer. Diesseit des Po, in Gallia Cispadana, hatten die Bojer, denen auch jenseits der Strich an der untern Addua
(Adda) gehörte, im heutigen Parma und Modena bis über Bologna (Bononia) hinaus, nordöstlich von ihnen an der
Pomündung die Lingonen, südöstlich die Senonen Sitze gefunden.
Die allmähliche Einwanderung der kelt. Stämme in Oberitalien, durch welche im Westen Ligurer, im Osten und Südosten Etrusker und Umbrer zurückgedrängt
wurden, soll nach Livius schon um 600 v.Chr. begonnen haben. Aber es ist wahrscheinlicher, daß diese Einwanderungen nicht sehr lange vor 396 v.Chr. ihren
Anfang nahmen, um welche Zeit die Senonen (in Verbindung mit Insubrern und Bojern) die (in der Gegend des jetzigen Mailand belegene) etrusk. Stadt
Melpum zerstörten, und dann jene berühmte Heerfahrt begannen, welche sie über den Apennin zunächst um 391 (oder 389) vor das etrusk. Clusium, und
dann von dessen Belagerung 390 (oder besser 388) gegen Rom führte. An der Allia zersprengten sie das röm. Heer
(dies Alliensis, 18. Juli) und besetzten dann ohne Schwertstreich das mit Ausnahme des Kapitols verlassene Rom. Sieben
Monate lagerten sie auf den Trümmern der von ihnen verwüsteten Stadt, ohne daß es ihnen gelungen wäre, das von Marcus Manlius verteidigte Kapitol zu
bezwingen. Wohl aber wurden sie selbst von tödlicher Seuche heimgesucht. Um so eher ließen sie sich bestimmen, gegen ein bedeutendes Lösegeld wieder in
ihre oberitalischen Länder zurückzukehren, welche unterdessen von innern Unruhen und auswärtigen Feinden (den Venetern) bedroht wurden. Erst mehr als
20 Jahre später beginnen die kelt. Einfälle in großem Stil von neuem, um ziemlich ununterbrochen bis 349 fortzudauern. Auf dem ersten Zuge 367 sollen sie
bis zum Anio gekommen, dann aber von dem greisen M. Furius Camillus bei Alba schwer geschlagen worden sein. Später soll der sonst thatenlose Feldzug des
J. 361 durch den glücklichen Zweikampf des Titus Manlius mit einem gallischen Riesen beendigt, der in Verhindung mit den Tiburtinern 360 auf Rom selbst
unternommene Angriff durch eine mörderische Schlacht vor dem Collinischen Thore zu Gunsten der Römer entschieden worden sein. Das hinderte freilich die
Kelten nicht, weiter hinab in das südl. Italien zu streifen und, von da zurückkehrend, 358 Pedum anzugreifen, wo sie vom Diktator Gajus Sulpicius Paticus
geschlagen wurden. Auch die nächsten Jahre scheinen sie dann mit Unteritalien sich beschäftigt ↔ zu haben, bis sie 350 wiederkehrten und
trotz einer Niederlage durch den Konsul Marcus Popillius Länas im darauffolgenden Jahre ihren Angriff erneuerten. Endlich machte Lucius Furius Camillus,
zum Diktator gewählt, ihren Zügen durch einen entscheidenden Sieg 349 im pomptinischen Gebiet für lange Zeit ein Ende; doch kam es erst 336 zu einem
ausdrücklichen Frieden zwischen ihnen und den Römern.
Diese Unthätigkeit der Kelten in Italien dauerte zum Glücke Roms fast während der ganzen Zeit der Samniterkriege fort; selbst als 299 neue stammverwandte
Schwärme über die Alpen kamen, zogen sie zwar mit diesen plündernd bis in das röm. Gebiet, kehrten aber dann wieder in die Heimat zurück, wo Streit um
die Beute zum blutigen Bürgerkriege führte. Erst als (295) Samniter und Etrusker zum letzten Verzweiflungskampf gegen Rom sich vereinigten, gelang es den
letztern, auch die Kelten zwischen den Apenninen und dem Adriatischen Meer zum Angriff gegen den gemeinsamen Feind zu gewinnen. Die entscheidende
Niederlage, welche die Verbündeten bei Sentinum erlitten, traf die Kelten, welche den rechten Flügel des Heers gebildet hatten, besonders hart. Doch
unterließen es die siegreichen Römer, schon jetzt einen Angriffskrieg gegen die Kelten zu beginnen; erst als 11 Jahre später die Senonen, von den Etruskern
von Vulsinii zu Hilfe gerufen, das römisch gesinnte Arretium belagert, das Entsatzheer des Prätors Lucius Cäcilius Metellus (284) bis zur Vernichtung geschlagen
und die wegen dieses Friedensbruchs aus Rom an sie geschickten Fetialen ermordet hatten, gingen die Römer energisch gegen die Kelten vor. Der Konsul
Publius Cornelius Dolabella brach 283 in das Senonenland selbst ein, verwüstete alles mit Feuer und Schwert und trieb die Einwohner, die mit dem Leben
davongekommen waren, schonungslos aus ihrem Lande. Die Anlegung der Kolonie Sena (Sinigaglia) im südlichsten Teile des Senonenlandes sollte dessen
Unterwerfung sichern. Das brachte aber ihre nördl. Grenznachbarn, die Bojer, die nun für ihr eigenes Gebiet zu fürchten begannen, unter die Waffen. Rasch
vereinigten sie sich mit den Etruskern, wurden aber mit diesen vereint noch in demselben Jahre am Vadimonischen See, und dann 282 von dem Konsul
Quintus Ämilius Papus bei Populonia so nachdrücklich geschlagen, daß sie um Frieden baten. Erst 238 begannen die Bojer in Verbindung mit den Ligurern und
transalpinischen Stammgenossen den Kampf von neuem, der aber schon 237 vor den Mauern von Ariminum in blutiger Zwietracht zwischen den Verbündeten
sein Ende fand. Endlich aber rief das von dem Volkstribunen Gajus Flaminius 232 durchgeführte Gesetz über die Verteilung des eroberten sensorischen Landes
an große Massen röm. Kolonisten einen großen Bund der cisalpinischen Kelten ins Leben. Die Bojer und Insubrer vereinigten sich nicht nur mit den
Stammgenossen Oberitaliens, unter denen nur die Cenomanen sich von ihrer Sache fern hielten, sondern sie warben auch noch transalpinische Gäsaten und
brachen endlich 225 mit einem gewaltigen Heere in Etrurien ein, das aber bei Telamon eine furchtbare Niederlage erlitt: 40000 Kelten fielen, 10000 wurden
gefangen. Darauf folgte 224 die Unterwerfung der Bojer. Die Insubrer setzten den Krieg noch bis 222 fort, wo ein entscheidender Sieg des Konsuls Marcus
Claudius Marcellus bei Clastidium und die Eroberung
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 493.