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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gebiß (künstliches) - Gebläse
lichen Walrosses, denn die Stoßzähne der Elefanten
stehen im Zwischenkiefer, sind also umgebildete
Scbneidezäbne, ebenso der unsymmetrisch (meist
rechts) auftretende des männlichen Narwal. Die vor-
dern Backzähne (Fleifchzähne, clent^ Illc ßrantes) der
Raubtiere haben fckarfe Ränder und der Teil des
G., den sie bilden, stellt eine Schere dar. Vor ihnen
stehen die weit kleinern Lückenzähne (äoiitos inoiai-68
spurii), hinter ihnen die Höckerzähne (äontos tudei-
oulati). Bei den andern Säugetieren sind die Kronen
aller Backzäbne breit, mit Höckern (Mensch, Affen,
Insektenfresser, Fledermäuse), oder abgeflacht mit
Falten (fchmelzfaltige Zähne, äoiit68 con^licati
der Wiederkäuer und Pferde), oder endlich blätterig
(äentc^ I^ineliozi der Elefanten), wenn sie aus einer
Neihe durch Cement verkitteter, mit Schmelz über-
zogener Platten bestehen. Nur bei wenig Säuge-
tieren (normalerweife der Mensch, der fossile Nefo-
don) ist die ganze Reihe des G. geschlossen, meist
finden sich kleinere und größere Lücken (äiaZtein-
inata) zwischen ibnen. Die Zahlen, in denen die
einzelnen Zahnarten im G. der Säugetiere auf-
treten, reiht man von einer Seite, von innen nach
außen zählend, oben und unten übereinander ge-
stellt, an einander und erhält so die für die fystema-
tifcke Zoologie febr wichtigen Zahnform e ln. Als
typifche Zabnformet für die Säugetiere hat man
folgende aufgestellt:
i 3 e 11) 4 in 3 ^
i 3 c 1 p 4 in 3
das heißt: es finden sich oben und unten drei Schneide-
zähne (i), ein Eckzahn (c), vier vordere (p) und drei
hintere (in) Backzäbne, also in jeder obern und untern
Kieferhälfte 11, znsammen 44. Nur wenig lebende
Säugetiere (das Pferd), häufiger die fossilen Huf-
tiere besitzen diese Zahnformel, meist besteht das G.
aus weniger, fetten aus mehr Zähnen. Für Mensch
rind Affen ist die Zahnformel folgende:
i 2 c 1 p 2 in 3
i 2 c 1 p 2 in 3'
In der Regel unterscheidet man vordere und hintere
Backzähne nicht, sondern nimmt Backzähne (m) zu-
sammen. Danach ist die Zahnformel z. B. des Eich-
hörnchens eigentlich.^.-^--. Doch läßt man
fehlende Zähne in der Formel ganz ausfallen, schreibt
also . -----^ oder noch kürzer ^., und sind die Zah-
len in Ober- und Untertiefer gleich, so schreibt man
auch bloß eine Reihe, daher für die Zabnformel des
Hundes 3 1 7, d. b. der Hund hat 44 Zahne, näm-
lich 12 Schneide- 4 Eck- und 28 Backzähne, die sich
auf beide Kiefer gleichzahlig verteilen. Ein Zahn-
wechsel findet bei fast allen Säugetieren statt, bei den
Seehunden und Verwandten oft schon im Mutter-
leib. Bei den Zahnarmen (s. d.) besteht das G.,
wenn sie eins besitzen, aus gleichen Zähnen, die bloß
Zahnbein und Cement, aber keinen Schmelz haben.
Beim Erdferkel werden sie von mehrern vereinigten
Zahnbeinprismen gebildet und eine Gürteltierart
(^rionoäonteä FiZas Onr.) hat bis 100 Zähnchen.
Zahnlos hingegen sind Schuppentiere, Ameisen-
fresser, Vartenwale und die Monotremen. Die
Bartenwale baben als Embryonen Zahnsäckchen mit
Zahnkeimen, die aber zeitig absorbiert werden.
Litteratur. Kober, I)e si^ntit)u8, eoruintink
<Uv6l8iwtc> linoaä i>rae86ntiain et t'lidrioain (Basel
1770); Hunter, Xatural ni^tor^oftne kuinan teetn
(2 Bde., Lond. 1771-78; neue Ausg. von Bell,
Philad. 1839); Owen, Oäonto^rapdie (Lond. 1840
-45); Giebel, Odontograpbie (Lpz. 1855); Tomes,
Die Anatomie der Zähne des Menschen und der
Wirbeltiere (deutfch von L. Holländer, Verl. 1877).
Gebiß, künstliches, s. Zähne (künstliche).
Gebiß, derjenige Teil derPferdezäumung,
welcher unmittelbar auf die Lefzen oder Kinnladen des
Pferdes wirkt. Es ist vonStabl oder Eisen (neuerdings
auch bisweilen von Gummi), wird durch das Kopf-
gestell im Maul des Pferdes festgehalten und ver-
mittelst der Zügel vom Leiter in Wirkung gesetzt.
Das G. der Trensenzä'umung besteht aus einer ein-
fachen in der Mitte durch Gelenk beweglichen
Stange, das G. der Kandarenzäumung (f. Kandare)
aus einer Stange, dem Mundstück, die an beiden
Enden mit senkrecht stehenden, bebelartig wirkenden
Armen (Schenkeln, Hebeln, Anzügen) ver-
fehen ist. In der Mitte hat das Mundstück einen
gerundeten Ausschnitt, die Zungenfreiheit.
Gebläse, die im Hüttenbetrieb, bei der Metall-
bearbeitung u. s. w. verwendeten Vorrichtungen für
die Zuführung atmosphärischer Luft zur Unterhal-
tung des Feuers in Hochöfen, auf Herden u. s. w.
Die ältesten und einfachsten G. sind die Balg-
gebläse oder Blasebälge, welche schon weit
über 1000 Jahre v. Chr. angewendet wurden und
sich als einfachwirkende Handblafebälge mit diskon-
tinuierlichem, und als doppeltwirkende G. mit kon-
tinnierlichem Luftstrom erhalten haben. Balggebläfe
finden nur für kleinere Windmengen und geringe
Pressungen,daher zur Anfachung einzclnerSchmiede-
feucr in ausgedehntem Maße, in feltenen Fällen in
kleinern Hammerwerken Verwendung. Diefelben
sind entweder Spitzblafebälge, hölzerne Blasebälge
oder Cylinderblasebälge. Die Spitzblasebälge
bestehen aus zwei oder mehrern dreieckigen, durch
seitliche, zusammenlegbare Lederwände unter sich
verbundenen Platten, die mit geeigneten Saug-
tlappen versehen sind und durch Winkelbewegung
in Thätigkeit gesetzt werden. Die hölzernen
Blasebälge sind im wesentlichen hölzerne Kästen,
in welchen je eine hölzerne Platte um einen Zapfen
drehbar derart schwingt, daß Kasten und Platte sich
gegeneinander bewegen, wobei die vorher durch ent-
sprechende Ventilklappen angesaugte Luft unter
Druck mittels eines aus dem Innern des Balges
herausführenden Rohres heraustritt. Die Cylin-
derbälge unterfcheiden sich von den (^pitzbälgen
nur durch die kreisrunde Form der bewegten Platte
und die cylinderförmige Gestalt der Lederwände.
In neuerer Zeit findet man die alten Blasebälge
vielfach durch Centrifugalgebläse oder Ventilatoren
(s. d.) ersetzt. Für größere Luftmengen und höhere
Pressungen, also zur gleichzeitigen Unterhaltung
einer Anzahl von Schmiedefeuern oder zum Betrieb
von Schmelz- und Flammenöfen kommen vorwiegend
doppeltwirkende Cylindergebläfe, Noot'z; d1o>v6i-3
und Dampfstrahlgebläfe (f. Injektoren) zur Ver-
wendung. Ein Cylindergebläfe besteht nach
Art der Wasserpumpen aus einem gußeisernen Cy-
linder, in welchem sich luftdicht ein Kolben hin und
her bewegt, der so hinter sich eine Luftverdünnung,
vor sich eine Luftlomprefston fchafft und die in den
Deckeln des ^beiderseitig geschlossenen Cylinders an-
gebrachten ^aug- und Druckoentile derart in Be-
wegung setzt, daß die Saugventile sich binter dem
Kolben öffnen, vor demfelben fchließen, und umge-
kehrt die Druckventile sich binter ibm fchließen, vor