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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geisberg - Geiß
König Stephan der Heilige) taufen und warb für
ihn um die Hand der deutfchen Prinzessin Gisela,
der Tochter des Bayernherzogs.Heinrich II. Noch
ehe die Vermählung vollzogen ward, starb G. 995
oder 997. - Auch zwei Könige Ungarns führen
diesen Namen. König Geisa I., Sohn König
Belas I., erhob sich 1074 gegen den König Salomo,
seinen Vetter, besiegte ihn und zwang ihn zur
Flucht nach Deutschland; er starb 1077. - König
Geisa II. (1141-01), Sohn König Belas II., ver-
schaffte seiner Herrschaft dauernde Erinnerung durch
die Ansiedelung deutscher Kolonisten in Sieben-
bürgen und in der Zips (nach 1143). Kämpfe mit
Deutschland (1146), Fehden mit den russ. Großfür-
sten (1149-52) und dem Vvzantiner Manuel Komne-
nos (1152-56), veranlaßt durch die Ausdehnung
seiner Oberhoheit überSerbien, sowie Streitigkeiten
mit Thronprätendenten füllten den größten Teil der
Negierung G.s aus. Er starb 31. Mai 1161.
Oeisberg oder Gaisberg. 1) Berg bei Weißen-
burg (s. d.) im nördl. Elsaß, der 4. Aug. 1870 zu-
gleich mit der Stadt von den Deutschen erstürmt
wurde. - 2) Berg bei Salzburg, s. Gaisbcrg.
Geiseln wurden im Altertum und frühern Mit-
tolalter die angesehenen und vermögenden Per-
sonen, häufig Söhne von Fürsten und Edlen, ge-
nannt, welche der Sieger sich von dem Besiegten
zur Sicherung auferlegter Friedens- oder Unterwcr-
fungsbedingungen gestellen ließ. Die G. wurden
als Gefangene, jedoch ihrem Stande gemäß be-
handelt und verfielen dem Kriegsrcchte (s. d.), wenn
der Staat oder das Gemeinwesen, von welchem sie
gestellt waren, sich des Friedensbruchs schuldig
machten. Mit der scharfen Unterscheidung des heu-
ligen Völkerrechts zwischen dem Staate als allein
verpflichteter und verantwortlicher Rechtspersönlich-
keit und seinen Angehörigen als solchen ist der alte
Begriff der G. nicht mehr vereinbar. Nur uncigent-
lich können so die einflußreichen Einwohner eines
occupierten feindlichen Gebietes (s. Occupation) ge-
nannt werden, welche als Nepressalie (s. d.) für ge-
schehene und zur Sicherung gegen weitere völker-
rechtswidrige Handlungen der Bevölkerung von der
occupicrenden Kriegsmacht abgeführt werden. Es
ist dies eine unmittelbare Ausübung des Kriegs-
rechts, die aber nicht weiter gehen darf, als daß die
Abgeführten, solange es notwendig erscheint und
äußersten Falls bis zum Friedensschluß, den Kriegs-
gefangenen (s. d.) gleich behandelt werden.
Geifenheim, Stadt im Rheingaukreis despreuß.
Neg.-Bez. Wiesbaden, rechts am Rhein, an der Linie
Frankfurt a. M.-Niederlahnstein der Preuß. Staats-
dahnen, hat (1890) 3141 E., darunter 345 Evan-
gelische und 45 Israeliten, Post, Telegraph, Vor-
schuß- und Kreditverein, Spar- und Leihkasse, eine
spätgot. Kirche (1510) mit zwei Türmen (1836) aus
rotem Sandstein und den: Denkmal des Mainzer
Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn, ein
Realpro gymnasium, höhere Mädchenschule, eine
tönigl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau, seit 1869
mit Versuchsstation, Schlösser der Grafen von Ingel-
heim und von Schönborn, die Villa Monrepos mit
den berühmten Obstgärten des Herrn von Lade, des
Gründers der genannten Lehranstalt, und viele an-
dere schöne Villen. Der hier, namentlich auf dem
Rothenbcrge geballte Wein gehört zu den besten des
Geifer, s. Geysir. IRHeingaues.
Geiserich, König der Vandalcn, s. Genserich.
Geisfuß, Werkzeug, s. Geißfuß.
Geishüsler, Oswald, s. Myconius.
Geising, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Dippoldiswalde der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden, 24 kni im SO. von Dippoldiswalde,
1,8 kin von der böhm. Grenze, im sächs. Erzgebirge,
in 599 m Höhe, am Fuße des steilen Geisingbergs,
im tiefen Thale der obern Müglitz, an der Neben-
linie Mügeln-G. (36,i km) der Sächs. Staatsbah-
nen, hat (1890) 1310 E., darunter 52 Katholiken,
Post, Telegraph; Zinnbergbau (Hütte und Poch-
werke, s. Altenberg im Erzgebirge), Holzdreherei,
3 Holzstoffschleifereien, 2 Dampfsägewerke, 6 Mahl-
und Schneidemühlen, Strohflechtschule und Stroh-
flechterei (Absatz nach der Schweiz, England, Däne-
mark und Österreich), Landwirtschaft (jährlich werden
etwa 12000 Ctr. Gebirgsheu versandt). G. wird
als Luftkurort viel besucht.
Geisingen, Stadt im Amtsbezirk Donaueschin-
gen des bad. Kreises Villingen, 13 Km im SO. von
Donaucschingen, links an der Donau, im Jura, an >
der Linie Offenburg-Singen der Bad. Staatsbah-
nen, hat (1890) 1135 meist kath. E., Post, Telegraph,
Bezirksforstci, Kreishospital; Holzhandel, Fischerei
und Viehzucht; 2 km westlich von der Stadt der
Wartenberg mit Schloß des Fürsten von Fürsten-
bcrg, großen Parkanlagen und Tiergarten.
Geisklee, s. O^tigug.
Geislingen. 1) Oberamt im württemb. Donau-
kreis, hat (1890) 32163 (15237 männl., 16 926
wcibl.) E., 3 Städte und 34 Landgemeinden. -
2) Oboramtsstadt im Oberamt G., 33 km im
NW. von Ulm, in einem engen Thale der Schwäbi-
schen Alb, in 464 m Höhe, an der Nohrach und an
der Linie Ulm-Stuttgart der Württemb. Staats-
bahnen, Sitz des Oberamtes und eines Amtsge-
richts (Landgericht Ulm), hat (1890) 5722 E., dar-
unter 930 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph,
gotische cvang. Kirche (1424) mit Chorstühlen und
einer geschnitzten Kanzel von Georg Syrlin i2512),
neue kalh. Kirche, Standbild Kaiser Wilhelms I. (seit
1894, nach dem Modell von G. Eberlcin); Päda-
gogium, Mittel-, Fortbildungsschule, Spital, Ge-
werbebank; Maschinenfabrik mit Eisengießerei, eine
der größten Metallwarenfabriken Europas, Fabrika-
tion von Drechslerwaren aus Elfenbein und Knochen,
Kunstmühle, 12 Brauereien und Gerbereien. In
der Nähe das Röthelbad und auf einem Felsen die
Ruinen des Schlosses der Grafen von Helfenstein.
Geispolsheim, Dorf und Hauptort des Kan-
tons G. (141,i4 ykm, 14 Gemeinden, 20 945 E.),
im Kreis Erstein des Bezirks Unterelfaß, 13 km im
SW. von Straßburg, an der Ehn und der Linie
Straßburg-Colmar (Bahnhof 3 km entfernt) der
Elsah-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 2271 E.,
darunter 124 Evangelische, Postagentur, Telegraph,
lath. Dekanat; getrieben wird besonders Getreide-,
Hanf- und Tabakbau.
Geiß, s. Ziege. - In der Jägersprache bezeich-
net man mit G. weibliches Gemswild, wohl auch
weibliches Dam- und Rehwild.
Geiß, Philipp Konrad Moritz, Begründer der
Zinkgußindustrie, geb. 7. Sept. 1805 zu Berlin als
Sohn des Besitzers einer Fabrik von Eisengußwaren,
besuchte das Gewerbe-Institut in Berlin und war
dann in Eisengießereien in Gleiwitz und Malapane
und in der Fabrik seines Vaters thätig. Nach einer
Reise durch England und Frankreich legte er eine
Zinlgieherei in Berlin an, die, von Schinkel be-
günstigt, eine große Bedeutung erlangte. G. goh