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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gewürzpflanzen - Gezeiten
trägt etwa 25 Proz. des Gesamtgewichts und giebt
in Verbindung mit einem harzigen Stoffe (Caryo-
phyllin, s. d.) den G. ihren brennenden Geschmack;
das Sammeln geschieht in der Weise, daß man die
Blüten vor ihrer Öffnung mit den Stielen vom
Baume abnimmt und hierauf an der Sonne troct-
net. Handelssorten sind Amboina, Penang- und
Sansibarnelken. Letztere beherrschen gegenwärtig
ziemlich ausschließlich i/en Markt. Die Ernte San-
sibars betrug 1890: 300000 Frazilchs zu je 35 Pfd.
oder ungefähr 200000 Ballen (Gonjes) zu 60 k^. !
Den Jahresbedarf der Welt schützt man auf 80000 l
Ballen. Die Ausfuhr Amboinas beträgt jährlich >
nur 300000 - 600000 Pfd. Niederländisch-Ost'
indien führte 1890 für 113000 Holland. Gulden G.
aus. Haupthandelsplatz ist London. - Die Güte
der G. beurteilt man nach der Größe, der Fülle der
Form und nach dem Gehalt an ätherischem ^l; letz-
teres quillt schon beim Drucke mit dem Fingernagel
daraus hervor. Amboinanelkcn oder K önig 5 -
nelken werden als die beste Sorte geschätzt. In
der Medizin werden die G. sowie das Nelkenöl
gegen Unthätigkeit des Verdauungsapparats und
gegen Zahnleiden verwendet.
Gewürzpflanzen, s. Gewürze
Gewürzsträucher, s. c^i^ntkus.
Gex (spr. schecks). 1) Arrondissement des franz.
Depart. Ain, hat 415,37 ^m, (1891) 20519 E.,
31 Gemeinden und zerfällt in die 3 Kantone Col-
longes (153,80 l^Iim, 7991 E.), Fcrney-Voltaire
<78)i9 <ikm, 4896 E.), G. (l83,i8 cikm, 7632 E.). -
2) Hauptstadt des Arrondissements G., 15 km
nordwestlich von Gens, am Fuße des Mont-Colombv
i169l m) und an der Straße über den Col de la
Faucille (s. d.), links des Iournan, ist Sitz eines
Gerichtshofs erster Instanz, eines Friedensgerichts
und einer Ackerbautammer, hat (1891) 1332, als
Gemeinde 2659 E., ein Hospital, ein Zellengefäng-
ms; Alpenwirtfchaft, Gerberei und Uhrenhandel.
Die Stadt ist schlecht gebaut, bietet aber eine pracht-
volle Aussicht auf den Genferfee, Jura und die
Alpen dar. - G. bildete mit seiner Umgebung in
alter Zeit ein besonderes Gebiet, das fruchtbare
Pavs de G., um das Genf und Savoven als
Nachbarn im 14. und 16. Jahrh, oft kämpften.
1601 von der Schweiz an Frankreich abgetreten,
behielt es eigene Verwaltung bis 1789. - Vgl.
Brossard, Niztoirs än M^8 cie ^. (Bourg 1851).
Geyer, Stadt in der Amtshauptmannschaft
Annaberg der sächs. Kreishauptmannfckaft Zwictau,
in 597 m Höhe, in sehr gebirgiger, klippen- und bolz-
reicher Gegend, an der Nebenlinie Schönfeld-G.
(9 kmj der Süchs. Staatsbahnen, hat (1890) 5305
l2485 männl., 2820 weibl.) E., Post, Telegraph-
Fabrikation von Posamenten, Strumpfwaren, Spin-
deln und Watte, Erzgebirgifche Dynamitfabrik,
Spitzenklöppelei und Zwirnerei. Der Bergbau auf
Silber, Zinn und Wismut ist erloschen, dagegen
wird der auf Braun- und Eisenstein nock betrieben.
Im NO., 100 m über dein Marktplätze, die Walters-
liöde mit dem König-Albertsplateau. Im N. der aus
losen Granitfelsen aufgetürmte Greifen st ein, im
O. der an Zinn reiche Geiersberg.
Geyer, Florian, frank. Edelmann, übernabm im
Bauernkriegevon1525 die Führung der Bailern von
Rothenburg, die er durch Einstellung von Lands-
knechten zu der gesürchteten Schwarzen Schar aus
bildete. Mit dem "Hellen Haufen" unter Georg Metz-
ln vereinigt, eroberte er Weinsberg und Heilbronn.
Hierauf scheint er eine Zeit lang allein gehandelt zu
baben, bis er Anfang Mai wieder zur Belagerung
des Frauellberges zu Nürzburg zu Metzler stieß. Er
wurde zum Landtage in Schweinfurt und von hier
zu Markgraf Kasimir von Brandenburg geschickt, um
Verhandlungen einzuleiten, und nahm 4. Juni an
dem Kampfe bei Sulzdorf und Ingolstadt teil. Nack
tapferm Kampfe gelang es ihm, sich mit ein paar
Getreuen durchzuschlagen, aber 9. Juni wurde er
auf dem Speltich, nahe Schloß Limburg, von Wil-
helm von Grumbach, seinem eigenen Schwager,
überfallen und mit allen seinen Genossen getötet.
Rob. Heller machte Florian G. zum Helden eines
Romans i3 Bde., Frankf. 1848); dramatifch wurde
der Stoff behandelt von W. Genast (Weim. 1857),
Fischer (Stuttg. 1866) und Dillenius (ebd. 1868).
Geyling, Karl, Glasmaler, geb. 23. Febr. 1814
in Wien, widmete sich als Schüler der Wiener Ata-
demie besonders dem Landschastsfache. Schon 1840
wurde G. beauftragt, für Schloß Larendurg Glas-
fenster auszufübren. Die geringe Dauervarkeit
dieser auf entaustische Art hergestellten Malereien
veranlaßte G., sich dem technischen Studium der
Glasmalerei zu widmen. Zahlreiche Aufträge er-
hielten ihn in steter Übung und machten seine Glas-
malereianstalt weitbekannt. In dieser entstanden,
außer zahlreichen Fenstern, meist für österr. Kirchen,
die kolossalen Lünettenfenster mit der Austria nach
F. Laufbergers Zeichnung in der Rotunde des Wiener
Weltausstellungspalastes 1873 und die nach Ent
würfen Führichs und Dombaumeisters Schmidt ge-
fertigten 60 Fenster, welche im Auftrage des Kaisers
! von Österreich für die Grabtirche feiner Ahnen zu
Nancy in Lothringen entstanden. Auch die in der
deutschen Kirche in Paris sind eine Widmung des
Kaisers und G.s Arbeit: sie haben unter der Com-
mune stark gelitten. G. starb 2. Jan. 1880 in Wien.
Geysir (d. i. Wüterich oder tobender Sprudel,
vom altisländ. 8618k, weniger richtig Geiser),
Bezeichnung der größten der in Island, Amerika und
Neuseeland vorkommenden heißen Springquellen.
Im südl. Amte von Island, 44 km im NW. des
Vulkans Hetla und 32 kni im NNO. des frühern
Bischofssitzes Skalholt (zuerst gegen Ende des
13. Jahrb. von den Annalisten genannt), befinden
sich im S. der centralen Gletscherwüste in einem
ziemlich ebenen, von felsigen Hügeln umschlossenen
Wiesenthale zahlreiche warme, zum Teil springende
'Duellen. Darunter sind die größten und mertwür-
^ digsten der Große Geysir (s. d.) und der etwa 70 in
von ibm entfernte Stroktr. Fast alle setzen an ihrer
Mündung Kieselerde oder Tuff ab und bauen so die
flach kegelförmigen Hügel selbst auf, aus deren Mit-
telpunkt sie hervorbrechen. Über die G. in Amerika
s. Mlowstone-Nationalpark. - Vgl. Fuchs, Vul-
kane und Erdbeben (Bd. 17 der "Internationalen
wissenschaftlichen Bibliothek", Lpz. 1875); Kuntze,
über G. lim "Ausland", 1880); Lang, über die Be-
dingungen der G. (in den "Nachrichten der königl.
Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen", 1880).
Gezähe (des Bergmanns), s. Bergbau (Bd. 2,
Gezähnt, s. Blatt (Bd. 3, S. 85d). ^S. 756 d).
Gezeiten, auch (niederd.) Tiden, das regel-
mäßige schwanken des Meeresspiegels, das sich
meist zweimal in 25 Stunden vollzieht. Man sagt,
es sei Niedrigwasser, wenn die Meeresfläche ihren
tiefsten Stand, und Hoch Wasser, wenn sie ihren
höcksten Stand einnimmt. Das Steigen des Wassers
von Niedrig- zu Hochwasser heißt Flut, das Fallen