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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gößnitz - Götakanal
Goßner hat an 150 Missionare entsendet, darunter
doch auch eine Anzahl Theologen. Nack seinem
Tode hat sich der Gohnersche Missionsverein in der
Weise der andern Gesellschaften eingerichtet, mit
eigenem Missionshaus, Zweigvereinen u. s. w. Sein
Hauptarbcitsfeld ist unter den Kol in Ostindien
(seit 1845), wo 1890 über 36000 Christen auf
8 Stationen mit 18 europäischen, 17 eingeborenen
Predigern, 151 Katechisten, 58 Lehrern und 81
schulen in vollständig organisierten evang. Ge-
meinden vorhanden waren. Das Organ dgr G. M.
ist: "Die Biene auf dem Missionsfeld" (Berlin, seit
1834). - Vgl. L. Nottrott, Die G. M. unter den
Kols (2 Bde., Halle 1874-1888); A. Nottrott, Der
gegenwärtige Stand der Kols-Mission (Berl. 1889).
Gößnitz, Stadt im Ostkreis des Herzogtums
Sachsen-Altenburg, an der Pleiße und den Linien
Zwickau-G. (24,5 km), Gera-G.-Glauchau (51,4km),
Zwickau-Altenburg und Leipzig-G.-Reichenbach
(190,80 kiu) der Sächs. Staatsbahncn, bat (1890)
5190 E., darunter 68 Katholiken, Post zweiter Klasse,
Telegraph, eine 1491 erbaute Kirche; Steinnuß-
tnopffabritation, mehrere Wagenbaufabriken, eine
Vortland-Cementfabrik, Pechsiederei, Spinnerei,
Ammoniakfabrik, mechan. Weberei, .Holzpantoffel-
und Holzschuhfabrik, fünf mechan. Stickereien, land-
wirtschaftliche Maschinenfabriken und Eisengießerei,
eine große Dampfmälzerei und Gasanstalt.
Götzweinstein, Marktflecken und Luftkurort im
Bezirksamt Pegnitz des bayr. Reg.-Bez. Oberfran-
ken, links über dem rechts zur Regnitz gehenden
Wiesent, inmitten der Fränkischen Schweiz, in
464 in Höhe, hat (1890) 509 C'., darunter 23 Evan-
gelische, Posterpedition, Telegraph, eine dreitürmige
Wallfahrtskirche, ein Franziskanerkloster mit Kirche,
ein prächtig restauriertes Bergschloß des Freiherrn
von Sohlern mit herrlicher Aussicht, und Wasser-
leitung, ^wolle.
Voss^inni 2.., Baumwollstaude, s. Vaum-
Gostinnoi Dwor (russ.), richtiger 803twn^
ävoi', s. 008t^.
Vo8<z, d. i. Gast, bezeichnet in Rußland in alter
Zeit den fremden Kaufmann, zum Unterschiede vom
einheimischen (Icupec). In den größern Städten
bestanden besondere Höfe (Fostinn^ ävor), in denen
die fremden Kaufleute Unterkommen fanden und
handelten; hier wurde auch der Zoll erhoben. Im
moskauischen Zartume bezeichnete <3. den Groß-
händler. Der Charakter eines l^. wurde vom Zaren
verliehen; die 308ti zahlten eine außerordentliche
Steuer, genossen Handels- und Zollfreiheit im gan-
zen Lande und unterlagen einzig der Jurisdiktion
des poLoisiH prika? (s. Prikas).
Gostyn. 1) Kreis im preuh. Reg.-Bez. Posen,
hat 600,30 hkm, (1890) 39135 (17 817 männl.,
21318 weibl.) E., 4 Städte, 83 Landgemeinden und
66 Gutsbezirke. - 2) G., poln. 6o8tin, Kreisstadt
im Kreis G., 13 km nördlich von Kröben, an der
Nebenlinie Lissa-Iarotschin der Preuh. Staatsbah-
nen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsge-
richts (Landgericht Lissa), hat (1890) 3632 E., dar-
unter 388 Evangelische und 232 Israeliten, Post,
Telegraph; Wattenfabrik, Ziegelei, drei Brauereien,
Essigfabrik, Windmühlen, Molkerei, Ackerbau, Ge-
ireidehandel und Pferdemärkte. Im Osten der Stadt
erhebt sich auf einer Anhöhe ein ehemaliges, 1700
gegründetes Kloster der Philippiner, ein besuchter
Wallfahrtsort, dessen schöne Kirche mit reichen Holz-
ichmtzneien und Wandgemälden geschmückt ist.
Gostynin. 1) Kreis im westl. Teil des russ.-poln.
Gouvernements Warschau, hat 1211,2 ^m, 79132E.
- 2) Kreisstadt im Kreis G., 148 km westnord-
westlich von Warschau, an der links zur Weichsel
gehenden Skrwa (20 km vor der Mündung) und
an der Strafte von Warschau nach Thorn, hat
(1888) 5457 E., in Garnison das 3. Schützenregi-
ment, Post und Telegraph, 1 kath., 1 evang. Kirche.
VosuHar, s. (lo^och.
Gofzczynski (spr. goschtschin-), Sewerin, poln.
Dichter, geb. 1803 in Ilinze in der Ukraine, stu-
dierte in Warschau, gehörte dann zu denjenigen Auf-
ständischen, welche 29. Nov. 1830 den Großfürsten
Konstantin im Belvedere übersielen. Nach den Käm-
pfen von 1831 durchstreifte er Galizien, namentlich
die Karpaten. Von 1838 lebte er bald in derSchweiz,
bald in Frankreich, zuletzt in Lemberg, wo er 25. Febr.
1876 starb. G. ist ein durchaus origineller Dichter,
sowohl in der Erfindung als im Ausdruck. Auf
seinen demokratischen Sinn wirkten die Bilder der
Leibeigenschaft in seiner Heimat tief verletzend ein;
dazu kamen die wehmütigen Sagen und Lieder des
Volks, die Erinnerungen an die blutigen Aufstände
der Hajdamakcn: dies alles kam zur Gestaltung in
seinem Hauptwerke, der epischen Erzählung "^ameic
Xanimv8ki" ("Das Schloß zu Kaniow", Warsch.
1828 u. ö.; deutsch von I. V. Werner, Mariaholden
1832), voll lebenswahrer Charakter-und Naturschil-
derung, aber rauh in Sprache und Form; G. ge-
fällt sich in der Ausmalung des Gräßlichen und
Schaucrvollen. Die Eindrücke der Karpaten spiegeln
sich bei ihm wieder im "Johannisfest"(l.834; Episode
eines größcrn unvollendeten Gedichts, mit Schilde-
rung des Volks und seiner unheimlichen Spukge-
stalten) und im "König des verfallenen Schlosses"
(1842; geknüpft an die Ruinen von Odrzykon). In
den Revolutionsliedern "Drei Saiten" (Strahb.
)839> wird die künstlerische Gestaltung von der
Tendenz überwuchert. Später schloß sich G. der
mystisch religiösen Sekte Towianskis an und ver-
stummte fast ganz. Eine neue Ausgabe seiner
"?062j6" erschien 1870 (2 Bde., Leipzig).
Got sspr. goh), Francois Jules Edmond, franz.
Schauspieler, geb. 1. Okt'. 1822 in Lignerolles (De-
part. Orne), besuchte das Pariser Konservatorium
und ist seit 1844 Mitglied, seit 1850 Societär des
^kekti'L tra^5U8. Während er im alten Repertoire
in den Rollen des Sganarelle, Trissotin, Figaro viel
Bewundertes leistet, gelangen ihm im modernen Re-
pertoire vornehmlich Giboyer in Augiers "1^68
6tki'0nt68" und "1^6 iii8 ä<3 (^ido^6i'"; ebenso vor-
trefflich war er als Mercadet und als Vernarb in
"1.63 ^0urc?ikindÄiiIt". Als Schriftsteller versuchte
sich G. in einem Libretto "^i-an^o^ Vilion", das
1857 in der Großen Oper aufgeführt wurde.
Göta-Glf, der Abfluß des Wenersees in Schwe-
den, stießt von der Südfpitze des Sees, bildet zahl-
reiche Fälle, darunter der berühmte Fall von TroU-
hättan (s. d.), die durch Kanäle umgangen werden
(s. Götakanal), und mündet, 90 wn lang, bei Göte-
borg ins Meer; ein Arm geht schon bei Kung-Elf
nach Südwesten ab und bildet die fruchtbare Insel
Hisingen (195 <i1vm).
Götakanal oder Göthakanal, der bedeu-
tendste und wichtigste Kanal Schwedens, zur Ver-
bindung der Ostsee und Nordsee auf Betrieb des
Grafen Baltzar Bogislaus von Platen durch eine
Gesellschaft mit Unterstützung des Staates 1810-
32 mit einem Kostenaufwande von etwa 14 Mill.