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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Göteborgs- und Bohns-Län - Gotfried von Viterbo
M und 144 Dampfer mit zusammen 95570 Register-
tonnen. Dem Verkehr in der Stadt dienen Pferde-
bahnen und Omnibusse; von Bahnen führt die
Staatsbahn über Falköping nach Stockholm, Pri-
vatbabnen nach Warberg (77 km) und über Weners-
borg-Kil bis Falun (478 km). Fast alle Staaten
sind in G. durch Konsulate vertreten.
Eckon Gustav Wasa erkannte die Wichtigkeit eines
Hafenplatzes in dieser Gegend und suchte die 2 km
nördlich gelegene alte Stadt Nya Lödösa in Auf-
nahme zu bringen, die später als Gamle-staden (Alt-
stadt) zu G. gerechnet ward. Karl IX. legte 1003 ein
G. aufHisingen an, das aber 1612 die Dänen erober-
ten und zerstörten. Gustav Adolf gründete dann 1619
G. <m der jetzigen Stelle, und durch seine wie seiner
Nachfolger Privilegien blühte die Stadt rasch empor,
ungeacbtet wiederholter Heimsuchungen durch Kriege
und Fcuersbrünste.
Göteborgs- und Bohus-Län, administrativer
Bezirk im westl. Schweden, umfaßt die Provinz
Bohuslän (s. d.), die Stadt Göteborg und drei
harden der Provinz Westergötland.
Goten (fälschlich Gothen), ein german. Volk,
dcr bedeutendste Stamm derjenigen Gruppe von
Germanen, die unter dem Namen Ostgermancn (s. d.)
zusammengefaßt, im 6. Jahrh. n. Chr. auch geradezu
got. Völker genannt werden. Im 1. Jahrh. n.
Chr. iaßcn die G. an der untern Weichsel. Ihre
nächsten Stammverwandten waren jenseit der Ost-
see die schwedischen G. oder Ganten. Die G. waren
die Herren der Ostsee; sie beherrschten namentlich
d^ in Ostpreußen und Kurlaud sitzenden, der sinn.
Völkcrgruppe angehörenden Esthen (Esten). Seit
der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. breiteten sich die G.
südwärts aus; schon um 200 finden sie sich am
Nordrande des Schwarzen Meers. In das ent-
völkerte Weichselland rückten allmählich die Slawen
ein. Die G. zerfielen in Wisigoten (Westgoten) oder
Therwingen, die am Pruth, Bug und Dnjcstr saßen,
und in die östlich von ihnen wohnenden Ostrogoten
(Ostgoten) oder Greutungen. Während des ganzen
3. Jahrh, hatten sich die Römer der Naubzüge der
G. zu erwehren; zu Wasser und zu Lande plünder-
ten die G. die reichsten Städte Thraziens, Griechen-
lands und Kleinasiens. Kaiser Decius siel 251 im
Kampfe gegen sie; Kaiser Aurelianus sah sich ge-
nötigt, ihnen schließlich die Provinz Tacien, d. h.
das linke Ufer der untern Donau, abzutreten.
Um die Mitte des 4. Jahrh, begann das Christen-
tum, und zwar die Lehre der Arianer, bei den G.
Wurzel zu fassen, bei ihnen zuerst unter den gcrman.
Völkern. Die Bibelübersetzung ihres ersten Bischofs
Wulfila (Ulfilas, s. d.) gewann bei ihnen eine ähn-
liche Bedeutung, wie sie für uns Luthers Über-
setzung gewonnen hat. Die Gegner des Christen-
tums nötigten Wulfila, mit feinem Anhang 348
über die Donau zu weichen, wo diese christlichen G.
in der Gcaend von Plewna noch im 6. Jahrh, ein
Stillleben führten.
Die Ostgoten erwuchsen zu einem besondern
Volte. IhrmächtigerKönigErmanrik(Hermanarich)
unterwarf die benachbarten slaw. und sinn. Stämme
und errichtete um die Mitte des 4. Jahrh, ein großes
Reich, welches den größten Teil von Südrußland
umfaßte. Er und seine G. erlagen 375 dem furcht-
baren Ansturm der Hunnen. Die Ostgoten bil-
deten nunmehr einen Teil der hunn. Macht. Über
ihre weitere Geschichte und ihre Herrschaft in Ita-
lien s. Ostgoten.
DieWestgoten, gleichfalls von den Hunnen ver-
drängt, wurden vom Kaiser Valens ls. d.) 376 am
Südufer der Donau aufgenommen. Die Quälereien
der röm. Beamten trieben sie zur Empörung, und
nach dem Siege bei Adrianopel war das Land ihrer
Plünderung preisgegeben, bis der neue Kaiser
Theodosius sie nach wechselndem Kampfe 382 zu
einem Vertrage bewog, durch den sie in röm. Dienste
traten. Über ihre weitere Geschichte s. Westgoten.
(Vgl. Gotische Sprache und Litteratur.)
Gotenburg, s. Göteborg.
GotenburgerAusschanksystem besteht darin,
daß der gesamte Ausschaut von Branntwein oder
überhaupt von spirituösen Getränken in einer
^tadt oder einem bestimmten Lanobczirke einer
Aktiengesellschaft (schwed. Bolag, norweg. Samlag)
übertragen wird, deren Altionäre nur eine bestimmte
Dividende (5-6 Proz.) von dem Gewinn erhalten,
während der übrige Reingewinn für allgemeine,
hauptfächlich wohlthätige Zwecke verwendet wird.
Dies System wurde, von einigen unbedeutendem
Versuchen abgesehen, zuerst in der schwed. Stadt
Gotenbnrg (Göteborg) 1865 eingeführt und hat sich
bald über ganz Schweden, Norwegen und Finland
verbreitet. 1875 wurden in Stockholm alle nicht
privilegierten Echankgerechtigkeiten von einer nach
dem G. A. gebildeten Aktiengesellschaft übernommen,
1886 waren von 987Detailhandlungs- und Schank-
gerechtigkeiten 902 im Besitz derartiger Bolage.
Die thatsächlichen Resultate dieses Systems sind
ganz hervorragend.^ Die Gotenburger Gesellschaft
hat die Anzahl der ^chankstellen von 61 (1865) auf
19 (1885) beschränkt; während in Schweden 1878-88
im ganzen 103 private Ausschankgerechtsame ein-
gezogen wnrden, wurden diejenigen der Gesellschaf-
ten nur um 23 vermehrt. Ferner hat die Samlags-
ordnung eine bedeutende Erhöhung der Preise und
ein Sinken in der Konsumtion des Branntweins
hervorgerufen. Über die Verwendung des Über-
schusses gelten verschiedene Bestimmungen. Nach
dem Gesetz von 1874 wurde es in Schweden üblich,
daß drei Fünftel desselben an die Stadt, ein Fünftel
an das Landsting und ein Fünftel an den Lano-
wirtfckaftsverein der Provinz gezahlt werden, eine
Verteilung, die auch durch die jetzt geltende Ver-
ordnung von 1885 im Princip beibehalten ist. In
Norwegen wird über den Überschuß entweder nur
von der Generalversammlung oder dem Vorstande
der Gesellschaft disponiert, oder von der Gesellschaft
in Verbindung mit den kommunalen Behörden.
Die schwed. Branntweinsbolage haben 1878-88
(abgesehen von den ^teuerabgaben) gegen 33 Mill.
Kronen abgegeben. Der Nettogewinn der norweg.
Samlage betrug 1889: 1143409 Kronen. - Auch
in Deutschland hat das G. A. lebhafte Befürwortung
gefunden. - Vgl. Wieselgren, Das G. A., dessen
Entstehung, Zweck und Wirkungen (Gotenb.1882;
Beilage dazu 1883); Bär, Die Trunksucht und ihre
Bekämpfung dnrch Vereinsthätigkeit (3. Aufl., Verl.
1884); ders., Die Trunksucht und ihre Abwehr (Wien
1890); Handwörterbuch der Staatswissenschaften,
IV, 96 fg. (Jena 1892).
Gotfried von Viterbo, Geschichtschreiber des
12. Jahrh., von Geburt ein Deutscher, in Vamberg
gebildet, erhielt, nachdem er Konrad 111. und Fricd-
rick I. als Kaplan und Notar mehr als 40 Jahre
gedient hatte und zu vielen Votschaften verwendet
worden war, endlich in Viterbo einen Ruheposten.
Er starb nach 1191. Von seinen Werken sind be-