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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Graben-Hoffmann - Grabenübergang
In der permanenten Befestigung soll der
G. das sturmfreie Hindernis bilden; er kann trocken
oder nah sein. Die Stnrmfreiheit des trocknen G.
beruht aus einer genügenden Breite und Tiefe, ver-
bunden mit der Steilheit der Wände. Die Breite
soll jede überbrückung mit gewöhnlichen Mitteln
vereiteln und ist daher auf 10 in zu bemessen; die
Tiefe und die Steilheit der Wände follen den Ge-
brauch von Leitern möglichst erschweren: dafür ist
eine Tiefe von 0 bis 8 ni erforderlich. Die Steilheit
der Wände wird am besten erreicht durch Bekleidung
mit Mauerwerk. Da aber bei der Treffsicherheit und
Wirkung der heutigen Geschütze eine zur Bekleidung
der innern Grabenböschung aufgeführte Eskarpen-
mauer gegen das Geschützfeucr des Angreifers keine
genügende Widerstandsfähigkeit haben würde, fo
begnügt man sich damit, nur die dem feindlichen
Feuer größtenteils entzogene äußere Graben-
böschung mit einer Mauer zu versehen; die innere
Grabenwand, an deren Fuß in ältern Festungen
meist eine freistehende Eskarpenmauer stand, wird
in Erde mit etwas flacherer als ganzer Anlage ge-
führt; an ihrem Fuß dient ein eisernes Gitter oder
eine Hecke als Hindernis. Die Sturmfreiheit des
nassen G. wird erreicht durch ein zusammenhän-
gendes Wasserbecken mit einer Sohlenbreite von
mindestens 20 in und einer Tiefe des Wassers (bei
niedrigstem Stande) von 1,80 m (sog. Militärische
Wassertiefe); geringere Tiefe kann durch eine Künette
ausgeglichen werden. Die Grabenwände sind ge-
wöhnlich mit flacher Anlage in Erde ausgeführt und
gegen den Wellenschlag mit Weiden bepflanzt. Die
nafsen G. werden entweder durch Grundwasser oder
durch zugeleitetes fließendes Waffer gefüllt. In letz-
term Falle sind Vorrichtungen zum Zulassen und
Festhalten, oft auch zum Ablassen des Wassers er-
forderlich. Bei größern Gewässern legt man hierzu
quer durch dieselben massive Bauten (Stauschleusen,
s. Batardeau), spannt das Wasser an, führt es in
den G. (Einlaßschleuse) und hindert unterhalb d?n
Ausfluß durch andere Wehre (Ausflußschleusen).
Durch Ab- und Zulassen des Wassers (Wassermanö-
ver, Wasserspicl) kann man die feindlichen Arbeiten
zum Grabenübergang wiederholt zerstören, das Ge-
frieren des Wassers erschweren und unter Umständen
auch das Vorgelände unter Wasser setzen, Über die
Verteidigung des G. s. Grabenverteidigung.
Graben-Hoffmann, Liederkomponist, s. Hoss-
mann, Gustav.
Grabenkoffer, s. Bastioniertcr Grundriß.
Grabenniedergang, Descents, Abstei-
gung, ein bedeckter Gang, der bei dem Förmlichen
Angriff (s.d., Bd. 6, S. 981 a.) von der Glaciskrönung
nach der Grabensohle hinavführt und der Sturm-
kolonne eine vor feindlichem Feuer gesicherte An-
näherung an die Bresche gestatten soll <s. vorstehende
Figur). Der G. wird meist mit der bedeckten Sappe
hergestellt; er darf keine steilere als ^ Anlage haben
und muß bei trocknem Graben unter der Grabenfohle,
bei nassem über dem Wasserspiegel münden; die Kon-
tereskarpenmauer ist an der betreffenden Stelle in
genügender Höhe und Breite zu durchbrechen. In
der Figur ist ad die Linie des gedeckten Weges,
de die innere Glacisböschung mit Bankett, cd die
äußere Glacisböschung; sf^di ist der Aufriß der
Glaciskrönung, teils in dem ursprünglichen Glacis
eingeschnitten, teils über demselben aufgeschüttet;
kl ist die Öffnung in der Kontereskarpenmauer.
Grabenschere, ein Außenwerk, da.s in ältern
bastionierten Befestigungen im Hauptgraben vor der
Kurtine erbaut wurde, entweder in Form eines ein-
springenden Winkels, einfache oder tenaillierte
G., oder in Form einer kleinen bastionierten Front,
verstärkte G. (s. Französische Befestigungsmanier,
Fig. 2d u. 5). Die Facen der G. lagen stets in den
rückwärtigen Verlängerungen der Bastionsfacen. Der
Zweck der G., die als ein Überbleibsel der früher
gebräuchlichen ^au38" Iii-aie betrachtet werden kann,
war, dem Graben eine niedere und rafantere Be-
streichung zu geben, als von den hohen Bastions-
flanken aus möglich war.
^ Grabenfenkung nennt die Physik. Geologie
eine Scholle Landes, die längs zweier annähernd
paralleler Bruchlinien (Verwerfungen) derart in
die Tiese gesunken ist, daß sie zwischen den jenseit
der Vruchlinien stehen gebliebenen Landschollen
eine langgezogene und verhältnismäßig schmale
Senke bildet. Das klassischste Beispiel einer G. in
Mitteleuropa bildet die oberrhein. Tiefebene von
Basel bis Mainz und Frankfurt, wo das ursprüng-
lich vereinigte Schwarzwald-Vogesenmassiv durch
ein von l^üd nach Nord ziehendes Spaltensystem
in die jetzt getrennten "Horste" Schwarzwald-Oden-
wald, und Vogcsen-Hardt zerschnitten wurde, zwi-
schen denen die jetzige Nhcinebene etwa 1500 in tief
einfank. Großartige G. sind auch in der syr.-arab.
Wüstentafel vorhanden, so das Iordanthal mit dem
Todten Meere, das Wadi Arabah und das ganze
Note Meer, mit denen die G. in Ostafrika, nämlich
Tanganikasee, Njassasee, Rudolf- und Stephanicsee
u. a. in engem genetischen Zusammenhange stehen.
Grabenfohle, s. Graben.
Grabenübergang als Akt des Förmlichen An-
griffs (f. d., Bd. 0, S. i)81 ü), die gedeckte Überschrei-
tung des Grabons vom Ausgang des Grabennieder-
gangs (s. d.) bis zu der in der Eskarpe hergestellten
Bresche. Diese Deckung wird bei trocknen Gräben,
je nachdem von einer oder von beiden leiten oder
auch von oben her Feuer zu erwarten ist, als einfache,
doppelte oder bedeckte Sappe ausgeführt. Die Breite
des G. muß 5-6 m betragen, damit 8-10 Mann in
Front ihn benutzen können. Bei nassen Gräben bil-
^V^WM^UM '^W^H^W
det der Bau des G. die gefahrvollste und schwierigste
Arbeit der ganzen Belagerung, da man sich zunächst
aus Wasserfaschinen und Sandsäcken einen Damm
und auf diesem mittels Faschinen, Schanzkörben,
Sandsäcken und Bohlen die Deckung herstellen muh.