Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

309
Grev. - Grévy
Morgcngebet,DerkleineMathematiker,DerKönigs-
kuchen, Der Lahme, Der kleine Faulpelz.
6??'el)., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für
NobertKayeGreville(fpr.gröwwill), geb. 1794,
gest. 1866 als Professor der Botanik in Edinburgh.
Qrsvs (frz., spr. grähw), Arbeitseinstellung,
Streik; Grcvisten, Ausständige, Streikende.
Greven, Dorf im preuß. Neg.-Bez. und Land-
kreis Münster, an der Ems und der Linie Münster-
Emden der Preuß. Etaatsbahnen, hat (1890) 6085 E.,
Post, Telegraph, Baumwollspinnereien, Cigarren-
fabriken und Brauereien.
Grevenbroich. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Düsseldorf, hat 237,07 ykm, (1890) 42 623 (21387
männl., 21236 weibl.) E., 2 Städte und 24 Land-
gemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis G., 14 km
im SW. von Neusi, an der Erst, in 52 m Höhe, und
an der Linie Neuß-Euskirchen und der Nebenlinie
G.-Hochneukirch (10,2 km) der Preuh. Staatsbahnen,
Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Land- ^
gericht Düsseldorf) und Katasteramtes, hat (1890)
1927 meist kath. E., Post zweiter Klasse, Telegraph,
Kreissparkasse, kath. Pfarrkirche, ehemals Kirche des
Cistercienserklosters, Neste eines alten Schlosses der
Grafen von Iülich; Baumwollspinnerei und -We-
derei, .Halbwollwebereien, Fabriken von Zucker-
fabritations-, Münzpräge- und Dampfmaschinen,
Pumpen u. s. w., von Lampendocht, Kratzen und
Prägemaschinen, ferner ein Walzwerk, Gerbereien,
Dampfsägewerk und Zuckerrüdenbau.
Grevenbrück, Ortfchaft im Kreis Olpe des
preuß. Neg.-Vez. Arnsberg, am Einfluß der Elspe
in den Lenne und an der Linie Hagen-Siegen-Vetz-
dorf der Preuh. Staatsbahnen, hat (1890) 234 E.,
Post, Telegraph, steinerne Brücke (17. Jahrh.) mit
Sandsteinbild (Nepomuk), chem. Fabrik und Kalk-
brennereien. In der Nähe das Eisenhüttenwerk
Germania Hütte, eine Dynamitfabrik und die
Nöllecker Marmorwerke; auf einem steilen Felsen die
Peperburg.
Grevenmacher, Stadt und Zauptort eines
Distrikts (39 267 E.) im Grohherzogtum Luxem-
burg, 20 km im NO. von Luxemburg, links an
der Mosel, an der Linie Diekirch-Wasserbillig-G.
(55 km) der Prinz Heinrich-Bahn, hat (1890)
2418 E., Post, Telegraph, Weinbau und bedeu-
tende Dolomitkalksteinbrüche. G. bestand schon
675; 1175 wurde es durch die Trierer Diöcese an
Luxemburg verkauft. Erobert wurde es 1552 durch
den Markgrafen von Brandenburg, 1688 durch die
Franzosen, 1705 durch die Bayern, und ging 1822
durch Feuer fast ganz zu Grunde.
Greve-Platz (spr. grähw), früher Name der
Place de l'Hötel de Ville iu Paris; hier fanden
bis 1793 und 1795-1830 die öffentlichen Hinrich-
tungen statt.
Grevesmühlen (Grevismühlen), Stadt im
Amt Grevesmühlen-Plüschow (199,3i ykm) des
Grohherzogtums Mecklenburg-Schwerin, 30 km im
NW. von Schwerin, 10 km von der Küste der Ostsee,
in fruchtbarer Gegend zwischen zwei Seen, an der
Linie Lübeck-Kleinen der Mecklenburgischen Fried-
rich-Franzbahn,Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Schwerin), hat (1890) 4482 E., Post erster Klasse,
Telegraph, Pfarrkirche, Armen-, Krankenhaus, Vor-
schuhverein, Sparkasse, Vereinsbank; Dampfmol-
kerei, Lohmühle mit Lohgerberei, Brauerei, Mäl-
zerei, Ziegelei und Getreidehandel; östlich der Iser-
berg (113 m).
Greville (spr. griwwill), engl. Familienname,
s. Warwick.
Greville (spr.-wil),Zenry,Pseudonymder franz.
Schriftstellerin Alice Marie Weste Durand (s. d.).
Grevistcn, s. Oi-6V6.
Grevy, Albert, franz. Staatsmann, Bruder des
folgenden, geb. 23. Aug. 1824 zu Mont-sous-Vau-
drey (Depart. Jura), wurde Advokat in Paris, sie-
delte später nach Vesancon über und wurde 8. Febr.
1871 vom Depart. Doübs in die Nationalversamm-
lung gewählt, wo er sich an die republikanische Linke
anschloß. Von der Kammer 1879 zum Vicepräsi-
denten gewählt, wurde er in zeitweiliger Mission
mit den Funktionen eines Civilgeneralgouverneurs
von Algerien beauftragt und die Befehlshaber der
Land- und Seemacht und sämtliche Verwaltungs-
ämter der Europäer und der Eingeborenen ihm
untergeordnet. Er zeigte sich jedoch den Anforde-
rungen dicfer Stellung uicht gewachsen und uahm
im Nov. 1881 beim Rücktritt des Ministeriums
Ferry seine Entlassung. Im März 1880 war er zum
lebenslänglichen Senator gewählt worden.
Grövy, Jules, Präsident der franz. Republik,
geb. 15. Aug. 1807 zu Mont-sous-Vaudrey (Depart.
Jura), studierte die Rechte in Paris, wo er 1837 Ad-
vokat wurde und sich bald einen Namen erwarb. Nach
der Februarrevolution ernannte ihn Ledru-Nollin
zum Regierungskommissar im Depart. Jura, in wel-
cher Eigenschaft er sich durch seine Klugheit und Mäßi-
gung allgemein geachtet und beliebt machte, sodaß
er fast einstimmig zum Abgeordneten in die Consti-
tuante gewählt wurde. G. gehörte hier der demokra-
! tischen Partei an, bekämpfte die Wahl des Prinzen
! Ludwig Napoleon zum Präsidenten der Republik,
sowie später in der Gesetzgebenden Versammlung
! dessen Regierungstendenzen und protestierte mit
^ den andern in der Mairie des 10. Arrondissements
! versammelten Deputierten gegen den Staatsstreich
vom 2. Dez. 1851. Er wurde verhaftet, aber nach
kurzer Gefangenschaft wieder in Freiheit gesetzt.
G. zog sich nun vom polit. Schauplatz zurück und
, lebte ganz seinen Berufsgeschäften, bis er 1868,
nachdem er Vorsteher des Pariser Advokatenstandes
geworden war, bei den Wahlen im Iuradepartement
mit großer Stimmenmajorität über den Regierungs-
kandidaten siegte und auch im folgenden Jahre in
den Gesetzgebenden Körper gewählt wurde.
Nach dem Sturz des Kaisertums (4. Sept. 1870)
erklärte er sich gegen die Errichtung einer Diktatur
und für die Berufung einer neuen Constituante, da-
her er auch von der Provisorischen Negierung kein
Amt annahm. Bei den Wahlen zur Nationalver-
sammlung 8. Febr. 1871 wurde er in den Departe-
ments der Rhönemündungen und des Jura gewählt
! und entschied sich für letzteres. Am 17. Febr. berief
ihn die Nationalversammlung zu Bordeaux aus den
Präsidentenstuhl, welches Amt cr viermal nachein^
ander bekleidete, bis er I.April) 873, als die Rechte
gegen einen von ihm erlassenen Ordnungsruf pro-
testierte, den Vorsitz niederlegte und die Wiederwahl
nicht annahm. Seine Broschüre "I^e ^onvernomein
necsZLllire" (1873) ist gegen die monarchistischen In-
triguen gerichtet. Am 20. Febr. 1876 wurde er wieder
in die Deputiertenkammer und nach deren Zusammen-
tritt 13. März mit 462 gegen 6 Stimmen wiederum
zum Präsidenten gewählt. Nach dem Rücktritt
des Präsidenten Mac-Mahon 30. Jan. 1879 zum
Präsidenten der Republik auf sieben Jahre gewählt,
unterzeichnete er in dieser Eigenschaft unter anderm