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Grunow, Fr. Wilh. - Grünstadt
zum Feldmarschalllieutenant, 1889 zum komman-
dierenden General des 8. Armeekorps in Prag und
zum Feldzeugmeister ernannt.
Grunow, Fr. Wilh., Verlagsbuchhandlung,
und Fr. Ludw. Herbig, Kommissionsbuchhand-
lung, beide in Leipzig und im Besitz vonJoha n n e s
Grunow, geb. 11. Okt. 1845. Das Kommissions-
geschäft wurde 1819 von Friedr. Eusebius
1839, gegründet; er verlegte aber auch Bücher und
Zeitschriften. 1839 ging die Firma über an einen
Enkel des vorigen, Friedr. Wilh. Grunow, geb.
12. April 1816 in Güsten (im Anhaltischen), gest.
29. Aug. 1877, der 1860 den Verlag unter eigenem
Namen abtrennte und nur das Kommissionsgeschäft
unter der frühern Firma fortführte. So blieb es
auch unter seinem Sohne, dem jetzigen Besitzer.
Das Hauptunternehmen des Verlags sind die
"Grenzboten" (s. d.), die bis 1884 unter der Firma
Fr. Ludw. Herbig erschienen. Daran schließen sich in
früherer Zeit Werke von Ad. Böttger, Alfr. Meiß-
ner, Rud. Reichenau, Julian Schmidt; später von
Bruno Bücher ("Mit Gunst", 1886), Marg. von
Bülow, Moritz Busch ("Graf Vismarck und seine
Leute", 7. Aufl., 6.-10. Tausend, 1890), MarIähns
("Geschichte des Kriegswesens"), Aug. Niemann,
Ad. Stern, Robert Waldmüller; neuerdings Fritz
Anders, P. Göhre, K. Ientsch, Charlotte Niese,
A. Rosenberg ("Geschichte der modernen Kunst"),
G. Wustmann; ferner geschmackvolle Ausgaben von
Goethe, Schiller (beides Auswahl), Otto Ludwig
und mehrere Anthologien; der "Deutsche Geschichts-
kalender", hg. vonK.Wippermann (seit 1885), "Evan-
gelisch-sociale Zeitfragen" (seit 1891); die Zeit-
schriften: "Die Christliche Welt" (seit 1887) mit
"Heften" dazu (1892 fg.), die "Chronik der christl.
Welt" (seit 1891), beide hg. von M. Rade. Das
Kommissionsgeschäft hat (1893) 113 Kommittenten.
Grünporpyyr, s. Grünstein.
Grünroggen, s. Futterroggen.
Grünsand, Glaukonitischer Sandstein,
ein glaukonithaltiger Sandstein. Der Glaukonit,
ein Mineral von graugrüner Farbe, ist ein wasser-
haltiges Silikat von vorwiegend Eisenoxydul (oder
Eisenoxyd) mit Kali, auch etwas Thonerde und Kalk;
es bildet hirsekorngroße, schießpulverähnliche Körn-
chen neben den Quarzkörnern, und das Bindemittel
ist alsdann kalkig oder mergelig, während in andern
G. das Bindemittel selbst zum Teil aus pulverigem
Glaukonit besteht. Nach Ehrenberg sind viele Glau-
konitkörnchen Steinkerne von Foraminiferenschalen,
die von der Glaukonitsubstanz aufgefüllt und fpäter
aufgelöst wurden. Die G. sind lichtgrün, graugrün,
bis zu dunkelgrün hin gefärbt, um so intensiver,
je mehr Glaukonit sie entyalten, und verändern wohl
im Lauf der Zeit durch höhere Qrydation des Eisens
diese Farbe in eine lichtbräunliche. G. kennt man
zwar schon in den ältern Formationen, die Hanpt-
entwicklung fällt jedoch in die Kreideformation, wo
er namentlich im Turon Westfalens, Sachsens und
Englands sehr verbreitet ist (Glaukonit- oder
Grünsandformation). Auch der tertiäre Wiener
Sandstein, der untere Meeressand des Pariser Eo-
cänbeckens sowie die Molasse der Schweiz sind stellen-
weise als G. ausgebildet. Im Staate Neujersey wird
der 6-8 Proz. Kali haltende G. der Kreideformation
als ein äußerst wirksames Düngemittel massenhaft
benutzt; hier und da gebraucht man ihn auch als
grüne Farbe zum Anstreichen.
Grünsfeld, Stadt im Bezirksamt Tauber-
bischofsheim des bad. Kreifes Mosbach, 7 Km im
NO. von Lauda, an der Mündung des Wittich-
baches in den Grünbach und an der Linie Heidel-
berg-Würzbura der Bad. Staatsbahnen, hat (1890)
1339 meist kath. E., Postagentur, Telegraph; Müh-
len, Kaltsteinbrüche und bedeutenden Weinbau.- G.
wird 744 urkundlich erwähnt als Villa 6i'iiQäk6iäcV,
im 14. bis 16. Jahrh, wohnten die Grafen von Leuch-
tenberg hier; später kam G. unter die fürstbischöfl.
Regierung zu Würzburg, dann an den Fürsten Salm-
Krautheim-Reifserscheidt und 1806 an Baden.
Grünspan (lat. aerußo) oder Span grün, der
grüne Überzug, mit dem sich kupferne Gegenstände
an feuchter Luft bedecken. Derfelbe besteht aus
basisch kohlensaurem Kupfer. Die als Farben in
den Handel kommenden Sorten G. sind jedoch Ver-
bindungen der Essigsäure mit dem Kupferoxyd, und
man unterscheidet je nach der Zusammensetzung
verschiedene Arten. In weinproduzierenden Län-
dern, z. B. in Frankreich (Montpellier), wird basi-
scher oder blauer G. dargestellt, indem Wein-
trefter, die sich in Essiggäruna befinden, mit Kupfer-
blechen geschichtet werden. Der blaue G. hat die
Zusammensetzung (^((^l^l)^ -(^(0II).2 .M" <).
Man bringt ihn in Form von Kugeln von etwa
8 cm Durchmesser in den Handel. Auf andere Weise
erhält man G., indem man, wie z. B. in Grenoble,
Kupferplattcn mit Efsig befeuchtet oder mit essig-
getränkten Flanelllappen schichtet und an warme
Orte bringt; dieser grüne G. hat die Zusammen-
setzung (Xi(02II,0^)2 -2^11(011)2. Der krystalli-
sierte G. besteht aus neutralem essigsaurem Kupfer
und wird erhalten, indem man den basischen G. in
Essigsäure löst und krystallisieren läßt, oder durch
Versetzen von Kupfervitriol mit Vleizucker, essig-
saurem Kalk oder essigsaurem Vary um. Die von
den ausgeschiedenen unlöslichen Sulfaten abfiltricrte
Flüssigkeit wird bis zur Krystallisation eingedampft.
In die Krystallisierbottiche setzt man Zolzstäbe ein,
an denen sich der G. in Traubenform ankrystallisiert.
Der neutrale G. ist in Wasser ziemlich leicht lös-
lich. Man wendet die verschiedenen Sorten als Ol-
und Wasserfarbe, zur Bereitung von Kupferfarben,
zur Färberei und Druckerei fowie zum Vergolden
an. An Stelle des krystallisierten G. ist jetzt aber
meist Kupfervitriol getreten. 100 KZ Kugelgrün-
span kostete im Großhandel 124 M., Traubengrün-
span 190 M. Der G. ist giftig (s. Kupfervergiftung).
Grünspan-Cerat, s. Grünes Wachs.
Grünfpat, ungebräuchlich gewordene Vezeich-
nnng sür das Mineral Malakolith (s. d.).
Grünspecht, s. Spechte.
Grünstadt, Stadt im Bezirksamt Frankenthal
des bayr. Neg.-Bez. Pfalz, 5 km von der Hess.
Grenze, 13 km von Dürkheim,. in 172 m Höhe, in
der Nähe des zum Rhein gehenden Eisbaches, all
der Linie Neustadt-Monshcun und der Nebenlinie
G.-Eisenberg-Kettenleidelheim (9 km) der Pfalz.
Eifenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Frankenthal), Rentamtes, Vezirksgremiums und
einer Auffchlageinnchmerei, hat (1890) 3606 E.,
darunter 910 Katholiken und 224 Israeliten, Post-
erpedition, Telegraph, eine Krcislatcinschule, höheve
Mädchen-, Frauenarbeits-, gewerbliche Fortbil-
dungsschule, ein Waisenhaus; Fabrikation von
Steingutwaren, Packpapier und Lack, Obst- und
Weinbau. G. war bis zur Französischen Revolution
die Residenz der Grafen von Leiningen-Westerburg.