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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gyimes-Paß - Gyllenborg
dem Hause derHerakliden oder Sandoniden,der,um
G. von der Schönheit seiner (des Kandaules) Ge-
mahlin Tudo zu überzeugen, ihm diese einst zeigte,
als sie sich entkleidet niederlegte. Diese Verletzung
ihrer Ehre
ließ, entweder ihren Gemahl zu ermorden und als
ihr Gatte die Herrschaft über Lydien zu übernehmen,
oder selbst mit dem Tode zu büßen. G. ermordete den
Kandaules und wurde von dem delphischen Orakel
in der Herrschaft bestätigt. Sagenhafter lautet die
Erzählung bei Plato. Nach diesem hatte G. einst
als Hirt einen Ring in einer Höhle gefunden, der
die Kraft besaß, seinen Besitzer unsichtbar zu machen,
sobald er den Ring einwärts drehte. Mit Hilfe die-
ses Ringes habe G. die Königin gewonnen und Kan-
daules ermordet. Etwas anders lautet die Erzäb-
lung des Nikolaus von Damaskus. Thatsacke ist,
daß G. sich (689 v. Chr.) mit karischer Hilfe des
Throns der Lyder zu bemächtigen suchte, durch Zu-
stimmung des delphischen Orakels sein Ziel erreichte
und bis 653 als Stifter der neuen Dynastie der
Mermnaden regierte. Hebbel behandelte den Gegen-
stand in einer Tragödie.
Gynnes-Paß (spr. djimesch), in den den Ost-
rand Siebenbürgens bildenden Karpaten l46° 30^
nördl. Br.), führt von der obern Aluta bei Cfik
Szereda in 720 m (^cehöhe nach dem Tatrosthale
in der Moldau. Im Passe befindet sich ein Grenz-
zollamt gegen Rumänien.
6^/i. oder <7?M, bei naturwissenschaftlichen Na-
men Abkürzung fürLeonbard Gyllenhaal (spr.
M-), Entomolog, Schüler Linne's, geb. 1752, gest.
1842 als schwed. Major in Höberg in Westergot-
land. Er schrieb: "inFscta. Luecica" (4 Bde., Käfer,
Stockh. 1808-28).
Gylden (spr. jül-), Johan Aug. Hugo, schwed.
Astronom, geb. 29.Mai 1841 zuHelsingfors als Sohn
des Professors der griech. Sprache Nils Abraham
G., promovierte 1860, erhielt bald nachher eine An-
stellung an der Sternwarte zu Pulkowa und folgte
1871 einem Rufe nach Stockholm als Direktor der
Sternwarte und Professor der Astronomie. Er ver-
öffentlichte: "Untersuchungen über die Konstitution
der Atmosphäre" (Petersb. 1866 -68), "Studien
auf dem Gebiete der Störungstheorie" (Bd. 1, ebd.
1871), "I^6cu6i1 ä6 tadles contsnant, 163 ä^veioppe-
N16Iit8 rMIN61'iHU68 ö. eiN^io^Er äan8 16 s^loul
ä68 1)6rtUI-I)Hti0N8 ^63 C0N16t68" (1877), "Die
Grundlehren der Astronomie nach ihrer geschicht-
lichen Entwicklung dargestellt" (Lpz. 1877), "Versuch
einer mathem. Theorie zur Erklärung des Lichtwech-
sels der veränderlichen Sterne" (Helsingfors 1879),
"Dnäki-sökninF al tüEorieu lör kiinIakropMi-nLZ
1'0l6i361-" (Bd. 1, 1881) und die "^8tl-0N0mi8kH
iaktt2F6l86i- octi unä6i'80kiiinAHi' angUUIäa, PH
l6t0c1(1i0l!N8 0l)86i'vHt0iiuin" (bisher 18 Hefte),
"Eine Annäherungsmethode im Probleme der drei
Körper" (stockh. 1882), "Die intermediäre Bahn
des Mondes" (ebd. 1883), "Untersuchungen über
die Konvergenz der Reihen, welche zur Darstellung
der Koordinaten der Planeten angewendet werden"
(ebd. 1887), "^0UV6il68 1'6c1i61'c1i68 8ur 168 861-168
<?1N1)IoV663 ä3.Q8 168 t1i60ri68 äß8 p1a.N6t68" (ebd.
1893), "1>ilit6 ä68 0idit68 ad80iu68 ä68 Iiuit piH-
li6t68 I)i'incii)ai68" (ebd. 1893). Seit 1889 ist G.
Vorsitzender der Astronomischen Gesellschaft.
Gyldenlöwe (spr. jül-), Christian, natürlicher
Sohn des Königs Cbristian V. von Dänemark,
ged. 1674, nahm als Oberanfübrer der dän. Hilfs-
truppen im spanischen Erbfolgekriege an dem Feld-
zuge in Italien teil. Er starb 1703. Er ist Stamm-
vater der Familie Danneskjold (s. d.). Der jüngere
Sohn, Ulrik Christian G., geb. 1678, war ein
tüchtiger Admiral und kämpfte mit Glück 1710 und
1712 gegen die schwed. Flotten. Er starb 1719 in
Kopenhagen.
Gylippus, der ^obn des Spartiaten Kleandri-
das und einer Helotin, war einer der bedeutendsten
spartan. Heerführer zur Zeit des Peloponnesischen
Krieges. Seine berühmteste Waffenthat war die
Rettung der durch die Athener hart belagerten Stadt
Syrakus, der er im Frühling 414 v. Chr. mit nur
vier Schiffen zu Hilfe geschickt wurde. Dagegen be-
steckte er seinen Ruhm dadurch, daß er nach Be-
endigung des Peloponnesischen Krieges einen Teil
des Aeutegeldes unterschlug, das er für Lysander
Sparta zu bringen hatte. Als sein Verbrechen ent-
büllt wurde, mußte er sich durch die Flucht dem
Todesurteil entziehen.
6,M, s. ^i.
Gyllembourg-Ehrensvärd, Thomasine Chri-
stine, geborene Buntzen, dän. Schriftstellerin, geb.
9. Nov. 1773 in Kopenhagen, wurde durch ihre erste
Ehe mit Peter Andreas Heiberg Mutter des Dick-
ters Johan Ludwig Heiberg. Nach der durch die
Landesverweisung ihres ersten Gatten berbeigeführ-
ten Ehescheidung heiratete sie einen in Gustavs III.
Mord verwickelten, landesflüchtigen Schweden, Karl
Friedr. Ehrensvärd, der in Kopenhagen unter dem
mütterlichen Namen Gyllembourg (Gyllenborg)
lebte. Ihre langjährige Witwenzeit (seit 1815) ver-
lebte sie im Hause des obengenannten Lohnes.
Sie starb 2. Juli 1856. Als Verfasserin von "En
Hverdagshistorie" wurde sie sehr populär; es ge-
lang ihr aber, die Anonymität so gut zu be-
wahren, daß erst nach ihrem Tode die Autorschaft
bekannt wurde. Eine vollständige Sammlung ihrer
beliebten Novellen, die von 1827 ab größten-
teils in dem vom Sohne redigierten Blatt "Kjö-
benhavns Flyvende Post" veröffentlicht wurden,
erschien 1849-51 (12 Bde., Kopenhagen; 3. Aufl.,
ebd. 1883-84). - Vgl. Joh. Luise Heiberg, P. A.
Heiberg og Th. G. (Kopenh. 1882).
Gyllenborg (spr. jüllenborch), Karl, Graf,
schwed. Staatsmann und Dichter, geb. 11. März
1679, nahm in seiner Jugend kurze Zeit teil an den
Kriegen Karls XII., trat aber bald in den diplomat.
Dienst und ward 1703 als Legationssekretär nach
England gesandt, wo er, seit 1715 als Gesandter,
in die jakobitischen Umtriebe von Görtz und Alberoni
verwickelt und eine Zeit lang in Haft gehalten wurde.
Nach feiner Rückkehr zum Staatssekretär ernannt,
hielt er sich 1718-19 als Unterhändler mit Ruh-'
land in Aland auf. 1720 wurde er zum Hofkanzler,
1723 zum Reichsrat ernannt. Als solcher war er
einer der Gründer der Partei der "Hüte" und deren
erste" Führer und wurde infolgedessen auch (April
1739) nach der Dimission des Grafen Arvid Horn
zum Kanzleipräsidenten (Premierminister) ernannt.
Sein Werk war der plötzliche Wechsel in der schwed.
Politik, der Bund mit der Türkei 1739 und der un-
glückliche Krieg mit Rußland 1741-43. Als Kanzler
der beiden schwed. Universitäten hat er sich um das
wissenschaftliche Leben Schwedens große Verdienste
erworben; übrigens auch selbst als Dickter wie als
Prosaist sich versucht. Unter anderm schrieb er die
erste in schwed. Sprache verfaßte Komödie: "Dsu
8V6ii8k6 ßprättköksn" (aufgeführt 1737, gedruckt