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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haag (in den Niederlanden) - Haag (in Österreich)
schlageinnehmerei, Schloßruine, ein Institut der
Englischen Fräulein, Wasserleitung, Kanalisation
und Getreidehandel.
Haag (spr. hahch) oder De Haag, eigentlich
's Gravenbage lfrz. 1.3. H^6', lat. Ha^H l^omi-
tig), d. h. "des Grasen Ge-
hege", Residenz der Koni-
gin der Niederlande sowie
Sitz der Regierung, srüher
Residenz der Holland. Gra-
sen, liegt in der Provinz
Südholland, 5 Km vom
Strand der Nordsee, an den
Linien Gouda-H. (29 km) der
Staatsbahn,Rotterdam-Am-
sterdam der Holland. Bahngesellschaft und bat (1889)
140730, als Gemeinde mit dem Badeort Schcvenin-
gen(1891)165 560 E., darunter ein DrittclKatholiken.
Anlage, Gebäude. H. ist ein ofsener, freund-
licher Ort mit fruchtbarer Umgebung, scbonen
Straßen, stattlichen Häusern und freien Plätzen,
besonders im NO. Am Vijver (Teiche) inmitten
der Stadt steht der Binnenhof oder der Hof der
Grafen und später der Erbstatthalter von Holland,
eine Anzahl alter und neuer Gebäude, mit dem
Sitzungssaale der Gcneralstaatcn, Archiven und
dem höchsten Gerichtshofe. Besonders schön sind
der Rittersaal und der Treves-Zaal M;97). Auf
dem Buitenhof wurde Oldenbarnevcldt bingerichtet.
Andere schöne Bauwerke sind das Justizmini-
sterium (Backstein), das Kricgsministcrium, das
Rcichsarchiv, das Stadthaus am Fisckmarkt, in ur-
sprünglicher Form 1565 vollendet, zuletzt 1882-83
erweitert und restauriert, in Holland. Baustil: die got.
Groote Kerk (15. und 16. Jahrh.) mit zahlreichen
Kunstwerken im Innern, die Neue Kirche am ^pui
mit De Witts und Spinozas Gräbern, die neue
kath. ^t. Iacobuskirche, das königl. Palais in der
Straße Noordeinde und andere Palais.
Von Denkmälern sind zu nennen: die ver-
goldete Statuette Wilhelms von Holland auf einem
Brunnen im Vinnenhof, die Erzstandbildcr Prinz
Wilhelms I. (1848) auf dem Plcin und König
Wilhelms II. auf dem großen Platze Vuitenhos,
das Rciterdenkmal Wilhelms I. von Oranien (1845)
vor dem königl. Palais, das Bronzestandbild Spi-
nozas (1880), seinem Wohnhaus gegenüber, und das
figurenreiche Nationaldenkmal im Wilbclmspark mit
der sog. "X6ä6i'1anä8cQ6 ^laa^ä" (Niederländische
Jungfrau, Personifikation der Niederlande) zur Er-
innerung an die Wiederherstellung der Niederlande
1813. Sammlungen. Obenan stebt die Ge-
mäldegalerie im Mauritshuis mit 300 Holland.,
40 flandr., 25 deutschen und 70 andern Bildern,
darunter zahlreiche MeisterwerkeRembrandts (z.B.
die "Anatomie"), Ruisdaels, Potters, Bilder von
Dyck, Teniers, Steen, I. van Ravesteyn u. a.', fer-
ner das städtische Museum mit Schützenbildcrn
Ravesteyns, die Sammlungen des Barons Steen-
gracht, 80 alte Holland, und moderne Gemälde um-
fassend, die königl. Bibliothek mit 400000 Bänden,
wertvollen Miniaturen und einer großen Münzen-
und Kamcensammlung und das Museum Meer-
manno-Westreenianum mit Merkwürdigkeiten aller
Art. N nterrichtsa n st alten sind ein Gymnasium,
königl. Musikschule, Zcichcnakademie, zahlreiche
Volksschulen, die Erziehungsanstalt der Freimau-
rer; unter den wissenschaftlichen Vereinen sind die
Hö^M Ge^U^ckast l^. d,), die Witte-Societeit, die
Physikalische Gesellscbaft, der Malervcrein?u1cni-i
ßtuclio und das InätiNnn voor d6 ^Ia.^-, I^anä- eu
Voiliknivun^s von ^6ä0l'^lncl8cli'In(Iiti die wich-
tigsten. Zeitungen sind außer der offiziellen Re-
gierungszeitung: "O6 ^6(l6I-iHNä8c1i6 3tHg.t8-(Ü0U-
r^ut", (dlLt V^äkliHNli)), "VoikMacl", "Ok^vonä"
p08t" u. a.
Seit den ältesten Zeiten Fürstensitz, ist H. vor-
nehmlich als Residenz zu Bedeutung gelangt. Die
Geschütz-, Eisen-, Messing- und Kupfergießerei, die
Fabrikation von Wagen, Pofamentier-, Gold- und
Silberwaren, Hüten und Möbeln abgerechnet, ist
die Industrie geringfügig. Die Bewohner leben
zum Teil vom Hof und von dem starken Fremoen-
befuch, der besonders infolge des Aufblühens von
Scheveningen zugenommen hat. In der Umgebung
werden Blumen, Früchte und Gemüfe angebaut.
Dem Verkehr im Innern dienen Pferdebahnen, nach
Scheveningen führen zwei Dampfstraßenbahnen
(4,75 und 7 km). An der einen Seite der Stadt
liegt ein breiter Kanal, den unausgesetzt zahlreiche
Fahrzeuge bedecken. An die andere schließt sich ein
stattlicher Wald, hetHaagsche Bosch, mit einem
königl. Lustschlosse, das "Huis ten Bosch" (Haus im
Walde), dessen Glanzpunkt der Oraniensaal ist, ein
Oktogon, von Iordaens u. a. gemalt. Die übrigen
Seiten sind von Wiesen, schönen Landsitzen und
Gärten umgeben. Der sog. Zoologisch-botanische
Garten ist fast ausschließlich Vergnügungsort; die
schöne mit Bäumen bepflanzte Straße nach Scheve-
ningcn ist im 17. Jahrh, auf Anregung des Dichters
Huygens angelegt.
H. war ursprünglich Jagdschloß der Grafen von
Holland. Schon um 1250 baute aber Wilhelm,
Graf von Holland (und deutscher König), einen Pa-
last, um welchen herum andere Ansiedelungen ent-
standen. Im 16. Jahrh, wurde der Ort die Residenz
der Generalstaaten. Hier schlössen 31. März 1710
die Seemächte und der Kaiser das sog. erste Haager
Konzert, welches die Neutralität Norddeutschlands
und Iütlands im Nordischen Kriege gewährleistete;
im zweiten Haager Konzert vom 4. Mai verpflichte-
ten sich die Verbündeten, eine Truppenmacht aufzu-
stellen, um die Ausführung des ersten Konzerts zu
sichern. Auch wurde hier die Tripelallianz zwischen
Frankreich, England und Holland 4. Jan. 1717 und
hierauf 17. Febr. 1717 der Friede zwischen Spanien,
Savoyen und Österreich geschlossen. H. ward damals
immer noch als Dorf aufgefübrt und war als folches
das größte der Welt. Nachteiligen Einfluß hatte die
Revolution von 1795 und die Regierung des Königs
Ludwig Vonaparte, der die höchsten Behörden nach
Utrecht und Amsterdam verlegte. Hm so schneller
stieg der Ort seit 1813 unter der Dynastie Oranien.
Haag. 1) Markt in der österr. Vezirkshaupt-
mannfchaft Amstetten in Niederösterreich, an der
Linie Wien-Salzburg der Osterr. Staatsbahnen,
Sitz eines Bezirksgerichts (247,44 (ikm, 9 Gemein-
den, 40 Ortschaften, 16426 deutfche kath. E.), hat
(1890) 944, als Gemeinde 3882 E., Olstampfen, eine
Hammerschmiede, Getreide-, Obst- und Mosthandel.
- 2) Markt in der österr. Vezirkshauptmannschaft
Ried in Oberösterreich, am Fuß des Hügels, auf
dem sich das Stammschloß (1230) der Fürsten von
Starhemberg erhebt, Sitz eines Bezirksgerichts
(155,92 cMn, 9 Gemeinden, 233 Ortschaften, 13068
deutscbe kath. E.), hat (1890) 870, als Gemeinde
1851 E., Post, Telegraph und in der Umgebung
Braunkohlengrubcn. - ^- -