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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hacken - Hackländer
Ähnlichkeit mit dem Windgotte Wodan; der Name
H., richtiger Hackelbernd, ist von I. Grimm durch
"Mantelträger" erklärt, wie nach der nord. Mytho-
logie auch Odin einen Mantel hat. - Vgl. ^cham-
bach und W. Müller, Niedersächsische Sagen und
Märchen (Gott. 1854); Kühn und Echwartz, Nord-
deutsche Sagen (Lpz. 1848)', Schwartz, Der heutige
Volksglaube und das alte Heidentum (2. Aufl., Verl.
1862); Zimmermann, Die <^age von H. (in der "Zeit-
schrist des Harzvereins", 1889).
Hacken, Behacken, eine Art der Bodenbear-
beitung, welche die Lockerung der nach heftigen
Regengüssen und darauf folgender Trockenheit hart
gewordenen Bodsnoberfläche bezweckt. Alle diese Ar-
beiten werden mittels kleinerer oder größerer Garten-
hacken (f. Gartengeräte, Bd. 7, S.555^) ausgeführt.
Hacken, der, Paß der Eihlgruppe in den Glar-
ner Alpen im fchweiz. Kanton Schwyz, verbindet
den Wallfahrtsort Einsiedeln mit schwyz. Die
Paßhöhe (Wasserscheide zwischen Limmat und Reuß)
hat 1893 m Höhe.
Hact'enfutz (I'eg caicaiK^), angeborene oder
durch Krankheit erworbene Verunstaltung des Fußes,
wobei dieser nicht mit der Fußsohle, sondern nur
mit der Hacke oder Ferse den Boden berührt und
so mit dem Unterschenkel einen spitzen Winkel bildet,
entsteht meist durch Verkürzung des vordcrn Schien-
beinmuskels und des kurzen Wadenbeinmuskels
und ersordert zu seiner Heilung Durchschneidung
der Sehnen der verkürzten Muskeln und Fixierung
des Fußes in seiner normalen Stellung durch Gips-
verbändc und orthopäd. Maschinen.
Hackensack, Hauptort des Eounty Bergen im
nordamerik. Staate Neujersey, nördlich von Ho-
boken und östlich von Paterson am Hackensack-River,
der sich in die Newarkbai ergießt, Knotenpunkt zweier
Bahnen, hat Ziegeleien und (1890) 0004 E.
Häckerling, s. Häcksel.
Hackert,Philipp,Landschaftsmaler, geb.15.Sept.
1737 zu Prenzlau in der Iikermark, kam 1753 auf
die Akademie und 1765 nach Paris, wo er Bilder
Joseph Vernets kopierte. Von da begab er sich 17(i8
mit seinem Bruder Johann Gottlieb nach Italien.
In Rom bestellte die Kaiserin Katharina bei ihm
sechs große Gemälde für das Schloß Peterhof bei
Petersburg, welche die Seefchlacht bei Tfchesme
(1770) und die darauf folgende Verbrennung der
türk. Flotte darstellen sollten. Uni den Künstler in
den Stand zu setzen, die Wirkung eines in die Luft
auffliegenden Schiffs in der Nachbildung zu er-
reichen, lieh der Graf Orlow, der damals mit einem
Teil feiner Flotte im Hafen vor Livorno lag, eine
russ. Fregatte in die Luft sprengen. Die glückliche
Ausführung der Gemälde begründete H.s Ruhm.
Er unternahm dann Reisen durch Italien, nach der
Schweiz, nach London (1772) und erhielt 1786
gleich seinem Bruder eine Anstellung im Dienste
des Königs von Neapel, bis der Revolmionskrieg
ihn 1799 nötigte, nach Florenz zu flüchten. Er
kaufte fodann 1803 eine Villa zu Carcggi, wo er
28. April 1807 starb. Insbefondere wurde die Pro-
spektmalerei durch ihn auf einen hohen Grad der
Vollkommenheit gebracht. Er malte feine Ansichten
mit schlichter, gewissenhafter Treue, für unfer Ge-
fühl aber trotz der vorzüglichen klaren Luftperfpek-
üve hart und nüchtern. Wärmer und poetischer sind
seine fünf großen Campagnalandfchaften in der
Villa Borghese zu Rom. Viele Bilder von ihm sind
in neapolit. Schlössern, über das Restaurieren
Brockbaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl. VIII.
älterer Gemälde handelt sein Sendschreiben an
Hamilton: "8u11'u8o dsiia. v^rnice nslla p^ttui'H"
(1788; deutsch von Riedel, Dresd. 1801).- Vgl.
Goethe, Philipp H.; biogr. Skizze, meist nach dessen
eigenen Aufsätzen entworfen (Tüb. 18N).
Seine ebenfalls als Künstler ausgezeichneten
Brüder waren: Karl Ludwig H., der Landschaften
in Öl und Gouache malte, gest. 1800 durch Selbst-
mord zu Lausanne; Johann Gottlieb H., eben-
falls Landschaftsmaler, geb. 1744, gest. 1773 zu
Bath in England; Wilhelm H., Historien- und
Porträtmaler, geb. 1748, gest. 1780 als Zeichen-
lebrer an der Akademie zu Petersburg, und Georg
Abraham H., Kupferstecher und Kunsthändler, geb.
1755, gest. 1805 zu Florenz.
Hackfrüchte, im engern Sinne diejenigen Kultur-
gewächse, die regelmäßig in Reihen angebaut wer-
den und bei denen während ihres Wachstums der
zwischen den einzelnen Pflanzen oder Pflanzenreihen
befindliche Boden ein- oder mehreremal mit der Hacke
bearbeitet wird, teils um das Unkraut zu entfernen,
teils um das Erdreich aufzulockern, teils um die
Pflanzen zu behäufeln. DieH. nehmen fowohl hin-
sichtlich ihrer vorzüglichen Einwirkung auf die Be-
schaffenheit des Ackers als Zwischenfrucht zwischen
Halmgetreide, als auch ihrer Rentabilität wegen
einen hervorragenoen Platz im Fruchtwechsel ein,
sind geradezu die Träger der Fruchtwechsel- und der
freien Wirtschast. (S.Betriebssystem.) Die Bear-
beitung der H., welche allerdings einen nicht unbe-
deutenden Auswand von Arbeitskraft beanfprucht
und früher lediglich mit der Hand vorgenommen
wurde, geschieht jetzt vielfach mit Hilfe von Geräten,
die durch Gefpanne in Betrieb gefetzt werden, wie
Zu den H. rechnet man hauptsächlich die Rübenarteu,
besonders die Zuckerrübe, die Kartoffel, die Topinam-
bur, den Mais, den Tabak, dic Cichorie, die Krapp-
wurzel, die Weberkarde, den Safran. Ferner gehören
zu den^H. sämtliche Gemüse- und Gartenpflanzen,
Kohl, ^alat, Zwiebeln, Gurken, Bohnen u. s. w. -
Vgl. Langethal, Handbuch der landwirtschaftlichen
Pflanzenkunde und des Pflanzenbaues,Bd.3(5.Aufl.,
Berl. 1874); Werner, Handbuch des Futterbaues auf
dem Ackerlande (2. Aufl., ebd. 1889); Krafft, Lehr-
buch der Landwirtschaft, Bd. 2: Pflanzenbaulehre
(5. Aufl., ebd. 1890).
Hackländer, Friedr. Wilh., Ritter von, Roman-
fchriftsteller und Lustfpieldichter, geb. 1. Nov. 1810
zu Burtfcheid bei Aachen, widmete sich zuerst dem
Handelsstand, trat dann in die preuß. Artillerie ein,
kehrte aber, da er keine Aussicht auf Avancement
hatte, nach einiger Zeit zu feinem frühern Berufe
zurück. In Stuttgart begann er seine litterar.
Thätigkeit mit den "Bildern aus dem Soldaten-
leben im Frieden" (Stuttg. 1841), die zuerst im
"Morgcnblatt" erschienen. Der frifche Humor dieser
Skizzen verschaffte dem Verfasser die Gunst des
württcmb. Oberstallmeisters Baron von Tauben-
heim, der ihn zum Begleiter auf feiner Reife in
den Orient wählte. Litterar. Früchte diefer Reife
waren die "Taguerreotypen, aufgenommen wäh-
rend einer Reife in den Orient" (2 Bde., Stuttg.
1842; 2. Aufl. u. d. T. "Reife in den Orient", 1846)
und der "Pilgerzug nach Mekka" (ebd. 1847), eine
Sammlung orient. Märchen und Sagen. Durch
den Grafen Neipperg dem Könige von Württemberg
empfohlen, arbeitete H. einige Zeit auf der konigl.
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