Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

654
Hahnrei - Haidarabad
Hahnrei, ein Mann, der von seiner Frau, indem
sie sich zu einem andern hält, betrogen wird. Das
Wort kommt zuerst bei Matthesius im 16. Jahrh,
vor und ist vermutlich zurückzuführen auf den alten
Gebrauch, jungen Hähnen bei dem Kapaunieren die
abgeschnittenen Sporen in den verschnittenen Kamm
einzusetzen, in den sie so fest wachsen, daß sie den
Eindruck von Hörnern machen. Der von seiner Frau
betrogene Ehemann wird also mit einem solchen
Kapaun verglichen; er ist einHörnerträ'gcr oder H.,
d. i. ein Hahn, der durch die ausgesetzten Hörner zu
einem Nehbock gemacht ist, ursprünglich "Hahnreh"
oder "Rehhahn" genannt, woraus H. mißverständ-
lich wurde. Im Französischen wird der H. cocu,
altfrz. für concou, Kuckuck, dessen Weibchen seine
Eier in fremde Nester legt, oder coruiii-ä, d. i.
Hörnerträger, genannt. Im Italienischen heißt der
H. decco corinito, d. i. gehörnter Bock, oder einfach
dscco. Bekannt ist aus Shakespeare die Sage, daß
der Kuckuck jeden H. anrufe. >
Hahnsche Buchhandlung in Hannover und
Leipzig, im Besitz von Herbert Wilhelm von
Thielen in Hannover. Das Hannoversche Ge-
schäft wurde 1792 von Heinrich Wilhelm Hahn
(geb. 30. Okt. 1760 in Lemgo, gest. 4. März 1831)
gegründet, der 1810 auch die Verlagsbuchhandlung
von Kaspar Fntsch (gegründet um 1700) in Leipzig
kaufte und sie daselbst unter der Firma "Hcchnsche
Verlagsbuchhandlung" fortführte. Nachfolger wurde
sein Sohn Heinrich Wilhelm Hahn (geb. Jan.
1795, gest. 19. April 1873), der 1843 auch das Leip-
ziger Geschäft übernahm, das inzwischen (1831-43)
sein Bruder Bernhard Heinrich Hahn (geb.
1797, gest. 1845) besessen hatte. Teilhaber beider
Geschäfte war ein zweiter Bruder, Friedrich Hahn
(geb. 1801, gest. 1867). Der jetzige Besitzer (seit
1873) ist ein Enkel von Heinrich Wilhelm Hahn dem
Jüngern. 1873 wurde das Leipziger Haus mit dem
.Hannoverschen unter der eingangs genannten Firma
vereinigt. Das Hannoversche hat zugleich eine Sor-
timentsbuchhandlung. Der Verlag umfaßt zahl-
reiche und oft aufgelegte Werke auf dem Gebiete
der Philologie (griech.'-röm. Klassiker, ebensolche
Lehrbücher von Kühner u. a., Georges' "Lateinisches
Wörterbuch"), Pädagogik, Naturwissenschaften, Ge-
schichte u. s. w., darunter besonders die "Monument".
<36liilHnia6 kiätoi-icH" (1830 fg.).
Hahnschlagen) ein hauptfächlich in Deutsch-
land, aber auch in Böhmen und Spanien verbreite-
tes Volksvergnügen, das mehr und mehr abgekom-
men ist. In Niedersachsen that man einen Hahn
unter einen Topf und bildete darum einen Kreis.
Es wurden dann zwei Perfonen die Augen verbun-
den und ihnen Dreschflegel in die Hand gegeben,
um damit nach dem Hahn zu schlagen. War das
H. eine Hochzeitsbclustigung, so mußte derjenige,
der den Hahn getroffen hatte, mit der Braut tanzen,
und zwar durchs ganze Dorf, durch die Häuser,
über Dielen, durch Stuben und durch Fenster. Das
H. erscheint auch zu Johannis, Pfingsten, Fastnacht,
in Weihnachtsspielen und besonders während der
Erntezeit. Der Gebrauch soll sich auf heidn. Glau-
ben zurückführen lassen. Im Kornfeld, glaubten die
alten Germanen, wohnten verschiedene Tiere als
dämonische Uberwesen, so auch der schädliche Ge-
witterhahn, und diesen glaubte man ferner mit dem
letzten Eensenhiebe zu töten, oder man schlug dies
vermeintlich in der letzten Garbe unsichtbar hausende
.dämonische Wesen mit Knütteln tot. Diese Hand-
lung, die auf dem Felde vorgenommen wurde, hat
sich nun, wie viele andere, von den Erntegebräuchen
losgelöst und erscheint unter dem Namen H. als
Volksbelustigung. In Böhmen wird beim H. das
umstehende Volk mit dem Blute des Hahns be-
sprengt. In Spanien wird der Hahn dvs Qn den Hals
in die Erde gegraben oder an eine quergespannte.
Schnur gehangen und dann geschlagen. Ahnlich
war die Belustigung des Gansköpfens'in Westfalen,
wo es galt, einer eingegrabenen Gans mit einem
hölzernen Säbel den Kopf abzuhauen. Das viel-
gemartcrtc getötete Tier siel dem Sieger zu. - Vgl.
Pfannenschmidt,German. Erntefeste (Hannov.1878).
Hahnschlüssel, s. Hahn (Maschinenteil).
Hahns Pulver, s. Explosivstoffe 2.
Hahnsteuerung, s. Dampfmaschine (Bd. 4,
S. 740 a). ftado.
Haht, Hath, Haut, ostind. Längenmaß, s. Co-
Ha'i, Geld und Gewicht in Siam, s. Bat.
Hai, Fisch, s. Haifische. Md. 1, S. 525 d).
Haida, Indianerstamm, s. Amerikanische Rasse
Haida, czech. HaM, Stadt in der österr. Be-
zirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa in Böhmen,
an der Linie Prag - Georgswalde - Eberswalde
der Vöhm. Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts
(106,7i hkm, 17 Gemeinden, 33 Ortschaften, 21453
meist kath. dcutfche E.), hat (1890) 2985 deutsche E.,
eine Pfarrkirche, Wasserleitung, eine Fachschule für
Glasindustrie (s. Glasindustrieschulen), gewerbliche
Fortbildungsschule in dem Gebäude des 1763 gestif-
teten und 1870 aufgehobenen Piaristcnklosters, ein
Museum der Glas- und Keramikwarenindustrie, ein
Spital, ein Theater; Glasfabriken, 300 Glasschleife-
reien und Malereien, Glaslüsterfabrik, Glasraffine-
rien, Porzellanfabriken und bedeutenden Handel mit
Glas und Porzellan. H. ist Mittelpunkt der böhm.
Krystallglasindustrie und hat großen Export nach
dem AuÄandc. Das 1700 mitten im Walde ent-
standene Dörfchen H. ward 1757 zur Stadt erhoben.
Haidarabad, engl. Hyderabad. 1) Vasallen-
staat des Indobritischcn Reichs, das Reich des Nisam
H., am rechten Ufer des Musi, eines Nebenflusses des.
Kistna, und an der das Land von O. nach W. durch-
ziehenden Bahn, ist von malerischen Granithöhen
und einer Festungsmauer umgeben, hat bedeutenden
Umfang, aber meist enge Straßen und (1891) mit den
Vorstädten 415039 E. Außer den im ind. Stile er-
bauten Palästen des Nisam und anderer Großen ist
noch das Wohngebäude des cngl. Residenten bemer-
kenswert. Von den zahlreichen Moscheen ist eine nach
dem Muster der Ka'ba zu Mekka gebaute die vor-
nehmste. Auch bestehen zu H. mehrere Hindutcmpel.
H. hat bedeutende Baumwollmanufakturen und Pa-
pierfabriken und war früher der Hauptmarkt für Dia-
manten und Edelsteine, die in dem benachbarten
Golkonda (s. d.) geschliffen wurden. In der Nähe der
Stadt liegen schöne Gärten und verschiedene künst-
liche Teiche. An einem der gröhcrn Teiche, dem
Hussain-Sagar (7 kni im Norden der Stadt), und
an einem kleinern Nebenfluß des Musi liegt Sikan-
darabad oder Iskandarabad, eine brit. Mili-
tärstation. - 3) Hauptstadt von Sindh, liegt unter
25° 23'nördl.Vr.und 68° 25'östl. L., 5,6 i^ von dem
östl. Ufer des Indus entfernt, auf einer der felsigen
Gandscho-Höhen und an der den Fluß aufwärts und
nach Karatschi (185 1cm) führenden Eisenbahn. Die
Stadt umfaßt die an der Südseite gelegene Felsen-
festung und mehrere Vorstädte und bat (189 N mtt dem