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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haidukenkomitat - Haigerloch
Haidukenkomitat, ungar.Hajdüvärmegye,
in Ungarn, 1876 aus dem frühern Haidukendistrikt
und einigen Teilen der Komitate Szabolcs und
Bihar neu gebildet, grenzt im N. und O. an Sza-
bolcs, im S. an Bihar, im W. an Jazygien-Groß-
kumanien-Szolnok, Heves und Borsod und zerfällt
außer der künigl. Freistadt nüt Municipium und
Amtssitz Debreczin (s. d.) und den 4 Städten mit
geordnetem Magistrat Hajdü Vo'szo'rmeny, Hajdü
Hadhäz, Hajdü Nänäs und Hajdü Szobosglö in
zwei Stuhlbezirke. Das Komitat hat 3353,22 hkm
und (1890) 190978 meist magyar. evang. E. (1132
Deutsche, 290 Slowaken), darunter 21795 Römisch-,
10999 Griechisch-Katholische und 9749 Israeliten.
Der Boden ist fast durchgehends Tiefland und mit
Ausnahme des sandigen Strichs im NO. sehr frucht-
bar, aber ohne Bäume; nur der nordostl. Teil ist
bewaldet. Die Theiß berührt die nordwestl. Grenze
des Komitats, dessen Hauptzuflüsse Hortobagy und
Berettyö in der heißen Jahreszeit nahezu aus-
trocknen; zahlreich sind die kleinen Seen, Tümpel
und Moräste. Das trockne Klima ist nur in den
Sumpfgegenden sieberreich. Gewerbe und Industrie
sind nur in Debreczin von Bedeutung, dagegen wird.
Landwirtschaft (Weizen, Mais, Tabak), Viehzucht
(Hornvich,Schafe,Schweine),Ätelonen-und Obstbau
getrieben. Der .Handel erstreckt sich auf Rohprodukte.
Ua.io (frz., spr. ä), Hecke, auch Spalier; z. B. in
der Redensart: Truppen en Kaie aufstellen.
Haie, s. Haifische.
Haienfund, s. Sharksbai.
Haifa, Chaifa (nach franz. Art oft Caifa ge-
schrieben), eine um die Mitte des vorigen Jahrhun-
derts neu gegründete Stadt am Südufer der Bucht
von Akka und am Fuße des Karmel (s. d.). Die
Stadt hat sich in den letzten Jahrzehnten unter
Einfluß der 1869 an ihrem Westende gegründeten
deutschen Kolonie der Tempelgemeinde rasch ge-
hoben (5000 E., davon die Hälfte Juden) und soll
mit Damaskus durch eine Eisenbahn verbunden
werden. Das alte H., H. el-'Atita, lag 2,5 kin west-
lich von der jetzigen Stadt, wurde während der Kreuz-
züge wiederholt erobert und hieß im Altertum bei den
Griechen Sykaminon, bei den Juden Schikmona.
Haififche oder Haie (Zhualiäae) bilden mit den
Rochen (s. d.) zusammen eine Unterordnung der
Knorpelsifche, die Plagiostomen oder Qucrmäuler.
Oft gewaltige Dimensionen und sonderbare Gestal-
tenzeigend, haben sie einen spindelförmigen Körper,
eine unsymmetrische Schwanzstosse mit größerm
untern Lappen (der Schwanz ist heterocerk), meist
zwei oft vorn mit Stacheln verfehene Rückenflossen,
eine spitze Schnauze, an deren Ende oben die Nasen-
löcher, öfter auch Spritzlöcher, liegen und unten das
quere, meist mit einem furchtbaren, in mehrern
Reihen angeordneten Gebiß versehene Maul sich
befindet. An der Seite des Halses sind 5-7 Kie-
menspalten. Die Haut ist schuppenlos, aber durch
Spitzen, Stacheln und Knötchen rauh und findet
getrocknet als echter Chagrin vielfach technische
Verwendung; die Augen haben freie Lider. Der
Schädel besteht aus einer einzigen Knorpelkapfel;
das Rückgrat hat gesonderte, aber nur zum Teil ver-
kalkte Wirbelkörper; das übrige Skelett ist knorpelig.
Die meisten Arten legen Eier mit platten, eckigen
Hornschalen, die fadenförmige Anhänge besitzen
und als Seemäuse bekannt sind; andere bringen
lebende Junge zur Welt, die bei manchen, z. V. beim
Glatthai (s. d.), von dem mütterlichen Blute aus
ernährt werden, wie bei den Säugetieren. Die H.
sind ausschließlich fleischfressende, furchtbare, auch
dem Menschen gefährliche Geschöpfe; von den größ-
ten Arten sind manche mit kleinen Zähnen harmlos
und nähren sich von Fischen und niedern Tieren.
Sie sind in den tropischen Meeren sehr zahlreich,
werden nach den Polen hin seltener und nur einige
wenige der zahlreichen (140) Arten überschreiten den
Nördlichen Polarkreis; manche steigen weit in große
Flüsse, wie in den Tigris und Ganges, hinaus. In
Japan und China werden H. gegessen, und aus
ihren Flossen, die einen bedeutenden Handelsartikel
bilden, wird Leim bereitet. In nördl. Meeren stellt
man ihnen wegen ihrer einen guten Thran enthalten-
den Leber nach. Besonders gefährlich ist der Men-
schen- oder Blauhai (lü^i-cliai-^g ^aueuZ (^v.,
3-4m lang, s. Tafel: Fische VII, Fig. 2), der
1753 bis in die Ostsee vordrang, und der fürchterliche
bis 12 m lang werdende (^i-ckHroäon Rouäkletii
HsMe^ et Äen?e, mit Zähnen von 5,7 cm Länge;
beide auch im Mittelmeer vorhanden. Der bis 13 in
lang vorkommende Riesenhai (86lacli6 maximg.
Onv.) ist ein mehr harmloser Bewohner nördl. Ge-
wässer. Weiter gehören Hunds Hai, Katzenhai
(s. d., 8cMum cawwg 2.., s. Tafel: Fische VII,
Fig.1), Dorn- und Hammerhai (s.d. und Tafel:
Fische VII, Fig. 4) in diese, gegenwärtig in neun
Familien geteilte Fischgruppe. In die Ostsee verirren
sich nur selten die kleinern Arten, am häufigsten noch
der gemeine Dorn Hai (8pinax HcHutliiag ^>., s. Ta-
fel: FischeVIII, Fig.2), derbis1mlangwird,oben
schiefergrau oder rötlichbraun, unten weißlich, bis-
weilen bräunlich marmoriert ist. Er gebiert leben-
dige Junge und folgt oft in großen Scharen den
Zügen der Heringe, Makrelen, Dorsche u.s. w. Sein
Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein. Der kleine
(^utropkoruZ clialoeuZ HW/e?' st Aen/s, ein Tief-
seehai, der bei Setubal an der portug. Küste mittels
Grundangeln anwohl 1500 m langer Leine gefangen
wird, erhellt die tiefe Nacht seiner Umgebung durch
seine stark leuchtenden Augen. Fossile Reste, Flossen-
stacheln (sog. Ichthyodorulithen), Zähne (vom
Volke versteinerte Schlangenzungen genannt)
u. s. w. sind häufig in der Kreide und im Tertiär;
ältere Reste, besonders aus dem Silur und Devon,
sind zweifelhaft. - Vgl. Joh. Müller und Jak. Henle,
Systematische Beschreibung der Plagiostomen (Berl.
1838-41, Folio mit60Tafeln); Joh. Müller, Über
den glatten Hai des Aristoteles (ebd. 1842); Fr. Mait-
land Balfour, On tiis äkvßlopment olElaLuiodi'Hucd
Ü8ii63 (Lond. 1878).
Haiger, Stadt im Dillkrcis des preuß. Reg.-
Bez. Wiesbaden, 6 km westlich von Dillenburg, an
der Dill und an der Linie Deutz-Giehen der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 1652 E., darunter 59
Katholiken, Post, Telegraph, eine sehr alte Kirche;
bedeutende Gerbereien und Leimsiedereien, eine
Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen (Minerva-
hütte), eine Roheisenfabrik (Agneienhütte), Payier-
uud Thonwarenfabriken und Eisenerzgruben.
Haigerloch. 1) Oberamt im preuß. Reg.-Bez.
Sigmaringen, hat 135,74 ykm, (1890) 11705
(5522 männl., 6183 weibl.) E. und 13 Landge-
meinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt H., an
der Eyach, Sitz des Oberamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Hechingen), hat (1890) 1250
meist kath. E., Post, Telegraph, ein Schloß mit Park,
ehemals Sitz der Grafen von Hohenberg. Nahebei
Karlsthal mit einer Baumwollspinnerei.