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Haiti
Paix stockt seit 1890. Postanstalten bestehen nur 31.
Am Handel ist vor allem die nordamerik. Union
in der Einsuhr, Frankreich in der Ausfuhr beteiligt.
Die Gesamtsummen für erstere (1891) sind 14,2, für
letztere 12,4 Mill. Peso in Gold.
Verfassung und Verwaltung. Die Repu-
blik zerfällt in 11 Steuerarrondissements: Port-au-
Prince, Le Cap 5>., Aux Cayes, Iacmel, Gonawes,
Port de Paix, St. Marc, Miragoane, Petit Goäve,
Aquin, Isrsmie; Hauptstadt ist Port-au-Prince. Die
fünf Verwaltungsdepartements sind: Süddeparte-
ment (250000), Westdepartement (350000), Nordde-
partement (187000), Nordwestdepartement (39000),
Depart. Artibonite (134000 E.). Umgangssprache
ist Französisch in afrik.Form, also Kreolisch, Staats-
und Schriftsprache besseres Französisch. Die Ver-
fassung wurde zuletzt 1889 geändert. Seitdem wird
ein Präsident auf 7 Jahre erwählt, welcher die
Minister ernennt. Die legislative Gewalt hat das
Haus der Gemeinen und der Senat; ersteres hat 50,
für fünf Jahre in direkter Wahl, letzterer 30, auf
sechs Jahre teils von ersterm gewählte, teils vom
Präsidenten ernannte Mitglieder. Es gilt der Civil-
codex von Frankreich. Oberster Gerichtshof ist das
Kassationstribunal in Port-au-Prince; daneben
ft Tribunale in den größten Städten. An der
Spitze der Kirche steht ein Erzbischof in Le Cap H.
Staatsrcligion ist der Katholicismus, doch sind die
Neger des Innern zum Teil in den alten Schlangen-
kultus mit Kinderopfern zurückgesunken; die Zll-
nahme desselben beweist denRückgang derKultur. Die
Regierung ist noch immer dcm Ausbcutnngssystcm
geneigt, dazu schadet deren fortwährender Wechsel
dem Lande enorm. Metallgeld wird nicht geschlagen,
bis 1872 bestand nur Papiergeld, der Gourde, voll
dem schließlich 300 auf einen amerik. Silberdollar
gingen. Am 15. Dez. 1872 wurde das Papiergeld
zu diefem Preife eingezogen. Jetzt knrsieren Silber-
stücke der Vereinigten Maaten, sowie Nickel- und
Bronzemünzen. Die Einnahmen betrugen (1891/92)
8,i6, die Ausgaben 7,95. Mill.; die öffentliche Schuld
inkl. Papiergeld (1892) l5,2<; Mill. Piaster. Die
Armee ergänzt sich durch Konskription und Annahme
von Freiwilligen. Die Dauer des Dienstes beträgt7,
für Freiwillige 4 Jahre. Im ganzen besitzt H. 650
Mann Garde- und 6178 Mann Linientruppen, dazu
eine Anzahl von Generalen. Die Flotte besteht aus
5 Schraubendampfern und 1 Kanonenboot. Die
Flagge ist blaurot horizontal gestreift (s. Tafel:
Flaggen der Seestaaten, Bd.6, S.862). Das
Wappen besteht
in einer mit der
Freiheitsmütze be-
stccktenPalmehin-
ter und zwischen
Fahnen, Kanonen
und andern Tro-
phäen und Em-
blemen, alles in
blauem Felde.
Geschicht-
liches. Die In-
sel wurde 6. Dez.
1492 von Colum-
bus entdeckt, der
sie Espanola
oder Hispaniola benannte und die erste Nieder-
lassung der Spanier in Amerika daselbst gründete.
Zu dieser Zeit war die Insel von einem Indianer-
volk, das wahrscheinlich zum Stamm der Kariben
gehörte und das man auf eine Million schätzte, be-
wohnt. Durch die grausame Behandlung seitens
der Spanier wurde es bis 1533 fast völlig vertilgt.
Inzwischen waren mehrere Städte gegrüudet wor-
den, darunter die Hauptstadt Sanw Douuugo, nach
der die ganze Insel später benannt wurde. Un-
geachtet der Einfuhr von Negern zum Betrieb des
Plantagenbaues wollte indes die Kolonie nicht ge-
deihen. Die Flibustier (s. d.) fetzten sich auf der
Infel fest, und mit ihrer Hilfe entstanden franz.
Niederlassungen im westl. Teile, die endlich zur
völligen Besitznahme dieses Teiles durch die Fran-
zosen und dessen Abtretung an sie im Ryswijker
Frieden (1697) führten. Dieser franz. Teil der Infel
entwickelte sich bald zu hoher Blüte. Durch die
häusige Vermischung zwischen Weißen und Negern
entstand eine große Menge Mulatten, die von ihren
weiften Vätern meist freigelassen wurden, ohne daß
sie darum den Weißen in socialer und rechtlicher
Hinsicht gleichgestellt worden wären. Diese Volks-
klasse geriet durch die Französische Revolution in
gewaltige Aufregung, während zugleich unter den
Weißen heftige polit. Spaltungen ausbrachen. Die
Streitigkeiten in einer 1790 berufenen Kolonial-
versammlung und die Dekrete der Nationalver-
sammlung in Paris, die den Farbigen (Mulatten)
gewisse Rechte bald einräumten, d ald wieder nahmen,
steigerten die Gärnng aufs äußerste. Am 23. Aug.
1791 brach der Aufstand der vereinigten Neger und
Mulatten um Cap Francais aus. Unter den greu-
lichsten Verwüstungen griff der Aufstand immer
mehr um sich und verbreitete sich endlich nach der
Einnahme von Cap Francais durch die Neger (21.
bis 23. Juni 1793) über 'die ganze Kolonie. Nur
wenige Weihe waren noch übrig; wer nicht geflüchtet,
war ermordet worden. Trotz dieser Greuelthaten
standen die von Frankreich zur Herstellung der Ord-
nnng gesendeten Bevollmächtigten mehr auf Seite
der Aufständischen, doch fehlte es ihnen auch an den
nötigen Mitteln zur Unterdrückung der Empörung.
Als 1793 die Engländer und Spanier, die sich mit
Frankreich im Kriege befanden, die Kolonie angrif-
fen, verband sich ein znr Behauptung der Insel ge-
landetes franz. Heer fogar mit den Negern und
leistete ihnen fowohl gegen die weißen Kolonisten,
wie gegen die Engländer und Spanier Dienste. Die
Spanier mußten im Bafeler Frieden 1795 den östl.
Teil der Infel an die Franzosen abtreten, und die
Engländer wurden von den Insurgentengeneralen
Rigaud und Toussaint l'Ouverture allmählich in
die Enge getrieben, bis sie die Insel 1797 ganz ver-
ließen. Der Nationalkonvent hatte schon 4. Febr.
1794 den Negern in den franz. Kolonien völlige
Freiheit und gleiche Rechte mit den Weihen be-
willigt; 1797 wurde der Neger Toussaint l'Ouver-
ture (s. d.) vom franz. Direktorium zum Obergene-
ral aller Truppen auf H. ernannt. Dieser suchte sich
unabhängig zu machen, gab 9. Mai 1801 der Insel
eine eigene Verfassung und organisierte die Regie-
rung sehr zweckmäßig. Um ihn zu unterwerfen,
sandte der Erste Konsul Bonaparte 1801 den Ge-
neral Leclerc mit 25 000 Mann als Generalkapitän
nach der Insel mit der geheimen Anweisung, die
Schwarzen wieder zu Sklaven zu machen. Anfangs
widersetzte sich Toussaint der Landung, muhte sich
jedoch bald ins Innere zurückziehen, wurde gefan-
gen genommen und nach Frankreich geschickt. Da
dio wenigen Weihen nach der Wiederherstellung der