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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haizinger (Anton) - Häkeln
an, wo sie mit großem Beifall im Rollenfache der
Mütter u. s. w. wirkte. Sie starb 11. Aug. 1884 in
Wien. Sie gehörte zu den besten Darstellerinnen im
höhern Genre des Lustfpiels, worin sie mit feinem
gesellschaftlichen Anstand zugleich frischen Humor,
die liebenswürdigste Natürlichkeit und graziösen und
pikanten Geist verband. - Vgl. Erinnerungsblät-
ter aus dem Leben und Künstlerwirken der Frau
Amalie tz. (Karlsr, und Baden 1836).
Haizinger, Anton, Tenorist, der zweite Gatte
von Amalie H., geb. 14. März 1796 zu Wilfers-
dorf in Niederösterreich, war Lehrer in Wien,
wo er als Tenorsänger bei Konzerten mitwirkte,
seit 1821 am Theater an der Wieu und seit 1826
in Karlsruhe engagiert. Überall, wo er auf Kunst-
reisen auftrat, machte er durch seinen herrlichen
Gesang Auffehen, 1828-30 in Paris, 1831-32
in London und 1835 in Petersburg. 1850 zog er
sich von der Bühne zurück und starb 31. Dez. 1869
iu Karlsruhe.
Hajdamäken ("Ausständige", vom türk. KgM-
inak, treiben), im 17. Jahrh, die Saporogifchen
Kosaken und die Bauern der Ukraine, die mfolge
von Bedrückung sich gegen die Städte und den poln.
Adel in der Ukraine und Podolien erhoben. Ihren
Höhepunkt erreichte die Bewegung, als die H. unter
ihren Führern Sheljesnjak und Honta 1768 zu
Human (Uman) 15000 Menschen niedermetzelten.
Dieser Anfstand heißt in der poln. Gefchichte die
Koliszczyzna (d. h. Gemetzel). Er wurde durch
die poln. Truppen unter Branicki mit russ. Hilfe
niedergeworfen. Doch wiederholten sich später ähn-
liche Ausstände, und erst die rnss. Herrschaft machte
dem Hajdamakentum ein Ende. - Vgl. Mordowzew,
DieH. (russisch, Petersb. 1870); Schulgin, Skizze der
Koliszczyzna (russisch, Kiew 1890; dagegen Korzon
im polnischen "X^i-tainik liiLtorxcxn^", 1892).
Hajdü-BöszöVmeny, Stadt in Ungarn, s.
Böszörme'ny.
Hajdü-Dorog, Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk
Valmaz-Ujvaros des ungar. Haidukenkomitats, an
der Linie Debreczin-Büd-Szent Mihäly der Uugar.
Staatsbahnen, hat (1890) 8720 meist magyar.
griech.-kath. E., Post und Telegraph.
Hajdü-Hadhäz (spr. häddhahs), Stadt mit ge-
ordnetem Magistrat im ungar. Haidukenkomitat, an
der Linie Debreczin-Nyiregyhaza der Ungar. Staats-
bahnen, hat (1890) 7984 meist magyar. reform. E.,
ergiebigen Ackerbau und Viehzucht.
Hajduken, f. Haiduken.
Hajdü-Nanäs (fpr. nahnahsch), Stadt mit ge-
ordnetem Magistrat im nngar. Haidukenkornitat, an
der Linie Debrcczin-Büd-Szent Mihäly der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 14457 meist magyar.
reform. E., Post, Telegraph, ein reform. Unter-
gymnasium; Landwirtschaft und Viehzucht (Horn-
vieh, Schafe, Schweine) sowie bedeutenden Obst-,
Gemüse-, Tabak- und Melonenbau. Im W. befinden
sich große Sümpfe.
Hajdü-Szoboszlö (spr. ßöboßloh), Stadt mit
geordnetem Magistrat im ungar. Haidukenkomitat,
am Kösely und an der Linie Püspök-Ladäny-De-
breczin der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 14728
meist magyar. reform. E., ein reform. Untergym-
nasium; Äckerbau und Viehzucht. H. war ehemals
Hauptort des Haidukendistrikts (Hajdü 5kerület), der
jetzt mit dem Haidnkenkomitat vereinigt ist.
Chronist, war Pfarrer zu Prag, 1547 Kanonikus, zu-
letzt Propst in Altbnnzlau und starb 19. März 1553
in Prag. Er schrieb in czech. Sprache eine umfang-
reiche "Chronik von Böhmen" (bis zum I. 1527
reichend; vollendet 1539, gedruckt Prag 1541 u. ö.;
deutsch von Joh. Sandel, ebd. 1596 n. ö.). Diese
Chronik galt lange für eine der wichtigsten Quellen
der böhm. Gefchichte, bis endlich die neuere Kritik,
besonders Dobner, der eine vom Piaristen Victorin
a Sta. Cruce (aus dem Anfang des 18. Jahrh.) ver-
faßte lat. Übersetzung derselben (6 Bde., Prag 1762
-82, mit zahlreichen Kommentaren und Ergänzun-
gen) herausgab, und Palacky ("Würdigung der alten
böhm. Geschichtschreiber", ebd. 1830) nachwiesen,
daß sie eine ganz kritiklose Arbeit, voll Fabeln und
Entstellungen sei.
Hajßin, Stadt in Podolien, s. Gajßin. ften.
Hakam, Name zweier span. Chalifen, s. Omajja-
Hökan (schwed., spr. hok-) oderHaakon, Haton
(norweg.), Name mehrerer nordischen und zwar
meist norweg. Könige im Mittelalter, darunter der
Enkel Sverres (s. d.), H. Hakonsson (der Alte),
geb. 1204, gest. 1263, während desfen Regierung
Grönland und Island in die norweg. Monarchie
einverleibt wurden. Der Sohn des Königs von
Schweden und Norwegen, aus dem Gefchlecht der
Folkunger, Magnus Eriksfon (Smek), H. VI.
Magnusson, bahnte 1363 durch seine Heirat mit
der dän. Prinzefsin Margareta (s. d.) t>ie Nnion der
drei nordischen Reiche an. Er starb 1380.
Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von, preuß.
General und Kriegsminister, geb. 8. Aug. 1768 zu
Flatow (Provinz Brandenburg), wnrde 1785 Fähn-
rich im Garderegiment, 1788 Lientenant und 1793
in den Generalstab versetzt. Er nahm teil an den
franz. Revolutionskriegen und zeichnete sich 1793 in
der^chlachtbeiPirmasensans. 1809indasKriegs-
ministerium berufen, wnrde H. im folgenden Jahre
Chef des Okonomiedepartements und des Allge-
meinen Kriegsdepartements, blieb aber als solcher
abhängig von Scharnhorst, der nur scheinbar znrück-
getreten war. Im Frühling 1813 leitete H. die ersten
Rüstnngen und erwarb sich um die administrative
Vorbereitung znm Kampf große Verdienste. Nach
dem Ausbruch des Krieges wurde H., der inzwifchen
zum Generalmajor befördert war, prenß. Bevoll-
mächtigter im großen Hauptquartier beim Ober-
befehlshaber Fürsten Schwarzenberg; 18l5 befeh-
ligte er eine Brigade im Vülowschen Korps und
nahm rühmlichen Anteil an der Schlacht von Water-
loo. Später leitete er die Belagerungen von Me-
zieres, das 10. Aug., und Sedan, das 20. Aug. kapi-
tulierte. Nach mehrfachen weitern Kommandos über-
nahm H. nach dem Rücktritt Boyens 1819 das Kriegs-
ministerinm und schnf nnter schwierigenVerhältnisfen
wesen und die Intendanturen. 1833 erbat er wegen
5tränklichkeitseinenAbschiedund starb1835 in Neapel.
Hakeldama, s. Blutacker.
Häkeln, eineweiblichcHandarbeitzurHerstcllung
von Gebrauchsgegenständen, bei der aus einem
Faden gebogene Schleifen mittels eines aus Horn,
Holz oder Metall hergestellten Häkchens (Häkel-
nadel) derart gegenseitig verkettelt werden, daß ein
lose geschlungenes und leicht aufziehbares Mafchen-
gebilde entsteht. Durch entfprechende Wahl der
Stiche, d. h. Auswahl bestimmter, schon vollendeter
Mafchen und erneutes Einführen und Einfchlingen
des zu Schleifen gebogenen Fadens in dieselben,
kann eine außerordentliche Mannigfaltigkeit der Ge-