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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hallau - Halle (im Bauwesen)
kehr ließ er sich in Berlin nieder. Unter seinen Bil-
dern sind hervorzuheben: Bauernhof in der Nor-
mandie (1865), Hypochonder im Stall (1866), Über-
schreitung der jütländ. Grenze bei Kolding, Getreide-
einfuhr in der Normandie (1868), Parforcejagd
(1872), Erntefestreiten in Westfalen (1875), Pferde
auf dem Treidelpfad (1877), Zum Pferdemarkt
(1883), Strandrecht (1880), Iagdzug über eine
Brücke reitend (1888). Sein sich besonders in der
Darstellung von Pferden und Hunden bewegendes
Tierbild ist meist mit sigurenreicher Darstellung und
landschaftlichem .Hintergrund verbunden und durcb
flotte und geistreiche Behandlung ausgezeichnet. H.
starb 15. Sept. 1888 in Friedenau bei Berlin.
Hallau, zwei Dörfer im Bezirk Unter-Klettgau
des schweiz. Kantons Schaffhausen: 1) Unter-
H allau, .Hauptort des Bezirks, 13 1<m westlich von
Schaffhausen, in 430 in .höhe, von Weinbergen und
Obstgärten umgeben, am Fufte der Iurahöhen Ober-
und Ünterberg (608 und 591 m), hat (1888) 2203 E.,
darunter 71 Katholiken; Post, Telegraph, zwei Kirchen
und eine Sainmlung röm. und mittelalterlicher Alter-
tümer aus H. und der Umgebung. - 2) Ober-
Hallau, 1,5 1cm nordöstlich von den! vorigen, in
435 m .höhe, am Fuße des Ober-Hallauerbergs
(625 m), hat (1888) 562 evang. C. Beide Dörfer
sind durch ihren Weinbau bekannt.
Hallberg-Broich, Theodor Marie .Hubert,
Neichsfreiherr von, Schriftsteller unter dem Namen
Eremit von Gauting, geb. 8. Sept. 1768 auf
dem Rittersitze Vroich im Iülichschen, trat als Osfi-
zier in kurbayr. Dienste und machte seit 1790 weite
Reisen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland zog
ihm seine deutsch-patriotische Gesinnung eine acht-
monatige Gefangenschaft in Paris zu. H. erhielt
1813 von dem Freihcrrn von Stein den Auftrag,
den Landsturm zwischen Rhein und Maas zu orga-
nisieren. Er brachte gegen 30 000 Mann zusam-
men, die er als "Feldobersthauptmann" 6.Jan. 1814
bei Koblenz über den Rhein führte. Später wohnte
H. auf dem Akonomiegute Fußberg bei Gauting
(in der Nähe von München), dann auf dem Jagd-
schlösse Birkeneck bei Freising, danach auf dem
Schlosse Hörmannsdors an der Straße von Strau-
bing nach Landshut, wo er 17. April 1862 starb.
Von seinen dnrch barocken Stil und eigenartige An-
sichten hervorstechenden Schriften sind zu nennen:
"Reise durch Skandinavien" (Köln 1818), "Reise-
Epistel durch den Isarkreis" (Augsb. 1825), "Reise
durch Italien" (ebd. 1830), "Reise nach dem Orient"
(2 Bde., Stuttg. 1839), "Reise durch England" (ebd.
1841), "Deutschland, Ruhland, Kaukasus, Persien"
(2 Bde., ebd. 1844). - Vgl. Gistel, Leben des preusi.
Generals Freiherrn von H. (Berl. 1863).
Hallberger, Louis, Buchhändler, geb. 16. Nov.
1796 in Plochingen, war ursprünglich Kaufmann,
kaufte 1830 die Franckhsche Buchhandlung in Stutt-
gart und verlegte unter der Firma "Hallbergersche
Verlagsbuchhandlung" Werke von (5. ^pindler,
C.I.Weber, Fürst Pückler, Prokesch-Osten, von
Gentz, Laube, Menzel, Rotteck u. a. Er starb 9. Juni
1879. - Sein Sohn Eduard von H., geb.
22. März 1822 in Stuttgart, begründete hier eine
Verlagsbuchhandlung, die durch ihre illustrierten
Unternehmungen bald zu großem Ansehen gelangte:
die Zeitschriften "Iugendalbum", "Illustrierte
Welt" (1853 fg.), "über Land und Meer" (1858 fg.),
"1Nn8tl^t0ä NllFanine" (1875 fg.); ferner illustrierte
Prachtwerke wie Dores "Bibel", desselben "Mär-
chen" und "Münchhausen", Shakespeares, Schillers,
Goethes Werke mitIllustrationen, Ebers'")lgypten",
"Palästina"; dazu Romane, Ausgaben musikalischer
Klassiker u. a. Mit dem Verlagsgeschäft waren ver-
bunden Vuchdruckerei, Stereotypie, xylographische
und galvanifche Anstalt, Papierfabriken in Salach
und Wildbad fowie für die Angestellten eigene
Wolmhäuscr, Speiseanstalten, .Hauskassen u. a. H.
nahm auch an vielen andern industriellen Unter-
nehmungen teil und wurde durch Verleihung des
Ordens der Württembergischen Krone in den per-
sönlichen Adelstand erhoben. Er starb 29. Aug.
1880 auf feinem Landsitz Schloß Tutzing am Starn-
bergersce. Teilnehmer an seinen Unternehmungen
seit 1855 war sein Vrnder Karl von .h., gest.
17. Febr. 1890. 1881 ging das Geschäft an eine
Aktiengesellschaft über. (S.Verlagsanstalt,Deutsche.)
Halle, im Bauwesen ein in der Regel halb offe-
ner, bisweilen auch geschlossener, bedeckter Raum,
dessen Decke teilweise durch Säulen-, Pfeiler- oder
Bogenstellungen gestützt wird und der entweder ein
selbständiges Gebäude oder den Anbau oder Innen-
raum eines größern Gebäudes bildet. In letzterer
Beziehung versteht man unter.h. auch einen Saal
von bedeutenden Grundflächen- und .Höhenverhält-
nissen. Man benennt die H. weist nach ihrem Zweck
(Warte-, Verkaufs-, Turn-, Vor-, Trinkhallen u. s. w.)
oder auch nach der Unterstützungsweise ihrer Decke
(Säulen-, Bogenhallen). Bei den Griechen und
Römern hieß sie 5)wa, 1'oi'ticii8, wnrde durch Säu-
len-, bez. Bogenstellnngen und deren Gebälke gebil-
det und mit säst allen öffentlichen Gebäuden, wie
Tempeln, Theatern, Stadien, Gymnasien u. s. tv.,
in Verbindung gebracht, um zum Schutz vor Regen,
zu schattigen Spaziergängen, Versammlungen und
Hörsälen zu dienen. Je nach ihrer Länge wurden
sie 1^!-ticn8 stiiäiatae, 86nn8t"äiHtll.6 u. s. w. be-
nannt. UmWoß die H. einen freien Raum, so
hieß dieser Peristyl, umgab sie ein Gebäude, so
wurde dieses mit dem Beinamen Peripteros be-
zeichnet. Im Mittelalter baute man außer den
Kirchen für öffentliche Zwecke vielfach H., namentlich
dort, wo ein reges polit. Leben sich geltend machte.
So in Italien, wo sich die Säle vielfach zu H. er-
weiterten. Bekannt sind jene zu Padua (Salone
im Palazzo della Ragione, 1172 von Pietro di
Cozzo gebaut, 1306 mit Bohlengewölbe frei über-
deckt, 87,5 m lang, 27 in breit, 15 in hoch); die
Basilika zu Vicenza (1444 begonnen, 1548-1614
von Andrea Palladio ausgebaut, 52:21 in messend).
Ferner in England: Westminster Hall zu London
(1097 begonnen, mit offenem, reich ausgebildetem
Dachstubl, um 1400 vollendet, 73 in lang, 21 in
breit, 28m hoch), Guildhall (ebendaselbst 1411-31
erbaut, 1865 erneuert, 46 m lang, 15 in breit,
17 m hoch), Tcmplehall (1572 erbaut) und zahl-
reiche andere in allen Teilen Londons, vorzüglich
auch in reizvoller Ausstattung in den schlossern
des Hochadels. In Deutschland sind namentlich die
H. zu Karlsruhe und Mainz sowie der Gürzenich in
Köln bekannt. (S. Saal.) Große H. waren auch die
Ballhäuser (s. d.) des 17. und 18. Jahrh. Neuer-
dings werden H. größern Maßstabes zum Erwarten
oder zur Aufnahme von Eisenbahnzügen auf Bahn-
höfen (Personenhallen bez. Wartehallen) u.s. w. er-
richtet und der großen Spannweiten wegen meist in
Eisen und Glas mit Unterbau von Mauerwerk aus-
geführt. (S.Bahnhöfe.) Früher schon erhielten die
Markthallen (s. d.) bedeutende Ausdehnung.