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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haßloch - Hastings (Françis Rawdon, Marquis von)
mit der sich Richard gegen die sittliche Neltordnung
auflehnt, die unsittliche Häßlichkeit hebt und durch-
geistigt. Ebenso ist Falstass als Trunkenbold eigent-
lich häßlich; aber er geht in seiner Liederlichkeit und
Wüstheit nicht auf, er ironisiert sie, er treibt sie als
selbstbewußte Kunst, und dieses geistige. Leben, das
mitten dnrch alle Gemeinheit durchblitzt, giebt ihm
seinen ästhetischen Reiz. - Vgl. Rosenkranz, Nsthetik
des Häßlichen (Königsb. 1853).
Hatzloch, Dorf im Bezirksamt Neustadt a.Hardt
des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, 9 km östlich von Neu-
stadt, an der Linie Neunkirchen-Mannheim der
Pfalz. Eisenbahnen, hat (1890) 5788 (2820 männl.,
2968 weibl.) E., darunter 969 Katholiken und 102
Israeliten,Posterpedition, Telegraph, ein Rettungs-
haus; Getreide-, Tabak- und Weinbau, bedeutende
Viehzucht. H. ist das größte Dorf der Pfalz.
Hafsuinten, die Anhänger des armenischen
Patriarchen Anton Hassun (geb. 13. Juni 1809 zu
Konstantinopel), der seine Kirche den Anforderungen
des Papstes Pins IX. unterwerfen und die alten
Rechte und Freiheiten preisgeben wollte. Er wurde
deshalb bei seiner Heimkehr vom Vatikanischen Konzil
1870 von seinen Gegnern, die den Bischof Küpe-
lian an seiner Statt wählten, seines Amtes ent-
setzt, nach blutigen Kämpfen vom Sultan verbannt
und durfte erst 1877 wieder nach Konstantinopel
zurückkehren. Nachdem Kupelian abgedankt und sick
1879 auch dem Papste unterworfen hatte, setzte dic
Pforte Hassun als alleiniges Haupt der uniert-
armenischen Kirche wieder ein; seitdem ist der Streit
beigelegt. Hassun wurde 1880 von Leo XIII. zum
Kardinal ernannt und starb 28. Febr. 1884 in Rom.
Hafta, ostind. Längenmaß, s. Covado.
Ila.3t2. (lat.), die röm. 4 m lange Stoßlanze, mit
der in der ältern Heeresordnung die vier ersten
Vermögcnstlassen, später die das Hintertreffen bil-
denden Triarier bewaffnet waren, bis unter Ma-
rius für fämtliche Legionarier das ?i1am (s. d.)
eingeführt wurde. (S. Legion.) Die II. wurde viel'
fach als Symbol angewendet, fo von den Fetialen
(s. d.), und bei Devotionen trat der die Weiheformel
Sprechende auf eine II. Als Symbol des rechtmäßi-
gen Eigentums wurde sie bei den Verpachtungen
der Censoren, bei öffentlichen Verkäufen (z. B. der
Beute), bei Versteigerungen (s. Subhastation) und
bei dem Gericht der Centumviri aufgepflanzt.
IIa.8tZ.ti, ein Teil der schweren röm. Infanterie.
Sie führten je 2 Wurfspieße, das Schwert und einen
kurzen Dolch, als Schutzwaffe einen eisernen Helm,
einen Kettenpanzer, Beinschienen und einen Schild
von 4 Fuß Länge und 2^ Fuß Breite. In den Pw
nischen Kriegen waren bei jeder Legion 1200II.
Haftedt, Ort, s. Bremen (Bd. 3, S. 491 d).
Hastenbeck, Dorf im Kreis Hameln des preuß.
Reg.-Bez. Hannover, 5 kin von Hameln, an der
zur Hamel gehenden Haste, hat (1890) 410 E., got.
Kirche mit schönen Malereien, got. Schloß der Fa-
milie von Reden mit Park und ist bekannt durch
die Schlacht 26. Juli 1757 zwischen den Franzosen
unter dem Marschall d'Estre'es und dem Herzog von
Cumberlano, in der die Verbündeten (40000 Mann)
1500 Mann verloren und die Franzosen (90000
Mann) fast ebensoviel; die Folge war die schimpf-
liche Konvention von Klost'er-Zeven (24km
im SO. von Vremervörde) 8. (^ept. 1757, der zufolge
der Herzog von Cumberland den größten Teil seiner
Truppen entlassen und Hannover und Casfel an
Franireich abtreten mußte.
Brockhaus' Konversations-Loxikon. 14. Aufl. V11I.
Haftings (spr. hehst-), Mumcipalstadt, Parla-
ments- und Countyborough und einer der Oin^us
?ort8 (s. d.) in der engl. Grafschaft Sussex, in einer
von Hügeln umschlossenen Einsenkung der Küste des
Kanals gelegen und so gegen Nordwinde geschützt,
hat (189Y 52340 E., enthält in seinen neuern
Teilen große Hotels, Badeanstalten, vier gwß<?
Parks, ein Theater, Arkaden, eine Lateinschule und
ein Handelsinstitut. Der Küste entlang erstreckt sich
die Esplanade, auf der West-Clisf oberhalb H. stehen
Ruinen eines angeblich von Wilhelm dem Eroberer
gebauten Schlosses. Die schönste Aussicht gewährt
der Promenade Pier (270 m, für 3000 Personen).
Westlich von H. die Vorstadt St. Leonards, 1828 ge-
gründet, mit Logierhäusern, neuem Pier und allen
Einrichtungen eines vornehmen Seebades. H. selbst
treibt Fischfang und Schiffbau. Bedeutung hat die
Stadt aber nur durch ihre Seebäder, der alte Hafen
ist fast verschwunden. H. besitzt drei Bahnhöfe.
H. ist gerichtlich denkwürdig durch den Sieg Wil-
helms des Eroberers über König Harold (14. Okt.
1066). Harold hatte in London Verstärkungen an
sich gezogen und 13. Okt. bei Senlac, 9 km nordwest-
lich von H., auf hohem Dünenvorsprunge eine durch
dreifachen Verhau verstärkte Stellung eingenommen.
Hier griff ihn Wilhelm an, wurde aber zunächst zu-
rückgeworfen und erst, als eine verstellte Flucht der
Normannen die Angelsachsen aus ihren Schanzen
herausgelockt hatte, wandte sich das Glück; nach
blutigem Ringen, in dem Harold fiel, blieb Wilhelm
Sieger und machte der angelsächs. Herrschaft für
immer ein Ende.
Hastings (spr. hehst-), Hanptstadt des Counk)
Adams im südl. Teile des nordamerik. Staates Ne-
braska, in fruchtbarer Gegend mit Maisbau und
Viehzucht, ist Kreuzungspunkt von vier Bahnsyste-
men, hat (1890) 13584 E. (1880 erst 2817), ein
Theater, ein presbyterianisches College (200 Stu-
denten) und bedeutenden Getreidehandel.
Haftings (spr. hehst-), Francis Rawdon, erster
Marquis von H., zweiter Graf von Moira, brit.
Staatsmann und Feldherr, wurde 9. Dez. 1754 als
der Sohn des Baron John Rawdon, ersten Grafen
von Moira, geboren, studierte in Oxford und diente
als Lord Rawdon im Kriege gegen die Amerikaner
mit Auszeichnung, sodaß er 1778 Oberstlieutenant
und Generaladjutant des Generals Cornwallis,
1780 Oberst wurde. 1781 nach England zurückge-
kehrt, erbte er 1790 von seinem Oheim, dem Grafen
Huntingdon und H., den Namen und die Güter der
Familie H., folgte 1793 seinem Vater in dem Titel
eines Grafen Moira und wurde 1817 zum Mar-
quis von H. erhoben. Er nahm während der Fran-
zösischen Revolutionskriege an mehrern Expedi-
tionen gegen Frankreich teil. 1801 wurde er zmn
Oberbefehlshaber aller Truppen in Schottland er-
nannt, 1803 zum General befördert. Seit 1813 Ge-
neralgouverneur von Ostindien, besiegte er den
räuberischen Stamm der Pindarees, den Fürsten
der Mahratten und die Gebirgsvölker von Nepal.
Nach seiner Rückkehr (1823) wegen seiner Amts-
führung angegriffen, aber freigesprochen, wurde er
1824 zum Gouverneur von Malta ernannt und starb
an Bord eines Kriegsschiffs auf der Reede vor Vajä
28. Nov. 1826. Mehrere seiner im Oberhaus ge-
haltenen Reden erschienen im Druck; sein cd'rivkw
^ouinai" (2 Bde., Lond. 1858) wurde von seiner
Tochter, der Marquise von Vute, veröffentlicht. Mit
seinem Enkel erlosch 1868 die Pccrswürde.
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