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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hedwig (Herzogin von Schwaben) - Heemskerk (Jak. van)
fchlesien verheiratet. Ihr Gemahl starb 18. April
1238, ihr Sohn Heinrich II., der Fromme, fiel 9. April
1241 gegen die Mongolen, sie selbst starb 15. Okt.
1243 als Nonne in dem von ihr gestifteten Cister-
cienserinnenkloster Trebnitz bei Vreslau, wohin sie
sich schon bei Lebzeiten ihres Gatten Zurückgezogen
hatte, und wurde 26. März 1267 von Clemens IV.
heilig gesprochen. Sie gilt als die Patronin Schle-
siens. Der ihrem Andenken bestimmte Tag ist der
17. Okt., der Tag ihres Begräbnisses in Trebnitz;
dieBegräbnisstättc wurde einberühmterWallfahrts-
ort. Ihre am Ende des 13. Jahrh, verfaßte Lebens-
beschreibung (abgedruckt in den "scriptoi-on rerum
5Ä68iacki-uin", hg. von Stenzel, Bd. 1, Vresl. 1835)
wurde, ins Deutsche übersetzt, 1504 in Vreslau als
erstes dort gedrucktes Buch herausgegeben. - Vgl.
Görlich, Das Leben der heiligen H.'(2. Aufl., Vresl.
1854); F. Becker, Die heilige H. (in der "Samm-
lung histor. Bildnisse", 1. <^erie, Bd. 8, Freib. i. Br.
1872); Öfele, Geschichte der Grafen von Andechs
(Innsbr. 1877).
Hedwig, Hadewig oder Hadwig, Herzogin
von Schwaben, Tochter .herzog .Heinrichs I. von
Bayern, des Bruders Kaiser Ottos I., heiratete,
nachdem der Plan, sie in noch ganz jugendlichem
Alter mit dem Sohne des griech. Kaisers Konstantin,
dem nachmaligen Kaiser Nomanus II., zu verloben,
gescheitert war, etwa 955 den Herzog Vurchardll.
von Schwaben. Die Ehe blieb kinderlos. Auf ihrem
Lieblingssitze, dem Hohentwiel, stiftete sie mit ihrem
Gemahl ein Kloster. Als nach dem Tode ihres Ge-
mahls (973) Kaiser Otto II. das schwäb. Herzogtum
seinem StiefneffenOtto übertrug, behielt H. zwar den
herzogl. Titel, aber keine weitern staatsrechtlichen Be-
fugnisse. Sie starb Aug. 994. H. war eine Frau von
lebhaftem, kräftigem Geiste und mit einer für jene
Zeit bedeutenden Bildung. Nach den Erzählungen
Ekkehards IV. von St. Gallen hatte sie sich von dort
einenjungen gelehrten Mönch Etkehardll. zum Lehrer
erbeten, dessen Verhältnis zur Herzogin Scheffel zum
Mittelpunkt seines Romans "Ekkchard'> machte. -
Vgl.Köpke-Dümmlcr, Kaiser Otto d. Gr. (Lpz. 1876);
St. Gallische Geschichtsquellen, hg. von Meyer von
Knonau, III (Heft 5 u. 6 der "Mitteilungen zur
vaterländischen Geschichte", St. Gallen 1877).
Hedwig, Johann, Botaniker, geb. 8. Okt. 1730
zu Kronstadt in Siebenbürgen, wurde 1781 Arzt
am Stadthospital in Leipzig, 1780 daselbst Pro-
fessor der Medizin und 1789Professor der Botanik
und Inspektor des Votanischen Gartens. Er starb
18.Febr. 1799 in Leipzig. Er veröffentlichte nament-
lich "I^nMillNLIitUIN 1n8t0ril16 NÄturaliZ INU80(1I'UIN
tronäoZoi-nin" (2Tle., Lpz. 1782-83), "^Iieor^
A6N6r3,tioni8 6t t'ruotiiicHt'ionin ^lantHi'uin ci')^to
Anmic>9,i'uni I^inn^i" (preisgekrönt, Petersb. 1784;
Lpz. 1798), "Abbildungen kryptogamifcher Ge-
wächse" (4 Bde., Lpz. 1787-97), "I?'i!icuin Z6H6ili
et 8p6ei68" (Heft 1-4, ebd. 1799-1803; die bei-
den letzten Hefte gab fein Sohn Roman Adolf H.
sgeb. 1772, gest. 1. Inli 18061 heraus).
' Hedwigsgläfer, mittelalterliche Gläser, die in
Tieffchnitt stilisierte Tiere, wie Löwen, Greifen
u. s. w. zeigen und zu der heil. Hedwig (s. Hedwig,
Herzogin von Schlesien) in Beziehung gebracht wer-
den, wozu wohl die Legende Veranlassung gab, daß
ein Glas mit Wassers das die heil. Hedwig aus
Enthaltsamkeit statt Weins trinken wollte, ihrem
Gemahl zu Wein wurde, als er unerwartet aus
dem Becher trank. Die H. dürften orient. Ursprungs
und von Pilgern aus dem Heiligen Lande mit-
gebracht worden sein. - Vgl. Czihak, Schlesische
Gläser (Vresl. 1891).
Hedwigswunfch, Kohlenzeche, s. Biskupitz.
Nsa^saruin Iv., s. Esparsette.
Heeckeren, Georges Charles d'Anthes, Baron
von, franz. Diplomat, geb. 5. Febr. 1812 zu Col-
mar, trat 1830 in rnss. Dienste und wurde 1832
Kapitän der kaiserl. Garde zu Pferd. Von dem Hol-
land. Geschäftsträger in Petersburg, Herrn van H.,
adoptiert, nahm er dessen Namen an und heiratete
die Schwester des russ. Dichters Alexander Pusch-
kin, den er im Duell 10. Febr. 1837 erschoß, worauf
er eiligst aus Petersburg fliehen mußte, um sich vor
der Erbitterung des Volks zu retten. Er kehrte nach
Frankreich zurück und führte mehrere Jahre ein
zurückgezogenes Leben. 1848 in die Konstituierende,
später in die Legislative Versammlung gewählt,
nahm er seinen Sitz auf der Rechten und unterstützte
die Politik des Präsidenten Napoleon. Von diesem
wurde er 1852 zum Senator ernannt und mit einer
anßerordentlichen Mission an den Petersburger Hof
und später mit andern Aufträgen betraut. Seit
1870 lebt er vom öffentlichen Leben zurückgezogen.
Heegermühle, Dorf im Kreis Oberbarmm
des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 5 Km westlich von
Eberswalde, am Finowkanal, hat (1890) 2512 E.,
Post, Telegraph, ein Messingwerk mit Patronen-
hülsenfabrik und bedeutende Ziegeleien.
Heek, Alexander, Humanist, s. Hegius.
Heem, Jan Davidsz de, niederläno. Frucht- und
Stilllebenmaler, geb. 1606 zu Utrecht, lernte bei
seinem Vater David de H. und gewann bald großen
Ruhm wegen seiner Fruchtstücke. Gegen Ende seines
Lebens zog er von Utrecht nach Antwerpen und starb
daselbst 1684. Seine Bilder stellen meist prächtige
Gefäße mit Früchten, Schmuckfachen, Uhren u. dgl.
auf Marmortifchen vor; den Hintergrund pflegt
eine reiche grüne Draperie zu schließen. Auch Ge-
hänge von Früchten und Blumen pflegte er darzu-
stellen, besonders gern als Umgebung eines Mittel-
bildes, z. B. einer Monstranz, einer Madonna u. s. w.,
nach Art des Dan. Seghers. Kolorit und Helldunkel,
besonders die Mischung der Töne, sind bei ihm voll-
kommen, die Charakteristik jedes einzelnen Gegen-
standes in Bezeichnung der rauhen oder glatten
Oberstäche, Z. B. des feinen Flaums der Früchte,
des Stoffs der Draperien u. s. w., unübertrefflich.
- Auch fein Sohn Cornelis de H., geb. 1631
zu Leiden, gest. im Mai 1695 zu Antwerpen, lieferte
treffliche Blumen- und Fruchtstücke sowie Stillleben.
Heemskerk, Egbert, Holland. Genremaler, von
dem man früher annahm, daß er 1645 zu tzaarlem
geboren, 1704 in London gestorben fei. Jetzt hält
man für den Maler der in Frage kommenden Bilder
einen andern Egbert Z., der, 1634 geboren, im
Haag und in Amsterdam thätig war. Diefer gehört
zu den Künstlern, welche mit Vorliebe das Bauern-
leben in Schenken schilderten; sein Vorbild scheint
besonders Jan Miensze Molenaer gewesen zu sein.
Heemskerk, Jak. van, Seemann, geb. 1. März
1567 zu Amsterdam, zeichnete sich früh im Seedienst
aus und versuchte 1595-97 zweimal vergeblich,
um den Norden Europas und Asiens herum einen
kürzern Weg nach Ostindien aufzufinden. Neben
ihm zeichnete sich dabei der Obersteuermann Wil-
helm Varents (s. d.) besonders aus. Sie waren
1596 auf 1597 gezwungen, auf Nowaja-Semlja zu
überwintern. 1601 focht H. im Indischen Meere