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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hellah - Helle
dem griech. Jungtertiär von Pikerrni hat, bemerkens-
wert durch seine Mittelstellung zwischen sonstigen
Wiederkäuern und Girassen, mit welchen letztern es
am nächsten verwandt ist, von denen es jedoch ab-
weicht durch weniger extremen Körperbau, besonders
viel kürzern Hals, niedrigeres Vorderteil, größern
Kopf und etwas kleinere Statur.
Hellah, El-,s. Hilleh.
Hellaichmaß,ein früheres Weinmaß,s.Aichmah.
Hellalncus, aus Mytilene auf Lesbos, griech.
Logograph, geb. angeblich 496 v. Chr., wahrschein-
lich aber später, gest. nach 406, war ein Zeitgenosse
Herodots und verfaßte genealogische, chronol. und
lokalgeschichtliche Schriften in ion. Dialekt. Die
Fragmente des H. hat C. Müller gesammelt in den
"I>HFM6nt3. kißtoi-ieoi-um ßi-HEcoruin", Bd. 1
(Par. 1841). - Vgl. Preller, vs IleiiHnico I^dio
liiZtorico (Dorpat 1840, und in dessen "Ausgewähl-
ten Aufsätzen", Verl. 1864). spiele (s. d.).
Hellanodlken, Kampfrichter der Olympischen
Hellas, bei Homer der Name eines Landstrichs
im südöstl. Thessalien, dessen Bewohner, die Helle-
nen, aus ihren ursprünglichen Stammsitzen in der
Gegend von Dodona in Epirus (s. d., Ilsliopia.)
durch die Illyrer verdrängt waren. Als sich dann
später (seit dem 7. Jahrh.'v. Chr.) durch den Ein-
fluß von Delphi und der an dieses Heiligtum sich
lehnenden großen Amphiktyonie (s. d.) der Name
der Hellenen zum Gesamtnamen sür alle höher ent-
wickelten griech. Stämme erweiterte, wurde der Name
H. allmählich über alle Länder dieser Stämme und
über einen großen Teil ihrer Kolonien ausgedehnt.
Hellbender, s. Schlanunteufel.
Hellberge, Hügelreihe in der Altmark (s. d.).
Hellbrunn, Schloß bei Salzburg (s. d.).
Helldorf-Bedra, Otto Heinr. von, Politiker,
geb. 16. Aug. 1833 zu Bedra, studierte zu Bonn,
Leipzig, Heidelberg und Berlin Jura und Came-
ralia, arbeitete am Kreisgericht und bei der Re-
gierung in Merseburg und wurde 1867 Landrat
des Kreises Wetzlar, schied aber 1874 aus dem
Staatsdienst, um das väterliche Rittergut Vedra
zu übernehmen. H. war 1871-74 Reichstags-
abgeordneter für Wctzlar und vertrat 1877-90
(mit Ausnahme der Legislaturperiode 1881-84)
Wittenberg. Bei einer Ersatzwahl wurde er Ende
1890 vom Wahlkreis Schlochau-Flatow wieder in
den Reichstag entsendet. Seit 1884 war er Mitglied
des neu reorganisierten Staatsrates und wurde 1890
in das preuß. Herrenhaus berufen. Bei der Neu-
organisation der deutschkonservativen Partei (1876)
war H. wesentlich mitbeteiligt; er wurde führendes
Vorstandsmitglied der Fraktion der Deutschkonser-
vativen im Reichstag und des parteileitenden Aus-
schusses des deutschkonservativen Wahlvereins. H.
war einer der Hauptvertreter der gemäßigten regie-
rungs- und kartellfreundlichen Richtung innerhalb
seiner Partei, in der namentlich die von Stöcker und
Hammerstein vertretene Richtung gegen ihn wirkte.
Sein Eintreten für die Landgemeindeordnung und
die Handelsverträge kostete ihm seinen Anhang in
der Partei. Das Schicksal des Zedlitzschen Schul-
gesetzentwurss, sür den die um die Kreuzzeitung grup-
pierten Elemente eingetreten waren, und die Ein-
wirkung, die H. auf die Zurückziehung des Gesetz-
entwurfs zugefchrieben wurde, führten zu Aus-
einandersetzungen in der Presse, bei denen H. in
dem unter seiner Leitung stehenden "Konservativen
Wochenblatt" die oppositionelle Haltung der Kreuz-
zeitung scharf angriff und auf "reinliche Scheidung"
drang. Da die Richtung der Kreuzzeitung inzwischen
das Übergewicht gewonnen hatte, kehrte sich dies
Verlangen gegen ihn selbst. Die konservative Frak-
tion des Herrenhauses erklärte, daß sie H. nicht mehr
als zu ihr gehörig betrachte, und auch die konser-
vative Fraktion des Abgeordnetenhauses saßre gegen
H. gerichtete Beschlüsse; bei der Neuwahl des ge-
schäftsführenden Parteiausschusses Juni 1892 wurde
er nicht wieder zum Vorsitzenden gewählt, ebenso
nicht bei der Neuwahl des Vorstandes der Reichs-
tagsfraktion im Herbst 1892. H. führte den Kampf
gegen die herrschende Richtung in der Partei und
aegen das Dez. 1892 auf der sog. Tivoliversamm-
lung beschlossene neue Programm noch in dem
"Konservativen Wochenblatt" fort, das aber Ostern
1893 zu erscheinen aushörte. Bei den Neuwahlen
1893 trat er nicht als Kandidat auf.
Helldorff, Georg Heinrich von, sachsen-altenb.
Staatsminister, geb. 20. Sept. 1834 zu Jena, be-
suchte die Landesschule zu Pforta und trat dann
1853 in das Gardedragonerregiment in Berlin ein,
nahm 1866 als Adjutant beim Generalkommando
des Gardekorps am Feldzuge in Österreich und 1870
als Commandeur des dritten Sanitäts-Detache-
ments beim Gardekorps am Feldzuge in Frankreich
teil. Am 22. Aug. 1892 wurde er zum Vorsitzenden
des sachsen-altenb. Staatsministeriums ernannt.
Helldunkel (frz. clair odZcur; ital. Hi^i-osoin-o)
nennt man in derMalerei und der vervielfältigen-
den Kunst das der natürlichen Lichtbrechung ent-
sprechende Zusammenwirken von Licht und Schatten
im Bilde in solchen Teilen, welche weder volles Licht
noch vollen Schatten haben. Man kann daher vom
H. in einzelnen Partien des Gemäldes sprechen, es
kann aber auch die ganze Komposition in diesen ge-
dämpften, zwielichtartigen Ton der Beleuchtung ge-
setzt sein. Es erfordert das H. eine genaue Be-
obachtung der Lichtwirkung, die meist erst bei ent-
wickelter Kunstübung erreicht wird. Schon in der
altdeutschen Schule sind einige Meister (z. B. Bal-
dung Grien und Matthias Grünewald) dem Reiz-
vollen dieser Darstcllungsweise auf die Spur ge-
kommen, ebenso Raffael in seiner Befreiung des
heil. Petrus. Als die größten Meister in der An-
wendung des H. sind Correggio und Rembrandt zu
nennen, deren Nachahmung jedoch zu einer allge-
meinen Dunkelmalerei führte, welche zu bekämpfen
das Ziel der modernen Hellmalerei (s. d.) ist. - Vgl.
Seibt, Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte.
III, IV, V Helldunkel (Franks, a. M. 1885-91). -
Wegen der Bestrebung nach malerischer Wirkung
wird auch der Holzschnitt mit mehrern Ton-
platten zum übereinanderdrucken H. genannt. (S.
Clairobscur.) Die frühesten Proben dieser Gattung
sind zwei Blätter von Lukas Cranach (l506), Holz-
schnitte von Hans Baldung und H. Vurgkmair. In
Italien wurde diese Art Holzschnitt im 16. Jahrh,
besonders von Ugo da Carpi, Andrea Andreani u. a.
geübt. Unter den Niederländern zeichnete sich Abra-
ham Vloemaert aus.
Helle, die Schwester des Phriros und Tochter
des Athamas und der Nephele. Um dem Haß
ihrer Stiefmutter Ino zu entgehen, flüchtete sie mit
ihrem Bruder und sollte von einem Widder mit
goldenem Vließ (s. Theophane) über Land und Meer
getragen werden. Aber nur Phriros kam nach
Kolchis; seine Schwester stürzte ins Meer, das von
ihr den Namen Hellespont erhielt.