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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Herbst (Joh. Friedr. Wilh.) - Herculano
ten umfassenden "Vereinigten Linken". Als sein
Widerstand gegen die Occupation Bosniens frucht-
los blieb, zog sich H. zunächst von der Delegation
zurück und gab dann auch seit 1885 wegen Kränk-
lichkeit die Führung des böhm. Landtags an Schmey-
kal ab. H. galt seiner Zeit als der schärfste Dialek-
tiker und kenntnisreichste Redner des Parlaments.
Er starb 25. Juni 1892 in Wien. Unter seinen wissen-
schaftlichen Arbeiten sind hervorzuheben: "Hand-
buch des osterr. Strafrechts" (2 Bde., Wien 1855;
7. Aufl. 1882-84), "Die grundsätzlichen Entschei-
dungen des obersten Gerichtshofs über Fragen des
allgemeinen osterr. Strafrechts" (ebd. 1853; 3. Aufl.
1858; Nachtr.1857 u.1860), "Einleitung in das österr.
Strafprozeßrecht" (ebd. 1860; neue Aufl. 1871).
Herbst, Joh. Friedr. Wilh., Entomolog, geb.
1743 zu Petershagen bei Minden, gest. 1807 als
Archidiakonus an der Marienkirche zu Berlin, schrieb:
"Kurze Einleitung zurKenntnis der Insekten" (3 Bde.,
Verl. 1784-86), "Versuch einer Naturgeschichte der
Krabben und Krebse" (3 Bde., ebd. 1782 - 1804),
"Einleitung zur Kenntnis der Würmer" (2 Bde., ebd.
1787-88), "Natursystem der ungeflügelten Insek-
ten" (4 Hefte, ebd. 1797-1800), "Natursystem aller
bekannten in- und ausländischen Insekten" (mit
Iablonsky, 21 Bde., ebd. 1785 - 1806).
Herbst, Wilh., Pädagog und Schriftsteller, geb.
8. Nov. 1825 Zu Wctzlar, studierte 1844-47 in
Bonn und Berlin Philologie und Geschichte, war
dann Gymnasiallehrer zu Köln, Dresden, Elberfeld,
Cleve, Direktor zu Köln, Bielefeld, Magdeburg,
zuletzt (1873-76) in Schulpforta. Eines Augen-
leidens wegen privatisierte er sodann in Halle, bis
er 1880 Professor der Pädagogik daselbst wurde.
H. starb 21. Dez. 1882. Großen Beifall fanden
seine biogr. Werke: "Matthias Claudius" (Gotha
1857; 4. Aufl. 1878), "Joh. Heinr. Voß" (2 Bde.,
Lpz. 1872-76), "Goethe in Wetzlar" (Gotha 1881).
Ferner sind zu erwähnen: "Zur Geschichte der aus-
wärtigen Politik Spartas im Zeitalter des Pelo-
ponnesischen Krieges" (Lpz. 1853), "Histor. Hilfs-
buch" (3 Bde., 11. Aufl., Wiesb.1884), "Zur Frage
über den Geschichtsunterricht auf höhern Schulen"
(Mainz 1869), "Die neuere und neueste Geschichte
auf Gymnasien" (ebd. 1877). Auch begann er die
Herausgabe einer "Encyklopädie der neuern Ge-
schichte" (5 Bde., Gotha 1880-90).
Herbstafter, s. ^tsr.
Herbstein, Stadt im Kreis Lauterbach der Hess.
Provinz Oberhessen, 9 lim im SW. von Lauterbach,
auf einem Basaltfelsen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Gießen), hat (1890) 1704 E., Post,
Telegraph, eine kath. und evang. Kirche und Reste
der ehemaligen Befestigungen.
Herbstente, s. Vaumenten.
Herbstfaden, s. Altweibersommer.
Herbstkatarrh, soviel wie Heufieber (s. d.).
Herbftlorchel, s. lleivkila.
Herbstmusferon, s. Nara8iniu8. "oktium.
Herbftnachtgleiche, Herbstpunkt, s. Aqui
Herbftrosen, mehrmals blühende Rosen, die im
Gegensatze zu den Sommerrosen nicht nur mit
diesen zu gleicher Zeit, sondern zum zweitenmal aus
jungen Trieben im Hochsommer bis zum späten
Herbst blühen. Die bekanntesten Sommerrosen sind
die Centifolie und die Moosrose, die beliebteste
Herbstrose ist die Remontantrose. (S. Rose.) - ^
Herbstrose heißt auch eine ^Itiiaea. (s. d.).
Herbstrübe, s. Weiße Rübe.
Herbstzeichen (astron.), s. Tierkreis.
Herbstzeitlose, s. Noickicnm.
Hercegovina, s. Herzegowina.
Herche, german. Sagengcstalt, s. Kelche.
Hercher, Rud., Hellenist, geb. 11. Jan. 1821 zu
Rudolstadt, studierte in Jena, Leipzig und Berlin,
wurde dann Lehrer am Gymnasium in Rudolstadt
und 1861 Professor am Ioachimsthalschen Gym-
nasium in Berlin. Auch wurde er zum Mitglied
der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt.
Er starb 26. März 1878. Außer der Bearbeitung
der griech. Epistolographen (Par. 1873) veröffent-
lichte er Ausgaben der pseudoplutarchischen Schrift
von den Flüssen, der kleinern Schriften des Arrian
(Lpz. 1854), der "3oi-ipwi'68 6i-0tici .üMLoi" (2 Bde.,
ebd. 1858-59), der Werke des Man (Par. 1858;
eine 2. Ausg., Lpz. 1864-66, und eine 3. der "Va-
rias kigtorias", ebd. 1870), des Traumbuchs des
Artemidorus (ebd. 1864), des Orakelbuchs des
Astrampsychus (Berl. 1863), des "^i-iätiäo3 6t
Oüto nii^oi'" von Plutarch (ebd. 1870), des Aneas
Tacticus (ebd. 1870), der "Noi-alia" des Plutarch,
Bd. 1 (Lpz. 1872), der mytholog. Bibliothek des
Apollodorus (Berl. 1874) u. s. w. Von seinen Ab-
handlungen ist besonders erwähnenswert "über die
Homerische Ebene von Troja" (Berl. 1876).
Herculaneum, s. Herculanum.
Herculano (spr. ertulahnu), Alexandre H. dc
Carvalho e Araujo, portug. Dichter und Gelehrter,
Mitbegründer der romantischen Schule, ged.
28. März 1810 zu Lissabon, begab sich, um dem
Absolutismus Dom Miguels zu entfliehen, 1828
nach Paris und 1830 nach London. Nach seiner
Rückkehr 1832 schloß er sich der liberalen Partei
an und machte sich als Mitarbeiter konstitutioneller '
Blätter, dann 1837-43 als Redacteur der illu-
strierten Zeitschrift "^anoi-ama" einen Namen.
Sein erstes größeres Gedicht: "^ V02 äo pro-
pli6ta" (Ferrol 1836 u. ö.), erregte großes Auf-
sehen. Sodann ließ er folgen "^. liarM äo ersutk"
lLissab. 1838 u. ö.), ebenfalls religiös-polit. Inhalts.
Veide Dichtungen sind auch in seinen "^"6313.8"
(Lissab. 1850) enthalten. H.s distor. oder archäol.
Roman "Enrico, o ^resd^ter".)" (auch als Bd. 3
u. 4 der "(^0ii6ctzu0 äs autores poi'wFU6263", Lpz.
1867, erschienen; deutsch von G. Heine, edd. 1847)
erschien als erster Teil des "NoiiHLticoii" (Lissab.
1847), dessen zweiten Teil der Roman "0 monFs äe
ciätkr" (2 Bde., edd. 1848) bildet. Hieran schlössen
sich "OLodu" und die"I^6näÄ8 kug^i-ativ^" (2 Bde.,
Lissab. 1851), eine Sammlung von histor.-romanti-
schen Sagen aus der vaterländischen Geschichte. H.
wurde 1845 seiner Stellung als Stadtbibliothekar
zu Porto entHoden und an die to'nigl. Vivliotbek zu
Ajuda berufen. Hier schrieb er die "iliLwi-ia. äs
?0rwF3.I" (Bd. 1-4, Lissab. 1846-53), die aber
nur bis ans Ende des 13. Jahrh, führt. H. zog sich
1859 auf ein Landgut bei Santarem zurück, nachdem
er noch sein zweites histor. Hauptwert: "Da oi-iss6ui
e 68t3.d6i^cim6Qt0 äa. inHui8ih50 6ui I^ortuMi"
(2 Bde., Lissab. 1854-55), herausgegeben. Später
erschienen noch "(Hu68tö68puI)Iica8" (1873), "lüoiiti'o-
V6r8ik8 6 68wäc>8 1Ü3w!-ic()8" (1876-84), beide
Gruppenunter dem G esamttitel "OM8cuIo8" (6 Bde.,
1873-84). Als Mitglied der Lissaboner Atademie
der Wissenschaften leitete er die Herausgabe der
"?0I'tUA3,1i3>6 ^loNUINEQtg. 1i18i01 i^ll. )>. H. starb
14. Sept. 1877. - Vgl. Romero Ortiz, 1^61-Hwrg.
p0lwFU68H 6Q 6! 81^10 XIX (Madr. 1870): Töllinger,