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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hermäen - Hermann (Kurfürst von Köln)
Hermäen(Hermaia), s. Hermes (gricch. Gott).
Hermagor. 1) Bezirkshauptmauuschaft in
Kärnten, hat 824,99 <ikm und (l890) 18 220 (8684
männl., 9536 weibl.) meist deutsche kath. E. (4654
Slowenen),darunter2854Evangelische;2738 .häufer
und 3386 Wohnparteien in 22 Gemeinden mit l.89
Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke h. und
Kötschach. - 2) H., auch Sankt H., slowen. Zvati
Nodor, Markt und Sitz der Vezirkshauptmann-
schaft und eines Bezirksgerichts (348,99 <ikm, 13 Ge-
meinden, 91 Ortschaften, 10204 E., darunter 4694
Slowenen), am Göseringbache in 612 m Höhe, am
Ausgange des Gitschthals, eines wegen seiner land-
schaftlichen Reize bekannten Seitenthals der Gail,
an der Gailthalbahn (s. d.), hat (1890) 691, als Ge-
meinde 724 E. und ist ein Ausgangspunkt für Aus-
flüge in die südlich vorliegenden Alpen (Gartner-
kofel, 2198 m, einziger Fundort der berühmten
Alpenpflanze V^uitemg. carintlnacH /"<^., Egger
Alpe, 1994 m, und Eggersee).
Hermaion (Hernräon), Gabe des Hermes
(s. d.), nannten die Griechen jeden unverhofften Fund
am Wege und überhaupt jeden unerwartetenGewinn.
Herman, Nikolaus, evang. Liederdichter und
Musiker, geb. um 1480, schloß sich früh der Reforma-
tion an, für die er 1524 in der vielgelesenen Flug-
schrift "Ein Mandat Jesu Christi an alle seine ge-
treuen Christen" eintrat. Als Kantor vonIoachims-
thal im Erzgebirge war er eng befreundet mit Joh.
Matthesius. Seine geistlichen Lieder, die er teilweise
selbst komponierte, gehören durch ihren natürlichen,
schlichten und kindlichen Ton zu den besten des Jahr-
hunderts. Er dichtete seine Berg-, Kinder-, Wiegen-,
Weihnachtslieder, Gebete u. s. w., die sich zuweilen
an volkstümliche Tanzmelodien anschließen, mehr
für das haus als für die Kirche; bekannt ist na-
mentlich "Wenn mein Stündlein vorhanden ist".
Auch biblische Historien und Legenden hat er ge-
reimt. H. starb 3. Mai 1561. - Vgl. Ledderhose,
Nikolaus H.s und Johann Matthesius' geistliche
Lieder (Halle 1855); E. Pfeiffer, Nikolaus H. (Berl.
1858); Wolkan, Böhmens Anteil an der deutschen
Litteratur des 16. Jahrh., Bd. 1 (Prag 1890).
Hermanärich (Hermanrich, Ermanarich,
Ermanrich), König der Ostgoten, aus dem Ge-
schlecht der Amaler, der Ermanrich (s. d.) der german.
Heldensage. H. dehnte im Laufe der ersten Hälfte
des 4. Jahrh. n. Chr. seine Macht im südl. Nuß-
land, östlich vom Dnjestr, namentlich nordwärts
über zahlreiche slaw., lett. und sinn. Völker aus, und
die Sage läßt ihn sogar vom Schwarzen bis zum
Baltischen Meere gebieten, doch unterstanden die
Westgoten seiner Herrschaft nicht. Nach der Sage
soll er Swanhilde, das Weib eines abgefallenen
Fürsten, von Pferden haben zerreißen lassen und
von deren Brüdern dann auf den Tod verwundet
worden sein. So traf ihn der Angriff der Hunnen
um 374, dem sein Reich erlag. Er starb damals,
vielleicht durch eigene Hand, angeblich 110 I. alt.
Hermandäd (span., "Verbrüderung"), Bezeich-
nung der Bündnisse, welche die Städte Castiliens
und Aragoniens zur Ausrechthaltung des Land-
friedens gegen Räubereien des Adels schlössen. Sie
wurden hierin von den Königen unterstützt, welche
in diesen Verbindungen ein Mittel sahen, die Macht
des Lehnsadels zu brechen. In Aragonien entstand
die erste derartige Verbindung um die Mitte des
13. Jahrh., in Castilien 1282. Im 1.1295 schlössen
die Städte Castiliens und Leons eine solche Ver-
brüderung. Völlig organisiert und mit bedeuten-
den Vorrechten ausgestattet, wurde die H. 1486
in Castilien zu einer Verbindung sämtlicher Städte
behufs Aufrechthaltung des Landfriedens. Die
Stadtgemeinden warben ein Heer und ernannten
in verschiedenen Gegenden des Reichs Richter, von
denen die Störer des Landfriedens bestraft wurden.
Weder Rang noch Stand schützten gegen die H., die
damals das Prädikat der heiligen erhielt, und
selbst das Asylrecht der Kirchen galt ihr gegenüber
nicht. Der Adel lehnte sich zwar gegen die H. auf,
doch vergebens, da der König dieselbe schützte. Auch
in Aragonien wurde 1488 die H. förmlich organi-
siert. Gegen die Mitte des 16. Jahrh, wurde die
heilige H. zu einer bloßen Gendarmerie, die, in
die verschiedenen Bezirke des Königreichs Castilien
und Leon verteilt, über die Sicherheit der Straßen
außerhalb der Städte wachte, aber nicht eher ein-
griff, bis die strafbare That geschehen war.
Hermanfrid, letzter König der Thüringer, hatte
mit seinen Brüdern Vaderich und Berthar das Reich
seines Vaters Basinus geteilt, das vom Harz bis
zur Donau reichte, hatte die Brüder dann mit Hilfe
der Franken beseitigt, erlag aber 531 in der Schlacht
bei Scheidungen an der Ünstrut den Franken und
Sachfen, die ihn töteten und das Land teilten.
Herman Mestetz (spr. herschman mje>), czech.
H6i'MHQÜv-N68t6o, Stadt in der österr. Bezirks-
hauptmannschaft und dem GerichtsbezirkChrudini in
Böhmen, an derLiniePrelauc-Kalk-Podol der^)sterr.-
Nngar. Staatsbahn, hat (1890) 3628, als Gemeinde
4566 meist czech. E., Post, ein fürstl. Schloß mit
Aquarellsammlung und Park (82 dk) und ein aus-
gezeichnetes Gestüt. - Im 13. Jahrh, war H. M.
ein königl. Krongut, gehörte später der Adelsfamilie
Trcka von Lipa, dann den Berka von Duba, den
Grafen von Spork und seit 1828 den Fürsten von
Kinfky, deren Herrschaft 44,43 ^m umfaßt.
Hermann (Herman), althochd.Iiariiiiaii, llsri-
man, d. h. Knegsmann, deutscher Eigenname.
Hermann, der Cheruskerfürst, s. Arminius.
Hermann IV., Landgraf von Hessen, geb.
15. Aug. 1607 als Sohn des Landgrafen Moritz
von Hessen-Cassel, war am linken Fuße lahm und
wurde zum Gelehrten erzogen; namentlich hatte er
Neigung zur Mathematik und zu den Naturwissen-
schaften. Nach dem Tode seines ältern Bruders
Philipp (1626) führte er die Vormundschaft über
seine Mgern Geschwister. Er starb 4. April 1658
zu Rotenburg. Von seinen Schriften sind die wich-
tigsten: "Od86lV3.tj0H68 1ii3t0ric0-uiMi6matick6"
(1635), "Deutsche Astrologia" (Grebenstein 1637),
"Higtoria metkoi-oloZica" (Cassel 1651), "Hexae-
m6l0n" (ebd. 1652).
Hermann, Graf von Wied, Erzbischof und Kur-
fürst von Köln, geb. 14. Jan. 1477 zu Wied, wurde
1515 zum Erzbischof von Köln erwählt und 1518
in sein Amt eingesührt. Er wirkte für die Wahl
Kaiser Karls V. und krönte denselben 1520 zu
Aachen. Auf dem Reichstage zu Worms 1521 eiferte
er Vorzugsweife noch gegen die Ketzer und wirkte
für die Achtserklärung Luthers, obgleich er selbst
auf eine Reform, freilich innerhalb der alten Kircke,
drang. Allmählich von Erasmischen Tendenzen be-
rührt und schließlich von Bucer, den er 1542 zu sich
berief, für die neue Lehre gewonnen, ließ er diese
seit 1542 in seinem Sprengel verbreiten, wurde
jedoch vom Kaiser mit der Acht bedroht und vom
Papst 1546 gebannt. Als hierauf der Kaiser dem