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Hermite-Inseln - Hermunduren
La Chantalouette; letztere produziert die feurigsten
Weine. Diese sind weiß und rot; die besten Ge-
wächse gehören zu den Weinen ersten Nanges.
Hermite-Inseln, s. Feuerland (Bd.6,S.731a).
Hermogenes, aus Tarsus in Cilicien, griech.
Rhetor im 2. Jahrh. n. Chr., trat bereits in seinem
15. Lebensjahre vor dem Kaiser Marc Aurel mit
vielem Beifall auf und verfaßte einige wichtige
Schriften über Teile der Redekunst, die auch zu-
sammengefaßt als Lehrbuch der Nhetorik dienten
und zuletzt in einen Auszug gebracht wurden.
Diese Schriften nebst den erhaltenen alten Kom-
mentaren finden sich in der Ausgabe der "Rketo-
i-68 Fi-asci" von Walz (9 Bde., Stuttg. 1832-36)
und ohne jene in der von Spengel (Bd. 2, Lpz.
1854); die "klo^inuaLinata.", die durch Aphthonius
(s. d.) zurückgedrängt und bis Ende des 18. Jahrh,
nur in der lat. Übersetzung des Priscian veröffent-
licht waren, gab zuerst Heeren (in der "Bibliothek
der alten Litteratur und Kunst", Gott. 1791) heraus.
Hermogenes, ein afrik. Maler gegen Ende des
2. Jahrh., bestritt die kirchliche Lehre von der
Schöpfung aus Nichts und lehrte eine ewige Ma-
terie. Tertullian verfaßte wider ihn eine Schrift.
Hermogeniänns, röm. Jurist, Verfasser einer
in Iustinians Pandelten excerpierten, dem 3. bis
5. Jahrh, angehörigen Schrist: "I^idri VI spito-
wai-uiu". Nach einem H. ist eine Sammlung der
Kaisergesetze des 4. Jahrh, benannt: (üoäox llsr-
inoA6uiHuu8, die in Bruchstücken überliefert ist.
Hermokopidenprozetz, der Prozeß, welcher aus
Anlaß des Hermenfrevels (in der Nacht vom 10. zum
11. Mai 415 v. Chr. wurden in Athen fast alle
Marmorhermen von unbekannter Hand zerschlagen
oder verstümmelt) das athenische Volk lange in Auf-
regung versetzte. Der Prozeh wurde von einem Teil
der oligarchifchen Partei, welcher den Frevel vielleicht
auch angestiftet hatte, benutzt, um während der Ab-
wefenheit des Alcibiades in Sicilien durch falsche
Anschuldigungen diesen und andere angesehene Bür-
ger der demokratischen Partei in Anklagezustand zu
versetzen und die demokratische Verfassung zu er-
schüttern. - Vgl. Götz, Der H. (Nürnb. 1875).
Hermokrätes, Sohn des Hermon, Führer der
sog. aristokratischen Partei in Syrakus, bestimmte
424 v. Chr. die Sikelioten, zu Gela einen allgemeinen
Frieden zu schließen, durch welchen die Fehdc zwi-
schen ihren Städten für einige Zeit beigelegt wurde;
dadurch sollte die gefährliche Einmischung der Athe-
ner in diese Kämpfe gegenstandslos gemacht wer-
den. Als einige Jahre später der große Krieg zwi-
schen Athen und Syrakus dennoch ausbrach (415
v. Chr.), hatten die Syrakusaner dem H., welchem
anfangs der radikale Demagoge Athenagoras viele
Schwierigkeiten in den Weg legte, den endlichen Sieg
über die Athener zu danken. Nach Vesiegung der
attischen Streitkräfte auf Sicilien (413) führte H.
den Peloponnesiern, als diefe 412 v. Chr. die Macht-
stellung der Athener auf der Westküste Kleinasiens
zu erschüttern begannen, eine beträchtliche Unter-
stützung zu und bewährte seine Tüchtigkeit auch auf
diesem neuen Kriegsschauplatze. Endlich aber erlag
auch H. im Febr. 410 in der Schlacht bei Kyzikos
dem Alcibiades und wurde darauf seines Amtes ent-
setzt und verbannt. H. kämpfte dann auf eigene Hand
mit Glück gegen die Karthager und fand 407 bei dem
Versuch, mit Gewalt seine Rückkehr nach Syrakus
zu erzwingen, den Tod. Seine Tochter wurde 405
die erste Gattin des ältern Dionysius.
Hermon (hebr., wahrscheinlich "unnahbar", "hei-
lig"), GroßerH., heißt in der Bibel ein Gebirge,
das die Araber heute wegen seines ewigen Schnees
Dschebel et - Teldsch, d. i. ^chnceberg, oder wegen
seiner Höhe Dschebel es ch-Schech nennen. Es
ist das südwestl. Ende des Antilibanons (s. d.), von
ihm durch die Schlucht des Nähr Varada getrennt,
ziemlich steil gegen W. und S., sehr steil gegen O.
abfallend, ein von NO. nach SW. verlaufender
Rücken, dessen höchster Punkt, Kasr'Antar (2759 m),
ziemlich genau in der Mitte liegt. Sein graues Ge-
stein (Eenon, Turon) hebt sich sehr scharf von der
vulkanischen Umgebung im S. und O. ab und ist
meist kahl, abgesehen von einem mit dichtem Walde
bedeckten vulkanischen Dreieck aus dem Ostabhang.
Am Südostfuße treten eine Iurastufe, daneben Ba-
saltergüsse zu Tage. In vielen Schluchten des H.
bleibt der Schnee das Jahr über liegen; seine unter-
irdischen Wasserkammern (darunter ein fischreicher
See) speisen die Quellen des Jordan (s. d.) und
anderer Flüsse. An die Bedeutung des H. als Kult-
stätte im Altertum erinnern viele Tempelruinen aus
den westl. Abhängen und vielleicht auch alte, eine
Grube umgebende Mauerreste auf dem höchsten
Gipfel. Der H. wird in der Bibel auch Sirjon,
Senir und Sion genannt.- Der kleineH., an-
geblich der Nebi Dahi, südlich vom Tabor, er-
hielt seinen Namen infolge falscher Ausfassung von
Hermopölis, s. Hermupolis. M 89,13.
Hermosillo (spr. ermosilljo), früher Petic,
Hauptstadt des mexik. Staates Sonora, rechts des
Sonora, etwas unterhalb der Mündung des Rio San
Miguel de Horcasitas, an der Southern-Pacific-
Bahn, Hauptstapelplatz für den Hafen Guaymas,
hat (1889) 7071 E. Das Klima ist heiß, aber ge-
sund. Bei H. beginnt der fruchtbarste gut kultivierte
Ackerbaudistrikt des Landes.
Hermsdorf. 1) H. unterm Kynast, Dorf im
Kreis Hirschbera des preuh. Reg.-Bez. Liegnitz,
4 km südwestlich von Warmbrunn, am Riesen-
gebirge und an der Nebenlinie Hirschberg-Petersdorf
der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Hirschberg) und reichsgräfl. Schaff-
gotfchen Kameralamtes, hat (1890) 2096 E., Post,
Telegraph, ein Schloß, eine evang. und eine kath.
Kirche, Fabrikation von Holzstoff, Zündwaren,
Möbeln und Mafchinen, Glasrasftnerie und Ziege-
leien; wird als Sommerfrische viel besucht. Da-
bei der Kynast (s. d.). - 2)Nieder-Hermsdorf,
Dorf im Kreis Waldenburg des preuh. Reg.-Bez.
Vreslau, 3 km westlich von Waldenburg, im
niederfchles. Steinkohlengebiet, hat (1890) 7614
meist evang. E., Post, Telegraph, ein Waisen-
haus und Steinkohlengruben (Vereinigte Glück-
hilf-Friedenshoffnung) mit 6000 Arbeitern. -
3) Grüssauisch-Hermsdorf, s.d. - 4) Ober-
Hermsdorf, s. Varzdorf.
Hermunduren, richtiger Ermunduren, ger-
man. Volk, die Vorfahren der Thüringer. Im
1. Jahrh. n. Chr. zwischen Frankenwald, Werra,
Harz, Elbe und Erzgebirge ansässig, gehörten die
H. zu der großen Gruppe der Sueven. Mit den
Römern im Donaugebiet, namentlich zu Augs-
burg, standen sie seit dem 1. Jahrh. n. Chr. in leb-
hafter Handelsverbindung. - Vgl. K. Zeuß, Die
Deutschen und die Nachbarstämme sMünch. 1837),-
P. Wislicenus, Die Geschichte der Elbgermanen
vor der Völkerwanderung (Halle 1868); A. Kirchhofs,
Thüringen doch Hermundurenland (Lpz. 1882).