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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hessen (Großherzogtum; Handel und Geldwesen. Verkehrswesen)
Mainz, Osfenbach, Vensheim), wie auch die Ver-
arbeitung von Leder zu Portefeuille-, Galanterie-
und Sattlerwaren (Offenbach, Mainz). Weiter sind
zu nennen die Tabak- und Cigarrenfabriken und die
Fabriken von Chemikalien, Alkaloiden, pharmaceu-
tifchenundtechnischenPräparaten(Tarmstadt,Offen-
bach, Mainz, Auerbach, Neuschloß) und von Zünd-
hölzern, die Metallindustrie, insbesondere der Ma-
schinenbau (Darmstadt, Offenbach, Mainz), ferner
die Textilindustrie, besonders in den Kreisen Als-
feld, Lauterbach, Schotten, Gießen und im Oden-
wald, die Verfertigung von Möbeln (Mainz) und
Wagen, auch Eisenbahn- und Luxuswagen (Offen-
bach, Mainz und Mombach), die Fabrikation von
physikalischen u. s. w. Instrumenten und Apparaten
(Gteßen), von Pianoforten, Kirchenorgeln u. a.
Musikinstrumenten, Nähmaschinen und Fahrrädern
(Rüsselsheim), feuerfesten Geldschränken, Feuer-
herden, Konserven und moussierenden Weinen
(Mainz), von Papier, Tapeten, Spielkarten, Seife,
Cement, Thonwaren, Holzwaren (Vogelsberg),
Strohgestechten (Gedern). Nübenzuckerfabriken be-
stehen 2 in Oberhefscn, 1 in Starkenburg, mit zusam-
men 38 Dampfmaschinen von 614 Pferdestärken;
im Betriebsjahr 1891/92 wurden verarbeitet:
118 710 t Rüben mit einer Ausbeute von 13879 t
Rohzucker und 3495 t Melasse; an Rübenzucker-
steuer wurden 949 684 M. und an Verbrauchs-
abgabe 270 705 M. erhoben; für ausgeführten oder
in Niederlagen aufgenommenen Zucker wurden
156 860 M. vergütet. Die Zahl der Brauereien
betrug (1391/92) 238, davon 196 im Betrieb; hier-
von benutzten 73 maschinelle Kräfte, darunter 62
Dampf; die Produktion betrug 1007 230 Kl, der
Brausteuerertrag 908 890 M. Die Zahl der Brannt-
weinbrennereien belicf sich (1891/92) auf 483, davon
253 im Betrieb; die Vranntweinsteuerenmahme
betrug 1311251 M. Wohlthätig auf die Gewerbe
wirkt die Centralstelle für die Gewerbe in Darmstadt.
Durch sie und die mit ihr in Verbindung stehenden
Ortsgcwerbvereine sind auch zahlreiche Handwerker-
schulen gegründet worden. An manchen Orten be-
stehen gewerbliche Vorschuß- und Kreditvereine.
Handel und Geldwesen. Der Handel wird durch
die Lage an schiffbaren Flüssen, durch Kunststraßen
und Eisenbahnen wesentlich gefördert. Zur Hebung
dcs Handels bestehen 6 Handelskammern zu Darm-
für Handelsstreitigkeiten 5 Kammern für Handels-
sachen zu Darmstadt, Offenbach, Mainz, Worms
und Gießen, mehrere Gewerbegerichte (Schieds-
gerichte), insbesondere für die großern Städte. Die
wichtigern Gegenstände für die Ausfuhr sind:
Leder und Lederwaren, Galanterie- und Kurzwaren,
Leinwand und Leinenwaren, beiden- und Halb-
seidenwaren, Woll- und Halbwollwaren, Papier
und Tapeten, Matten, Möbel u. a. Holzwaren,
Eisen- u. a. Metallwaren, Maschinen, musikalische,
mathem. und chirurg. Instrumente, Wein, Bier,
Sämereien, Obst, Konserven, Cichorien, Tabak und
Cigarren, chem. Fabrikate und Präparate, Seife,
Farbwaren,Cement; E i n f u h r a r t i k e l sind: Baum-
wolle, Schafwolle, Flachs und Hanf, Jutegarn,
Leinen und Leinenwaren, Seide und Seidenwarcn,
Glas- und Holzwaren, Blei, Kupfer, Salpeter,
Schwefel, Erze, Steinkohlen, Getreide, Mais, Grütze,
Mehl, KonservenIolonialwaren, Droguerien,Wein,
Bier, Südfrüchte, Vieh, Petroleum, Korkholz und
Korkwarcn, Tabak und Cigarren, Viehfutter.
Es bestehen im Lande Handels- und Fabrikanten-
vereine zur Vertretung der Interessen des Handels
u. s. w. und mehrere Abteüungen der Deutschen
Kolonialgesellschaft. In Mainz befindet sich eine
(1876 errichtete) Neichsbankstelle (Gesamtumsatz
1892: 900,433 Mill. M.), Reichsbanknebenstellen
in^ Darmstadt, Offenbach, Worms, Gießen und
Bingen. In Darmstadt bestehen weiter eine Bank
für Handel und Industrie (s. d.) und eine Bank für
Süddeutschland (s. d.) als Aktiengesellschaften. 1890
wurde in Darmstadt eine Landeskreditkasse errichtet;
daneben besteht seit 1880 eine Landeskulturrenten-
kasse. Außer 46 Bezirkssparkassen waren (1891) 340
örtliche Vorschuß- und Kreditvereine vorhanden.
Verkehrswesen. Die Zahl der gewerbsmäßiger
Frachtbcfördcrung dienenden Schiffe von 10 t (zu
1000 k^) und mehr (1 t entsprechend einem Raum-
inhalt von 2,,2 cdin) betrug (Ende 1887) 264
Segelschiffe, davon 62 eiserne, ferner 33 eiserne
Dampffchiffe, darunter 10 Personendampfer, im
ganzen 297 Schiffe, davon 273 mit einer Trag-
fähigkeit von 52404 t. In den Hauptha'fen des
Landes liefen (1891) Schiffe ein und aus: in Mainz
6681, darunter 2437 Personendampfer (5 belgifche
und 879 niederländische), mit einer Tragfähigkeit
der Güter- und Segelschiffe von 783 621 t, es
kamen 171225 t Güter an und 31340 t gingen ab;
in Bingen 4201 Schiffe, darunter 3219 Personen-
dampfer (4 belgische und 681 niederländische), mit
einer Traofähigreit von 403131 t, angekommene
Güter 60461 t, außerdem Floßholz 2900 t, ab-
gegangene Güter 8666 t; in Gustavsburg 1302
Schiffe (3 belgische und 256 niederländische), Trag-
fähigkeit 714161 t, angekommene Güter 354051 t,
abgegangene 50809 t; in Worms eingelaufen 2488
Schiffe, darunter 1005 Personendampfer (460 nieder-
ländifcye), Tragfähigkeit 331894 t, angekommene
Güter 112100 t, ausgelaufen 2009 Schiffe, dar-
unter 676 Perfonendampfer (356 niederländische),
Tragfähigkeit 278 609 t, abgegangene Güter 13 032 t.
Die Ladung der in den Häfen eingelaufenen Sckiffe
bestand hauptsächlich aus Steinkohlen, Mauer- u. a.
Steinen, Getreide, Mehl, Zucker, Häuten u. s. w.,
Petroleum, Olsaat, Ölen und Fetten, verarbeitetem
Eisen und Holz; der ausgelaufenen aus Getreide,
Wein, Bier, Obst, Zucker, Mehl, Ölen und Fetten.
Das Großherzogtum besitzt vortreffliche Kunst-
straßen in einer Gesamtlänge von 4187 Km, dar-
unter 1865 km Staats- und 2822 km Kreisstraßen.
Über die Eisenbahnen s. Hessische Eisenbahnen.
Post und Telegraph. Das Grohherzogtum
bildet den Oberpostdirektionsbezirk Darmstadt (s. d.,
Vd.4,S.813d). In diesem waren vorhanden: 927
Postanstalten (darunter 645 PostHilfsstellen) mit
einem Gesamtpersonal von 2930 Köpfen, darunter
1439 Beamte und 1167 Unterbeamte. Briefe sind
eingegangen (aufgegeben) 34399 700 (32 793000),
PaketeohneWcrtangabe2236068(2178406),Briefe
und Pakete mit Wertangabe 189673(192245), Wert
von 237170100 (261279500) M. Der Betrag
der Postanweisungen belief sich auf 102042529
(100 003 405) M. Die Gesamtzahl der Reichs-Tele-
graphenanstalten betrug 310, Apparate waren im
Betrieb 499 mit 5136 Elementen, die Länge der
oberirdischen Linien ausschließlich der Stadtfern-
fprechanlagen belief sich auf 1780 km, der Leitungen
auf 6483km, Telegramme sind eingegangen435055,
abgegangen 405550, im Durchgang wurden be-
fördert 218057. Die Zahl der Orte mit Stadt-