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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holbeck - Holbein
Holbeck, Stadt in der engl. Grafschaft Jork, im
West-Riding, unmittelbar südlich anstoßend an
Leeds, hat (1891) als Teil des County-Borough
21563, als Zählbezirk 25573 E. und wie Leeds
vor allem bedeutende Tuchfabrikation.
Holbein, Franz Ignaz, Edler von Holbeinsberg,
Dramaturg und dramat. Dichter, geb. 27. Aug.
1779 zu Zizzersdorf bei Wien, wurde in seinem
17. Jahre bei der Lottoadministration in Lemberg
angestellt und bereiste dann Rußland als Guitarre-
spieler. Auf Veranlassung des Theaterdirektors
Döbbelin betrat er sodann die Bühne, lebte darauf
einige Zeit in Berlin und nahm 1799 ein Engage-
ment bei dem konigl. Hoftheater. Seine Versuche
in der Oper fanden Beifall, im Schaufpiel aber war
ihm seine österr. Mundart nachteilig. Bald darauf
wurde er in Glogau mit der Gräsin Lichtenau (der
frühern Geliebten König Friedrich Wilhelms II. von
Preußen) bekannt, vermählte sich mit dieser, lieh
sich aber nach fünf fahren von ihr scheiden. Er
wandte sich nun in Wien wieder der Bühne zu; nach-
dem er an mehrern Bühnen teils als Direktor, teils
als Regisseur gewirkt hatte, übernahm er 1825 in
Hannover die Direktion des Hoftheaters und 1841
die des Hofburgtheaters in Wien, welche Stellung
er bis Ende 1849 behielt. 1848 hatte er außerdem
die Leitung des Hofoperntheaters erhalten, von der
er 1853 zurücktrat. Er starb 5. Sept. 1855 zu Wien.
H. war in jeder Beziehung ein tüchtiger Bühnen-
leiter. Er führte für Wien die Autoren-Tantieme
ein und bearbeitete geschickt fremde Dichtwerke.
Von seinen eigenen Dramen, die des Poet. Werts
entbehren, haben sich einige lange auf der Bühne
erhalten, so "Das Turnier zu Kronstein" (1820)
und "Der Doppelgänger" (Hannov. 1828; 3. Aufl.,
Wien 1843). Seine Stücke erschienen zum Teil ge-
sammelt als "Theater" (2 Bde., Nudolst. 1811-12),
"Neuestes Theater" (5 Nummern, Pest 1820-23;
neue Aufl. 1835) und "Dilettantenbühne" (Wien
1826). Die Schrift "Deutsches Vühnenwesen" (ebd.
1853) bildet den ersten Band seiner Memoiren, die
nicht weiter erschienen sind.
Holbem, Hans, der Altere, Maler, geb. um
5460 zu Augsburg, gest. daselbst 1524. Das älteste
datierte Zeugnis seiner Kunst sind vier Bilder
(Altarflügel) aus dem Leben der Maria, 1493 für
die Reichsabtei Weingarten ausgeführt, jetzt im
Dome zu Augsburg aufgestellt. Derselben Zeit ge-
hört ein kleines Bild, eine thronende Maria, im
Germanischen Museum zu Nürnberg, an, welches
nebst den erstgenannten den Einfluß der Niederlän-
dischen Schule der van Eyck aufweist. Ein ähnlich
ausgeführtes Madonnenbildchen ebendafelbft trägt
vor dem Familiennamen des Verfertigers ein 8
und ist deshalb, aber wohl irrtümlich, dem jüngern
Bruder Siegmund (gest. 1510 in Bern) zugeschrie-
ben worden. Die wichtigsten Arbeiten führte Hans
H. der Ältere für das Katharinenkloster zu Augs-
burg aus, welches, seitdem in das städtische Museum
verwandelt, dieselben noch bewahrt. Ein großes
Altarwerk vollendete er 1502 für das Kloster Kais-
heim bei Donauwörth (16 große Darstellungen aus
dem Leben der Maria und Christi), ein anderes
1506 für die Dominikanerkirche zu Frankfurt a. M.
u.s.w. In allen diesen Werken wendet er im Beiwerk
Renaissanceformen an und bringt einen lebendigen
Naturalismus zum Vortrag, der zwar einer gewissen
Anmut nicht entbehrt, aber häusig ins karikaturen-
haft Übertriebene verfällt. Am sichtbarsten treten
die Eigentümlichkeiten seiner Kunst hervor in seinem
besten Werke, dem 1515-16 gemalten Sebastians-
altarbilde (Mittelbild: Martyrium des heil. Se-
bastian; Flügelbilder: heil. Barbara und heil. Eli-
sabeth; letzteres s. Tafel: Deutsche Kunst VI,
Mg. 5), jetzt in der Alten Pinakothek zu München.
Die Galerie zu Augsburg besitzt eine Reihe hervor-
ragender Werke von ihm, wie: San Paolo, Kreuzi-
gung des Petrus (1493), Enthauptung der heil.
Katharina (1512), Kreuzigung, Kreuzabnahme und
Grablegung Christi. Bedeutend war Hans H. der
Altere auch als Porträtmaler. Ein Selbstporträt
(1515) in Silberstiftzeichnung besitzt der Herzog von
Aumale. - Vgl. H. H. des Altern Silberstiftzeich-
nungen, hg. von Woltmann (Nürnb. 1876).
Holbein, Hans, der Jüngere, Maler, Sohn
des vorigen, geb. 1497 zu Augsburg, wurde nebst
seinem Bruder Ambrosius vom Vater zum Künstler
herangebildet. Er wählte Basel zum Ort seiner
Thätigkeit, wo er bereits 1515 erscheint. Der Buch-
druck gab H. durch Zeichnungen für den Formschnitt
Anlaß zu künstlerischer Bethätigung. Wichtig wurde
für ihn seine Verbindung mit dem Buchdrucker Joh.
Froben (s.d.), der seine Bekanntschaft mit bedeuten-
den Gelehrten, namentlich mit Erasmus von Rotter-
dam, vermittelte. Ein Exemplar von des letztern
"Lob der Narrheit" (Museum zu Basel) schmückte H.
mit geistreichen Federzeichnungen (herausgegeben
Par. 1876). Seine ersten Ölgemälde waren Por-
träts: Bürgermeister Meyer von Basel nebst Frau,
sowie Professor Amerbach (beide im Museum zu
Basel). Ferner sind aus jener ersten Periode zu nen-
nen: ein Abendmahl, acht Passionsbilder, die bei-
den Orgelthüren des Baseler Münsters (1639 durch
Nbermalung verdorben), zwei Altarflügel mit den
heil. Georg und Ursula (Galerie zu Karlsruhe), zwei
Altartafeln mit der Geburt Christi und der An-
betung der Konige (Münster zu Freiburg), eine
herrliche Madonna für den Dom zu Solothurn
(1522; im dortigen städtischen Museum), vor allem
aber die Madonna der Familie des Bürgermeisters
Meyer (1526; das Original im grohherzogl. Schlosse
zu Darmstadt, eine Kopie aus dem 17.Jahrh, in der
Gemäldegalerie zu Dresden. (S. die Tafel: Ma-
donna. Von Holbein.) Neben diesen größern
Arbeiten lieferte H. auch treffliche Entwürfe für
Glasgemälde, meist biblische Scenen, aber auch
Wappen mit prächtigen Figuren als Wappenhaltern;
ferner zeichnete er für dre Buchillustration, worin er
von dem berühmten Holzschneider Hans Lützelburger
unterstützt wurde. Seine bedeutendsten Arbeiten der
letztern Ärt sind der "Totentanz" (anfangs 40, dann
53, später 58 Blätter; kurz vor 1525 entstanden, er-
schienen sie seit 1538 in Buchform u. d. T. "1^63 si-
mn1g.c1ir68 6t 1ii8tori668 fae68 äs 1", uiort", "Ima-
F1N68 ä6 morte", "Der Dodten-Dantz". Neue Aus-
gabe von Lippmann, Verl. 1878, und Hinh, Münch.
1884; s. nachstehende Fig. 1 u. 2, nach der Ausgabe
von 1542) und 91 Blätter zum Alten Testament
(neue Ausgabe, Münch. 1884). 1523 porträtierte
er den Erasmus, der damals in Basel lebte; zwei
kleinere Prosilbilder befinden sich im Louvre zu
Paris und im Museum zu Basel, ein größeres in
Longford Castle. In diese Zeit sällt wohl auch das
herrliche, in farbiger Kreide ausgeführte Selbstbild-
nis (im Museum zu Basel), das den Meister in der
Vollkraft der Jugend darstellt. Aus dem 1.1526
stammen sodann die beiden vorzüglichen Bildnisse
einer Baseler Dame aus der Familie Osfenburg,