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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holborn - Holdefleiß
England besuchen konnte. Nach Kopenhagen zurück-
gekehrt, lebte er wieder einige Jahre als Sprach-
lehrer, wurde dann außerord. Professor und hielt
sich 1714-15 in Paris auf. 1717 wurde er Pro-
fessor der Metaphysik, 1720 Konststorialassessor und
Professor der Beredsamkeit und 1730 Professor der
Geschichte und Erdkunde, 1735 Rektor, 1737 Quästor
der Universität in Kopenhagen und 1747 geadelt.
Er starb 28. Jan. 1754. Im I. 1875 wurde vor
dem Nationaltheater in Kopenhagen seine Vronze-
statue (vonTH. Stein) enthüllt, 1884 eine andere
(modelliert von Börjeson) in H.s Vaterstadt.
H.s erste litterar. Thätigkeit war satir. Art.
Er schrieb das heroisch-komische Gedicht in Iamben:
"Peder Paars" (1719-20; deutsch von Scheibe,
Kopenh. 1764), das ihn schnell berühmt machte. Es
folgten "Hans Mikkelsens sire Skjemtedigte" (1722)
und später "Hans Mitkelsens Metamorphoses eller
Forvandlinger" (1726). Nasch hintereinander schrieb
er eine große Anzahl Lustspiele, die u. d. T. "Hans
Mikkelsens Comedier" (7 Bde., 1723-54; deutsch,
5 Bde., Kopenh. und Lpz. 1759-78; neue Ausg. von
Hoffory und Schlenther, Verl. 1885-88, und in
einer Auswahl von Öhlenschläger, 4Vde., Lpz. 1822
-23) erschienen, in verschiedene Sprachen über-
tragen wurden und sämtlich großen Beifall fanden.
Durch sie wurde H. der Begründer der komischen
Bühne der Dänen. Auch sichern ihm die lebendige,
träftige Laune, die gesunde Komik und die origi-
nellen Charaktere seiner Lustspiele in der Neihe der
Lustspieldichter einen ehrenvollen Platz. Sein satir.-
humoristischer Roman "Niels Klim's unterirdische
Reise", m lat. Sprache (1741; mit Anmerkungen hg.
von Elberling 1866), wurde gleich nach seinem Er-
scheinen in verschiedene Sprachen übersetzt (deutsch
von Mylius, Verl. 1788; von Wolf, Lpz. 1829;
2. Aufl. 1847; dänisch von Vaggesen, 1789; von
Dorph, mit histor.-litterar. Erläuterungen von Wer-
lauff, 1841; 2. Aufl. 1857; eine Prachtausgabe von
Levin, 1867). Als Geschichtschreiber hat sich H. nicht
minder bleibende Verdienste erworben. Namentlich
wird seine "Geschichte Dänemarks" (3 Bde., zuletzt
1762-63) wegen der lebendigen Darstellung sehr
geschätzt. Auch seine "Allgemeine Kirchengeschichte"
(2 Bde., 1738-40), die "Iüd. Geschichte" (2 Bde.,
1742) und seine "Vergleichenden Lebensbeschreibun-
gen berühmter Helden und Heldinnen in Plutarchs
Manier" (4 Bde., Kopenh. 1753-57) sind von
Wert. In der moralisch-populären Darstellung ver-
suchte er sich in den sog. "Episteln" (5 Bde., 1748-
54; neue Ausg. von Bruun, 1865-75; in Aus-
wahl von Fabricius und Winkel Horn, 1884), die
treffende Reflexionen enthalten.
Eine kritische Behandlung der Schriften H.s
wurde zuerst von K. L. Rahbek und Nyerup versucht
("Udvalgte Skrifter", 21 Bde., Kopenh. 1804-14).
Rahbek schrieb auch "Om H. som Lystspildigter
og om Hans Lystspil" (3 Bde., ebd. 1815-17).
A. E. Voye machte sich verdient um die Wiederher-
stellung der echten Texte in den Ausgaben von H.s
"Lustspielen" (7 Bde., 1824-32; neueste Aufl. in
iBd.,1852) und "PederPaars" (1832; neueste Aufl.
1865); auch seine "Holbergiana, oder tleine Schriften
von und über H." (3 Bde., 1832-35) enthalten
manche interessante Sachen. Eine vortreffliche histor.
Erläuterung gab Werlauff in den "Historifke Antea-
nelser til H.s Lystspil" (Kopenh. 1838). Eine Hol-
berg-Gesellschaft wurde 1842 in Kopenhagen
gestiftet, die eine kritisch erläuterte Ausgabe von
H.s Lustspielen (8 Bde., Kopenh. 1848-54) besorgte.
Eine andere Textrecenston von "Peder Paars" (ebd.
1879) sowis der "Comedier" (3 Bde., ebd. 1869-70)
hat Liebenberg veranstaltet. Aus Veranlassung der
1884 stattgefundenen Jubelfeier des Geburtstags
H.s ist eine neue illustrierte Prachtausgabe der Lust-
spiele H.s erschienen (3 Bde., 1883-88). - Vgl.
Prutz, Ludwig H. (Stuttg. 1857); Smith, Om H.s
Levnet og populäre Skrifter (Kopenh. 1858); Legrelle,
H., c0Q8iä6l6 coinniL illiitawui- ä6 Noiierk (Par.
1864); O. Skavlan, H. som Komediforfatter (Krist.
1872); Winkel Horn, L. H., En Levnetsskildrina
(1884); G. Brandes, L. H., Et Festskrift (1884;
auch in deutscher Übersetzung, Verl. 1885).
Holborn (spr. hohbörn), Teil der Stadt London
(s. d.), im N. der Themse, hat als Board of Work-
Distrikt (1891) in 3867 Häusern 33503 E., als
Zählbezirk in 16136 Häusern 141544 E. Der
Holborn-Viadukt überbrückt das 8ni tiefe Thal
des Fleetbaches zwischen City und Oxford - Street,
ist 430 ni lang, 25 m breit und wurde 1869 eröffnet.
Die Holborn-Viadukt-Station ist einer der Haupt-
bahnhöfe. Ihm gegenüber liegt die alte Kirche von
St. Sepulchre, die nach dem großen Brande (1666)
von Wren neu erbaut wurde.
Noions ^., Pstanzengattung aus der Familie
der Gramineen (s. d.) mit 8 Arten, die in Europa
und Afrika vorkommen. Es sind einjährige oder
ausdauernde weichbehaarte Gräser mit dichten Ris-
pen und zweiblütigen Ahrchen. Zu ihr gehört das
wollige Honiggras oder Zuggras (H. laua.-
W8 ^., s. Tafel: Futterpflanzen II, Fig. 10),
dessen bis 60 cm hoch werdende Halme samt den
Blättern und der Rispe mit einem dichten, kurzen,
weichen Haarüberzug bedeckt sind, welcher ihm eine
weißlich-blaugrüne Färbung verleiht. Das Honig-
gras wächst auf allerhand Boden, am häusigsten
jedoch auf moorigem Sandboden. Über seinen Fut-
terwert sind die Meinungen sehr geteilt. Manche
Landwirte rühmen es wegen seiner Nahrhaftigkeit,
während andere behaupten, das Vieh fräße es nicht
nur nicht gern, sondern es nähre auch wenig. Der
Name Honiggras kommt von dem starken Zuckerge-
halt her. Auf ihm günstigen Boden verdrängt es
leicht alle übrigen Gräser, weshalb man es auf
Wiesen nicht gern sieht. Weniger wertvoll als Fut-
tergras ist das ebenfalls bei uns häufige weiche
Honiggras, H. moiliZ ^>.
Holda, s. Hulda,
Holde, soviel wie Grundholde (s. d.).
Holdefleiß, Friedrich Wilhelm, Landwirt und
Agrikulturchemiker, geb. 7. Okt. 1846 zu Bernstedt
(Mansfelder Seekreis), studierte zu Halle Land-
wirtschaft und Naturwissenschaften und habilitierte
sich daselbst 1876 als Privatdocent. Kurze Zeit war
H. als chem. Assistent des Professor Heintz, dann in
gleicher Stellung an der agrikulturchem. Versuchs-
station und am landwirtschaftlichen Institut der
Universität Halle thätig. 1878 wurde er Direktor
der agrikulturchem. Versuchsstation des landwirt-
schaftlichen Centralvereins für Schlesien zu Breslau,
1881 außerord., 1892 ord. Professor und Direktor des
landwirtschaftlichen Instituts an der Universität
daselbst. Er schrieb: "über die Bestimmung des
Stärkemehls in Kartoffeln nach dem specifischen Ge-
wicht" (in den "Landwirtschaftlichen Jahrbüchern",
Verl. 1876), "Untersuchungen über den Stallmist"
(2. Aufl., Bresl. 1889), "Das Knochenmehl, seine
Beurteilung und Verwendung" (Berl. 1890).