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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holledau - Höllengebirge
des 10. Armeekorps beschäftigt, worauf er 1878
zum Chef des Generalstabes des 4. Armeekorps
ernannt und 1881 zum Oberst befördert wurde.
Seit1883 war er Abteilungschef im Großen General-
stab, bis er 1885 zum Chef des Generalstabes des
Gardekorps und 1886 zum Generalmajor ernannt
wurde. Er war Mitglied der Studienkommission
der Kriegsakademie und (seit 1888) einer Kom-
mission zur Umarbeitung des Exerzierreglements
sür die Infanterie. Schon 1887 war er zum Com-
mandeur der 3. Garde-Infanteriebrigade und 1889
unter Versetzung in den Generalstab der Armee
zum Oberquartiermeister ernannt und zum General-
licutenant befördert worden. Nachdem er feit 1890
Commandeur der 1. Garde-Infanteriedivision ge-
wesen war, wurde er 1893 zu den Offizieren von
der Armee verfetzt und bald darauf zum Gouverneur
von Mainz ernannt. Er fchrieb: "Aus den hinter-
lassenen Papieren des Generals der Infanterie
von H." (Berl. 1867).
Holledau, Holedau oder Hallertau, Land-
schaft in Oberbayern, zwischen den Flüssen Amper,
Ilm, Donau und Abens und den Moosburg-
Landshuter Isarhöhen, mit hügeligem Boden, auf
dem namentlich der Hopfen vorzüglich gedeiht.
Hollen, Georg, Freiherr von, Admiral, geb.
13. Juni 1845 zu Schönweide bei Plön, trat 1859 in
die preuh. Marine ein und machte Reifen auf Hela,
Gazelle, Gesion. Im Dänischen Kriege nahm er
17. März 1864 an Bord der Arkona am Seegefecht
bei Iasmund teil, wurde 1865 zum Unterlieutenant
zur See befördert und machte später mehrere See-
reisen. 1871 wurde er Mitglied der preuh. Artillerie-
prüfungskommission, 1876 als Korvettenkapitän
Vorstand der Artillerieabteilung der Admiralität.
Dem energischen Eingreifen H.s beim Znsammenstoß
des Großen Kurfürst mit dem König Wilhelm ist es
mit zu danken, daß das letztgenannte Schiff vordem
Untergang bewahrt blieb. Als Kommandant be-
fehligte H. 1880-81 die Korvette Ariadne und
1886-87 die Fregatte Stein. 1882 wurde er zum
Kapitän zur See befördert, 1883 Infpecteur der
Marineartillerie, 1889 Konteradmiral und gleich-
zeitig zum Vorstand des Hydrographischen Amtes
ernannt. Am 1. April 1891 wurde H. Direktor im
Marinedepartement des Reichsmarineamtes und
1892 als Viceadmiral zur Disposition gestellt.
Hollen-Brueghel, niedenänd. Maler, s.
Brueghel, Pieter, der Jüngere.
Hollenegg, Schloß, s. Deutsch-Landsberg.
Hollenfahrt, s. Hulda.
Höllenfahrt Christi (lat. ä68csii8U8 Olirigti
aä wlsroL). Auf Grund von 1 Petr. 3,19 fg. bildete
sich in der christl. Kirche frühzeitig die Ansicht, daß
die Seele Jesu in der Zwischenzeit zwischen der
Kreuzigung und der Auferstehung in die Unterwelt
hinabgestiegen sei und dort den gefesselten Geistern
gepredigt habe. Nach Ephes. 4,9 lehrte zuerst Mar-
cion, daß der Erlöser, um den Sieg über Tod und
Teufel zu vollenden, die Gefangenen des Teufels im
Triumphe habe fortführen müssen, und ganz die-
selbe Anschauung ward durch Origenes auch in der
kath. Kirche heimisch. Daneben erhielt sich die ein-
fachere Ansicht, daß das Hinabsteigen Jesu in die
Unterwelt zur Vollendung seines Erlösungswerkes
erforderlich gewesen sei, damit er in allen Stücken
den zu Erlösenden gleich werde. Die Lehre fand
allmählich auch ins apostolische Glaubensbekennt-
nis Aufnahme, doch war der Zufatz "äsgoenäit
a.ä iickrna." noch rm 5. Jahrh, nur in einigen
Gegenden aufgenommen und erlangte erst ziem-
lich spät allgemeine Anerkennung. In der Refor-
mationszeit wurde die Lehre von der H. C. von
neuem in den Streit gezogen. Die Reformierten
rechneten die Höllenfahrt noch zum Stande der Er-
niedrigung, da Christus nach seiner menschlichen
Natur auch die Höllenstrafen habe stellvertretend
erdulden müssen, um für die Sünden der Menschen
vollkommen genug zu thun, verstanden aber die
Höllenfahrt im bildlichen Sinne von der Erduldung
der Höllenqualen am Kreuze. Dieselbe, aber buch-
stäblich als wirkliche Höllenfahrt gefaßte, gelegent-
lich auch von Luther vorgetragene Ansicht (nur mit
Befchrünkung auf die Seele Jesu, während der Leib
im Grabe verblieben) wurde m der luth. Kirche auch
von dem Hamburg er Superintendenten Joh.Apinus
verteidigt, gab aber zu heftigen Kämpfen Veran-
lassung und ward schließlich im 8. Artikel der Kon-
kordienformel ausdrücklich verworfen. Seitdem galt
ebenfalls unter Berufung auf anderweitige Äuße-
rungen Luthers als orthodox-lutherisch d!e Lehre,
daß die ganze Person Christi nach beiden Naturen
in die Hölle gestiegen sei, um dem Teufel und feinen
Genossen Christi Sieg zu verkündigen, daher die
Höllenfahrt von den Lutheranern nicht zum Stande
der Erniedrigung, sondern als erster Att im Stande
der Erhöhung gezählt wurde. Der neuere Supra-
naturalismus hat zwifchen beiden Auffassungen hin
und her geschwankt, während der Rationalismus
die biblischen Beweisstellen exegetisch zu entkräften
suchte. Die moderne Orthodoxie hat auch dieses
Dogma als wichtige "Heilsthatsache" wieder ein-
geführt, während die freiere Theologie der Gegen-
wart in der Höllenfahrt nur eine sinnbildliche Ein-
kleidung des Gedankens sieht, daß die Erlösungs-
religion auch den Mächten des Todes und der
Finsternis ihre Schrecknisse genommen und die
siegreiche Überwindung aller feindseligen Gewalten
durch das Evangelium von der Gnade Gottes ver-
bürge. - Vgl. Güder, Die Lehre von der Er-
scheinung Jesu Christi unter den Toten (Bern 1853);
A. Schweizer, Hinabgefahren zur Hölle (Zur. 1868);
Usteri, Hinabgefahren zur Hölle (ebd. 1886); Spitta,
Christi Predigt an die Geister, 1 Petr. 3,19 (Gott.
1890).
Höllenfurke (^uria inkernaliZ 1^.), ein sagen-
haftes Gefchöpf, das in den Sumpfgegenden Nord-
schwedens, auch des nördl. Livlands vorkommen,
unsichtbar sein und während des Sommers auf
Mensch und Vieh herabfallen soll. Man schreibt ihm
die Gestalt eines Wurms zu; sein Stich soll eine
Geschwulst verursachen, die, wenn nicht sofortige
Hilfe stattfindet, zum Tode führt. Es handelt sich
in diesen Fällen wahrscheinlich um eine akut ver-
laufende Blutvergiftung, deren Ursachen freilich noch
unbekannt sind. - Vgl. Keferstein, Naturgeschichte
der fchädlichen Insekten, Tl. 1 (Erfurt 1837).
Höllengebirge, ein steilwandiges, zerklüftetes
Plateau zwischen dem Atter- und dem Traunsee im
Voralpenzug der Salzburger Kalkalpen (s. Ostalpen),
besteht vorzugsweise aus Wettersteinkalk. Von W.
nach O. gerichtet, fällt es südlich gegen das Weißen-
bachthal, nördlich gegen das Langbath- und das
Kiesbachthal ab und trägt feine bedeutendsten Er-
hebungen, den Höllenkogel (1862 m) und das Hoch-
hirn (1820 m), aus dem Rande der Hochfläche. Der
westlich vorgeschobene Teil wird als Hochlecken-
gebirge bezeichnet. Mit Ausnahme des Kranabit-