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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holstein (Franz von) - Holtei
Adolf IV. teilte zuerst das Land unter seine bei-
den Söhne; nach deren Tode entstanden sogar fünf
Linien, von denen die Segeberger 1308, die Kieler
1321 und die Planer 1390 ausstarb. Länger blühten
die Rendsburger (bis 1459) und die Schauenburger
Linie (bis 1640). Letztere besaß außer der Stamm-
grafschaft an der Weser nur einen Teil von Stor-
marn, die sog. Herrschaft Pinneberg, welche die
jetzigen Kreise Pinneberg und Altona umfaßte. Das
ganze übrige Land vereinigte die Rendsburger Linie
unter ihrer Herrschaft und erwarb 1386 auch das
Herzogtum Schleswig (s.d.). Die Tochter Adolfs IV.,
Mechthild, heiratete 1237 den Herzog Abel von
Schleswig, der später (1250-52) auch als Konig
über Dänemark herrschte. In den folgenden Käm-
pfen um das Herzogtum Schleswig leisteten die
Holstein. Grafen den verwandten Herzogen wieder-
holt glücklichen Beistand gegen die dän. Könige.
Außerdem wußten sie sowohl in Schleswig wie in
Dänemark ausgedehnte Besitzungen und Pfand-
herrschaften zu erwerben. So geriet das dän. Reich
in völlige Auflösung; am Ende gebot dort Graf
Gerhard I. d. Gr. (1304-40) als unumfchränkter
Herr. Er fetzte feinen Schwestersohn, den unmündi-
gen Herzog Waldemar von Schleswig, 1326 als
König em und regierte als dessen Vormund das
Reich Dänemark. Zugleich erhielt er das Herzog-
tum Schleswig als erbliches Lehn. Nach Walde-
mars Abdankung 1330 gab Gerhard ihm allerdings
Schleswig zurück, aber erlangte für sich und feine
Nachkommen die Anwartfchaft auf das Herzogtum
für den Fall, daß Abels Geschlecht aussterbe. End-
lich ward Gerhard von einem jütländ. Ritter, Niels
Ebbesen, zu Randers 1340 ermordet. Seine Söhne
Heinrich der Eiserne (gest. 1385) und Klaus (gest.
1397) vermochten die Machtstellung des Vaters
nicht zu behaupten; aber ein großer Teil von
Schleswig blieb doch in ihren Händen, und als der
letzte Nachkomme Abels, Herzog Heinrich, 1375
starb, nahmen sie das Herzogtum in Besitz. Die
Königin Margareta, die als Vormünderin ihres
Sohn"s Olaf die Regierung in Dänemark und Nor-
wegen führte, bequemte sich, die vollzogene That-
sache durch den Vertrag von Nyborg auf Fünen
(Aug. 1386) anzuerkennen, worin der älteste Sohn
Heinrichs des Eisernen, Gerhard II., die Belehnung
mit dem Herzogtum Schleswig als einem erblichen
dän. Fahnenlehn empfing. (S. Schleswig.)
H., in Vereinigung mit Schleswig, stand 1386
-1459 unter dem schauenb. und 1460-1863 unter
dem oldenb. Fürstenhause. (S. Schleswig-Holstein.)
In staatsrechtlicher Hinsicht waren die Graffchaften
H. und Stormarn (nebst Wagrien) ein Afterlehn des
Herzogtums Sachsen; doch geriet das Verhältnis in
Verwirrung, seit das Herzogtum zwischen Sachsen-
Wittenberg (Kursachsen) und Sachsen-Lauenburg
geteilt ward. Kaiser Sigismund übertrug dem
Bischof von Lübeck das Recht, die Holstein. Grafen
zu belehnen (1433). Kaifer Friedrich III. vereinigte
die Grafschaften H. und Stormarn (nebst Wagrien)
und das denselben einverleibte Dithmarschen zu
einem HerzogtumH., 14. Febr. 1474, und dies
neue Herzogtum galt als ein unmittelbares Reichs-
land (Fahnenlehn), womit die Kaiser seit 1548 bis
zur Auflösung des Römisch-Deutschen Reichs 1806
belehnten. - Litteratur s. Schleswig-Holstein.
Holstein, Franz von, Komponist, geb. 16. Febr.
1826 zu Vraunschweig, war bis 1853 Offizier, stu-
diene dann unter M. Hauptmann und auf dem Leip-
ziger Konservatorium und ließ sich in Leipzig nieder,
wo er 28. Mai 1878 starb. Durch ein reiches Legat für
unbemittelte Musikschüler ("Holstein-Stift") hat er
sich dort ein bleibendes Andenken gesichert. Außer
drei von ihm gedichteten und komponierten Opern
("Der Haideschacht", 1869, "Der Erbe von Morley",
1872, "Die Hochländer", 1876), von denen sich "Der
Haideschacht" mit Recht andauernder Beliebtheit
erfreut, schrieb H. Lieder für eine Stimme, Duetten^
Lieder für Gemifchten und für Männerchor, Kam-
mermusik, Ouvertüren u. a. Seine "Nachgelassenen
Gedichte" gab Bulthaupt (Lpz. 1880) mit einer
Biographie heraus.
Hoistein-Gottorp, s. Oldenburger Haus uud
Schleswig-Holsteiu.
Holstein-Holsteinborg, Ludwig, Graf, dän.
Staatsmann, geb. 18. Juli 1815, trat 1848 als
Mitglied der letzten Roestilder Ständeversammlung
ins polit. Leben ein. 1856 - 63 sah er im Reichs-
rate, 1866 - 76 im Folkething. Bei dem Minister-
wechfel 28. Mai 1870 ward ec zum Conseilpräsiden-
ten ernannt; es gelang ihm aber nicht, die Oppo-
sition der Linken zu brechen, und er trat daher
14. Juli 1874 wieder zurück. 1879 - 81 und 1887
-89 faß er wieder im Folkething, 1889 zog er sich
krankheitshalber von dem volit. Leben zurück und
starb 28. April 1892 m Kopenyagen.
Holsteinische Marschbahn, s. Schleswig-Hol-
steinische Marfchbahn.
Holsteinischer Kanal, f. Eiderkanal.
Holsten, soviel wie Holsteiner.
Holsten, Karl, prot. Theolog, geb. 31. März 1825
zu Güstrow in Mecklenburg-Schwerin, studierte in
Leipzig, Berlin und Rostock, wurde 1852 Lehrer am
Gymnasium in Rostock, 1870 infolge feiner Schrift
"Zum Evangelium des Paulus und Petrus" (Rost.
1868) als außerord. Professor der Theologie nach
Bern berufen, 1871 daselbst zum ord. Professor er-
nannt und folgte 1876 einem Rufe nach Heidelberg.
1890 wurde er Kirchenrat. Außer einer Reihe von
Abhandlungen, von denen die "Untersuchung über
den Brief an die Philippesier" (in den "Jahr-
büchern für prot. Theologie", 1875-76) befonders
zu nennen ist, schrieb H.: "Das Evangelium des
Paulus" (Bd. 1, Verl. 1880), "Die drei urfprüng-
lichen noch ungeschriebenen Evangelien" (Karlsr.
1883), "Die synoptischen Evangelien nach der Form
ihres Inhalts" (Heidelb. 1886), "Ursprung und We-
sen der Religion" (Berl. 1886).
Holstenborg, Distrikt im dän. Südinspektorat
in Grönland, hat 585 E., darunter 11 Europäer.
Der Hauptort H. liegt 850 km im NNW. von
Iulianehaab. smann (s. d.).
Holster, L., Pseudonym von Ludw. Konrad Veck-
Holtei, Karl von, Dichter, geb. 24. Jan. 1798
zu Breslau, trat 1815 als Freiwilliger in das preuß.
Heer, studierte hierauf zu Breslau die Rechte, wurde
aber dann Schauspieler und debütierte 1819 als
Mortimer auf der Vreslauer Bühne. Schon 1821
aber entfagte er der ausübenden Kunst, verheiratete
sich mit der Schauspielerin Luise Nog^e und wurde
nun in Breslau als Theatersekretär und Theater-
i dichter angestellt. Er ging darauf nach Berlin, wo
! feine Frau ein Engagement an dem ko'nigl. Hof-
theater erhielt. Hier verfaßte er feine mit großem
Beifall aufgenommenen Liederfpiele "Die Wiener
in Berlin" und "Die Berliner in Wien". Nachdem er
1825scine Gattin durch den Tod verloren hatte, schloß
er sich der Königsstädter Bühne an, für die er eine