Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

305
Holz
In direktem Verhältnis zum specifischen Gewicht
steht die Zarte des H., d. h. die schweren H.
sind härter als die leichten. Von den wichtigern
einheimischen H. sind sehr hart: Kornelkirsche,
Hartriegel, Weiß-und Schwarzdorn; hart: Akazie,
Ahorn, Hornbaum, Waldkirsche, Mehlbeere, Kreuz-
dorn, Holunder, Eibe, Stieleiche; ziemlich hart:
Esche, Maulbeere, Krummholzkiefer, Platane, Zwet-
sche, Ierreiche, Ulme, Buche, Traubeneiche; weich:
Fichte, Tanne, Roßkastanie, Erle, Birke, Hasel,
Wacholder, Lärche, Schwarzkiefer, gemeine Kiefer,
Traubenkirsche, Salweide; sehr weich: Weimuts-
kiefer, alle Pappelarten, Aspe, die meisten Weiden,
Linde. Die wärmere Zone erzeugt so harte H., daß
sie sich nur schwer mit schneidenden Instrumenten
bearbeiten lassen, z. V. Eben-, Eisenholz u. s. w.;
solches H. sinkt im Wasser sofort unter.
Die verschiedenen Grade der Spaltbarkeit be-
ruhen auf dem mehr oder weniger geraden oder ge-
schlängelten Verlauf der zwischen den Markstrahlen
befindlichen Holz-und Gefäßbündel. Leichtspaltig
sind: Fichte, Tanne, gemeine Kiefer, Lärche, Erle,
Linde; ziemlich leichtfpaltig: Eiche, Buche,
Esche, Edelkastanie, Schwarz- und Zirbelkiefer;
schwerspaltig: Hornbaum, Ulme, Salweide,
Birke, Ahorn, Pappel, Obstbäume, Legföhre.
Biegsamkeit ist die Eigenschaft des H., eine
Formveränderung zu ertragen, ohne daß dasselbe
seinen Zusammenhang verliert; sie äußert sich in
der Elasticität und Zähigkeit. Beide Eigenschaften
hängen bei derselben Holzart von den verschieden-
sten Umständen ab, Alter, Bau des H., Feuchtig-
teitsgrad. Fichte, Kiefer, Lärche, Eiche, Esche u. a.
gehören zu den elastischen H., während das zäheste
H. die jungen Stocklohden von Weiden, Birken,
Eschen u. s. w., Wurzelstränge der Fichten und Kie-
fern, Aste der Fichten und Birken liefern. Die
Zähigkeit wird erhöht, wenn man das H. durch-
dämpft; der Schiffbauer thut dies z. B. mit den
Bohlen zur Bekleidung krummer Flächen; demselben
Prozesse wird das H. bei der Herstellung massiv ge-
bogener Möbel unterworfen (s. Holzbiegmaschinen).
Die Festigkeit des H. spielt namentlich beim
Bauholz (s. d.) eine wichtige Rolle (s. Festigkeit,
Bd. 6, S. 702d).
Das Verhalten des H. Zum Wasser ist in
vieler Hinsicht besonders wichtig; frisches H. hat
überhaupt etwa 45 Gewichtsprozent Wasser; dessen
Menge wechselt aber sehr nach Holzart, Jahreszeit,
nach den einzelnen Vaumteilen, Standort u. s. w.,
daher haben die bisher veröffentlichten Untersuchun-
gen sehr verschiedene Resultate ergeben. "Wald-
trocknes" H. hat noch etwa 20 Proz., "lufttrocknes"
8-10 Proz. Wasser. Infolge der Wasserverdun-
stung zieht sich das H. zusammen, es "schwindet";
die Schwindung erfolgt sehr ungleich, in der Rich-
tung des Faserverlaufs kaum bemerkbar, in der des
Radius (der Markstrahlen) bis zu 5 Proz. der Li-
nearausdehnung, in der des Umfangs bis 10 Proz.
Die Ungleichheit des Schwindens bewirkt das un-
angenehme "Reihen" und "Werfen" des H.; je
schneller das H. schwindet, desto mehr reißt es.
Ganz läßt sich dies nicht vermeiden, etwas hilft
langsames Austrocknen des Ganzholzes, Verklei-
nerung der Sortimente, damit das H. schwinden
kann, ohne aufzureißen (z. B. Faßdauben sind aus
frischem H. zu spalten). Ausgetrocknetes H. "quillt"
im Wasser oder in feuchter Luft wieder, und zwar
ungleich, aber mit großer Kraft. Das Schwinden
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
und Quellen des H. erfordert besondere Vorsichts-
maßregeln bei Tischler- und Drechslerarbeiten, z. B.
den Füllungen der Thüren läßt man einen Be-
wegungsraum im umfassenden Rahmen, sonst wer-
fen sich dieselben oder reißen; Parkettböden setzt
man aus verschiedenen H. in verschiedener Richtung
zusammen, ebenso die Billardqueues u. s. w. Über-
haupt sollen Tischler nur ganz gut ausgetrocknetes
H. verarbeiten; es ist am besten, dasselbe 2-3 Jahre
vor der Verwendung liegen zu lassen. Auch gedämpf-
tes H. hält sich gut.
Die Dauerhaftigkeit des H. ist namentlich
wichtig für Bauzwecke. Ganz im Trocknen oder
ganz unter Wasser dauert fast alles H. gut. 1858
fand man z. B. in der Donau beim Eisernen Thor
Pfeiler der vor 1700Jahren gebauten Trajansbrücke
aus Eichen- und Lärchenholz, das noch ganz gut
erhalten war; das beweisen ferner H. aus alten
Torflagern, Pfahlbauten u. s. w. Häufiger Wechsel
von Feuchtigkeit und Trockenheit, feucht-dumpfe
Luft in Ställen, Kellern, Bergwerken u. s. w. be-
schleunigen die Zersetzung des H. Am dauerhaftesten
von unsern H. sind Eiche, Ulme, harzreiche und eng-
ringige Lärchen und Kiefern, am wenigsten dauer-
haftsind harzarmeNadelhölzer,Buche,Ahorn, Horn-
baum, Birke, Aspe, Linde, Pappeln und Weiden.
Das specifische Gewicht oder die Dichtigkeit des H.
entscheidet nicht über dessen Dauerhaftigkeit, schwere
Holzarten sind oft weniger dauerhaft als leichte
(Buche, Ahorn weniger gut als Kiefer); vergleicht
man aber die H. einer und derselben Holzart mit-
einander, so ist das schwerere H. das dauerhaftere,
über die Mittel zur Vermehrung der Dauer des H.
s. Holzkonservierung.
Farbe und Textur des H. spielt namentlich
für manche Tifchler- und Drechslerarbeiten eine
Rolle. So zieht man z. B. das H. der Fichte dem
der Tanne für Zimmerdielungen u. s. w. vor, weil
es seine gelbweihe Farbe behält, während Tannen-
holz grau wird. Feinere Arbeiten erfordern noch
mehr Rücksicht auf Farbe; besondere Verwendung
finden das rotbraune Mahagoni- und Palisander-
holz, das goldbraune Teakholz, das dunkelbraune
Grenadill- und Nußholz, das schwarze Ebenholz.
Bezüglich der Textur genießen die dichtgebauten,
an erster Stelle die exotischen schweren H. in der
Regel einen Vorzug vor den porösen, grobfaseri-
gen. Nur zur Herstellung des Holzstoffs oder der
Cellulose für die Papierfabrikation sowie der neuer-
dings als Packmaterial so beliebten Holzwolle zieht
man üppig erwachsenes, grobfaseriges H. dem dich-
tern vor. Die maserigen, geflammten, wimmerigen
H. mit schönen Asteinwüchsen, namentlich Nußbaum,
Ulme, Zirbelkiefer, Birke, Eiche, Obstbäume, Esche,
Ahorn u. s. w. werden oft sehr teuer bezahlt und als
Fourniere u. s. w. verwendet.
Sehr verschieden ist endlich der Heizeffekt ss. d.)
des H.; durch die Konkurrenz der Kohlen und infolge
der mehr auf Nutzholzerziehung gerichteten Forst-
wirtschaft tritt diese Eigenschaft des H. mehr und
mehr in den Hintergrund. In den sächs. Staats-
waldungen beträgt z. B. jetzt der Nutzholzausfall
durchschnittlich 75 - 80 Proz. der gesamten Derb-
holzmassen. (Vgl. Heizmaterialien.)
Viele Fehler des H. beeinträchtigen dessen
Brauchbarkeit mehr oder weniger, einige erhöhen
dieselbe für bestimmte Zwecke. Zu erstern gehören
Kernrisse (Waldrisse), die sich oft schon im
lebendigen Baume insolge des Schwindens der
20