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Holzwespen - Holzzölle
und Paris wetteifern. In der feinen Holzschnitzerei
macht sich in neuerer Zeit der Einfluß des kunst-
gewerblichen Moments geltend, fo in der Schnitz-
warenfabrikation von Reichenhall und Oberammer-
gau in Bayern, in der Uhrkastenfabrikation im
Schwarzwalde. Einen hervorragenden Zweig der
deutschen Holzverarbeitung bietet noch die Fabri-
kation der Goldleisten und Goldrahmen und der
Holzdrähte (aus Fichten-, Kiefern- und Tannenholz)
für die Zündholzfabriken. Eine neue Verwendung
des Holzes ist die zu Holzstoff, aus dem man jetzt
künstliches Holz (s. d.) zu Dekorationen, Imitatio-
nen von Holzschnitzereien u. s. w. darstellt.
Zu den H. gehören ferner alle Möbel (s. d.), die
entweder ganz oder teilweise aus Holz bestehen,
streng genommen auch die gepolsterten. Die Her-
stellung der gewöhnlichen (gröbern) Tische, Stühle,
Bänke, Schränke, Bettstellen und sonstigen Haus-
geräte erfolgt in der Regel in den gebirgigen holz-
reichen Gegenden und zwar ausnahmslos in den
Thälern aller deutschen Gebirge. Bessere Möbel
werden teils im Handwerksbetrieb, vorwiegend
jedoch fabrikmäßig in den Städten gefertigt. Be-
rühmt ist die Berliner Möbelindustrie, die, wenn
auch nicht in den feinsten Sorten, sogar Paris mit
Erfolg Konkurrenz macht. Nennenswert ist auch
die Fabrikation von Dresden, Stuttgart, Ham-
burg, Breslau, Köln und München.
Die Einfuhr von H. (mit Ausschluß der Polster-
waren) betrug in Deutschland 1880 nur 946 t im
Werte von 1892000 M. und war auch bis 1892
auf nur 1215 t im Werte von 2 295000 M. ge-
stiegen. Die Ausfuhr ist dagegen sehr bedeutend.
1880 umfaßte dieselbe 8083 t im Werte von
16166000 M.; in 1892: 11419 t im Werte von
22 978050 M. Die meisten deutschen H. gehen nach
England, Holland, Nordamerika, nach der Schweiz
und Schweden.
Holzwespen (IIi-ocLi-iäas), eine Familie der
Pflanzenwespen (s. Hautflügler), durch meist be-
trächtliche Körpergröße, kräftigen Bau und langen,
mit breiter Fläche an der Brust angewachsenen Hin-
terleib ausgezeichnet. Die Weidchen bringen mit
ihrem in der Regel weit vorstehenden sägeartigen
Legebohrer ihre Eier in dem Holze von Baum-
stämmen oder in den Stengeln krautartiger Pflan-
zen unter, wo die dicken, walzenförmigen, mit drei
Beinpaaren versehenen Larven leben. So lebt die
Larve der bis 4 cui langen Riesenholzwespe
f8ii-6x Fi82.3^.,s. vorstehende Abbildung) in Fichten-
stämmen. Die Larve der Halmwespe (OopliiiZ
^Fiuaeus ^..' s. Tafel.- Insekten II, Fig. 16) be-
nagt die Halme des Weizens und Roggens von
innen und verhindert dadurch den Körneransatz.
Holzwickede, Landgemeinde im Kreis Horde des
preuß. Reg.-Vez. Arnsberg, 12 km östlich von Dort-
mund, an den Linien Soest-Schwerte und Hamm-
T ortmund der Preuh. Staatsbahnen, hat (1890)
2972 E., darunter 916 Katholiken; Post, Telegraph,
Präparandenanstalt, Rettungshaus,Wasserleitung'
Ringofenziegelei und Steinkohlenzeche.
Holzwolle, dünne gekräuselte Holzspänchen,
die, zuerst in Amerika hergestellt, vorzugsweise als
Verpackungsmaterial, aber auch als Polsterungs-
material, ferner als Streu für Vieh, zum Filtrieren
von Flüssigkeiten, ja selbst an Stelle der Charpie-
wolle in Krankenhäusern als Verbandmittel ange-
wendet wird. Auch läßt sich die H.leicht in allenFarben
färben. Die gefärbte H. wird außer zum Verpacken
von Luxusgegenständen zur Herstellung von Matten
und Gestechten für Teppiche gebraucht. Ferner bildet
die H. einen wichtigen Ersatz für die Waldstreu.
Behufs leichtern Transports der H. wird dieselbe in
Packpressen zu Ballen gepreßt.
Die Herstellung der H. geschieht durch besondere
Holzwollmaschinen. Die eine Art derselben ist
so konstruiert, daß das Holz gegen ein hin und
her gehendes, gezahntes Messer angedrückt wird.
Bei andern sind eine Anzahl Messer in einer rotie-
renden Scheibe eingespannt.
Holzwürmer, ein veralteter Ausdruck, mit dem
allgemein die Insektenlarven bezeichnet werden, die
von dem Holz und der Rinde lebender Bäume oder
auch vom toten Holze sich ernähren.
Holzzerkleinerungsmaschinen, s. Holzspalte-
maschinen.
Holzzeug, soviel wie Holzstoff (s. d.).
Holzzinn, ein in rundlichen Körnern vorkom-
mendes Zinnerz von einerseits faferiger, anderer-
seits konzentrisch-schaliger Zusammensetzung und
holzbrauner, an der Oberstäche oft kastanienbrauner
Farbe; chemisch ist es ein etwas verunreinigter
Zinnstein (811^2). Es findet sich in Zinnseifenlagern
von Cornwall und Queensland.
Holzzölle, Zölle auf rohes Holz, Schnittholz,
Werkholz und gemeine Holzwaren (Faßdauben,
Naben, Felgen u. s. w.). Als Einfuhrzölle dienen
sie entweder zur Förderung der inländischen Wald-
produktion und zum Schutze gegen übermäßige Ein- '
fubr aus Nachbarstaaten (Deutschland) oder bilden
Finanzzölle (Frankreich, Schweiz), wo das Inland
den Bedarf nicht decken kann. Als Ausfuhrzölle,
wie sie früher in Preußen und Rußland bestanden,
sollten sie den Raubbau verhüten; 1818 legte
Preußen anstatt dessen Einfuhrzölle auf Holz, die
zwar 1865 aufgehoben, aber infolge der rapiden
Zunahme der Holzeinfuhr in der Zeit von 1873 bis
1875 auf das 120fache 1879 wieder eingeführt und
wegen der Notlage der Waldwirtschaft 1885 erhöht
wurden. Am 1. Febr. 1892 trat nach den Vertrügen
mit Österreich-Ungarn und Italien wieder eine teil-
weise Ermäßigung ein. Dermaliger deutscher Zoll:
für Holzborke und Gerberlohe 50 Pf. (vertrags-
mäßig frei) per 100 K3; für Bau- und Nutzholz:
a. roh oder lediglich in der Querrichtung bearbeitet;
eichene Faßdauben 20 Pf. per 100 kx oder 1,20 M.
per 1 Festmeter (vertragsmäßig gebunden); d. in der
Richtung der Längsachse beschlagen; Faßdauben,
die nicht unter a fallen; ungeschälte Korbweiden und
Reifstäbe; Naben, Felgen und Speichen 40 Pf. per
100 K3 (vertragsmäßig 30 Pf.) oder 2,40 M. (1,8oj