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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hopfen (Hans, Ritter von) - Hopfenblattlaus
spindeln, fette Blätter und viel Mehl besitzt, von
größerm Werte. An der Luft verändert sich der H.
sehr rasch, das goldgelbe glänzende Mehl wird
dunkler und der Geruch wird schlecht käsig. Nach
der Ernte wird der H. getrocknet. Zweckmäßiger
als die Trocknung an der Luft ist die künstliche in
Darren, wie solche schon 1845 von Siemens kon-
struiert wurden. Für den Großbetrieb sind besser
die engl. Darren, die aber durch die Bildung schwef-
liger Säure gesundheitsschädlich wirken. Durch die
Errichtung eines hohen Schornsteins können indes
jene Gase in so hohen Luftregionen verteilt werden,
daß sie nicht mehr schädlich wirken. Je sorgfältiger
die Trocknung geschieht und je reiner (frei von In-
sekten und Pilzen) und unverfehrter der H. ist, desto
besser und länger wird er seine ursprünglichen Eigen-
schaften bewahren. H. soll an einem kühlen Orte
aufbewahrt und vor Feuchtigkeit geschützt werden.
Zum Zwecke der bessern Konservierung wird er
häufig geschwefelt, wodurch seine Eigenschaften für
die Bierbereitung keineswegs beeinträchtigt werden.
Um ihn bei der Aufbewahrung besser vor äußern
Einflüssen zu schützen, wird der H. noch in Metall-
kisten oder Büchsen eingepackt und dabei stark zu-
sammengepreßt, damit möglichst wenig Luft zurück-
bleibt. Andere Konservierungsmethoden, wie das
Besprengen mit Alkohol, haben sich nicht bewährt;
dagegen werden Hopfen ertrakte besonders in
Amerika vielfach verwendet. Dieselben sind Präpa-
rate, die die wesentlichsten Bestandteile des H. in
unverändertem Zustande und auf ein kleines Vo-
lumen zusammengedrängt enthalten sollen. Diese
Hopfenextrakte vermögen aber nicht alle Eigen-
schaften des H. zu ersetzen.
Der H. ist in Europa einheimisch, besonders in
Deutschland, England und Schweden; er findet sich
auch wild in Sibirien und im südwestl. Asien, fehlt
dagegen in Indien und China. Bekannt war er
schon den Griechen und Römern (Plinius). Als
Bierwürze ist er aber erst seit der Zeit der Kreuz-
züae verwandt und angebaut worden.
Nnter den hopfenbauenden Ländern der Erde
nimmt Deutschland den ersten, England den zweiten
Platz ein, doch suchen die Vereinigten Staaten von
Amerika den alten Kulturländern auch hierin den
Vorrang streitig zu machen.
In Deutschland werden etwa 38000 KaH. gebaut,
vornehmlich in Bayern, Baden und Württemberg.
Geringer ist der Anbau in England, Österreich,
Frankreich, Belgien und Nordamerika.
Über die Produktion des H. geben folgende
Zahlen Aufschluß. Die Ernte von 5. in Tonnen
wurde berechnet bez. geschätzt:
Länder und Landesteile 1890 1891
Bayern......
Elsaß-Lothringen. .
Württemberg . . .
Baden.......
Prenßen......
übriges Deutschland
Deutschland
England...........
Österreich-Ungarn......
Frankreich..........
Rußland...........
übriges Europa.......
Europa
Vereinigte Staaten von Amerika
Australien..........
14 450
3 900
2 725
2 000
1530
100
11000
3 600
3 400
2 600
1650
110
24 705
15 000
5 500
2 000
1250
1 850
50 305
16 500
600
^ 360
22 000
7 100
2 750
1750
3 150
59 110
16 750
350
1892
13 250
3 500
3 450
2100
1750
100
24 150
19 000
6 000
2 400
2100
3 900
57 550
18 250
750
Insgesamt! 67 40h > 76 210 j 76 550
Im Durchschnitt der I. 1874-92 ergab die
Hopfenernte der Erde jährlich 71700 t; die Ernte
der beiden letzten Jahre steht demnach über dem
Durchschnitt. 1892 wurden im Deutschen Reiche
1543 t H. im Werte von 5126 000 M. ein- und 9135 t
im Werte von 24 298 000 M. ausgeführt. Nach
Großbritannien gingen 2871, nach Frankreich 1419,
nach Belgien 908, nach Nordamerika 836 t.
Vgl. Strebel, Handbuch des Hopfenbaues (Stuttg.
1886); Fruwirth, Hopfenbau und Hopfenbehand-
lung. Gekrönte Preisschrift (Berl. 1888); Struve,
Der Hopfenhandel (ebd. 1891). Periodifche Littera-
tur: Allgemeine Hopfenzeitung (Nürnb., seit 1861),
Hopfenkurier (ebd., feit 1882), Beobachtungen über
die Kultur des H. (Münch. 1881 fg.; jährliche Be-
richte des Deutschen Hopfenbauvereins).
Hopfen, Hans, Ritter von, Schriftsteller, geb.
3. Jan. 1835 in München, studierte daselbst bis
1858 die Rechte und Geschichte, verblieb bis 1860
im bayr. Staatsdienste, wurde in den Münchener
Dichterkreis König Maximilians II. gezogen und
uon Geibel bei Gelegenheit der Herausgabe des
"Münchener Dichterbuchs" (1862) in die Litte-
ratur eingeführt. 1862 lebte er in Venedig, 1863
in Paris, 1864 in Wien, wo er Generalsekretär
der Schiller-Stiftung wurde, seit 1866 in Berlin.
Seine Romane und Novellen sind: "Peregretta"
(Berl. 1864), "Verdorben zu Paris" (2 Bde., Stuttg.
1868; 2. Aufl., Verl. 1892), "Der Pinsel Mings"
(Stuttg. 1868), "Arge Sitten" (2 Bde., ebd. 1869),
" Der graue Freund" (4 Bde., ebd. 1874), "Iuschu,
Tagebuch eines Schauspielers" (ebd. 1875), "Ver-
fehlte Liebe" (ebd. 1876), "Die Heirat des Herrn
von Waldenberg" (3 Bde., ebd. 1879; 2.Aufl. 1884),
"Bayr. Dorfgeschichten" (ebd. 1878), "Der alte Prak-
tikant" (ebd. 1878; 3.Aufl. 1891), "Die Geschichten
des Majors" (ebd. 1879; 3. Aufl. 1882", "Kleine
Leute" (ebd. 1880), "Mein Onkel Don Juan" (2 Bde.,
ebd. 1881), "Die Einsame" (2 Bde., Dresd. 1882),
"Brennende Liebe" (ebd. 1885), "Zum Guten" (ebd.
1885; 2. Aufl. 1887), "Das Allheilmittel" (ebd.
1885), "Der letzte Hieb" (Lpz. 1886), "Ein wunder-
licher Heiliger" (ebd. 1886), "Mein erstes Abenteuer"
(Stuttg. 1886), "Der Genius und sein Erbe" (ebd.
1887), "Robert Leichtfuß" (ebd. 1888), "Neue Ge-
schichten des Majors" (Berl. 1890), "Der Stell-
vertreter" (ebd. 1891), "Glänzendes Elend" (ebd.
1893). H.s "Gedichte" erschienen in 4. Auflage
(Berl. 1883). Essays enthalten die "Streitsragen
und Erinnerungen" (Stuttg. 1876). Ein Band
"Theater",dieSchauspiele "Aschenbrödelin Böhmen"
und "In der Mark" sowie zwei Festspiele zusammen-
fassend, erschien 1889 (Berlin); ferner im "Neuen
Theater" (4 Bde., ebd. 1892-93) das Schauspiel
"Helga", Trauerspiel "Die Göttin der Vernunft",
die Lustspiele "hexensann" und "Es hat so sollen
Hopfenbaum, s. I'wi^. s^sein" u. a.
Hopfenbitter, eine amorphe, bitter schmeckende
Substanz, die in den Drüsen der Fruchtzapfen von
tlumulu" lupulug I>. in Mengen von 0,i Proz. ent-
halten ist und die Zusammensetzung (^H^Oio
haben soll. H. ist in den meisten Lösungsmitteln
leicht löslich und zerfällt beim Kochen mit ver-
dünnter Schwefelsäure in einen harzartigen Körper
Lupuliretin und in Lupulinsäure.
Hopfenblattlaus (^pkis Kumuli Ke/^.), eine
gelblichgrüne, 1,6 bis 2,2 mut lange Blattlaus, die
sich in den ersten Generationen meistens auf Schle-
hen, in den spätern dagegen gewöhnlich auf der