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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoyaer Eisenbahn - Hrabanus Maurus

1582 das alte Grafengeschlecht ausstarb, dem Landesherrn anheim und teilten seitdem alle die dynastischen Wechselfälle, welche die braunschw. Lande erfuhren. - 2) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hannover, hat 474,66 qkm, (1890) 25579 (12744 männl., 12835 weibl.) E., 4 Städte und 56 Landgemeinden. - 3) Marktflecken und Hauptort des Kreises H., an der Weser und der Nebenlinie Eystrup-H. (7 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), hat (1890) 2126 E., darunter 41 Katholiken und 53 Israeliten, Post, Telegraph, ein sehr altes, 1295 erneuertes Schloß, jetzt Amtsgericht; Tabak-, Senf- und Essigfabrik und lebhaften Handel mit Vieh, Getreide, künstlichem Dünger und landwirtschaftlichen Maschinen.

Hoyaer Eisenbahn, s. Deutsche Eisenbahnen (Bd. 4, S. 1000).

Hoye, Werkzeug, s. Handramme.

Hoyer, Joh. Gottfr. von, preuß. Generalmajor und Militärschriftsteller, geb. 9. Mai 1767 zu Dresden, diente bis 1813 in der sächs. Artillerie und wurde dann, als Oberst in preuß. Dienste übernommen, im Ingenieurkorps angestellt, zum Generalmajor befördert und endlich zum Inspecteur der Festungen und Pioniere in Pommern und Preußen ernannt. H. nahm 1825 den Abschied, hielt zu Halle Vorlesungen über Kriegskunst und Kriegsgeschichte und starb daselbst 7. März 1848. Er schrieb: "Versuch eines Handbuchs der Pontonierwissenschaften" (3 Bde., Lpz. 1793-94; 2. Aufl. 1830), "Geschichte der Kriegskunst seit der ersten Anwendung des Schießpulvers" (2 Bde., Gött. 1797-1800), "Allgemeines Wörterbuch der Artillerie" (2 Bde., Tüb. 1804-12; Supplementband 1831), "Allgemeines Wörterbuch der Kriegskunst" (3 Bde., Berl. 1815-17), "Lehrbuch der Kriegsbaukunst" (2 Bde., ebd. 1817-18), "Befestigungskunst und Pionierdienst" (ebd. 1832), "Litteratur der Kriegswissenschaften und Kriegsgeschichte" (2 Bde., ebd. 1831-40). Außerdem gab er das "Neue militär. Magazin" (Lpz. 1798-1815) heraus.

Hoyerswerda. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, hat 868,13 qkm, (1890) 33673 (16169 männl., 17504 weibl.) E., 3 Städte, 86 Landgemeinden und 42 Gutsbezirke. - 2) H., wend. Wojerecy, Kreisstadt im Kreis H., an der Schwarzen Elster und der Linie Falkenberg-Kohlfurt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Görlitz), einer Kreisbauinspektion und Oberförsterei, hat (1890) 4016 E., darunter 178 Katholiken; Post zweiter Klasse, Telegraph, kurfürstlich sächs. Jagdschloß, jetzt Sitz der Behörden; Eisenbahnreparaturwerkstätte, Weberei, Fabrikation von Schuhwaren (über 100 Schuhmachermeister) und Hohlglas, Brauerei, Dampfmühlen.

Hoyland, Nether- (spr. heuländ), Stadt in der engl. Grafschaft York, im West-Riding, im SSO. von Barnsley, hat (1891) 11006 E., eine schöne Pfarrkirche mit hohem Turm, Ziegel- und Backsteinbrennerei sowie Steinkohlengruben.

Hoym, Stadt im anhält. Kreis Ballenstedt, 5 km im SW. von Frose, in 134 m Höhe, an der Selke, hat (1890) 3349 meist evang. E., Post, Telegraph, Landessiechenanstalt im ehemaligen Schloß; Zuckerfabrik, Ziegeleien und Ackerbau.

Hoym, Karl Georg Heinr., Graf von, preuß. Staatsmann, geb. 20. Aug. 1739 zu Poblotz in Hinterpommern, besuchte die Universität zu Frankfurt a. O., nahm 1761 Militärdienste, trat aber noch in demselben Jahre als Auskultator in die Verwaltung bei der schles. Kriegs- und Domänenkammer über. Er wurde 1762 Kriegs- und Domänenrat und 1767 Geheimrat und Kammerdirektor, 1769 Kammerpräsident in Cleve und 1770 dirigierender Minister in Schlesien, wo er in gewandter Weise die Intentionen des Königs auszuführen und die Bevölkerung zu gewinnen verstand. Seine Wirksamkeit auf dem Gebiete der bäuerlichen Verhältnisse bereitete die Reformen des 19. Jahrh. vor; Ackerbau, Industrie und Schulwesen Schlesiens verdanken ihm Hebung und Förderung. Friedrich Wilhelm II. erhob ihn 1786 in den Grafenstand und überließ ihm 1793 die Verwaltung Südpreußens, die H. 1798 wieder abgab. H. H. L. von Held (s. d.) schilderte im "Schwarzen Buch" die schlechte Finanzwirtschaft H.s, die eine Folge seiner weichherzigen Nachsicht war. Nach dem Frieden zu Tilsit wurde er in Ruhestand versetzt und starb 26. Okt. 1807 auf seinem Gute zu Dyhernfurt bei Breslau. Mit ihm erlosch diese gräfl. Linie H.; die jetzt in Preußen bestehende gräfl. Familie H. stammt aus Mecklenburg und ist 28. April 1809 in den Grafenstand erhoben worden.

H. P. oder HP., in der Maschinenkunde, Elektrotechnik u. s. w. Abkürzung für horse-power (engl.) d. i. Pferdestärke (s. d.).

Hpp., s. Hopp.

Hrabānus Maurus (Rabanus Maurus), Theolog, geb. 776 zu Mainz, ward im Kloster Fulda erzogen, trat dort in den Benediktinerorden, wurde 801 Diakon und 802 zur weitern Ausbildung nach Tours gesandt zu Alkuin, der ihm nach einem Lieblingsschüler des heil. Benedikt den Beinamen Maurus gab. Nach seiner Rückkehr 803 übernahm H. M. die Leitung der Klosterschule zu Fulda, die er zu hoher Blüte erhob. Er wurde 814 Priester, 822 Abt des Klosters, legte 842 sein Amt nieder und zog sich auf den Petersberg bei Fulda zurück, wurde 847 Erzbischof von Mainz und starb 4. Febr. 856 zu Winkel im Rheingau. H. M. war bemüht um Verschärfung der Klosterdisciplin, Vermehrung der Klöster, Kirchen und Reliquien, allgemeine Einführung der deutschen Predigt und strenger kirchlicher Zucht; er drang auf das Studium der Heiligen Schrift, namentlich auch durch Erlernung des Griechischen. Seine Verdienste um das Schulwesen erwarben ihm den Titel des ersten deutschen Pädagogen (Primus praeceptor Germaniae). Gottschalks (s. d.) Lehre von der doppelten Prädestination und die des Paschasius (s. d.) über die Transsubstantiation bekämpfte er gleich heftig. Seine Schriften umfassen fast alle Wissenschaften; von bleibendem Werte für die Geschichte der deutschen Sprache ist sein lat.-deutsches Glossarium zur Bibel. In seiner Schrift: "De universo libri XXII sive etymologiarum opus" versuchte er eine Art Encyklopädie. Auch viele Gedichte sind von ihm überliefert. Seine Werke gab Colvenerius (6 Bde., Köln 1627) heraus, wiederholt in Mignes "Patrologie" (Bd. 107-112), seine "Pädagogischen Schriften" in deutscher Bearbeitung Freundgen (Paderb. 1889). Sein Leben beschrieb der sehr unzuverlässige Abt Joh. von Tritheim im Anfang des 16. Jahrh. - Vgl. Nik. Bach, Maurus der Schöpfer des deutschen Schulwesens (Fulda 1835); Kunstmann, Hrabanus Magnentius Maurus (Mainz 1841); Spengler, Leben des heil. Rhabanus Maurus (Regensb. 1856); die Schulprogramme von Köhler (Chemnitz 1870) und Richter (Malchin 1882).