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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hudsonbailänder - Huelva

handel in den Hudsonbailändern (s. d.) und wußte ihre Vorrechte zu bewahren. Eine Rivalin entstand in der 1783 in Montreal von canad. Pelzhändlern gegründeten Nordwest-Compagnie, die ihren Handel nach jenen westl. Gegenden betrieb, auf welche sich der Freibrief der H. nicht erstreckte. Eifersucht führte zu Streitigkeiten, 1814 sogar zu einem Kriege zwischen beiden, sodaß die engl. Regierung zuletzt vermittelnd einschritt und 1821 beide Gesellschaften unter Bestätigung ihres Monopols vereinigt wurden. 1838 wurde dieses durch Parlamentsakte abermals auf 21 Jahre erneuert, dabei aber ausdrücklich auf den Handel mit den Indianern beschränkt. Die Angelegenheiten der Compagnie führten ihre Direktoren in London, und obgleich sich die Pelztiere allmählich verminderten, manche Bezirke sich ganz erschöpften, war doch die Compagnie immer noch eine mächtige Körperschaft. Als das Privilegium 30. Mai 1859 ablief, ging nach langen Verhandlungen die alte H. 1863 an eine Vereinigung von Kapitalisten (International Financial Company) über, die die Originalaktien aufkaufte und neue Aktien bis zur Höhe des frühern Kapitals schuf. Diese Gesellschaft übertrug März 1870 ihre Hoheitsrechte in Nordamerika an das Dominion of Canada gegen Zahlung von 300000 Pfd. St. Entschädigung, Überlassung von 2800000 ha fruchtbaren Landes und 25 ha Landes um jedes der Handelsforts, die im Besitz der Gesellschaft blieben. Das Handelsmonopol, obgleich in Wirklichkeit abgelaufen, besteht jedoch besonders im Athabasca-Mackenzie-Gebiet in der Gegenwart noch fort und die H. vermittelt hier allein den Handel mit den Indianern. 1875 hatte die Gesellschaft ohne die indian. Jäger etwa 1000 Angestellte, meist franco-canad. Mischlinge, sog. Voyageurs; reine Weiße sind nur die Faktoreichefs und die kath. Missionare. Der Geschäftsumfang ist nur schätzungsweise nach den Listen der Londoner Pelzmärkte, wo alle canad. Pelze verkauft werden, festzustellen. 1892 wurden in London verkauft: Ottern 14580 Stück, Marder 122656, Seehunde 150820, Bären 26224 (darunter 300 weiße), Füchse 87458 (darunter 9390 weiße), Wölfe 5984, Luchse 9787, Biber 57200, Minks 162434, Opossums 202592, Bisamratten 1082795, Alaskas 7554 Stück. Fast die ganze ungeheure Menge Pelze entstammt den Niederlagen der H. Sehr einträglich ist noch immer das Landgeschäft. Es wurden Ländereien für Ackerbau und Viehzucht und Bauland in Städten u. s. w. verkauft: 1890/91 für 100677 und 104620 Doll., 1891/92 für 104501 und 55025 Doll., 1892/93 für 100405 und 57841 Doll. Der Wert der in diesen drei Jahren nach Großbritannien eingeführten Pelze betrug 261002, 225906 und 296171 Pfd. St. Das Kapital der H. in eingezahlten Anteilscheinen der 2500 Aktionäre betrug 1893: 1300000 Pfd. St.

Hudsonbailänder, ehemals die Bezeichnung der den Engländern im Utrechter Frieden 1713 zugesprochenen Gebiete rings um die Hudsonbai, die außer den kolonisierten Provinzen (Settled provinces) im Südosten (Canada, Neuschottland u. s. w.) und den Inseln des arktischen Archipels das ganze Britisch-Nordamerika (s. d.) umfaßten. Nachdem bereits 1858 das Nordwestgebiet oder Neucaledonia unter dem Namen Britisch-Columbia (s. d.) nebst der vorliegenden Insel Vancouver abgetrennt worden war, konstituierte man nach der 1869 erfolgten Übernahme der Hoheitsrechte der Hudsonbaicompagnie seitens der engl. Regierung 1870 die Provinz Manitoba (s. d.) und 1882 die Distrikte Assiniboia (s. d.), Alberta (s. d.), Saskatchawan (s. d.), Athabasca (s. d.) und neuerdings den Distrikt Keewatin (s. d.), sodaß von den ehemaligen H. nur noch der unbewohnte Nordosten und Labrador übriggeblieben ist, wenn auch der alte Name für die Jagdgebiete der ehemaligen H. noch heute im Gebrauch ist. Die geogr. Erforschung der H. wurde lange Zeit durch die Eifersucht, mit der die Hudsonbaicompagnie ihr Handelsmonopol hütete, gehindert. Fremden war der Zutritt und die Erforschung der Küste streng verboten und die ganze Kenntnis des ungeheuern Landes beruhte auf den spärlichen Mitteilungen der Voyageurs der Compagnie. Erst durch den Anschluß der neukonstituierten Provinzen und Distrikte an das Dominion of Canada, vor allem aber durch die Erbauung der canad. Pacificbahn mit ihren Nebenlinien wurde die Kenntnis der südl. und westl. Gebiete gefördert und ihre gebirgigen Teile als mineralreich und die am Saskatchawan und Assiniboia liegenden Gebiete als sehr fruchtbar erkannt. - Vgl. MacLean, Notes of a twenty-five years' service in the Hudson's Bay Territory (2 Bde., Lond. 1849); Butler, The wild North Land (5. Aufl., ebd. 1874).

Hudson Lowe, Sir, s. Lowe, Hudson.

Hudsonstraße, s. Hudsonbai.

Huë, auch Huë-fu genannt, Hauptstadt von Annam (s. d.) in Hinterindien, ungefähr 15 km von der Mündung des Flusses H., ist Sitz des franz. Generalresidenten, hat 30000, nach anderer Schätzung etwa 100000 E. Der Ort ist aus früherer Zeit durch franz. Ingenieure stark befestigt, mit starken Außen- und Innenwerken, einer Citadelle, einer Kanonengießerei, Magazinen, Arsenalen und Werften versehen, welche letztern an einem die Stadt durchziehenden Schiffahrtskanal liegen. Auf den Werften werden Kriegsschiffe zum Teil nach europ. Mustern gebaut. Seit dem Vertrage von Tien-tsin (1884) hat H. für Frankreich und die Entwicklung des Handels erhöhte Bedeutung. Am 5. Juli 1885 wurden 50000 Annamiten bei dem Versuche, die franz. Besatzung zu überrumpeln, völlig geschlagen.

Huehuetenango (spr. uë-uë-), Departement in Guatemala, im Binnenlande, hat (1891) 137311 E.; die gleichnamige Hauptstadt mit 16000 E. liegt am Nordabfall des Küstengebirges, am Rio Salega.

Huelva (spr. uélwa). 1) Provinz des Königreichs Spanien (Andalusien), zwischen den Provinzen Cadiz, Sevilla, Badajoz, Portugal und dem Meer gelegen, das sie auf seiner Südseite zwischen den Mündungen des Guadalquivir und des Guadiana mit starkem Gezeitenwechsel bespült, hat 10138 qkm und (1887) 254831 (131363 männl., 123468 weibl.) E., darunter 3371 Ausländer, d. i. 25 auf 1 qkm, und zerfällt in 6 Gerichtsbezirke. Analphabeten waren 185950. Zwei Drittel der Provinz werden von den Schieferbergen der Sierra Morena eingenommen und weisen nur hier und da fruchtbaren Boden auf. In der Sierra de Aracena steigen sie bis zu 1000 m Höhe empor. Hier, auf der Wasserscheide zwischen Guadiana und Guadalquivir, sind die Quellen des Odiel und 10 km südöstlich diejenigen des Rio Tinto. Der große Minengürtel gehört vornehmlich dem Distrikt Valverde an und zieht in einer Länge von 110 km von Osten nach Westen. Hier liegen die Minen von Rio Tinto, Buitron, Zarza,