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Ignorantins – Ihle-Kanal
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ignorantĭa juris nocet'
tums zu begründen. So auch Preuß. Allg. Landr. Einleitung §. 12; Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 97; Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 2. Darüber, in
welchen Fällen bei Berufung auf echten Irrtum (s. d.) Entschuldbarkeit gefordert wird, weichen die verschiedenen
Rechtssysteme voneinander ab. Übrigens gilt irrige Anwendung des Gesetzes auf einen Fall, welcher nicht darunter paßt, nicht immer als
unentschuldbarer Rechtsirrtum.
Ignorantins (frz., spr. injorangtäng), Ignorantiner,
s. Schulbrüder.
Ignoránz (lat. ignorantia), Unwissenheit, Unkenntnis;
ignorieren, nicht wissen, von etwas keine Kenntnis, Notiz nehmen.
Ignoratĭo elénchi (lat.), Unkenntnis dessen, was zu
beweisen ist. (S. Beweis [logisch].)
Igor, der Name mehrerer russ. Fürsten:
1) I., der Sohn Ruriks, geb. 912, kam nach Oleg zur Regierung und unterwarf die Drevljanen aufs neue. Dann veranstaltete er zwei Feldzüge
nach Griechenland; beim ersten, 941, wurden ihm seine Schiffe durch Griechisches Feuer verbrannt; beim zweiten Feldzug 944 bot der
griech. Kaiser Romanos gleich im voraus Lösegeld und einen vorteilhaften Handelsvertrag. Im J. 945 wurde I. bei der Erhebung der
Abgaben unter den Drevljanen von diesen erschlagen.
2) I. Olegowitsch von Tschernigow unternahm 1144 einen Feldzug nach Galizien und Polen, war dann kurze Zeit Großfürst von Kiew, wurde
von Isjaslaw entthront, mußte ins Kloster gehen und ward 1146 bei einem Volksaufstand in Kiew ermordet. Später nahm man ihn in die Zahl
der russ. Heiligen auf.
3) I. Swjatoslawitsch, Fürst von Nowgorod-Sjewersk, Sohn des Fürsten Swjatoslaw II. von Tschernigow, geb. 1151, gest. 1202, führte 1185
mit seinem Bruder Wsewolod einen unglücklichen Feldzug gegen die Polowzer, ward am Fluß Kajala geschlagen und gefangen genommen,
entfloh aber später. Den Feldzug besingt das sog. Igorlied (s. d.).
Igorlied, eigentlich die Erzählung vom Heereszug Igors
(Slovo o polku Igorevě, das einzige profanpoet. Denkmal der altruss. Litteratur), ist, nach einer Ansicht
ein Produkt volkstümlichen Schaffens, nach einer andern ein solches höfischer Epik, nach einer dritten (vgl. Wsevolod Miller, Ein Blick auf
das Lied von Igors Heerfahrt) ein in byzant. Manier nach byzant. und slaw. Quellen verfaßtes altruss. Litteraturerzeugnis. Es erzählt den Zug
des Igor (s. d.) Swjatoslawitsch von Nowgorod-Sjewersk, die Gefangennahme des Fürsten und seine
Flucht. Die Originalhandschrift, 1795 vom Grafen Alexej Mussin-Puschkin in einem Sammelbande vom Ende des 14. oder Anfang des 15.
Jahrh. gefunden, ging 1812 beim Brande von Moskau unter. Eine Abschrift des Originals mit Varianten wurde 1864 unter den Papieren
Katharinas II. gefunden und von Pekarskij (Petersb. 1864) herausgegeben. Der ersten Ausgabe des Originals (1800) folgten zahlreiche
andere Ausgaben und Kommentare. Deutsche Übersetzungen des I. erschienen von Joseph Müller (Prag 1811), Wilh. Wolfsohn (in der
«Schönwissenschaftlichen Litteratur der Russen», Lpz. 1843), Aug. Boltz (Berl. 1854,Text und Übersetzung).

Textfigur:
Igorroten, Volksstamm in Nord-Luzon (Philippinen). Gewöhnlich (nicht so die Spanier, die I. alle unabhängigen
heidn. Einwohner Luzons ↔ nannten) versteht man unter diesem Namen die kriegerischen Bewohner der Distrikte Benget
(Benguet) und Lepanto im W. von Nord-Luzon. Wie die Dâjak (s. d.) sind sie wegen ihrer Kopfjagden
berüchtigt. Sie stammen von eingewanderten Malaien ab, die die Urbevölkerung, die Negrito (s. d.), zurückdrängten,
später aber von neuen malaiischen Zuzüglern von den Küsten in das Innere getrieben wurden. Nachstehende Abbildung zeigt ein von den I.
als Waffe und Werkzeug benutztes Hackmesser, bolo oder itak
genannt. – Vgl. Hans Meyer, Eine Weltreise (Lpz. 1885); F. Blumentritt, Versuch einer Ethnographie der Philippinen, Ergänzungsheft Nr. 67
zu Petermanns «Mitteilungen» (Gotha 1882).
Igualada, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Barcelona, 70 km im WNW. von Barcelona, am Südwestfuße
des Montserrat, links an dem zum Llobregat gehenden Noya, ist mit Mauern umgeben, hat (1887) 10201 E.; Baumwollspinnerei, Fabriken von
Leinwand, Sammet, Wollstoffen und Eisengießerei.

Textfigur:
Iguanodon, ein jetzt ausgestorbenes Reptil von riesiger Größe, dessen
Reste in der untersten Kreide namentlich Englands und Belgiens nicht selten sind. Der I. bewegte sich nach Art des Känguru auf den
Hinterbeinen, wobei der kräftige Schwanz als Stütze diente (s. beistehende Figur). Seine längs der doppelten Schneide gekerbten Zähne
haben eine höchst charakteristische spatelförmige Gestalt, an die der Zähne der heutigen Leguane
(Iguana, daher der Name I. = Leguanzahn) erinnernd, und waren für Pflanzennahrung eingerichtet.
Igumen. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Minsk, mit lehmig-sandigem, zum Teil mit
Schwarzerde vermischtem Boden, hat 10074 qkm, 186582 E. (davon 26 591 Katholiken und 27593 Israeliten), Ackerbau und Waldindustrie. –
2) Kreisstadt im Kreis I., 70 km südöstlich von Minsk, an der Igumenka, hat (1890) 4699 E., darunter 2562 Israeliten; Post und Telegraph,
eine russ., eine kath. Kirche und eine Synagoge.
Iguvĭum, alte Stadt in Mittelitalien (Umbrien), das jetzige
Gubbio (s. d.), berühmt durch die dort gefundenen
Iguvinischen oder
Eugubinischen Tafeln (s. d.).
Ihering (spr. jehring), Rechtsgelehrter, s. Jhering (im Buchstaben
Jod).