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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ilezk - Ilgen (Heinrich Rüdiger von)
kröne; ihre Frucht ist eine vier bis fünf Steinkerne
enthaltende Beere. In Europa findet sich bloß eine
Art, der Hülsen oder die Stechhülse, Stech-
eiche, Stechpalme (I. a^uifolium 2^.), ein schöner
Strauch oder kleiner Baum mit glänzendgrünen,
am Rande stachelig gebuchteten (seltener ganzrandi-
gen, wehrlosen) Blättern, der von Pommern an bis
Portugal in den Küstenländern vorkommt, nament-
lich in den Niederlanden, Nord- und Westfrankreich
und Nordspanien häufig ist und in manchen Län-
dern (Z. B. Holland und England) allgemein als
Zierstrauch in vielen Varietäten (z. B. mit ganz-
randigen, mit krausen, mit weiß- und gelbgefteckten
Blättern) kultiviert wird, im nordöstl. Deutschland
mit Ausnahme der Seeküsten einen leichten Winter-
schutz verlangt. Er hat weiße Blüten, scharlachrote
Beeren, ein sehr feinfaseriges, hartes, dichtes, gelb-
liches Holz und liebt den Schatten. Die Blätter der in
Südamerika einheimischen I. MrHZu^6N8i8 Kt. Ni.
<s. Fig. 2 zum Artikel Frangulinen, Bd. 7, S. 32) lie-
fern den sog. Derb a-, Mate- oder Paraguay-
thee (s. d.). Auch von der nordamerik. Art I. vo-
initoria, ^L't. werden die Blätter zur Bereitung von
Thee (Apalachenthee) verwendet, wegen ihrer
Eigenschaften als Arzneipflanze ist sie den In-
dianern heilig und wird von ihnen bei religiösen
Gebräuchen verwendet. Die Blätter des brasil.
Strauches I. FonFouka ^amb. (0a.88in6 Aonsson^g.
Hla^t.) dienen ebenfalls zur Bereitung eines Thees,
der als Cassinenthee, Conchonga, Gon-
gonha,Canguchain den Handel kommt. I. Da-
koon ^a^. (Florida) liefert den indianischen
Thee (Jaupon).
Ilezk, auch Ilezkij-Gorodok, früher Ilez-
kaja-Staniza genannt, Stadt im russ. Gou-
vernement Uralsk, an der Mündung des Ilek in
den Ural, hat (1885) 7355 E., Post und Telegraph,
zwei Kirchen, Talgschmelzerei und Gerberei.
Ittzkaja Safchtschita, Stadt im russ. Gou-
vernement Orenburg, 5 Kiu rechts vom Ilek, hat
(1891) 6316 E., Post und Telegraph, zwei russ.
Kirchen, eine Moschee, eine Bergschule und die Ver-
waltung der in der Nähe befindlichen Ilezschen
Salzbergwerke, aus denen 1887 nahezu 2 Mill.
Pud Salz gewonnen wurden. I. S. wird oft mit
Ilezk (s. d.)'verwechselt.
Ilfeld. 1) Kreis im preuh. Reg.-Bez. Hildes-
heim, hat 273,24 ^m, (1890) 14647 (7176 männl.,
7471 weibl.) E., 1 Stadt, 20 Landgemeinden und
7 Gutsbezirke. - 2) Flecken und Hauptort des
Kreises I., in 260 m Höhe, am Eingang des roman-
tischen Bahrethals und an der Linie Ottbergen-
Nordhausen (Station Niedersachswerfen-I.) der
Preuh. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes,
eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen),
einer königl. und einer fürstl. <^>tolbergischen Ober-
försterei, hat (1890) 1484 E., Post, Telegraph,
Kreissparkasse, eine Klosterschule (Gymnasium) mit
Alumnat (Direktor Dr. Schimmelpfeng, 12 Lehrer,
6 Klassen, von Untertertia bis Oberprima, 118
Schüler) in einem 1880-84 errichteten Prachtbau;
Papier- und Parkettfabrikation, Fahholzhauerei,
Brauerei und Gipsmühle. 4km entfernt der H ohn -
stein, die größte Burgruine des Harzes. - Der
Ort verdankt seine Entstehung dem Grafen Ilgerll.
zu Hohnstein und seinen Nuf der Klosterfchule, welche
aus dem vom Grasen Ilgcr III. 1196 gestifteten
Prämonstratenserkloster hervorging. Der Abt Tho-
mas Stange verwandelte 1546 das Kloster in eine
evang. Schule und berief 1550 zum Lehrer Michaek
Neander, einen Schüler Luthers und Melanchthons,
welcher 1559 Rektor der Schule wurde und der Be-
gründer ihres Ruhms ist. Nachdem 1629-31 unter
Nihustus insolge des Restitutionsedikts ein Mönchs-
kloster in I. eingerichtet war, wurde 1634 die Schule
wieder ins Leben gerufen und 1867 reorganisiert.
F. A. Wols hat hier 1779-82 gewirkt und seinen
Ruf begründet. - Vgl. I. G. Leuckfeld, ^utiyni-
tat68 I1k6iä6N868 (Quedlinb. 1709); Havemann,
Mitteilungen aus dem Leben Michael Neanders
(Gott. 1841); Förstemann, Nonumsuta. rerunN
I1k6iä6Q8ium (Nordh. 1843 u. 1853).
Ilfow, Kreis Rumäniens, mit 5200 hkm und-
(1889) 420591 E. Hauptstadt ist Bukarest (s.d.).
Ilfracombe (spr. illfrekuhm), Stadt in der engl.
Grafschaft Devon, 14 km im NNW. von Barn-
staple, am Kanal von Bristol, mit (1891) 7692 E.,
hat einen Hafen, schöne Umgebung und ist beliebter
Seebadeort.
Ilg, Albert, Kunstschriftsteller, geb. 11. Okt..
1847 zu Wien, studierte zuerst Germanistik, dann
Kunstgeschichte daselbst, war hierauf Hilfsarbeiter,
fpäter Kustos im Österreichischen Museum für Kunst
und Industrie, wurde 1873 Docent der Kunst-
geschichte und 1876 Vorstand, 1878 Direktor der-
zweiten Gruppe der kunsthistor. Sammlungen des-
Kaiserhauses, 1891 Negierungsrat. Für die von
Eitelberger herausgegebenen "Quellenschriften für-
Kunstgeschichte" (Wien 1871 fg.) überfetzte und er-
läuterte er Cenninis "Buch von der Kunst", He-
raclius' "Von den Farben und Künsten der Römer",
Biondos "Von der hochedeln Malerei", CondiviA
"Leben des Michel Angelo" (mit Rud. Valdek), Theo-
philus' "Zolieäula diverLaruin artiuin". Seit Eitel-
bergers Tod ist I. Herausgeber der "Quellen-
schriften". Ferner veröffentlichte er: "Über den
kunsthistor. Wert der Hypnerotomachia Poliphili"
lWien 1872), "Die Glasindustrie" (mit Lobmeyrunv
Voeheim, Stuttg. 1874), "Die kunstgewerblichen
Fachfchulen des k. k. Handelsministeriums" (Wien
1876), "Geschichte und Terminologie der alten
Spitzen" (ebd. 1876), "Ornamente für Architektur-
und Kunstindustrie" (ebd. 1876), "Wiener Schmiede-
werkdes 18. Jahrh." (mitKabdebo, Dresd. 1878 fg.),
"Zeitstimmen über Kunst und Künstler der Ver-
gangenheit" (Wien 1881), "Messerschmidts Leben
und Werke" (Prag 1885), "Kunsthistor. Charakter-
bilder aus Asterreich-Ungarn" (ebd. 1893).
Ilgen, Heinrich Rüdiger von, preuß. Staats-
mann, geboren um die Mitte des 17. Jahrh, zu
Minden, war zunächst Sekretär des brandenb. Di-
plomaten Franz von Meinders, später Geh. Sekretär
des Großen Kurfürsten und Friedrichs III. und hat
in dieser anfcheinend untergeordneten Stellung doch
den größten Einfluß auf die Politik des Hofs ge-
übt. Er bestärkte Friedrich III. in dem Streben nach
der Königskrone, wurde dafür 1701 geadelt und
zum Mitglied des Gehennrats ernannt. Nnter Kolbe
von Wartenberg lenkte I. die auswärtige Politik
Preußens und hatte auch auf das Iustizwesen, auf
die Domänenverwaltung, bei der er sich als ein
Gegner des Erbpachtsystems Lubens von Wulffen
erwies, und auf die Heeresverwaltung bedeutenden
Einfluß. Nach dem Sturze Wartenbergs 1711 wurde
I. der leitende Minister des Staates. Unter Fried-
rich Wilhelm I. behielt er die Leitung der auswär-
tigen Politik und zeichnete sich hier durch seine un-
gemeine Arbeitskraft und feine diplomat. Gewandt-