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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Induktiv - Induno
Röhren aus Pappe, Holz, Ebonit oder dergleichen,
die im obern Teile je eine Drahtrolle II und b und
ebenso unten andere Drahtspiralen ^ und i tragen.
Die Windungen dieser Rollen sind voneinander
durch Seidenumspinnung isoliert, und die Draht-
länge in je einer Rolle beträgt etwa 100 m. Die
beiden obern Rollen werden vom gemeinsamen
Hauptstrom der Batterie L durchlaufen. Letzterer
wird periodisch und schallend unterbrochen, z.B.
von einem Mikrophon N, das von einer ticken-
den Pendeluhr in Vibrationen versetzt wird. Die
beiden Induktionsrollen ^ und i sind entgegen-
gesetzt gewunden und miteinander zu einem Strom-
kreise verbunden, in dem ein Telephon ^ einge-
schaltet ist. Wenn die Verhältnisse auf beiden Sei-
ten der I., bis auf die Gegenwindungen der In-
duktionsrollen, gleich sind, so heben sich die Induk-
tionswirkungen auf, und man vernimmt daher
durch das Telephon nichts von dem Ticken der Uhr.
Sobald man jedoch in die eine der beiden Röhren !
eine Münze einschiebt, werden auch in dieser eleb '
trische ströme ^
induziert, wo-
durch das Gleich-
gewicht der
durch das Tele-
phon kreisenden
Induktions-
ströme gestört
erscheint, wes-
halb man nun
die Nhr durch
das Telepbon
hören kann. Die
I. ist so em-
pfindlich, daß sie
die geringsten
chem. oder phy-
sik. Unterschiede
zweier Metall-
massen, von de-
nen je eine in je eine der Röhren .1 und i an die
gleichliegende Stelle gebracht wird, verrät; sie kann
daher dazu dienen, falsche Münzen von echten zu
unterscheiden u. dgl. m. Weil serner das Gleich-
gewicht der I. schon verschwindet, wenn man eins
der Induktorien derselben einer Metallmasse nur
nähert, so hat man die I. auch angewendet, verbor-
gene Metalle zu entdecken, z. B. unterirdische Me-
talladern, submarine Metallgegenstände, die Kugel
im Körper der durch Schuß Getroffenen aufzu-
suchen u. s. w.
Induktiv (lat.), s. Induktion (in der Logik).
Induktor (lat.), ältere Bezeichnung für den Anker
der Dynamomaschinen, die heute fast nur noch für
die besondere Form des Cylinder-Induktors (s. d.)
gebraucht wird. - Ruhmkorffscher I., s. In-
duktionsmaschinen.
In HiU.vi HrrdQo ftar., "in süßem Jubel"), der
Anfang eines alten, halb lat., halb deutschen Weih-
nachtsliedes (die zweite Zeile lautet: "Nun singet
und seid froh"), welches aus einer das Leben des
Mystikers Heinrich Sufo (gest. 1365) enthaltenden
Handschrift des 14. Jahrh, stammt (vgl. Hoffmann
von Fallersleben, I. ä. ^., Hannov. 1854); sprich-
wörtlich soviel wie in Saus und Braus.
Indulgönz (lat.), s. Ablaß.
Induline, Nigrosin, Bengalin (frz. Indigo
avnüciel) Vlsu-Noir. ^ri'8 (üoupiki-; engl. Viackie?
Zwß), eine Klasse von Anilinfarbstoffen, die teils in
spritlöslicher, teils in wasserlöslicher Form vielfach
Verwendung in der Färberei, dem Zeugdruck, der
Tinten- und Lackfabrikation finden. Es geht ihnen
allerdings der Glanz und die Schönheit des Fuchsins
und ähnlicher Farbstoffe ab, dagegen unterscheiden
sie sich von jenen vorteilhaft durch eine größere
Widerstandsfähigkeit gegen Luft und Licht. Sie
dienen namentlich zur Erzeugung von grauen,blauen,
violetten und schwarzen Modestoffen und werden da-
bei entweder für sich oder mit andern Anilinfarben,
Anilinblau, Methylviolett, Curcuma, Orseille ver-
wandt. Zum Färben von Seide werden die sprit-
löslicken Farben im angesäuerten Seifenbade ver-
wandt; Baumwolle nimmt die Farben nach vor-
herigem Gallieren und Beizen mit Zinnsalz, Alaun
oder Brechweinstein an; Wolle erfordert ein ein- bis
zweistündiges Kochen in einer wässerigen Lösung der
Verbindungen.
Diese Farbstoffe ektstehen: 1) durch Einwirkung
von Amidoazobenzol auf salzsaures Anilin (Daleu.
Caro 1864); 2) durch Erhitzen von reinem Azobenzol
mit reinem salzsauren Anilin (Caro, Vadische Ani-
lin- und Sodafabrik Ludwigshafen 1869, Knosp,
Stuttgart); 3) durch Zersetzung von käuflichem Ni-
trobenzol mit falzsaurem Anilin bei Gegenwart von
Reduktionsmitteln (Coupier). Die spritlöslichcn
Formen der I.,sind die salzsauren Salze verschie-
dener Basen, die wasserlöslichen Formen sind Na-
tronsalze der aus den I. hervorgehenden Sulson-
sauren. Das einfachsteIndulin ist dasViolanilin
oder Azodiphenylblau, eine Verbindung von
der Zusammensetzung (^"H^Ng, die auch bei
direkter Oxydation von Anilin sich zu bilden scheint
und folgende Konstitution besitzt:
II II
110^ ^ ^0 --^^0 ^ ^ 011
UN
H
0.
!
0^
II
011
Indulinfarbstoffe, soviel wie Induline.
Fndült (lat., d. i. Nachsicht, Zugeständnis) be-
zeichnet in der Rechtssprache im allgemeinen die
Frist, die jemand zur Erfüllung einer Verbindlich-
keit verstattet wird (so z. B. als Lehnsindult,
inäulwm t6uäai6, auch Gottes b rief genannt,
wegen Erneuerung der Lehne durch den Nachfol-
ger), dann insbesondere soviel als Ausstandsbrief
oder Moratorium (s. d.). In der Kirchensprache
beißt I. das an Fürsten, Kardinäle oder andere
hochstehende Kirchenmitglieder verliehene Recht, den
Genuß einer geistlichen Pfründe zu überweisen oder
hohe geistliche Ämter mit den Einkünften nach Ge-
fallen zu verleihen. Ein solches I. gelangte z. V.
durch Leo X. an König Franz I., durch AlexanoerVII.
an Ludwig XIV. Die Kardinäle haben das I. kmft
eines mit Paul IV. abgeschlossenen Vertrags, der
sie selbst berechtigt, eine Pfründe iu eomnienäHin
(s. Kommende) zu bestimmen. In einigen Gegen-
den Deutschlands, z. B. in Kiel und München,
braucht man das Wort I. oder Dult für Jahr-
markt oder Messe, angeblich wegen der mit Messen
und Ablässen verbundenen Kirchenfeste.
Indüno, Girolamo, ital. Maler, geb. 1827 zu
Mailand, war Schüler der Akademie daselbst. 1848
beteiligte er sich an der Verteidigung Roms und
wurde dabei schwer verwundet. Erst nach seiner
l