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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Irland (Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Mineralreich. Landwirtschaft)

mit Wasser bedeckt. Die Flüsse sind nicht reißend und zum Teil bis zur Quelle schiffbar. Hauptfluß ist der Shannon (s. d., 350 km), der auf der Westseite mündet. Von den übrigen münden im S.: der Lee bei Cork, der Blackwater bei Youghal, der Barrow (s. d.) in den Waterford-Hafen; im O.: der Slaney bei Wexford, der Liffey bei Dublin, der Boyne unterhalb Drogheda; der Bann und der Foyle im N.; der Erne und der Moy im NW.; der Corrib bei Galway im W. Unter den Seen (Loughs) sind die bedeutendsten in Ulster: der Neagh (396 qkm, bei 3-6 m Tiefe), vom Bann durchflossen, der obere und untere Erne (s. d.), vom Erne durchströmt; in Connaught: der Conn, Mask (89,8 qkm), Corrib (175,7 qkm), Allen, Ree, Derg (19,5 qkm; letztere drei im Shannonlaufe), und in Munster die wegen ihrer romantischen Lage berühmten drei Seen von Killarney (s. d.). Im W. vom Corrib liegen etwa 130 Seen. Viele verdanken ihre Entstehung den tektonischen Vorgängen; manche sind durch Einsturz der Decken unterirdischer Hohlräume im Kalkstein entstanden; in den Bergländern finden sich Glacialseen. Besonders reich an Seen sind die Grafschaften Longford, Westmeath, Clare, Antrim, Fermanagh, Tyrone, Galway und Mayo. Die Kanäle I.s bilden mit den schiffbaren Flüssen eine 614 km lange innere Wasserstraße. Die zwei wichtigsten führen von Dublin nach dem Shannon, nämlich der Grand-Canal (s. d.) und der Royal-Canal (1789 begonnen und für 1421954 Pfd. St. erbaut, 122 km lang). Der Lagankanal verbindet Belfast mit dem Lough Neagh und der Ulsterkanal letztern mit dem Erne, sodaß eine schiffbare Straße zwischen Belfast im O. und der Donegalbai im W. hergestellt ist. Der Newrykanal führt vom obern Bann und Lough Neagh zum Carlingford Lough. Der Barrowkanal verbindet den untern Barrow mit einem Zweige des Grand-Canals und ist 68,26 km lang.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist bei den vorherrschenden westl. und südwestl. Seewinden gemäßigt, die Feuchtigkeit der Atmosphäre für die Fruchtbarkeit des Bodens günstig und ihr verdankt das Land sein immergrünes Pflanzenkleid und den Namen der "Grünen Insel". Der Einfluß des Atlantischen Oceans ist hier bei weitem stärker als in England und zwar im W. mehr als im O. Die Insel Valentia an der Küste von Kerry hat im kältesten Monat durchschnittlich 7,4, im wärmsten 15,3° C., während für Dublin die Angaben 4,7 und 15,4° lauten. Die Januarisotherme von 4,5° bildet im NO. zwischen Belfast und dem Shannonthale eine Ellipse, während die von 5 bis 7° große nach NO. geöffnete Bogen beschreiben. Im Juli dagegen steigen die Isothermen von 16 und 15° an der Ostküste steil nach NO. und fallen nach der Irischen See zu wieder nach SO. Die Linie 14,5° berührt nur die Nordküste. Die Niederschlagshöhe beträgt in Dublin 740, an der Westküste über 1500 mm im Jahre; Herbst- und Winterregen sind am reichlichsten. Stürme verursachen wie in England auch hier oft bedeutenden Schaden. - Das milde Seeklima ist besonders dem Graswuchs, den Wiesen günstig. Wälder scheinen von Natur weniger verbreitet gewesen zu sein, da sogar die Buche erst eingeführt worden ist und auch die Fichte von Haus aus fehlte. An der Südwestecke (wie auch im südwestl. England) sind einige südeurop. Pflanzen wild, welche hier die Eiszeit überdauert zu haben scheinen und lehren, daß die südeurop. Flora in frühern Perioden eine weit größere Ausdehnung nach N. besessen hat. - Die Fauna ist noch ärmer als die Englands. Schlangen scheinen gar nicht vorzukommen, die Frösche sollen eingeführt sein. Das Wild ist selten. Flüsse und Seen sind aber sehr reich an Fischen, ebenso das Meer, das auch bei Carlingford ausgezeichnete Austern hat. In der Landfauna finden sich einige südl. Formen, welche der atlantischen Küste gefolgt sind und in England nicht vorkommen. Der Hase von I. wird von manchen Forschern für eine eigene Art (Lepus hibernicus Shaw) gehalten, ist aber nur eine, nicht einmal konstante Lokalrasse.

Mineralreich. Außer Granit, der das Grundgebirge bildet, sind Kalksteine häufig. In vielen Gegenden wird Marmor gebrochen, der schönste schwarze bei Kilkenny, der schönste weiße in Connemara und Donegal. Der Basalt, der sich von der Mündung des Carrickfergus bis zum Lough Foyle und in das Binnenland bis zu den Ufern des Lough Neagh erstreckt, gehört hinsichtlich der Regelmäßigkeit und Mannigfaltigkeit der Säulenbildung zu den interessantesten geolog. Erscheinungen. Berühmt ist der Riesendamm in Antrim. Gold wird in den Thälern des Liffey und des Avoca im County Wicklow gewaschen. Silber hat sich gediegen gefunden und ist im Bleiglanz enthalten. Blei findet sich vielfach. Eisen ist reichlich vorhanden, aber es fehlt an Feuerungsmaterial, weshalb die Eisenindustrie nicht bedeutend ist. Viel Kupfererz wird gefördert und nach Wales zum Schmelzen gebracht. Schwefel, hauptsächlich aus Erzen, gewinnt man in Wicklow. Salz, Gips, Molybdän, Antimon, Arsenik, Kobalt, Magnesia, Alaun u. s. w. finden sich, sowie Thonarten, Kalk in Menge, Mineralquellen in vielen Gegenden. Steinkohlenlager unterscheidet man sieben, darunter das bedeutendste zu beiden Seiten des untern Shannon in den Grafschaften Clare, Tipperary und Limerick (1650 qkm). Sie förderten (1891) insgesamt nur 105681 t Kohlen, sodaß eine bedeutende Einfuhr aus England nötig ist. Die Qualität der irischen Kohle ist geringer als die der englischen. Die geringe Ausbeute wird aber hauptsächlich dem Mangel an Tiefbohrmaschinen und an geschickten Bergleuten zugeschrieben. Das wichtigste Feuerungsmaterial liefert der Torf.

Landwirtschaft. Das Besitzrecht fast allen Landeigentums beruht auf Schenkungen, meist aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., der Königin Elisabeth, Cromwells und Wilhelms III.; nur in Connaught giebt es noch einige Familien, die ihren Besitz auf altes Erbrecht gründen. Gutsherrliche Rechte, die zum Teil noch in England bestehen, giebt es nicht. Die Grundherren beziehen häufig nur geringen Zins, weil in frühern Zeiten sehr lange Pachtungen, auf ewige Zeiten oder 999 Jahre, üblich waren. Es giebt wenig kleine Grundeigentümer, und die Zahl der Freisassen (freeholders) ist verhältnismäßig gering. Verderblich auf den Kulturzustand wirkt die große Zerstückelung des Bodens und das Pachtwesen. Die großen Gutsbesitzer vererben ihr Land zwar auf den ältesten Sohn wie in England, wo sie auch meistens herstammen, aber ihren Pachtbauern giebt alter Brauch das jetzt teilweise beschränkte Recht, ihr Land an die Söhne, manchmal selbst an die Töchter zu verteilen. (S. Farm.) Ein anderer Mißstand ist der sog. Absentismus (s. d.). Die jetzt gewöhnlichen Pachtzeiten laufen auf 61, 31 und 21 Jahre oder auf Lebenszeit. Den zwölften Teil des Landes haben