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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Istrien (Herzog von) - Itacismus

Geschichte. Istria oder Histria führt seinen Namen von den illyr. Istrern, die 177 v. Chr. der röm. Herrschaft unterworfen wurden. Seit Augustus' Zeiten gehörte I. bis zur Arsia zu Oberitalien, während die jenseit der Arsia wohnenden Liburner zu Illyricum gerechnet wurden. I. teilte fortan die Schicksale Italiens und Illyricums. Im 7. Jahrh. drangen Slowenen, Kroaten und Serben nach I. vor, dessen Küsten und Inseln jedoch in Abhängigkeit vom Oströmischen Reich blieben. Karl d. Gr. unterwarf die Halbinsel dem Fränkischen Reich, bei dessen Auflösung sie in dem Vertrag zu Verdun 843 dem Königreich Italien zufiel. Erst 951 wurde I. mit den Marken Verona und Friaul durch Otto I. von Italien losgerissen und die Verwaltung dieser Gebiete zuerst dem Herzog von Bayern, dann (976) dem Herzog von Kärnten übertragen. Seit 1061 erscheint in I. ein Markgraf. Doch wurde dieses Land schon 1077 dem Patriarchen von Aquileja verliehen, der es aber nicht zu behaupten vermochte. Bald finden wir in I. wieder Markgrafen aus den Häusern Eppenstein, Weimar und Sponheim, bis es 1173 endlich an den Grafen Berthold von Andechs kam. Als dessen Sohn Heinrich als Teilnehmer an dem Morde König Philipps vom König Otto IV. geächtet wurde, kam I. 1209 an den Patriarchen von Aquileja, der aber in der Folge fast alles an Venedig verlor. So war bis 1797 der größte Teil der Halbinsel den Venetianern unterworfen; nur der nordöstl. Teil, die sog. Grafschaft I. (das deutsche I.), bestehend aus den Gebieten von Mitterburg (Pisino), Pedena-Bellai und Castelnuovo, ein Besitztum der Grafen von Görz, war nach dem Tode des Grafen Albert IV. 1374 an Österreich gefallen und zum Herzogtum Krain geschlagen worden. Nach dem Frieden von Campo-Formio (1797) besetzte Österreich auch den venet. Teil des Landes, mit dem noch mehrere venet. Besitzungen vereinigt wurden. Als aber Österreich 1805 in dem Frieden zu Preßburg auf sämtliche venet. Besitzungen Verzicht geleistet hatte, musste es auch das venetianische I. an Frankreich abtreten. Das deutsche I. folgte 1809 diesem Schicksal. Später wurde es durch Napoleon mit den illyr. Provinzen vereinigt, 1814 aber von Österreich zurückgewonnen.

Litteratur. Stieglitz, I. und Dalmatien (Stuttg. 1845): I., histor., geogr. und statist. Darstellung der istrischen Halbinsel (Triest 1863); I. R. Lorenz, Physik. Verhältnisse und Verteilung der Organismen im Quarnerischen Golfe (Wien 1863); Goracuchi, Die Adria und ihre Küsten (Triest 1872); U. Ruthner, Das Küstenland und das Königreich Dalmatien (Wien 1880); Schweiger-Lerchenfeld, Die Adria (ebd. 1883); Combi, Istria. Studi storici e politici (Mail. 1886); T. G. Jackson, Dalmatia, the Quarnero and Istria (3 Bde., Oxford 1887); Stache, Übersicht der geolog. Verhältnisse der österr. Küstenländer (Wien 1889); Tomasin, Die Volksstämme im Gebiet von Triest und in I. (Triest 1890); Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild, Bd. 10: Das Küstenland (Wien 1891).

Istrien, Herzog von, s. Bessières, Jean Baptiste.

Isturiz, Don Francisco Xavier de, span. Staatsmann, geb. 1790 zu Cadiz, machte sich politisch zuerst dadurch bekannt, daß nach der Wiedereinsetzung König Ferdinands VII. in seinem Hause zu Cadiz der Aufstand vorbereitet wurde, der unter Quirogas und Riegos Leitung 1. Jan. 1820 in Spanien ausbrach. Dann 1822 zum Mitglied der Cortes, 1823 zum Präsidenten derselben erwählt, ging er mit nach Sevilla und Cadiz. Nach der Restauration zum Tode verurteilt, flüchtete er nach England. Infolge der Amnestie kehrte er 1834 nach Spanien zurück, wurde von der Provinz Cadiz zum Procurador bei den Cortes erwählt und brachte 1835 den Aufstand der Milicia urbana zum Sturz des Ministeriums Toreno zu stande, der aber durch den General Quesada unterdrückt wurde. Er wurde dann Präsident der Kammer der Procuradoren, die aber Mendizabal im Jan. 1836 auflöste. Nach Mendizabals Sturz übernahm I. 15. Mai 1836 das Ministerium des Auswärtigen und den Vorsitz im Ministerrate. Doch musste er, nachdem die Königin-Regentin Maria Christina gezwungen worden war, die Konstitution von 1812 zu proklamieren, nach England flüchten. Wiederum zurückgekehrt, wurde er in die Cortes von 1838 erwählt und Präsident des Kongresses. Nach dem Rücktritt des Ministeriums Narvaez im Febr. 1846 trat I. an die Spitze des neuen Kabinetts, das schon im April wieder Narvaez weichen mußte. Doch einige Wochen später ward letzterer wieder durch das Kabinett Isturiz-Mon-Pidel verdrängt, das aber schon im Dezember desselben Jahres infolge der Haltung der Cortes zurücktrat. I. war dann einige Zeit span. Gesandter in London und ging 1856 in außerordentlicher Sendung nach Petersburg. Später wurde er abermals span. Gesandter in London, 1862 Präsident des Staatsrats zu Madrid und war 1863-64 Gesandter in Paris. Er starb 16. April 1871.

Istväonen, german. Völkergruppe, s. Istävonen.

Isubrahirsch (Cervus Lühdorfi Bolau), eine im Widerriste 1,45 m hohe Hirschform, deren Eissprosse unmittelbar an die Augensprosse gerückt ist (s. Geweih), seitlich abbiegt und sich mit ihren Enden in eine Höhe mit der Augensprosse stellt. Der Schwanz ist sehr kurz. Die Jungen sind gefleckt, der Sommerpelz ist hellbraun mit weißem Kehlstrich, der Winterpelz bräunlich-grau, die starke Mähne sehr dunkel, fast schwarz. Dieser Hirsch, der viel Ähnlichkeit mit dem Wapiti (s. d.) hat, bewohnt Transbaikalien und wahrscheinlich das ganze mittlere und südl. Ostsibirien.

Isubu, afrik. Völkerschaft, s. Bimbia.

Isvornik, Stadt in Bosnien, f. Zwornik.

Iswjestija. (richtiger Izvestija, russ., "Nachrichten"), in Rußland häufiger Titel von Zeitschriften, so "Peterburgskija I." ("Petersburger Nachrichten"), "Moskowskija I." ("Moskauer Nachrichten").

Iswoschtschik (russ.), Droschkenkutscher.

It., Abkürzung für item (s. d.).

Itabirit, ein körnig-schieferiges oder dichtes Gestein, das aus blätterigem Eisenglanz, Magneteisen und Quarzkörnern besteht und accessorisch gediegen Gold, Talk, Chlorit, Strahlstein enthält; es bildet unter anderm eine an 300 m mächtige, zum Teil deutlich geschichtete Ablagerung an der Sierra da Piedada bei Sabara in Brasilien, wo der Pik von Itabira daraus besteht. Sehr ähnlich den brasilianischen sind ausgedehnte Lager im Silur bei Sutton in Canada.

Itacismus, die heutige, neugriech. Aussprache des Altgriechischen; der Name ist abgeleitet vom Buchstabennamen i und stammt daher, daß die Neugriechen die in alter Zeit verschieden ausgesprochenen Vokale i, y, ē, ei, oi (ι, υ, η, ει, οι) gleichmäßig wie i aussprechen. Die Neugriechen sind meistens eifrige Verfechter der Meinung, daß