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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jacobsthal - Jacotot
von Müncheberg", "Die Galoschen des Glücks",
"Der jüngste Lieutenant" (1883), "Der Mann im
Monde" (1884), "Ein gemachter Mann" (1885),
"Das lachende Berlin" (1888), "Die Salontirolerin"
(1888), "Der Goldfuchs" (1890), "Der Tanzteufel"
(1891), "Goldlotte" (1893).
Iacobsthal, Johann Eduard, Architekt, geb.
17. Sept. 1839 zu Preuß.-Stargard, studierte an
der Bauakademie zu Berlin und bereiste (^üddeutsch-
land, Belgien, Frankreich und Italien, später
England, Kleinasien, Griechenland. 1874 wurde er
Professor an der ehemaligen Bauakademie zu Berlin.
Unter seinen selbständigen Bauausführungen sind
die Bahnhöfe der Reichseisenbahnen in Elsaß-
Lothringen, darunter jene zu Metz (1874-78) und
zu Strahburg (1877-84) zu nennen, ferner der
Bahnhof Alexanderplatz an der Berliner Stadt-
bahn, die Brückenthore zu Dirschau und Marien-
burg. Verdienstvoll sind auch I.s Publikationen:
"Grammatik dcr Ornamente" (2. Aufl., Verl. 1880),
"Araceenformen in der Flora des Ornaments"
(2. Aufl., Kaiserslaut. 1889), "Südital. Fliesen-
ornamente" (Berl. 1887), worin I. für sinngemäße
Anwendung der ornamentalen Formen eintritt.
Iacobus, f. Iakobus. ^Todi.
Iacobus de Venedictis, s. Iacopone von
Iacoby, Joh., demokratischer Politiker, geb.
1. Mai 1805 in Königsberg, von israel. Abkunft,
studierte daselbst Medizin und ließ sich 1830 in
seiner Vaterstadt als Arzt nieder. Wegen seiner
"Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen"
(Mannh. 1841), worin er das Recht des Volks auf
eine Verfassung darthat, des Hochverrats angeklagt,
ward er von dem Berliner Kammergericht zu zwei-
einhalbiähriger Festungsstrafe verurteilt, aber 1843
vom Ooertribunal freigesprochen. Zwei Flugschrif-
ten, "Preußen im I. 1845" (Bellevue 1845) und
"Das tonigl. Wort Friedrich Wilhelms III." (Par.
1845), verwickelten ihn abermals in eine Unter-
suchung, infolge deren er zu zweieinhalbjähriger
Festungsstrafe verurteilt, aber von dem ostpreuh.
Tribunal ebenfalls freigesprochen wurde. I. begab
sich 1848 nach Frankfurt a. M., sah im Vorparla-
ment und wurde in den Fünfziger-Ausschuß ge-
wählt. Im Juni trat er in die preuß. Nationalver-
sammlung ein. Als Mitglied der Deputation, die
im November eine Adresse gegen die Ernennung
des Ministeriums Brandenburg überreichte, rief er
dem Könige, als dieser I.s Äitte um Gehör ab-
wies, die Worte zu: "Das eben ist das Unglück
der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören
wollen". In Berlin wurde er 1849 wieder in die
Zweite Kammer gewählt, die 27. April aufgelöst
wurde. Hierauf trat er in die Deutsche National-
versammlung. Nach deren Auflösung ging er mit
dem Rumpf nach Stuttgart und von da nach Baden
und in die Schweiz, wo er in Vernex am Genfersee
seinen Aufenthalt nahm. In Preußen des Hoch-
verrats angeklagt, stellte sich I. in Königsberg,
wurde aber von dem dortigen Geschworenengericht
<8. Dez. 1849) freigesprochen.
Erst seit 1858 beteiligte sich I. wieder am öffent-
lichen Leben, namentlich mit der Broschüre "Die
Grundsätze der preuß. Demokratie" (Berl. 1859).
Er wurde seit 1862 wiederholt ins Abgeordneten-
haus gewählt und beteiligte sich besonders 1864 und
1865 an den Verhandlungen des Abgeordneten-
hauses, wobei er auch nach 1866 in der schroffsten
Opposition verharrte und schließlich zur Social-
demokratie überging. Im Sept. 1870 wurde I.
auf Befehl des Generalgouverneurs der Küsten-
lande, General Vogel von Falckenstein, mit einigen
Stimmführern der radikal-socialistischen Demokratie
in Haft genommen und bis 26. Okt. in der Festung
Boyen interniert, weil er sich schroff gegen die Ein-
verleibung Elsaß-Lothringens ausgesprochen hatte.
Er starb 6. März 1877 in Königsberg. Schon vor
seinem Tode waren seine "Gesammelten Schriften
und Reden" (2 Bde., Hamb. 1872; 2. Ausg. mit
Nachträgen 1877) erschienen; F. Rühl gab aus I.s
Nachlaß "Geist der griech. Geschichte" (Berl. 1884)
heraus.
Iacoby, Louis, Kupferstecher, geb. 7. Juni 1828
in Havelberg, bildete sich seit 1844 bei Mandel in
Berlin in der Kupferstechkunst aus. Seine ersten
bedeutenden Stiche, nach 1852, waren die Geschichte
und die Sage nach Kaulbach (Wandgemälde im
Treppenhause des Berliner Museums) und Lady
Macbeth nach demselben. 1855 ging er nach Paris,
verweilte dort ein Jahr und vollendete daselbst den
Stich der Hunnenschlacht nach Kaulbach. Er machte
inzwischen im Herbst 1856 mit dem Kunstschrift-
steller Guhl eine Reise nach Spanien. Nach Deutsch-
land zurückgekehrt, erhielt er von der Wiener Ge-
sellschaft für vervielfältigende Kunst den Auftrag,
Raffaels schule von Athen zu stechen, zu welchem
Zwecke er sich zwei Jahre in Rom aufhielt; dieser
Stich, sein Hauptwerk, wurde 1882 vollendet. 1863
wurde er als Professor der Kupferstechkunst an die
Wiener Akademie und 1882 als technischer Beirat
an die königl. Museen und als artistischer Beirat
der Reichsdruckerei nach Berlin berufen. 1892 stach
er die Hochzeit Alexanders d. Gr. nach Sodoma.
Iaconet (engl., spr. dschäck-), Iakonett, ein
feiner, glatter Baumwollstoff (aus Garn Nr. 80-
150), dichter gewebt als Musselin und unwesent-
lichen mit dem baumwollenen Batist übereinstim-
mend, von dem er sich jedoch durch eine weichere
Appretur unterscheidet.
Iacöpo da Ponte, venet. Maler, s. Bassano.
Iacopone von Todi (Iacobus de Bene-
dictis), ital. Dichter, einer der ältesten Verfasser
von Lauden, d. i. geistlichen Liedern, aus der Familie
der Benedetti in Todi, wurde Advokat und trat,
nach zehnjähriger Kasteiung, als Laienbruder in den
Franziskanerorden. Bei der Spaltung im Orden
stand er auf feiten der strengern Partei (Spiritua-
listen), ward so der heftige Gegner Bonifacius' V11I.
und verband sich gegen ihn mit den Colonna. Nach
dem Fall von Palestrina (1298) ward er gekettet in
einen unterirdischen Kerker geworfen. 1303, nach
Bonifacius' Tode, befreit, starb er 25. Dez. 1306
im Franziskanerkloster zu Collazzone. Seine geist-
lichen Lieder, von einer glühenden Mystik erfüllt,
sind teilweise dialogische Vorläufer des Dramas.
Eine Ausgabe erschien zuerst in Florenz (1490), dann
von Modio (Rom 1558), von Tresatti (Vened.1617,
sehr fehlerhaft, mit vielen unechten Stücken), eine
Auswahl von Sorio (Verona 1858); Ausgewählte
Gedichte gaben Schlüter und Stork (Münster 1864).
Auch mehrere lat. Kirchenlieder werden ihm bei-
gelegt, namentlich das berühmte "8tadat matsi-".
- Vgl. D'Ancona, ^. äa. 1?., ii Fiuiiars äi vio äei
86e. X1I1 (Ancona 1884; in "8wäi suiiaI6tt6r".tui-g.
itÄÜHUÄ äs' primi 86oo1i").
Iacotot (spr. schakotoh), Jean Joseph, bekannt
durch seine eigentümliche Unterrichtsmethode, die
Iacototscke Methode, geb. 4. März 1770 zu
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