Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Japanische Kunst'
namhaften Meistern gehören Mitsunobu (1496–1593) und dessen Sohn Mitsushige (gest. 1560), deren Nachkommen bis auf die Gegenwart im Dienste der Kunst
gewirkt haben. Bereits im 14. Jahrh. macht sich durch die Wiedergeburt der chines. Schule eine Gegenströmung gegen die nationaljapan. Richtung geltend.
Jōsetsu, ein Priester in Kioto, zugleich ein gediegener Kenner der berühmten chines. Maler aus den Zeiten des Sung und der Yuen, gründete in dem Tempel
Sōkokuji eine Malerschule, welche den chines. Stil zum Vorbilde nahm. Als das eigentliche Haupt dieser Schule ist Shiu-bun, ein Schüler und Zeitgenosse des
Jōsetsu, anzusehen, während die beiden übrigen hervorragendsten Schüler des letztern, Sesshiu und Masanobu, durch ihre stärker ausgeprägte Eigenart selbst
Begründer neuer Schulen wurden. Sesshiu (1421–1507) hatte vor seinem Meister den Vorzug voraus, die chines. Kunst in ihrer Heimat studieren zu können; seine
eigentliche Bedeutung liegt auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei. Die nach ihm benannte Schule erhielt sich bis in das 17. Jahrh. Einer größern Berühmtheit
hatte sich jedoch die Kanoschule zu erfreuen, die auf Kano Masanobu (1424–1520) zurückgeführt wird; doch war sein Sohn Kano Motonobu (1477–1559) dem
Vater an Bedeutung weit überlegen. Motonobu legte weniger Gewicht auf die Farben als auf die kalligraphische Feinheit und Sicherheit der Zeichnung. Nächst
ihm war Kano Morinobu (1602–72), bekannter unter dem Namen Tan-yu, der hervorragendste unter den Malern dieser Schule (s.
Taf. I, Fig. 3), welche übrigens gegenwärtig noch besteht. Unabhängig von dem chines. Geschmack hatte sich
bereits im 12. Jahrh. eine Richtung Bahn gebrochen, welche mehr als irgend eine der erwähnten Schulen den Stempel der japan. Geistesrichtung an sich trägt,
die sog. Toba-ye, welche dem Toba Sōjō, einem Priester des Klosters Toba-no In, ihr Dasein verdankt. Den Inhalt ihrer meist humoristisch-satir. Darstellungen
bilden Vorgänge des täglichen Lebens, sowohl des politischen als des Volkslebens. Der Einfluß, den gerade diese Richtung auf die moderne Malerei der Japaner,
insbesondere die von Iwasa Matahei (Anfang des 17. Jahrh.) begründete Ukiyo-ye-riū oder volkstümliche Schule (ukiyo-ye heißt weltliche oder profane Malerei)
ausgeübt hat, ist unverkennbar. Unter den Malern, welche dieser Schule angehören, ist Hokusai (1760–1849) einer der populärsten und auch in Europa
wohlbekannt und geschätzt (s. Taf. I, Fig. 5). Sodann ist die von Maruyama Okio (1733–95) begründete
Shijōschule zu erwähnen, deren Bestreben, zwar unter Beibehaltung der chines. Malweise, vor allen Dingen auf ein eingehendes Studium der Natur gerichtet ist.
Ihr gehörte u.a. Kikuchi Yōsai (1787–1878) an, der sich besonders durch Bildnisse bekannt gemacht hat. Endlich sind unter den Malern des 19. Jahrh. noch zu
nennen: Toyosuki (s. Taf. I, Fig. 4), Soscho Kansin (s. Taf. I,
Fig. 7), Rinsen und Kien (s. Taf. I, Fig. 6). Eine große Bedeutung hat die japan. Malerei auch für die Dekoration,
die Bemalung von Fächern, Wandschirmen (s. Taf. I, Fig. 2), Tapeten u. dgl. (s. auch
Taf. I, Fig. 1). Vgl. W. Anderson,
Descriptive and historical catalogue of a collection of Japanese and Chinese paintings in the British Museum (Lond. 1886);
ders., The pictorial arts of Japan (4 Tle., ebd. 1886); Gonse, L'art japonais (2 Bde.,
Par. 1883); Gierke, Japan. Malereien (Berl. 1882).
3) Kunstgewerbe. Das japan. Porzellan (s.
Taf. II, Fig. 10 u. 12) ist erst im 16. Jahrh. entstanden, durch chines. Einfluß auf dem Wege über Korea; es
verhielt sich daher in erster Zeit dem chinesischen gegenüber nachahmend, sowohl hinsichtlich der bizarren Ornamente und Figuren, als auch der
phantastischen Tiergebilde. Es sind daher diese ältern Arbeiten Japans von den chinesischen schwer zu unterscheiden. Aber ihr eigenartiger Sinn führte die
Japaner auch in der Gestaltung des Porzellans ihre eigenen Wege, wenngleich eine gewisse Verwandtschaft und Nachahmung beiderseits noch ferner erkennbar
blieb. Auch der Japaner ist bizarr, aber doch weniger als der Chinese. Dabei ist er geistreicher, ein schärferer Beobachter der Natur und zur Selbstironie, zur
bewußten Karikatur geneigt. Bei der Dekoration des Porzellans sind unter den Blumen die Päonien und das Chrysanthemum begünstigt, dann die roten und
weißen Blüten einer Pflaumenart (s. Taf. II, Fig. 12); unter den Tieren die Schildkröte, das Symbol des langen
Lebens, und der Kranich, in dessen Darstellung die japan. Kunst niemals ermüdet. Von den Arten des japan. Porzellans ist die älteste diejenige, welche in der
zweiten Hälfte des 17. Jahrh. zu Arita in der Provinz Hizen, daher auch Arita-Porzellan genannt, gefertigt wurde, es sind zierliche Gefäße von weißer Masse, auf
deren Flächen Bambusstauden, Blumen und Blätterzweige, bunte Vögel, reich gekleidete Menschen fein und maßvoll sich dargestellt finden. Eine zweite Art aus
der Provinz Hizen, daher Hizen-Porzellan genannt, das weniger fein, aber sehr dekorativ ist, hat noch eine größere Berühmtheit und auch eine größere
Verbreitung erlangt, da es im 18. Jahrh. für die vornehmen und fürstl. Tafeln sehr gesucht war. Dekoriert in Blau, Rot und Gold und vorzugsweise geschmückt mit
Päonien und Chrysanthemen, hat es von europ. Sammlern die Bezeichnung Famille chysanthémo-péonienne erhalten, als
Seitenstück zur Famille verte und Famille rose der Chinesen. Man hielt es damals
irrtümlich für chinesisch. Reicher, origineller, auch naturalistischer in der Verzierung sind die rotgoldenen Porzellane von Kaga und die Arten von Kioto und
Satsuma. Die letztern aber, die Arbeiten von Satsuma (s. Taf. II, Fig. 4), Gefäße von überaus großer Kühnheit
in der Verzierung mit plastischen Figuren und Reliefs und von außerordentlicher Feinheit in der mit Gold geführten Zeichnung und Malerei, gehören schon nicht
mehr zum eigentlichen und echten Porzellan, sondern bilden mit ihrer gelblichen Masse einen Übergang zu den Fayencen oder glasierten Thonarbeiten, in
denen sich der künstlerische Geist Japans noch freier und origineller als im Porzellan entwickelt hat. Lange unbeachtet, sind sie jetzt hochberühmt unter den
Kennern und Freunden der japan. Kunst. Eigentümlich sind den Japanern zwei besondere Arten von Porzellangefäßen, die einen, welche mit schwarzem oder
rotem Lack und darauf angebrachter Bemalung ganz überzogen sind (s. Taf. II, Fig. 7 u. 11), die andern, die mit
Zellenschmelz überdeckt sind. Die letztere Art ist neuere Erfindung. Einen guten Überblick über die Entwicklung der japan. Porzellanfabrikation bietet die
Sammlung im Berliner Kunstgewerbemuseum. – Vgl. Audsley und Bowes, La céramique japonaise (Par. 1877–80); Alcock,
Art and art-industries in Japan (Lond. 1878); Japan. Formenschatz, hg. von Bing (Lpz. 1888–90); Bowes,
Japanese pottery (Liverpool 1892); Appert,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 871.