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Jirecek (Joseph Konstantin) - Joachim II.
Gedichte dieser und der Grünberger Handschrift
iPmg 1879), eine Biographie Slavatas (ebd. 1876).
Endlich besorgte er die Herausgabe der Werke seines
Schwiegervaters Paul Ios. Schafarik (s. d.).
Firecek (fpr. -tscheck), Joseph Konstantin, slaw.
Historiker, geb. 24. Juli 1854 in Wien, Sohn des
vorigen, studierte in Prag Philosophie. Nachdem er
hier einige Zeit Docent der Geschichte gewesen, begab
er sich zu archivalischen Forschungen nach Ragusa,
ward 1879 nach Bulgarien berufen als General-
sekretär des Unterrichtsministeriums, war 1881-82
daselbst Unterrichtsminister, darauf Präsident des
Unterrichtsrats und machte sich um die Entwicklung
des dortigen Schulwesens sehr verdient. 1884 über-
nahm er eine Professur der allgemeinen Geschichte
in Prag und wurde 1893 als Professor der slaw.
Altertumskunde nach Wien berufen. Er veröffent-
lichte eine "Geschichte der Bulgaren" (czechifch und
deutsch, Prag 1876; vervollständigte russ. Ausgabe,
Odessa 1878), "Das Typikon des heü. Sava" (serbisch,
Belgr. 1874), eine bulgar. Bibliographie (bulgarisch,
Wien 1872), "Die Heerstraße von Belgrad nach
Konstantinopel" (Prag 1877), "Die Handelsstraßen
und Bergwerke von Serbien und Bosnien im Mittel-
alter" (ebd. 1879), "Die Beziehungen der Raausaner
zu Serbien 1355-71" (ebd. 1885), "Reisen m Bul-
garien" (czechisch, ebd. 1888), "Das Fürstentum
Bulgarien" (Wien 1891), "3p0ill6iiici 8lp8ki"
("Serb. Urkundenbuch", Belgr. 1892).
Iirmilik (im Türkischen soviel wie Zwanziger),
Bejas-jirmilik(d.h.weißerZwanziger),Silber-
Medschidieh, von den Griechen Ikosar genannt,
eine Silbercourantmünze von 20 Gurusch oder türk.
Piastern, im Gewicht von 24,055 F und in einer
Feinheit von 830 Tausendteilen, sodaß sie (zum
Preise von 125 M. für 1 K3 Feinsilber) für 2,496 M.
Feinsilber enthält. I., Iirmi-para (--- 20 Para)
oder Iarimlik, d. h. Halber (nämlich Piaster),
heißt der vierzigste Teil des Medschidieh, ebenfalls
eine Silbermünze, von derselben Feinheit wie letzte-
rer und verhältnismäßigem Gewicht, also ein Stück
von ^2 Gersch oder türk. Piaster --- 0,062M. Neuer-
dings nehmen die türk. Regierungskassen den I.
nur noch zu 19 Piastern in Zahlung.
Iiron (spr. chi-), Stadt im Departamento San-
tander der Republik Columbia, in 770 m Höhe, un-
weit rechts des Rio Sogomoso, hat etwa 10000 E.
und bedeutenden Tabakbau.
Iiulu, linker Nebenstuß der Donau in Rumä-
nien, entspringt auf der Nordfeite der Transsylva-
nischen Alpen in Siebenbürgen, durchbricht dieselben
bei dem engen Vulkanpaß und durchströmt dann die
walach. Tiefebene zuerst nach SW., dann nach S..
bei Craiova vorbei und mündet gegenüber Rahovo.
Seine Länge ist 336 km, sein Gebiet 10598 ykui.
Iiwaartt, Granatvarietät, s. Ijolith.
"/. HMll., hinter wissenschaftlichen Tierbenen-
nunaen Abkürzung für Johannes Müller (s. d.).
5. H. N. 5., f. I. N. R. I.
Ioab, der Schwestersohn und Oberfeldherr des
Königs David, ein verschlagener und gewaltthä-
tiger Mann; er führte nicht nur Davids Kriege,
sondern ist auch aufs engste in Davids Familien-
erlebnisse verflochten. Durch Abners und Amasas
Ermordung wie durch Tötung Absaloms gegen
Davids Befehl hatte er sich Davids Zorn zuge-
zogen, der sich jedoch nicht offen an ihm zu rächen
wagte. Verderblich wurde ihm, daß er sich in der
letzten Zeit Davids an den rechtmäßigen Thron-
folger Adonia anfchloß. Um seinen Thron zu sichern,
ließ daher Salomo nach seiner Thronbesteigung den
einflußreichen Mann aus dem Wege räumen.
Joachim (hebr. ^m^kim, "Iehova richtet auf"),
Vater der Jungfrau Maria, s. Anna (die Heilige).
Joachim I., Kurfürst von Brandenburg
(1499-1535), geb. 21. Febr. 1484, ältester Sohn
des Kurfürsten Johann Cicero, erhielt durch den
Bifchof Dietrich von Lebus eine gelehrte Erziehung,
deren astrolog. Element nicht ohne Einfluß auf seine
Politik geblieben ist. Er folgte kaum 15jährig seinem
Vater in der Kurwürde und bemühte sich namentlich
durch blutige Strenge gegen die zahlreichen adligen
Friedensbrecher sowie durch Einführung des röm.
Rechts (Ioachimfche Konstitution von 1527) und
Neugestaltung des obersten landesherrlichen Gerichts
(Kammergericht) eine straffere staatliche Ordnung in
seinem Territorium zu schaffen; auch die kurfürstl.
"Reformation" der märkischen Stände diente dem
gleichen Zweck. Dabei blieb freilich das Finanz-
wesen zerrüttet, und auch der Landfriede, wie das
Räuberleben Kohlhases (s. d.) zeigte, ohne genügen-
den Schutz. Die von 1.1506 gegründete Univer-
sität Frankfurt a. O. trat bald hinter Wittenberg
zurück. Der Reformation Luthers blieb I. zeitlebens
ein abgefagter Feind; er arbeitete fowohl auf den
Reichstagen als durch Teilnahme an dem kath.
Bündnisse von 1525 auf ihre gewaltsame Unter-
drückung hin, aber er vermochte den übertritt seiner
Vettern Albrecht und Georg nicht zu hindern, und
seine eigene Gemahlin, Elisabeth (s. d.), die schon
1527 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nahm,
entzog sich dem Zorn ihres Gemahls durch die Flucht
nach Sachsen. I.s Ehebruch mit der Frau des Ber-
liner Bürgers Hans Hornung brachte ihm überdies
heftige persönliche Angriffe von feiten Luthers, der
sich dieser Sache annahm. Wie die Reformation
ihm seine Familienverbindung zerstörte, so brachte
ihm seine Reichspolitik auch sonst keinen Gewinn; im
Kampf um die Kaiserwahl 1518-19 auf franz. Seite
und noch fpäter meist ohne eigene Hoffnung auf die
Krone, suchte er fein Heil im engsten Anschluß an
den Kaiser, der ihn namentlich durch Schmälerung
der brandenb. Lehns- und Erbansprüche auf Pom-
mern und Schleswig-Holstein seine Ungnade hatte
fühlen lassen. Aber es gelang ihm weder das Zu-
trauen des Kaifers zu gewinnen noch durch Verzicht
auf feine pommerschen Ansprüche den Sieg der Re-
formation in Pommern zu verhindern. Vergebens
hoffte er, feine Söhne Joachim und Johann, zwischen
denen er trotz der Hausordnung Albrechts (s. d.)
Achilles eine Teilung seiner 1516 durch Zossen, 1517
durch die Neumark vergrößerten Besitzungen vor-
nahm, durch eidliche Zusagen und durch sein Testa-
ment beim alten Glauben festhalten zu können. Er
starb 11. Juli 1535. - Vgl. Droysen, Geschichte
der preuh. Politik, II, 2 (2. Aufl., Lpz. 1870); Treusch
von Buttlar, Der Kampf I.s I. von Brandenburg
gegen den Adel feines Landes (Dresd. 1889).
Joachim II., genannt Hektor, Kurfürst von
Brandenburg (1535-71), Sohn des vorigen,
geb. 13. Jan. 1505, wurde in humanistifchem Geist
und zugleich in kath. Gesinnung erzogen, brachte
April 1539 den "Frankfurter Anstand" zu Wege,
wonach den Protestanten auf dem nächsten Reichs-
tage eine Vereinigung in Glaubensfachen zugesichert
wurde, und trat 1. Nov. 1539 in Spandau offen zur
Reformation über. Zur Erinnerung daran wurde
ihm 1889 daselbst ein Bronzestandb'ild (von Encke)